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Read Ebook: Kabale und Liebe: Ein bürgerliches Trauerspiel by Schiller Friedrich

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Ebook has 970 lines and 30502 words, and 20 pages

Miller . F?r was? f?r was? Haben Sie ja doch nichts genossen, Herr Secretarius! Nichts h?rt er, und hin zieht er--Ist mir's doch wie Gift und Operment, wenn ich den Federfuchser zu Gesichte krieg'. Ein confiscierter widriger Kerl, als h?tt' ihn irgend ein Schleichh?ndler in die Welt meines Herrgotts hineingeschachert--Die kleinen t?ckischen Mausaugen--die Haare brandroth--das Kinn herausgequollen, gerade als wenn die Natur f?r purem Gift ?ber das verhunzte St?ck Arbeit meinen Schlingel da angefasst und in irgend eine Ecke geworfen h?tte--Nein! eh ich meine Tochter an so einen Schuft wegwerfe, lieber soll sie mir--Gott verzeih mir's-Frau . Der Hund!--aber man wird dir's Maul sauber halten!

Miller. Du aber auch mit deinem pestilenzialischen Junker--Hast mich vorhin auch so in Harnisch gebracht--Bist doch nie dummer, als wenn du um Gotteswillen gescheidt sein solltest. Was hat das Getr?tsch von einer gn?digen Madam und deiner Tochter da vorstellen sollen? Das ist mir der Alte! Dem muss man so was an die Nase heften, wenn's morgen am Marktbrunnen ausgeschellt sein soll. Das ist just so ein Musje, wie sie in der Leute H?usern herumriechen, ?ber Keller und Koch r?sonnieren, und springt einem ein nasenweises Wort ?bers Maul--Bumbs! haben's F?rst und M?tress und Pr?sident, und du hast das siedende Donnerwetter am Halse.

Dritte Scene.

Luise Millerin kommt, ein Buch in der Hand. Vorige.

Luise . Guten Morgen, lieber Vater.

Miller . Brav, meine Luise--Freut mich, dass du so fleissig an deinen Sch?pfer denkst. Bleib immer so, und sein Arm wird dich halten.

Luise. O! ich bin eine schwere S?nderin, Vater--War er da, Mutter?

Frau. Wer, mein Kind?

Luise. Ah! ich vergass, dass es noch ausser ihm Menschen gibt--Mein Kopf ist so w?ste--Er war nicht da? Walter?

Miller . Ich dachte, meine Luise h?tte den Namen in der Kirche gelassen?

Luise . Ich versteh' ihn, Vater--f?hle das Messer, das Er in mein Gewissen st?sst; aber es kommt zu sp?t.--Ich hab' keine Andacht mehr, Vater--der Himmel und Ferdinand reissen an meiner blutenden Seele, und ich f?rchte--ich f?rchte-- Doch nein, guter Vater. Wenn wir ihn ?ber dem Gem?lde vernachl?ssigen, findet sich ja der K?nstler am feinsten gelobt.--Wenn meine Freude ?ber sein Meisterst?ck mich ihn selbst ?bersehen macht, Vater, muss das Gott nicht erg?tzen?

Miller . Da haben wir's! Das ist die Frucht von dem gottlosen Lesen.

Luise . Wo er wohl jetzt ist?--Die vornehmen Fr?ulein, die ihn sehen--ihn h?ren--ich bin ein schlechtes, vergessenes M?dchen. Doch nein, nein! verzeih' Er mir. Ich beweine mein Schicksal nicht. Ich will ja nur wenig--an ihn denken--das kostet ja nichts. Dies Bischen Leben--d?rft' ich es hinhauchen in ein leises, schmeichelndes L?ftchen, sein Gesicht abzuk?hlen;--dies Bl?mchen Jugend--w?r' es ein Veilchen, und er tr?te drauf, und es d?rfte bescheiden unter ihm sterben!--Damit gen?gte mir, Vater! Wenn die M?cke in ihren Strahlen sich sonnt--kann sie das strafen, die stolze majest?tische Sonne?

Miller . H?re, Luise--das Bissel Bodensatz meiner Jahre, ich g?b' es hin, h?ttest du den Major nie gesehen.

