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Read Ebook: Der Parasit oder die Kunst sein Glück zu machen Ein Lustspiel nach dem Franzoesischen [des Picard] by Picard L B Louis Beno T Schiller Friedrich

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Ebook has 1027 lines and 21387 words, and 21 pages

La Roche. Wer? Es ist ein Freundschaftsdienst von dem Selicour.

Karl. Ist's m?glich?

La Roche. Ich hab' es von guter Hand.

Firmin. Aber wie?

La Roche. Der Selicour ist aus meinem Ort, wie Sie wissen. Wir haben beide gleiches Alter. Sein bischen Schreiben hat er von mir gelernt, denn mein Vater war Cantor in unserm Dorf. Ich hab' ihn in die Gesch?fte eingef?hrt. Zum Dank daf?r schickt er mich jetzt fort, um. Ich weiss nicht welchen Vetter von dem Kammerdiener unsers neuen Ministers in meinen Platz einzuschieben.

Karl. Ein saubres Pl?nchen!

Firmin. Aber w?re da nicht noch Rath zu schaffen?

La Roche. Den erwart' ich von Ihnen, Herr Firmin!--Zu Ihnen wollt' ich mich eben wenden.--Sie denken rechtschaffen.--H?ren Sie! Um meine Stelle ist mir's nicht zu thun; aber r?chen will ich mich. Dieser unversch?mte Bube, der gegen seine Obern so geschmeidig, so kriechend ist, glaubt einem armen Schlucker, wie ich bin, ungestraft ein Bein unterschlagen zu k?nnen.--Aber nimm dich in Acht, Freund Selicour!--Der verachtete Gegner soll dir sehr ernsthafte H?ndel anrichten!--Und sollt' es mir meine Stelle, meine Versorgung auf immer kosten--ich muss Rache haben! F?r meine Freunde gehe ich ins Feuer, aber meine Feinde m?gen an mich denken.

Firmin. Nicht doch, lieber La Roche!--Vergeben und vergessen ist die Rache des braven Mannes.

La Roche. Keine Barmherzigkeit, Herr, mit den Schelmen! Schlechte Bursche zu entlarven, ist ein gutes, ein verdienstliches Werk.-- Seine Stelle, das wissen Sie recht gut, geb?hrt von Gott und Rechts wegen Ihnen--und das aus mehr als einem Grund. Aber arbeitet, zerschwitzt euch, lasst's euch sauer werden, ihr habt doch nur Zeit und M?he umsonst vergeudet! Wer fragt nach eurem Verdienste? Wer bek?mmert sich darum?--Kriecht, schmeichelt, macht den Krummbuckel, streicht den Katzenschwanz, das empfiehlt seinen Mann! Das ist der Weg zum Gl?ck und zur Ehre!--So hat's dieser Selicour gemacht, und ihr seht, wie wohl er sich dabei befindet!

Firmin. Aber thun Sie dem guten Manne nicht Unrecht, lieber La Roche?

La Roche. Ich ihm Unrecht! Nun, nun--ich will mich eben f?r keinen tiefen Menschenkenner geben; aber diesen Selicour, den seh' ich durch! Den hab' ich--ich kenne mich selbst nicht so gut, als ich den kenne.--Schon in der Schule sah man, welch Fr?chtchen das geben w?rde! Das schw?nzelte um den Lehrmeister herum und horchte und schmeichelte, und wusste sich fremdes Verdienst zuzueignen und seine Eier in fremde Nester zu legen. Das erschrak vor keiner Niedertr?chtigkeit, um sich einzuschmeicheln, einzunisten. Als er ?lter ward, ging das alles ins Grosse. Bald spielte erden Heuchler, bald den Spassmacher, wie's die Zeit heischte; mit jedem Winde wusste er zu segeln. Denken Sie nicht, dass ich ihn verleumde! Man weiss, wie es unter dem vorigen Minister zuging.--Nun, er ist todt--ich will ihm nichts B?ses nachreden.--Aber wie wusste dieser Selicour seinen Schw?chen, seinen Lastern durch die sch?ndlichsten Kupplerdienste zu schmeicheln!--Und kaum f?llt der Minister, so ist er der Erste, der ihn verl?sst, der ihn verleugnet!

Karl. Aber wie kann er sich bei dem neuen Herrn behaupten, der ein so w?rdiger Mann ist?

