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Read Ebook: Auf Schneeschuhen durch Grönland. Zweiter Band by Nansen Fridtjof Bloch Andreas Illustrator Holmboe Thorolf Illustrator Nielsen Eivind Illustrator Werenskiold Erik Theodor Illustrator Mann Mathilde Translator

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Ebook has 1313 lines and 125002 words, and 27 pages

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Anmerkungen zur Transkription

Der vorliegende Text wurde anhand der Buchausgabe von 1897 so weit wie m?glich originalgetreu wiedergegeben. Typographische Fehler wurden stillschweigend korrigiert. Ungew?hnliche und heute nicht mehr verwendete Schreibweisen bleiben gegen?ber dem Original unver?ndert; fremdsprachliche Ausdr?cke wurden nicht korrigiert.

Umlaute in Grossbuchstaben werden, mit Ausnahme norwegischsprachiger Ortsbezeichnungen , als deren Umschreibungen dargestellt.

Die Fussnoten wurden an das Ende des jeweiligen Kapitels verschoben.

Das Original wurde in Frakturschrift gesetzt; besondere Schriftschnitte werden im vorliegenden Text mit Hilfe der folgenden Sonderzeichen gekennzeichnet:

gesperrt: +Pluszeichen+ Antiqua: ~Tilden

~ Komplette Abschnitte in Antiqua, wie etwa die Bildunterschriften der Karten, wurden jedoch nicht markiert.

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Auf Schneeschuhen durch Gr?nland.

Von

Dr. Fridtjof Nansen.

Autorisirte deutsche Uebersetzung von M. Mann.

Zweite Ausgabe.

Mit 159 Abbildungen und 4 Karten.

Zweiter Band.

Hamburg.

Verlagsanstalt und Druckerei Actien-Gesellschaft . 1897.

Druck der Verlagsanstalt und Druckerei Actien-Gesellschaft in Hamburg.

Inhalt.

Seite

~A.~ Einleitung. Die Verbreitung der Eskimos. Ihre Wanderungen 257

~B.~ Das Aussehen. Die Kleidung. Der Kajakfang. Die H?user 270

~C.~ Das b?rgerliche Leben in Gr?nland. Eigenthumsbegriffe. Geselligkeit. Gastfreundschaft 289

~D.~ Mahlzeiten. Speisen. Genussmittel 299

~E.~ Die Stellung der Frauen. Die Ehe. Die Tugend. Die Geburt. Die Kinder 304

~F.~ Charakter, Verbrechen, Trommeltanz und Gerichtsverfahren. Freiheitsgef?hl 323

~G.~ Urspr?ngliche Religion. Aberglaube. Kunstsinn. Dichtung. Musik 329

~H.~ Der Einfluss der Civilisation. Die Zukunft der Gr?nl?nder 335

Anhang. Das wissenschaftliche Ergebniss der Expedition 417

Unser letzter Zeltplatz an der Ostk?ste. Erste Wanderung auf dem Inlandseise.

Fr?h am Abend, ungef?hr um 8 Uhr, landeten wir endlich in dichtem Nebel bei unserm letzten Zeltplatz an der Ostk?ste von Gr?nland. Im selben Augenblick, als ich den Fuss ans Land setzte, stieg ein Schwarm Schnepfen auf und liess sich gleich wieder auf einem Stein ganz in unserer N?he nieder. Mit einem Schuss erlegte ich vier dieser leckeren V?gel; das war ein guter Anfang.

Balto war so muthig und obenauf, dass er, kaum an Land gekommen, die grosse S?nde beging, einen der Pfarrer in Finmarken in einer l?ngeren Messe nachzuahmen, was ihm vorz?glich gelang; er w?rde es jedoch niemals gethan haben, wenn er seines Lebens nicht ganz sicher gewesen w?re. Heute leistete er sich auch sogar einen kleinen Fluch, was seit langer Zeit nicht mehr vorgekommen war. Ja, er lieferte Ravna sein neues Testament in lappl?ndischer Sprache zur?ck, das er von diesem geliehen und f?r ihn aufbewahrt hatte. Er meinte, jetzt habe er keine Verwendung mehr daf?r. Als Sverdrup ihm sagte, er solle seiner Sache nur nicht gar zu sicher sein, es w?re noch mancher harte Strauss zu bestehen, ehe er die Westk?ste erreichte, wurde er doch ein wenig bedenklich und hielt mit dem Fluchen inne. Wir hatten nach und nach eine gute Uebung im schnellen L?schen unseres Bootes erlangt, niemals aber haben wir schneller gel?scht als an diesem Abend. Es lag ein fr?hlicher Eifer in allem, was wir vornahmen, und derselbe wurde noch gesteigert durch mein Versprechen, Kaffee zu kochen.