Luise . Was sagt Er da? was?--Nein, er meint es anders, der gute Vater. Er wird nicht wissen, dass Ferdinand mein ist, mir geschaffen, mir zur Freude vom Vater der Liebenden. Als ich ihn das Erstemal sah-- und mir das Blut in die Wangen stieg, froher jagten alle Pulse, jede Wallung sprach, jeder Athem lispelte: er ist's!--und mein Herz den Immermangelnden erkannte, bekr?ftigte: er ist's! und wie das wiederklang durch die ganze mitfreuende Welt! Damals--o damals ging in meiner Seele der erste Morgen auf. Tausend junge Gef?hle schossen aus meinem Herzen, wie die Blumen aus dem Erdreich, wenn's Fr?hling wird. Ich sah keine Welt mehr, und doch besinn' ich mich, dass sie niemals so sch?n war. Ich wusste von keinem Gott mehr, und doch hatt' ich ihn nie so geliebt.

Miller . Luise--theures--herrliches Kind--nimm meinen alten m?rben Kopf--nimm Alles--Alles!--den Major--Gott ist mein Zeuge--ich kann dir ihn nimmer geben.

Luise. Auch will ich ihn ja jetzt nicht, mein Vater! Dieser karge Thautropfen Zeit--schon ein Traum von Ferdinand trinkt ihn woll?stig auf. Ich entsag' ihm f?r dieses Leben. Dann, Mutter--dann wenn die Schranken des Unterschieds einst?rzen--wenn von uns abspringen all die verhassten H?lsen des Standes--Menschen nur Menschen sind--Ich bringe nichts mit mir, als meine Unschuld; aber der Vater hat ja so oft gesagt, dass der Schmuck und die pr?chtigen Titel wohlfeil werden, wenn Gott kommt, und die Herzen im Preise steigen. Ich werde dann reich sein. Dort rechnet man Thr?nen f?r Triumphe und sch?ne Gedanken f?r Ahnen an. Ich werde dann vornehm sein, Mutter--Was h?tte er dann noch vor seinem M?dchen voraus?

Frau . Luise! der Major! Er springt ?ber die Planke. Wo verberg' ich mich doch?

Luise . Bleib Sie doch, Mutter!

Frau. Mein Gott! Wie seh' ich aus; ich muss mich ja sch?men. Ich darf mich nicht vor seiner Gnaden so sehen lassen.

Vierte Scene.

Ferdinand von Walter. Luise.

Ferdinand. Du bist blass, Luise?

Luise . Es ist nichts! nichts! Du bist ja da. Es ist vor?ber.

Ferdinand . Und liebt mich meine Luise noch? Mein Herz ist das gestrige, ist's auch das deine noch? Ich fliege nur her, will sehen, ob du heiter bist, und gehn und es auch sein--Du bist's nicht.

Luise. Doch, doch, mein Geliebter.

Ferdinand. Rede mir Wahrheit. Du bist's nicht. Ich schau durch deine Seele, wie durch das klare Wasser dieses Brillanten. Hier wirft sich kein Bl?schen auf, das ich nicht merkte--kein Gedanke tritt in dies Angesicht, der mir entwischte. Was hast du? Geschwind! Weiss ich nur diesen Spiegel helle, so l?uft keine Wolke ?ber die Welt. Was bek?mmert dich?

Luise . Ferdinand! Ferdinand! Dass du doch w?sstest, wie sch?n in dieser Sprache das b?rgerliche M?dchen sich ausnimmt-Ferdinand. Was ist das? M?dchen! H?re! wie kommst du auf das?--Du bist meine Luise. Wer sagt dir, dass du noch etwas sein solltest? Siehst du, Falsche, auf welchem Kaltsinn ich dir begegnen muss. W?rest du ganz nur Liebe f?r mich, wann h?ttest du Zeit gehabt, eine Vergleichung zu machen? Wenn ich bei dir bin, zerschmilzt meine Vernunft in einen Blick--in einen Traum von dir, wenn ich weg bin, und du hast noch eine Klugheit neben deiner Liebe?--Sch?me dich! Jeder Augenblick, den du an diesen Kummer verlorst, war deinem J?ngling gestohlen.