La Roche. Wie? Mit Heucheln. Der weiss sich nach seinen Leuten zu richten und seinen Charakter nach den Umst?nden zu ver?ndern.--Auch auf eine gute Handlung kommt's ihm nicht an, wenn dabei etwas zu gewinnen ist, so wenig, als auf ein Bubenst?ck, wenn es zum Zwecke f?hrt.

Karl. Aber Herr Narbonne hat einen durchdringenden Geist und wird seinen Mann bald ausgefunden haben.

La Roche. Das ist's eben, was er f?rchtet.--Aber so leer sein Kopf an allen n?tzlichen Kenntnissen ist, so reich ist er an Kniffen.--So, zum Beispiel, spielt er den Ueberh?uften, den Gesch?ftvollen und weiss dadurch jeder gr?ndlichen Unterredung zu entschl?pfen, wo seine Unwissenheit ans Licht kommen k?nnte.--Uebrigens tr?gt er sich mit keinen kleinen Projecten; ich kenne sie recht gut, ob er sie gleich tief zu verbergen glaubt.

Firmin. Wieso? Was sind das f?r Projecte?

La Roche. Narbonne, der bei dem Gouvernement jetzt sehr viel zu sagen hat, sucht eine f?hige Person zu einem grossen Gesandtschaftsposten. Er hat die Pr?sentation; wen er dazu empfiehlt, der ist's. Nun hat dieser Narbonne auch eine einzige Tochter, siebzehn Jahre alt, sch?n und liebensw?rdig und von unermesslichem Verm?gen.--Gelingt's nun dem Selicour, in einem so hohen Posten aus dem Land und dem hellsehenden Minister aus den Augen zu kommen, so kann er mit Hilfe eines geschickten und diskreten Sekret?rs seine Hohlk?pfigkeit lange verbergen.--Kommt sie aber auch endlich an den Tag, wie es nicht fehlen kann, was thut das alsdann dem Schwiegersohn des Ministers? Der Minister muss also zuerst gewonnen werden, und da gibt man sich nun die Miene eines ge?bten Diplomatikers.--Die Mutter des Ministers ist eine gute schwatzhafte Alte, die eine Kennerin sein will und sich viel mit der Musik weiss.--Bei dieser Alten hat er sich eingenistet, hat ihr Charaden und Sonette vorgesagt, ja, und der St?mper hat die Dreistigkeit, ihr des Abends Arien und Lieder auf der Guitarre vorzuklimpern.--Das Fr?ulein hat Romane gelesen; bei ihr macht er den Empfindsamen, den Verliebten, und so ist er der Liebling des ganzen Hauses, von der Mutter geh?tschelt, von der Tochter gesch?tzt. Die Gesandtschaft ist ihm so gut als schon gewiss, und n?chstens wird er um die Hand der Tochter anhalten.

Karl. Was h?r' ich! Er sollte die K?hnheit haben, sich um Charlotten zu bewerben?

La Roche. Die hat er, das k?nnen Sie mir glauben.

Karl. Charlotten, die ich liebe, die ich anbete.

La Roche. Sie lieben Sie? Sie?

Firmin. Er ist ein Narr! Er ist nicht bei Sinnen! H?ren Sie ihn nicht an!

La Roche. Was h?r' ich! Ist's m?glich?--Nein, nein, Herr Firmin! Diese Liebe ist ganz und gar keine Narrheit.--Wart--wart, die kann uns zu etwas f?hren.--Diese Liebe kommt mir erw?nscht--die passt ganz in meine Projecte!

Karl. Was tr?umt er?

La Roche. Dieser Selicour ist in die Luft gesprengt! In die Luft, sag' ich.--Rein verloren!--In seinem Ehrgeiz soll ihn der Vater, in seiner Liebe soll ihn der Sohn aus dem Sattel heben.

Firmin. Aber ich bitte Sie--

La Roche. Lasst nur mich machen! Lasst mich machen, sag' ich! Und ?ber kurz oder lang sind Sie Ambassadeur, und Karl heirathet Fr?ulein Charlotten.

Karl. Ich Charlotten heirathen!

Firmin. Ich Ambassadeur!

La Roche. Nun! Nun! Warum nicht? Sie verdienten es besser, sollt' ich meinen, als dieser Selicour.

Firmin. Lieber La Roche! Eh Sie uns andern so grosse Stellen verschaffen, d?chte ich, Sie sorgten, Ihre eigene wieder zu erhalten.

