Read Ebook: Der Barometermacher auf der Zauberinsel by Raimund Ferdinand
Font size:
Background color:
Text color:
Add to tbrJar First Page Next Page
Ebook has 601 lines and 16036 words, and 13 pages
Der Barometermacher auf der Zauberinsel
Zauberposse in zwei Aufz?gen
von Ferdinand Raimund
Musik Wenzel M?ller
Erstauff?hrung am 18. Dezember 1823 im Theater in der Leopoldstadt
Personen
fee rosalinde lidi, erste Nymphe tutu, Beherrscher einer Zauberinsel zoraide, seine Tochter linda, ihre Kammerzofe hassar, Tutus Leibdiener bartholom?us quecksilber, Barometermacher aus Wien zunko, Anf?hrer von Tutus Leibwache der leibarzt des tutu zadi, ein Waldbewohner ein anf?hrer der zauberarmee erster, zweiter matrose ein anf?hrer der zwergenarmee erster, zweiter, dritter, vierter zwerg erste, zweite, dritte, vierte amazone ein sklave eine wache sch?rpe, horn, stab
Nymphen, Amazonen, Tutus Dienerschaft, Volk, Matrosen, Soldaten der Zwergenarmee, Genien
lidi . Vergiss nicht, erhabene Fee, dass heute wieder hundert Jahre verflossen sind, und dass du dich entschliessen musst, die Zaubergaben wieder einem der Sterblichen zu verleihen.
fee. Verdienen denn die Menschen der heutigen Zeit, dass eine Fee ihrer auch gedenkt?
lidi. Es gibt mitunter noch recht artige Menschen, denen ich gar nicht feind bin.
fee. Du scheinst mir von jeher mehr Vorliebe f?r sie zu haben, als der Feenwelt anzugeh?ren. Ich bedaure dich, denn ich kenne diese Menschen; uns Feen selbst schont ihre Sucht zu spotten nicht mehr. M?sste ich nicht den Spruch des Schicksals erf?llen, ich w?rde die Zaubergaben auf ewig in ihrer Vergessenheit ruhen lassen.
lidi. Wem willst du sie denn zuwenden? Du musst dich dazu entschliessen.
fee. Ein verhasster Zwang! Wer verdient noch gl?cklich zu werden? Begl?ckte ich einen Armen, so missbrauchte er im frechen ?bermut meine Gaben; wandte ich sie einem Reichen zu, so waren sie f?r ihn nur eine neue Quelle, den Armen zu h?hnen. Wem soll ich sie verleihen?
lidi. ?berlasse es dem Zufall. Lasse sie jenen finden, der in diesem Augenblicke sich am n?chsten bei den Ruinen im Palmentale, in welchem diese Zaubergaben aufbewahrt sind, befindet.
fee. Lidi hat recht; nach Zufall will ich meine Gaben spenden. Ich will sehen, wer in diesem Augenblicke bei den Ruinen weilt.
alle nymphen. Das ist ein spassiger Mensch.
fee. Wenn mich meine Feenkraft nicht tr?gt, so ist es ein lebenslustiger Mensch, der dem Scherze huldigt; solche Menschen sind in der Regel nicht die schlimmsten.
lidi. Er hat sich just etwas Lustiges gedacht.
fee . Schlagt in dem Lexikon der Menschheit nach, wer der Fremdling eigentlich sei!
lidi . Er nennt sich Bartholom?us Quecksilber, ist ein zugrund? gegangener Barometermacher, sehr verliebt, von sehr lustigem Humor, welcher Schiffbruch gelitten und auf dem Wege ist, sein Gl?ck zu suchen.
fee. Es soll ihm geholfen werden. Umgebt mich; ich wende dem Fremdling die Gaben zu.