Luise . Du willst mich einschl?fern, Ferdinand--willst meine Augen von diesem Abgrund hinweglocken, in den ich ganz gewiss st?rzen muss. Ich seh' in die Zukunft--die Stimme des Ruhms--deine Entw?rfe--dein Vater--mein Nichts. Ferdinand! Ein Dolch ?ber dir und mir!--Man trennt uns!

Ferdinand. Trennt uns! Woher bringst du diese Ahnung, Luise? Trennt uns?--Wer kann den Bund zweier Herzen l?sen, oder die T?ne eines Accords auseinander reissen?--Ich bin ein Edelmann--Lass doch sehen, ob mein Adelbrief ?lter ist, als der Riss zum unendlichen Weltall? oder mein Wappen g?ltiger, als die Handschrift des Himmels in Luisens Augen: dieses Weib ist f?r diesen Mann?--Ich bin des Pr?sidenten Sohn. Eben darum. Wer, als die Liebe, kann mir die Fl?che vers?ssen, die mir der Landeswucher meines Vaters vermachen wird?

Luise. O wie sehr f?rcht' ich ihn--diesen Vater!

Ferdinand. Ich f?rchte nichts--nichts--als die Grenzen deiner Liebe. Lass auch Hindernisse wie Gebirge zwischen uns treten, ich will sie f?r Treppen nehmen und dr?ber hin in Luisens Arme fliegen. Die St?rme des widrigen Schicksals sollen meine Empfindung emporblasen, Gefahren werden meine Luise nur reizender machen.--Also nichts mehr von Furcht, meine Liebe. Ich selbst--ich will ?ber dir wachen, wie der Zauberdrach ?ber unterirdischem Golde--Mir vertraue dich! Du brauchst keinen Engel mehr--Ich will mich zwischen dich und das Schicksal werfen--empfangen f?r dich jede Wunde--auffassen f?r dich jeden Tropfen aus dem Becher der Freude--dir ihn bringen in die Schale der Liebe. An diesem Arm soll meine Luise durchs Leben h?pfen; sch?ner, als er dich von sich liess, soll der Himmel dich wieder haben und mit Verwunderung eingestehn, dass nur die Liebe die letzte Hand an die Seelen legte-Luise . Nichts mehr! Ich bitte dich, schweig! --W?sstest du--Lass mich--du weisst nicht, dass deine Hoffnungen mein Herz wie Furien anfallen.

Ferdinand . Luise? Wie! Was! Welche Anwandlung?

Luise. Ich hatte diese Tr?ume vergessen und war gl?cklich--Jetzt! jetzt! von heut an--der Friede meines Lebens ist aus--Wilde W?nsche--ich weiss es--werden in meinem Busen rasen.--Geh--Gott vergebe dir's--Du hast den Feuerbrand in mein junges, friedsames Herz geworfen, und er wird nimmer, nimmer gel?scht werden.

F?nfte Scene.

Saal beim Pr?sidenten.

Der Pr?sident, ein Ordenskreuz um den Hals, einen Stern an der Seite, und Secret?r Wurm treten auf.

Pr?sident. Ein ernsthaftes Attachement! Mein Sohn?--Nein, Wurm, das macht Er mich nimmermehr glauben.

Wurm. Ihro Excellenz haben die Gnade, mir den Beweis zu befehlen.

Pr?sident. Dass er der B?rgercanaille den Hof macht--Flatterieen sagt--auch meinetwegen Empfindungen vorplaudert--das sind lauter Sachen, die ich m?glich finde--verzeihlich finde--aber--und noch gar die Tochter eines Musikus, sagt Er?

Wurm. Musikmeister Millers Tochter.

Pr?sident. H?bsch--Zwar das versteht sich.

Wurm . Das sch?nste Exemplar einer Blondine, die, nicht zu viel gesagt, neben den ersten Sch?nheiten des Hofes noch Figur machen w?rde.