In meinen Tagebuchaufzeichnungen von diesem Tage heisst es u. a. folgendermassen: ,,W?hrend die Boote geleert wurden, machte ich mich ans Kaffeekochen. Der Kaffee und das Abendessen wurden auf den Felsklippen unten bei den B?ten in heiterster Stimmung eingenommen, -- selbst die Lappen waren vergn?gt. Wir hatten das Gef?hl, einen Bestimmungsort erreicht und eine Schwierigkeit ?berwunden zu haben. Freilich stand uns der beschwerlichste Theil der Reise noch bevor, aber da war festerer Grund f?r unsere Schritte, sicheres Eis f?r unsere Berechnungen, -- keine treibenden Eisschollen, keine B?te, die jeden Augenblick zerschellen konnten. Besonders f?r die Lappen war das Inlandseis mit seinen Schneefeldern heimischer als das wandelbare Treibeis. Die Landschaft, die uns umgab, w?rde nicht jedem Auge so sch?n erschienen sein wie dem unsrigen. Es waren graue Gneisfelsen, auf denen wir sassen, und zu beiden Seiten waren wir von Eisgletschern umgeben, die direkt ins Meer hinausgingen. Der Nebel hatte sich ein wenig verzogen, so dass auch der Berg wenigstens theilweise sichtbar wurde. Auf dem Wasser schwammen hie und da einige St?cke Gletschereis. Es war eine Mischung von Grau und Weiss, hin und wieder von Blau unterbrochen, -- graue Luft, bleigraues Meer mit weissen Eisschollen und graue Felsen mit weissem Schnee rings umher und dann ein klein wenig Blau in den Schluchten der Gletscher oder in dem Gletschereis draussen auf dem Wasser. Aber in unsern Herzen war kein Grau!"

Mit eigenth?mlich frohen Empfindungen legten wir uns an jenem Abend schlafen, nachdem wir ziemlich hoch am Berg hinauf einen passenden Zeltplatz gefunden hatten.

Der 11. August brach mit dem herrlichsten Wetter an. Von dem Platz vor dem Zelt sah man das blaue Meer sich im Sonnenschein bis an den Horizont erstrecken, nur hie und da schwammen weisse Eisberge auf der kaltblauen Tiefe, ?ber welcher die vom schwachen Morgenwinde erregten Wogen in der Sonne spielten und glitzerten. Im S?den sahen wir die Kolberger-Heide mit ihren Schnee- und Eismassen und ihren unz?hligen Nunataks aus dem Meere aufragen. Vor uns im Osten erhob der +Kiatak+ seine gewaltige Kegelform von der blauen Tiefe bis zu dem wolkenfreien, klaren Augusthimmel. Von diesem Steinriesen aus und ?berall nach Norden hin breitete das Inlandseis seine weissen Massen gegen den Horizont. Zu unterst werden diese Massen immer blauer, zerrissener und zerkl?fteter, bis sie in einer hohen, zersplitterten Eiswand unten an der See enden. Von diesen tiefblauen Eisw?nden stammen die vielen Eisst?cke, die rings umher auf dem Meere schwimmen, und die mit donner?hnlichem Get?se herabst?rzen. Ganz oben aber w?lbt sich das Eis gleich einer einzigen weissen Fl?che, die nur hie und da von einzelnen tiefblauen Spalten durchfurcht wird; schliesslich verliert man sie aus den Augen, weiss und fast warm hebt sie sich von der bl?ulichgr?nen Farbe des Himmels ab.

Nicht viele Laute vernimmt man in dieser Natur. Nur die schrillen Schreie der Seeschwalbe dringen an dein Ohr, w?hrend du dort stehst, ?berw?ltigt von der grossartigen, aber noch sterilen Sch?nheit dieser Natur. Von Zeit zu Zeit vernimmt man ein Get?se, das eine t?uschende Aehnlichkeit mit Kanonensch?ssen hat, -- es ist das Krachen des Gletschereises, in dem sich ein neuer Riss bildet, oder das eine kleine Bewegung nach dem Meere zu macht. Vergisst man einen Augenblick, wo man ist, oder h?rt man dies Get?se des Morgens im Halbschlaf, so kann man sich gar leicht davon t?uschen lassen.

