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Read Ebook: Turandot Prinzessin von China by Schiller Friedrich

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Ebook has 617 lines and 22307 words, and 13 pages

Edition: 10

Turandot, Prinzessin von China.

Friedrich Schiller.

Ein tragikomisches M?rchen nach Gozzi.

Personen:

Altoum, fabelhafter Kaiser von China. Turandot, seine Tochter. Adelma, eine tartarische Prinzessin, ihre Sklavin. Zelima, eine andere Sklavin der Turandot. Skirina, Mutter der Zelima. Barak, ihr Gatte, ehmals Hofmeister des Kalaf, Prinzen von Astrachan. Timur, vertriebener K?nig von Astrachan. Ismael, Begleiter des Prinzen von Samarcand. Tartaglia, Minister. Pantalon, Kanzler. Truffaldin, Aufseher der Verschnittenen. Brigella, Hauptmann der Wache. Doctoren des Divans. Sklaven und Sklavinnen des Serails.

Erster Aufzug.

Vorstadt von Peckin.

Prospekt eines Stadtthors. Eiserne St?be ragen ?ber demselben hervor, worauf mehrere geschorne, mit t?rkischen Sch?pfen versehene K?pfe als Masken und so, dass sie als eine Zierrath erscheinen k?nnen, symmetrisch aufgepflanzt sind.

Erster Auftritt.

Prinz Kalaf, in tartarischem Geschmack, etwas phantastisch gekleidet, tritt aus einem Hause. Gleich darauf Barak, aus der Stadt kommend.

Kalaf. Habt Dank, ihr G?tter! Auch zu Peckin sollt' ich Eine gute Seele finden!

Barak . Seh' ich recht? Prinz Kalaf! Wie? Er lebt noch!

Kalaf . Barak!

Barak . Herr!

Kalaf. Dich find' ich hier?

Barak. Euch seh' ich lebend wieder! Und hier zu Peckin!

Kalaf. Schweig! Verrath mich nicht! Beim grossen Lama, sprich! Wie bist du hier?

Barak. Durch ein Geschick der G?tter, muss ich glauben, Da es mich hier mit Euch zusammenf?hrt. An jenem Tag des Ungl?cks, als ich sah, Dass unsre V?lker flohen, der Tyrann Von Tefflis unaufhaltsam in das Reich Eindrang, floh ich nach Astrachan zur?ck, Bedeckt mit schweren Wunden. Hier vernahm ich, Dass Ihr und K?nig Timur, Euer Vater, Im Treffen umgekommen. Meinen Schmerz Erz?hl' ich nicht; verloren gab ich Alles, Und sinnlos eilt' ich zum Palaste nun, Elmazen, Eure k?nigliche Mutter, Zu retten; doch ich suchte sie vergebens! Schon zog der Sieger ein zu Astrachan, Und in Verzweiflung eilt' ich aus den Thoren. Von Land zu Lande irrt' ich fl?chtig nun Drei Jahre lang umher, ein Obdach suchend, Bis ich zuletzt nach Peckin mich gefunden. Hier unterm Namen Hassan gl?ckte mir's, Durch treue Dienste einer Wittwe Gunst Mir zu erwerben, und sie ward mein Weib. Sie kennt mich nicht; ein Perser bin ich ihr. Hier leb' ich nun, obwohl gering und arm Nach meinem vor'gen Loos, doch ?berreich In diesem Augenblicke, da ich Euch, Den Prinzen Kalaf, meines K?nigs Sohn, Den ich erzogen, den ich Jahre lang F?r todt beweint, im Leben wieder sehe! --Wie aber lebend? Wie in Peckin hier?