Pr?sident . Er sagt mir, Wurm--Er habe ein Aug auf das Ding--das find' ich. Aber sieht Er, mein lieber Wurm--dass mein Sohn Gef?hl f?r das Frauenzimmer hat, macht mir Hoffnung, dass ihn die Damen nicht hassen werden. Er kann bei Hof etwas durchsetzen. Das M?dchen ist sch?n, sagt Er; das gef?llt mir an meinem Sohn, dass er Geschmack hat. Spiegelt er der N?rrin solide Absichten vor? Noch besser--so seh' ich, dass er Witz genug hat, in seinen Beutel zu l?gen. Er kann Pr?sident werden. Setzt er es noch dazu durch? Herrlich! das zeigt mir an, dass er Gl?ck hat.--Schliesst sich die Farce mit einem gesunden Enkel--unvergleichlich! so trink' ich auf die guten Aspecten meines Stammbaums eine Bouteille Malaga mehr und bezahle die Scortationsstrafe f?r seine Dirne.

Wurm. Alles, was ich w?nsche, Ihr' Excellenz, ist, dass Sie nicht n?thig haben m?chten, diese Bouteille zu Ihrer Zerstreuung zu trinken.

Pr?sident . Wurm, besinn' Er sich, dass ich, wenn ich einmal glaube, hartn?ckig glaube; rase, wenn ich z?rne--Ich will einen Spass daraus machen, dass Er mich aufhetzen wollte. Dass Er sich seinen Nebenbuhler gern vom Hals geschafft h?tte, glaub' ich Ihm herzlich gern. Da Er meinen Sohn bei dem M?dchen auszustechen M?he haben m?chte, soll Ihm der Vater zur Fliegenklatsche dienen, das find' ich wieder begreiflich--und dass er einen so herrlichen Ansatz zum Schelmen hat, entz?ckt mich sogar--Nur, mein lieber Wurm, muss Er mich nicht mit prellen wollen.--Nur, versteht Er mich, muss Er den Pfiff nicht bis zum Einbruch in meine Grunds?tze treiben.

Wurm. Ihro Excellenz verzeihen. Wenn auch wirklich--wie Sie argwohnen--die Eifersucht hier im Spiel sein sollte, so w?re sie es wenigstens nur mit den Augen und nicht mit der Zunge.

Pr?sident. Und ich d?chte, sie bliebe ganz weg. Dummer Teufel, was verschl?gt es denn Ihm, ob Er die Karolin frisch aus der M?nze oder vom Bankier bekommt. Tr?st' Er sich mit dem hiesigen Adel--wissentlich oder nicht--bei uns wird selten eine Mariage geschlossen, wo nicht wenigstens ein halb Dutzend der G?ste--oder der Aufw?rter--das Paradies des Br?utigams geometrisch ermessen kann.

Wurm . Ich mache hier gern den B?rgersmann, gn?diger Herr.

Pr?sident. ?berdies kann Er mit N?chstem die Freude haben, seinem Nebenbuhler den Spott auf die sch?nste Art heimzugeben. Eben jetzt liegt der Anschlag im Kabinet, dass, auf die Ankunft der neuen Herzogin, Lady Milford zum Schein den Abschied erhalten und, den Betrug vollkommen zu machen, eine Verbindung eingehen soll. Er weiss, Wurm, wie sehr sich mein Ansehen auf den Einfluss der Lady st?tzt--wie ?berhaupt meine m?chtigsten Springfedern in die Wallungen des F?rsten hineinspielen. Der Herzog sucht eine Partie f?r die Milford. Ein Anderer kann sich melden--den Kauf schliessen, mit der Dame das Vertrauen des F?rsten anreissen, sich ihm unentbehrlich machen--Damit nun der F?rst im Netz meiner Familie bleibe, soll mein Ferdinand die Milford heirathen--Ist Ihm das helle?

Wurm. Dass mich die Augen beissen--Wenigstens bewies der Pr?sident hier, dass der Vater nur ein Anf?nger gegen ihn ist. Wenn der Major Ihnen eben so den gehorsamen Sohn zeigt, als Sie ihm den z?rtlichen Vater, so d?rfte Ihre Anforderung mit Protest zur?ckkommen.

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