Horn, Stab und Sch?rpe soll er finden, Du, Lidi, sollst ihm den Gebrauch verk?nden; Empfiehl ihm wohl, sie weise zu ben?tzen, Will er sie lang und vorteilhaft besitzen.
quecksilber . Was braucht man Barometer Auf dieser Welt noch mehr? Ein jeder macht sich?s Wetter, So wie?s ihm g?f?llt, daher: Auf Sch?n zeigt?s bei den Reichen, Bei Stutzern zeigt?s auf Wind, Auf Regen steht das Zeichen, Wo arme Schlucker sind. Bei Sch?nen, in der Regel; Zeigt?s auf Ver?nderlich, Auf St?rme bei dem Flegel, Und Schnee bedeut?s f?r mich; Doch Schicksal, es ist schade, Dass d? mich verfolgst mit G?walt! So lang der G?nner Gnade Nicht auf dem G?frierpunkt fallt. Das ist eine pr?chtige Profession, das Barometermachen, man kann verhungern alle Tag?. Hab? ich ungl?ckseliger Mensch aufs Meer m?ssen, um die wilden V?lker des Erdbodens durch meine Kunst in Erstaunen zu setzen, und jetzt wirft mich das Schicksal auf diese Zauberinsel, wo ich noch nichts gesehen hab? als ein paar Kanarienv?gel, oder was sie waren, und einen Elefanten mit drei F?ss?. Na, die werden doch keine Barometer brauchen!--Weil ich nicht zugrund? gegangen bin, so ist wenigstens das Schiff zugrund? gegangen, bloss, weil ich Ungl?cksvogel darauf war. Die Matrosen haben schon von weitem diese Feeninsel verflucht, weil ein jedes Schiff scheitert, das in ihre N?he kommt. Richtig war?s so--sie haben sich in einem Schinakl gerettet, und ich hab? mich an mein Barometer ang?halten und bin daherg?schwommen. Das war noch mein gr?sstes Gl?ck, dass ich den vorigen Sommer zweimal im Prater in der Schwimmschul? war und zugeschaut hab?; da hab ich?s abgespickt, sonst w?r?s nicht m?glich gewesen. Und just ich bin so ungl?cklich! Da hab? ich ein? Busenfreund gehabt; das war ein Rauchfangkehrer; das war so ein schmutziger Mensch, im ganzen G?sicht voller Russ, und weil er Gl?ck hat g?habt, ist er gn?diger Herr geworden, der sich gewaschen hat. Aber mir g?schieht recht! Oh, mir g?schieht recht! Meine letzte Amour, die ich verlassen hab? oder, wie man in der hohen Dichtersprache sagt, der ich den Stecken gegeben hab?, hat noch beim Abschied prophezeit: Oh, sagt sie, Bartel! sagt sie, dir wird?s nach Haus kommen, sagt sie, Bartel!--Mein erstes Ungl?ck war mein neuer Buchdrucker, der lasst mir ungl?cklicherweise auf meinen Zetteln auf die Barometer ?berall den ersten Buchstaben aus. Zum Beispiel, statt kaltes Wetter, lasst er das k aus, steht droben: altes Wetter;--so bei warmer Wind--armer Wind. Ich sieh?s nicht, verkauf?s, die Leute glauben, ich bin ein Narr, lassen nichts mehr bei mir machen. Kein Verdienst! Wie ich eine Weile im Wirtshaus nicht gezahlt hab? und hab? vom Kellner was begehrt, so ist der Barometer seiner Dienstfertigkeit aufs Hinauswerfen g?stiegen, und wann ich mich nicht g?schwind aus dem Staub g?macht h?tt?, so w?r? er auf Schl?g? g?fallen.--Was war also zu tun, als mein letztes Bissel zu verkaufen und in die weite Welt zu gehen.--Da steh? ich nun allein und verlassen, ein Fruchtbaum in der W?ste. Doch von all dem rauschenden Geleite, wer harret noch liebend bei mir aus? Dieser edle Magen! Der einzige Schmarotzer, der mir die Ungelegenheit macht, treu zu bleiben. Just gibt er wieder eine Bittschrift ein, um was zu essen.--Schicksal, wenn du eine Ehr? im Leib hast, so lass mich nicht verhungern. Was ist das? Eine musikalische Akademie unter der Erde?
stimme des hornes. Wer will auf mir blasen? quecksilber. Eine kuriose Frage!
stimme der sch?rpe. Wer will mich tragen? quecksilber. Den soll man tragen, der kann vielleicht siebzig Zenten schwer sein.
stimme des stabes. Wer will mich schwingen? quecksilber. Jetzt will der wieder geschwinget sein! Was heisst denn das?
stimme des hornes. Geh, blas mich!
stimme der sch?rpe. Geh, trag mich!
stimme des stabes. Geh, schwing mich!
alle drei zusammen. Dein Gl?ck wird es sein.
quecksilber. ich weiss nicht, was ich denken soll! Blasen, tragen und schwingen? Man kann sich dabei denken, was man will. Aber es soll mein Gl?ck sein, also frisch! Ich blas? dich! Ich trag? dich! Ich schwing? dich! Herauf! Herauf!
quecksilber. ein Waldh?rndel? Nu, Stadth?rndel hab? ich schon genug getragen. Eine Binden, mit Ochsenaugen garniert?