Kalaf. Nenne mich nicht. Nach jener ungl?cksel'gen Schlacht Bei Astrachan, die uns das Reich gekostet, Eilt' ich mit meinem Vater zum Palast; Schnell rafften wir das Kostbarste zusammen, Was sich an Edelsteinen fand, und flohn. In Bauerntracht verh?llt, durchkreuzten wir, Der K?nig und Elmaze, meine Mutter, Die W?sten und das felsigte Gebirg. Gott, was erlitten wir nicht da! Am Fuss Des Kaukasus raubt' eine wilde Horde Von Malandrinen uns die Sch?tze; nur Das nackte Leben blieb uns zum Gewinn. Wir mussten k?mpfen mit des Hungers Qualen Und jedes Elends mannigfacher Noth. Den Vater trug ich bald und bald die Mutter Auf meinen Schultern, eine theure Last. Kaum wehrt' ich seiner w?thenden Verzweiflung, Dass er den Dolch nicht auf sein Leben zuckte; Die Mutter hielt ich kaum, dass sie, von Gram Ersch?pft, nicht niedersank! So kamen wir Nach Jaik endlich, der Tartarenstadt, Und hier, an der Moscheen Thor, musst' ich Ein Bettler flehen um die magre Kost, Der theuren Eltern Leben zu erhalten. --Ein neues Ungl?ck! Unser grimm'ger Feind, Der Khan von Tefflis, voll Tyrannenfurcht, Misstrauend dem Ger?cht von unserm Tode, Er liess durch alle L?nder uns verfolgen. Vorausgeeilt schon war uns sein Befehl, Der alle kleinen K?nige seiner Herrschaft Aufbot, uns nachzusp?hn. Nur schnelle Flucht Entzog uns seiner Sp?rer Wachsamkeit-- Ach, wo verb?rg' sich ein gefallner K?nig!

Barak. O, nichts mehr! Eure Worte spalten mir Das Herz! Ein grosser F?rst in solchem Elend! Doch sagt! Lebt mein Gebieter noch, und lebt Elmaze, meine K?nigin?

Kalaf. Sie leben. Und wisse, Barak, in der Noth allein Bew?hret sich der Adel grosser Seelen. --Wir kamen in der Karazanen Land; Dort, in den G?rten K?nig Keicobads, Musst' ich zu Knechtes Diensten mich bequemen, Dem bittern Hungertode zu entfliehn. Mich sah Adelma dort, des K?nigs Tochter, Mein Anblick r?hrte sie, es schien ihr Herz Von z?rtlichern Gef?hlen, als des Mitleids, Sich f?r den fremden G?rtner zu bewegen. Scharf sieht die Liebe, nimmer glaubte sie Mich zu dem Loos, wo sie mich fand, geboren. --Doch weiss ich nicht, welch b?sen Sternes Macht Der Karazanen K?nig Keicobad Verblendete, den m?cht'gen Altoum, Den Grosskhan der Chinesen, zu bekriegen. Das Volk erz?hlte Seltsames davon. Was ich berichten kann, ist dies: Besiegt Ward Keicobad, sein ganzer Stamm vertilgt; Adelma selbst mit sieben andern T?chtern Des K?nigs ward ertr?nkt in einem Strome. --Wir aber flohen in ein andres Land; So kamen wir nach langem Irren endlich Zu Berlas an--Was bleibt mir noch zu sagen? Vier Jahre lang schafft' ich den Eltern Brod, Dass ich um d?rft'ges Taglohn Lasten trug.

Barak. Nicht weiter, Prinz. Vergessen wir das Elend, Da ich Euch jetzt in kriegerischem Schmuck Und Heldenstaat erblicke. Sagt. wie endlich Das Gl?ck Euch g?nstig ward?

Kalaf. Mir g?nstig! H?re! Dem Khan von Berlas war ein edler Sperber Entwischt, den er in hohem Werthe hielt. Ich fand den Sperber, ?berbracht' ihn selbst Dem K?nig--Dieser fragt nach meinem Namen; Ich gebe mich f?r einen Elenden, Der seine Eltern n?hrt mit Lastentragen. Drauf liess der Khan den Vater und die Mutter Im Hospital versorgen. Barak! Dort, Im Aufenthalt des allerh?chsten Elends, Dort ist dein K?nig--deine K?nigin. Auch dort nicht sicher, dort noch in Gefahr, Erkannt zu werden und get?dtet!

Barak. Gott!

Kalaf. Mir liess der Kaiser diese B?rse reichen, Ein sch?nes Pferd und dieses Ritterkleid. Den greisen Eltern sag' ich Lebewohl; Ich gehe, rief ich, mein Geschick zu ?ndern, Wo nicht, dies traur'ge Leben zu verlieren! Was thaten sie nicht, mich zur?ckzuhalten Und, da ich standhaft blieb, mich zu begleiten! Verh?t' es Gott, dass sie, von Angst gequ?lt, Nicht wirklich meinen Spuren nachgefolgt! Hier bin ich nun, zu Peckin, unerkannt, Viel hundert Meilen weit von meiner Heimath. Entschlossen komm' ich her, dem grossen Khan Vom Lande China als Soldat zu dienen, Ob mir vielleicht die Sterne g?nstig sind, Durch tapfre That mein Schicksal zu verbessern. --Ich weiss nicht, welche Festlichkeit die Stadt Mit Fremden f?llt, dass kein Karvanserai Mich aufnahm--Dort in jener schlechten H?tte Gab eine Frau aus gutem Herzen mir Herberge.