Doch die Sonne ruft uns zur Arbeit, -- da heisst es, das Fr?hst?ck in aller Eile einnehmen. Die meisten Mitglieder der Expedition werden sofort dabei angestellt, den Rost von den Schlittenschienen und sp?ter auch den von dem Stahlbeschlag der Schneeschuhe abzukratzen. In ihrem jetzigen Zustand, von Seewasser und Feuchtigkeit arg mitgenommen, w?rden wir nicht weit damit kommen. Dietrichson soll eine Karte ?ber die Bucht, die Landzunge und die n?chsten Theile des Inlandseises aufnehmen, w?hrend Sverdrup und ich unsere erste Wanderung ?ber das Inlandseis vornehmen. Wir mussten ja untersuchen, ob hier vorw?rts zu kommen war, sowie wo es am besten war anzufangen. Ich kann nicht leugnen, dass wir vor Ungeduld brannten, einen ersten Blick ?ber diese ~terra incognita~ zu werfen, die wohl noch kein menschlicher Fuss betreten hatte. Es mussten jedoch verschiedene Vorbereitungen gemacht werden, ehe wir fortkommen konnten; heute, wo die Sonne schien, mussten wir allerlei astronomische Observationen anstellen, auch einige photographische Aufnahmen liessen sich vorz?glich bei diesem Wetter machen. Endlich, als die Sonne den Meridian passirt hatte und wir die Mittagsh?he gemessen hatten, waren wir fertig. Der Futtersack ist geschn?rt, ein Alpenseil und Eis?xte haben wir auch, und so ziehen wir von dannen, den Felsabhang hinan, der sich vom Zelte aus eine Strecke landeinw?rts hinzieht gleich einer Insel im Inlandseise. Bald waren wir oben angelangt. Vor uns lag eine kleine Mor?ne, von der wir eine gute Aussicht ?ber das Eis hatten. Wir sahen jetzt, dass es nicht so eben war, wie es von der See aus schien, zahlreiche Risse durchfurchten die weisse Oberfl?che nach allen Richtungen hin. Vor allem war dies der Fall ?ber den beiden Eisstr?men oder Gletschern, die sich zu beiden Seiten vor uns ausbreiteten, der eine nach Norden, der andere nach S?den zu. Nachdem wir den n?rdlichen Gletscher untersucht und seine Oberfl?che als ganz unpassirbar befunden hatten, sahen wir ein, dass wir nur zwischen den beiden Gletschern an dem R?cken entlang kommen konnten. Eine ganze Strecke gelangten wir auch ?ber spaltenfreies Eis vorw?rts. Im Anfang war das Eis hart und holperig, es hatte eine scharfe, rauhe Oberfl?che, die unter den F?ssen knirschte und unsere Stiefelsohlen ganz unbarmherzig mitnahm. Sp?ter kamen wir an etwas weicheren, aber nassen, k?rnigen Schnee, wo der Fuss ein wenig versank. Es w?hrte jedoch nicht lange, bis wir auf Risse stiessen; im Anfang waren es ganz kleine, unschuldige, die wir mit Leichtigkeit ?berschritten, bald aber wurden sie breiter und, wie es schien, bodenlos. Wir konnten nicht einmal dar?ber hinwegspringen, sondern mussten um die Risse herumgehen, und auf diese Weise gingen wir bald links, bald rechts.

Bekanntlich laufen die Risse gew?hnlich quer ?ber die Richtung, in welcher die Eisstr?mung sich vorw?rts schiebt. Sie entstehen dadurch, dass die Eismassen sich ?ber Erh?hungen und Unebenheiten des untenliegenden Terrains w?lben, wodurch nat?rlich die untersten Schichten des Gletschers zusammengepresst werden, w?hrend der Schnee oder das Eis in den oberen Schichten von einander gerissen wird und bis ganz an den Grund berstet, hierdurch wird ein Riss gebildet, der sich an der Erh?hung entlang zieht, ?ber die der Gletscher sich bewegt. Allm?hlich, je mehr die Bewegung vorw?rts schreitet, bilden sich neue Risse, die alle ungef?hr in derselben Richtung laufen.