Und ein goldenes Ausklopfstaberl?--Was sind denn das f?r Kindereien? Einen Menschen so f?r ein? Narren halten! Was ist denn das f?r ein unterirdischer Sozius? Wann er nur heraufk?m?, ich nehmet mir die Freiheit und schlaget ihm mein Barometer an Kopf, dass die Scherben davonfliegen.
lidi . Undankbarer, frevle nicht.
quecksilber. Himmel was ist das! Welch eine krudelsch?ne Person! Nymphe des Waldes oder Donna del Lago! Nimm die Huldigung des miserabelsten aller Barometermacher.
lidi. Horch auf! Die Gaben, die du siehst, Von grossem Zauberwert, Sind durch des Zufalls Macht Dir zum Gebrauch beschert.
quecksilber. Die spricht in Versen, da muss ich auch ein paar Reim? loslassen. Verzeihe mir den Schimpf, Hochwohlgebor?ne Nymph?! Dass ich auf deine Gab? Vorher geschm?let hab?. Doch wie soll ich?s denn machen Mit diesen Zaubersachen, Dass sie mir n?tzlich sind, Ich bitte dich geschwind, Verehrungsw?rd?ge Fee, Oh, sag es mir! geh! geh!
die drei genien . Ha, ha, ha.
quecksilber . Jetzt schaut?s die Kinder an aus dem verwunschenen Waisenhaus. Lachen die einen gebildeten Mann aus, der in Knittelversen spricht.
lidi. Wenn du den Stab hier schwingst, Ist dir der Zauber hold, Was du mit ihm ber?hrst, Verwandelt sich in Gold. Du kannst durch deine Macht Die h?chste Kleiderpracht, Brillanten dir erwinken, L?sst du den Stab nur sinken. Und d?rstest du vielleicht Einmal nach Kriegestaten, So bringt ein Stoss ins Horn Dir tapfere Soldaten. Bedeckt die Binde dich, Und w?nschest du dich fort, So findest du dich flugs An dem ersehnten Ort. Bewahr die Gaben wohl, Wenn sie dir einmal schwinden, Musst du s? durch eig?ne Kraft Hiernieden wiederfinden.
die drei knaben . Du!
quecksilber . Das ist eine unartige Brut! Nu ja, solche Feenkinder! Die Eltern schauen ja nicht darauf, lassen?s halt so blossf?ssig herumlaufen.--Aber das Gl?ck! Das Gl?ck! Wer h?tte sich morgen das gedacht, dass ich heute so gl?cklich werden sollt?? Wenn nur jetzt geschwind jemand da w?re, den ich vor Freuden embrassieren oder massakrieren k?nnt?.
chor. Freude! Freude! Freude! Freunde, hier ist Land! Lasst die See nur brausen, Und die Winde sausen, Eilet an den Strand!
erster matrose. Diesmal sind wir gl?cklich davongekommen. War das ein Sturm! Einen ganzen Tag haben wir vergebens herumgerudert, und doch hat uns der Zufall auf dieser verw?nschten Feeninsel landen lassen. Einen Menschen hier zu treffen, ist, soviel ich sehe, gar keine Hoffnung!
quecksilber. Bedank? mich; also muss ich einem Vieh gleichsehen?
erster matrose . Kameraden, seht, da liegt ein Barometer.
quecksilber. Lassen Sie anderer Leute Sachen stehen.
alle. Der Barometermacher!
erster matrose. Wie kommt denn der Schuft daher? Er ist ohnehin an unserem Malheur schuld, weil wir die Missgeburt auf dem Schiff hatten.
Add to tbrJar First Page Next Page