Karl. Das gleicht unserm Freund! So ist er! Immer unternehmend! immer Plane schmiedend! Aber damit langt man nicht aus! Es braucht Gewandtheit und Klugheit zur Ausf?hrung--und dass der Freund es so leicht nimmt, das hat ihm schon schwere H?ndel angerichtet!

La Roche. Es mag sein, ich verspreche vielleicht mehr, als ich halten kann. Aber alles, was ich sehe, belebt meine Hoffnung, und der Versuch kann nichts schaden.--F?r mich selbst m?chte ich um keinen Preis eine Intrigue spielen--aber diesen Selicour in die Luft zu sprengen, meinen Freunden einen Dienst zu leisten--das ist l?blich, das ist k?stlich, das macht mir ein himmlisches Vergn?gen-- und an dem Erfolg--an dem ist gar nicht zu zweifeln.

Firmin. Nicht zu zweifeln? So haben Sie Ihren Plan schon in Ordnung?

La Roche. In Ordnung--wie? Ich habe noch gar nicht daran gedacht; aber das wird sich finden, wird sich finden.

Firmin. Ei!--Ei! Dieser gef?hrliche Plan ist noch nicht weit gediehen, wie ich sehe.

La Roche. Sorgen Sie nicht--Ich werde mich mit Ehren herausziehn; dieser Selicour soll es mir nicht abgewinnen, das soll er nicht, daf?r steh' ich.--Was braucht's der Umwege? Ich gehe geradezu, ich melde mich bei dem Minister, es ist nicht schwer, bei ihm vorzukommen; er liebt Gerechtigkeit, er kann die Wahrheit vertragen.

Firmin. Wie? Was? Sie h?tten die K?hnheit--

La Roche. Ei was! Ich bin nicht furchtsam.--Ich f?rchte Niemand.-- Kurz und gut--Ich--spreche den Minister--ich ?ffne ihm die Augen. --Er sieht, wie sch?ndlich er betrogen ist--das ist das Werk einer halben Stunde--der Selicour muss fort, fort--mit Schimpf und Schande fort, und ich geniesse den vollkommensten Triumph.--Ja, ich stehe nicht daf?r, dass mich der arme Teufel nicht dauert, wenn er so mit Schande ans dem Hause muss.

Karl. Was Sie thun, lieber La Roche--Mich und meine Liebe lassen Sie auf jeden Fall aus dem Spiel!--Ich hoffe nichts--ich darf meine W?nsche nicht so hoch erheben--aber f?r meinen Vater k?nnen Sie nie zuviel thun.

Firmin. Lass du mich f?r mich selbst antworten, mein Freund!--Sie meinen es gut, lieber La Roche, aber der gute Wille geht mit der Ueberlegung durch. Was f?r ein luftiges Project ist's, das Sie sich ausgesonnen haben! Ein leeres Hirngespinnst!--Und w?re der Erfolg ebenso sicher, als er es nicht ist, so w?rde ich doch nie meine Stimme dazu geben. Diese gl?nzenden Stellen sind nicht f?r mich, und ich bin nicht f?r sie; Neigung und Schicksal haben mir eine bescheidenere Sph?re angewiesen. Warum soll ich mich ver?ndern, wenn ich mich wohl befinde? Ich hoffe, der Staat wird mich nicht suchen, und ich bin zu stolz, um ein Amt zu betteln--noch viel mehr aber, um einen Andern f?r mich betteln zu lassen.--Sorgen Sie also nur f?r sich selbst! Sie haben Freunde genug; es wird sich jeder gern f?r Sie verwenden.

La Roche. Ihr wollt also Beide meine Dienste nicht?--Liegt nichts dran! Ich mache euer Gl?ck, ihr m?gt es wollen oder nicht!

Firmin. Er ist ein Narr; aber ein guter, und sein Unfall geht mir zu Herzen.

Karl. Auch mich bedauern Sie, mein Vater! Ich bin ungl?cklicher, als er! Ich werde meine Charlotte verlieren!

Firmin. Ich h?re kommen--Es ist der Minister mit seiner Mutter-- Lass uns gehen!--Ich will auch den Schein vermeiden, als ob ich mich ihm in den Weg gestellt h?tte.

Dritter Auftritt.

Narbonne. Madame Belmont.

Mad. Belmont. War Herr Selicour schon bei dir?

Narbonne. Ich hab' ihn heute noch nicht gesehen!

Mad. Belmont. Das musst du doch gestehen, mein Sohn, dass du einen wahren Schatz in diesem Manne besitzest.

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