Eine ganze Weile ging alles gut, theils konnten wir uns am Rande der n?rdlich laufenden Risse halten -- es war kein weiterer Umweg f?r uns --, theils waren sie nicht sonderlich lang. Sie wurden zum Theil schm?ler, so dass wir dar?ber hinwegspringen oder sie umgehen konnten. H?ufig gingen wir auch dar?ber hinweg ?ber hohle Eisbr?cken oder schmale Eisstreifen, die sich dadurch gebildet hatten, dass das Eis nicht ganz geborsten war, sondern dass ein Eisstreifen von einem Rande zum andern h?ngen blieb und eine schmale, schr?ge Br?cke bildete, von der herab man zu beiden Seiten in die blaue, bodenlose Tiefe hinabschauen konnte. So lange die Schneeschicht auf dem Eise d?nn war, gab es keine Gefahr, man konnte sehen, wo fester Grund f?r den Fuss war, und wo man sich in Acht nehmen oder sich beeilen musste. Das Seil trugen wir um den Leib gekn?pft, es musste ganz stramm gehalten werden, damit wir uns gegenseitig beim Hindurchfallen oder Ausgleiten st?tzen und halten konnten.

Allm?hlich, als wir weiter kamen, nahmen jedoch die Schneemassen auf dem Eise zu, wir versanken in dem nassen, k?rnigen Schnee bis ?ber die Kn?chel, das Gehen wurde beschwerlich, und der Schnee lag verr?therisch bis ?ber den Rand der Spalten, ja, er verdeckte sie zuweilen v?llig, so dass sie wie eine ebene Fl?che aussahen. Wir mussten vorsichtig tasten und ?berall mit unsern St?cken in den Schnee stechen, sonst w?ren wir gar bald auf hohlen Grund gerathen, wo nur eine d?nne Schneeschicht uns von der Tiefe trennte, in die der Stab bei dem geringsten Druck versank. Sobald wir dies f?hlten, zogen wir uns schleunigst zur?ck oder machten auch einen verzweifelten Schritt vorw?rts, soweit die kurzen oder langen Beine es gestatteten, um wenn m?glich auf der andern Seite festen Grund und Boden zu erreichen, w?hrend der Kamerad sicheren Halt zu gewinnen sucht und das Seil sicher fasst, um einen gen?genden Widerstand leisten zu k?nnen, falls die Schneekruste bersten sollte. Keiner von uns Beiden erlitt einen schlimmen Fall; ein paarmal sah es freilich b?se aus, wir sanken bis unter die Arme durch den Schnee und f?hlten die Beine in dem leeren Raum unter uns baumeln. Da dies auf die Dauer weniger angenehm war, suchten wir nat?rlich so bald wie m?glich aus diesem Terrain zu gelangen, und nahmen unsern Kurs weiter s?dw?rts, wo weniger Schnee lag und wo die Risse nicht so zahlreich waren. Da wir hier nicht so vorsichtig zu sein brauchten als bisher, kamen wir nun eine ganze Strecke lang schneller vorw?rts. Allm?hlich h?rten die Spalten fast ganz auf, daf?r aber lag hier der nasse, k?rnige Schnee tiefer denn je zuvor, und es war unglaublich schwer, sich hindurch zu stampfen, denn wir versanken bei jedem Schritt bis weit ?ber die Kn?chel. Wir bereuten es jetzt bitter, dass wir keine Skier oder indianische Schneeschuhe mitgenommen hatten. Unsere norwegischen ,,Truger" hatten wir freilich auf dem R?cken, doch konnten uns die nicht n?tzen, da sie zu klein waren, um uns bei der Beschaffenheit des Schnees oben zu halten.

Die Steigung war ziemlich eben gewesen, seit wir in einer H?he von ca. 125 ~m~ den festen Berg verliessen. Vor uns im Nordwesten lag eine H?he, von der wir die gew?nschte Aussicht ?ber das Eis haben zu m?ssen glaubten, falls wir nur dahin gelangen konnten. Wir schickten sehnsuchtsvolle Blicke hinauf, aber der Weg war lang und die Beschaffenheit des Weges, wie gesagt, niedertr?chtig. Indessen sind die Magen leer genug geworden, und die Sonne steht westlich genug, um uns an unsere materiellen Bed?rfnisse zu mahnen. Wir legen die aus Weidenzweigen geflochtenen Truger auf den Schnee, stampfen ein Loch vor denselben und bilden uns so einen einigermassen trocknen und warmen Sitz im Sonnenschein. Es war eine wahre Wonne, auf diese Weise ein wenig Ruhe geniessen zu k?nnen, wir hieben kr?ftig auf unsern Pemikan und unsere Biskuits ein, warfen einen Blick auf die Landschaft um uns her und genossen den wolkenlosen Himmel und das strahlende Wetter. Nur blendet uns der Sonnenschein, der von der weissen Schneefl?che zur?ckgestrahlt wird, sehr. Leider haben wir die Schneebrillen im Zelt vergessen und k?nnen daher nichts gegen diese Unannehmlichkeit thun.