Barak. Prinz, das ist mein Weib.

Kalaf. Dein Weib? Preise dein Gl?ck, dass es ein f?hlend Herz Zur Gattin dir gegeben! Jetzt leb' wohl. Ich geh' zur Stadt. Mich treibt's, die Festlichkeit Zu sehn, die so viel Menschen dort versammelt. Dann zeig' ich mich dem grossen Khan und bitt' Ihn um die Gunst, in seinem Heer zu dienen.

Barak. Bleibt, Prinz! Wo wollt Ihr hin? M?gt Ihr das Aug' An einem grausenvollen Schauspiel weiden? O, wisset, edler Prinz--Ihr kamt hieher Auf einen Schauplatz unerh?rter Thaten.

Kalaf. Wie so? Was meinst du?

Barak. Wie? Ihr wisst es nicht, Dass Turandot, des Kaisers einz'ge Tochter, Das ganze Reich in Leid versenkt und Thr?nen?

Kalaf. Ja, schon vorl?ngst im Karazanenland H?rt' ich dergleichen--und die Rede ging, Es sei der Prinz des K?nigs Keicobad Auf eine seltsam jammervolle Art Zu Peckin umgekommen--Eben dies Hab' jenes Kriegesfeuer angeflammt, Das mit dem Falle seines Reichs geendigt. Doch Manches glaubt und schwatzt ein dummer P?bel, Wor?ber der Verst?nd'ge lacht--Darum Sag' an, wie sich's verh?lt mit dieser Sache?

Barak. Des Grosskhans einz'ge Tochter, Turandot, Durch ihren Geist ber?hmt und ihre Sch?nheit, Die keines Malers Pinsel noch erreicht, Wie viele Bildnisse von ihr auch in der Welt Herumgehn, hegt so ?berm?th'gen Sinn, So grossen Abscheu vor der Ehe Banden, Dass sich die gr?ssten K?nige umsonst Um ihre Hand bem?ht--

Kalaf. Das alte M?rchen Vernahm ich schon am Hofe Keicobads Und lachte drob--Doch fahre weiter fort

Barak. Es ist kein M?rchen. Oft schon wollte sie Der Khan, als einz'ge Erbin seines Reichs, Mit S?hnen grosser K?nige verm?hlen. Stets widersetzte sich die stolze Tochter, Und, ach! zu blind ist seine Vaterliebe, Als dass er Zwang zu brauchen sich erk?hnte. Viel schwere Kriege schon erregte sie Dem Vater, und obgleich noch immer Sieger In jedem Kampf, so ist er doch ein Greis Und unbeerbt wankt er dem Grabe zu. Drum sprach er einsmals ernst und wohlbed?chtlich Zu ihr die strengen Worte: St?rrig Kind! Entschliesse dich einmal, dich zu verm?hlen, Wo nicht, so sinn' ein ander Mittel aus, Dem Reich die ew'gen Kriege zu ersparen; Denn ich bin alt; zu viele K?n'ge schon Hab' ich zu Feinden, die dein Stolz verschm?hte. Drum nenne mir ein Mittel, wie ich mich Der wiederholten Werbungen erwehre, Und leb' hernach und stirb, wie dir's gef?llt-- Ersch?ttert ward von diesem ernsten Wort Die Stolze, rang umsonst, sich loszuwinden; Die Kunst der Thr?nen und der Bitten Macht Ersch?pfte sie, den Vater zu bewegen; Doch unerbittlich blieb der Khan--Zuletzt Verlangt sie von dem ungl?cksel'gen Vater, Verlangt--H?rt, was die Furie verlangte!

Kalaf. Ich hab's geh?rt. Das abgeschmackte M?rchen Hab' ich schon oft belacht--H?r', ob ich's weiss! Sie fordert' ein Edict von ihrem Vater, Dass jedem Prinzen k?niglichen Stamms Verg?nnt sein soll, um ihre Hand zu werben. Doch dieses sollte die Bedingung sein: Im ?ffentlichen Divan, vor dem Kaiser Und seinen R?then allen, wollte sie Drei R?thsel ihm vorlegen. L?ste sie Der Freier auf, so m?g' er ihre Hand Und mit derselben Kron' und Reich empfangen. L?st er sie nicht, so soll der Kaiser sich Durch einen heil'gen Schwur auf seine G?tter Verpflichten, den Ungl?cklichen enthaupten Zu lassen.--Sprich, ist's nicht so? Nun vollende Dein M?rchen, wenn du's kannst vor langer Weile.

Barak. Mein M?rchen? Wollte Gott! Der Kaiser zwar Emp?rt' sich erst dagegen; doch die Schlange Verstand es, bald mit Schmeichelbitten, bald Mit list'ger Redekunst das furchtbare Gesetz dem schwachen Alten zu entlocken. Was ist's denn auch? sprach sie mit arger List; Kein Prinz der Erde wird so th?richt sein, In solchem blut'gen Spiel sein Haupt zu wagen! Der Freier Schwarm zieht sich geschreckt zur?ck, Ich werd' in Frieden leben. Wagt es dennoch Ein Rasender, so ist's auf seine eigne Gefahr, und meinen Vater trifft kein Tadel, Wenn er ein heiliges Gesetz vollzieht!-- Beschworen ward das unnat?rliche Gesetz und kund gemacht in allen Landen.

--Ich w?nschte, dass ich M?rchen nur erz?hlte Und sagen d?rfte. Alles war ein Traum!

Kalaf. Weil du's erz?hlst, so glaub' ich das Gesetz. Doch sicher war kein Prinz wahnsinnig gnug, Sein Haupt daran zu setzen.

Barak . Sehet, Prinz! Die K?pfe alle, die dort auf den Thoren Zu sehen sind, geh?rten Prinzen an, Die toll genug das Abenteuer wagten Und kl?glich ihren Untergang drin fanden, Weil sie die R?thsel dieser Sphinx zu l?sen Nicht f?hig waren.

Kalaf. Grausenvoller Anblick! Und lebt ein solcher Thor, der seinen Kopf Wagt, um ein Ungeheuer zu besitzen!

Barak. Nein! Sagt das nicht. Wer nur ihr Konterfei Erblickt, das man sich zeigt in allen L?ndern, F?hlt sich bewegt von solcher Zaubermacht, Dass er sich blind dem Tod entgegen st?rzt, Das g?ttergleiche Urbild zu besitzen.

Kalaf. Irgend ein Geck.

Barak. Nein, wahrlich! Auch der Kl?gste. Heut ist der Zulauf hier, weil man den Prinzen Von Samarcanda, den verst?ndigsten, Den je die Welt gesehn, enthaupten wird. Der Khan beseufzt die f?rchterliche Pflicht; Doch unger?hrt frohlockt die stolze Sch?ne.

H?rt! H?rt Ihr! Dieser dumpfe Trommelklang Verk?ndet, dass der Todesstreich geschieht; Ihn nicht zu sehen, wich ich aus der Stadt.

Kalaf. Barak, du sagst mir unerh?rte Dinge. Was? Konnte die Natur ein weibliches Gesch?pf wie diese Turandot erzeugen, So ganz an Liebe leer und Menschlichkeit?

Barak. Mein Weib hat eine Tochter, die im Harem Als Sklavin dient und uns Unglaubliches Von ihrer sch?nen K?nigin berichtet. Ein Tiger ist sie, diese Turandot, Doch gegen M?nner nur, die um sie werben. Sonst ist sie g?tig gegen alle Welt; Stolz ist das einz'ge Laster, das sie sch?ndet.

Kalaf. Zur H?lle, in den tiefsten Schlund hinab Mit diesen Ungeheuern der Natur, Die kalt und herzlos nur sich selber lieben! W?r' ich ihr Vater, Flammen sollten sie Verzehren.

Barak. Hier kommt Ismael, der Freund Des Prinzen, der sein Leben jetzt verloren. Er kommt voll Thr?nen--Ismael!

Zweiter Auftritt.

Ismael zu den Vorigen.

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