Vor uns im S?den w?lbt der breite Eisstrom seine zerrissene und durchfurchte Oberfl?che bis zur See hinab, wir wissen, dass sich dort weiter nach unten zu einige Felskuppen befinden sollen, aber sie sind jetzt unserm Blick entzogen, und wir sehen nur das Meer, das dahinter liegt und seine blaue Fl?che bis an den Himmelssaum erstreckt. Eigentliches Treibeis ist nicht zu erblicken, nur zerstreute Eisst?cke, die haupts?chlich von den Gletschern herstammen. Welche Ver?nderung in den wenigen Wochen, die verstrichen sind, seit wir hier auf einer Eisscholle vor?bertrieben. Damals lag das Treibeis von der K?ste an 5 bis 6 Meilen ins Meer hinaus so dicht, dass nicht einmal unsere kleinen B?te hindurchkommen konnten, und jetzt h?tte die gr?sste Escadre ?berall ohne Schwierigkeit landen k?nnen, ja selbst ohne ein Eisst?ck zu ber?hren.

Aber der Mittag ist verstrichen, und wir haben keine Zeit zu verlieren, wenn wir die H?he noch vor Sonnenuntergang erreichen wollen; um die Zeit sieht man in gr?sseren Entfernungen ?ber die Schneefl?chen am sch?rfsten.

Wir stampfen deswegen weiter mit erneuten Kr?ften, die nur Speise und Ruhe zu verleihen verm?gen. Die Bodenbeschaffenheit wird immer ung?nstiger. Eine etwas h?rtere Kruste, die oben auf lag und ein Ueberrest fr?herer Nachtfr?ste war, erm?dete uns sehr, indem wir unbarmherzig hindurchfielen, sobald wir den Fuss aufsetzten, und wenn wir ihn wieder erheben wollten, hing sie sich an den Kn?cheln fest. Diese entsetzliche Beschaffenheit des Schnees kann den St?rksten ersch?pfen, und wir empfanden das um so mehr, als unsere Beine v?llig ausser Training waren. Seit Monaten hatten sie nicht die geringste Bewegung gehabt, abgesehen von den vereinzelten F?llen, wo wir die B?te durch das Treibeis gezogen hatten. Unsere Muskeln ?ber den Knien und in den Waden schmerzten geh?rig.

Aber unbarmherzig ging es weiter. Wir mussten alle Kraft daran setzen, um so bald wie m?glich auf die H?he hinauf zu kommen, denn es sah so aus, als wenn wir Regen und bedeckte Luft bekommen k?nnten, wenn wir uns nicht sehr beeilten. Die Luft an dem h?chsten R?cken entlang nahm bereits eine unheimlich graue, wollige Farbe an. Wir verdoppelten unsere Anstrengungen, und verl?ngerten unsere Schritte so viel wie m?glich. Endlich, nachdem wir einmal ?ber das andere geglaubt hatten, dass wir am Ziele seien, es aber immer wieder hinter einer H?he hatten emporragen sehen, kamen wir auf den Gipfel der erstrebten H?he, -- aber ach! das Leben ist reich an Entt?uschungen! Wenn man einen H?henr?cken erreicht hat, liegt stets noch einer dahinter, der h?her ist und die Aussicht versperrt, aber wir mussten auch dahin. Freilich konnten wir annehmen, dass wir w?hrend der zwei Meilen, die wir gegangen waren, das schlimmste Eis schon ?berwunden hatten, aber es konnte noch schlimm genug aussehen. Also vorw?rts, so schnell die Beine uns tragen wollten, dem h?chsten Punkt des Bergr?ckens zustrebend. Dort scheinen viele Risse zu sein, aber sie sind wohl nicht un?berwindlich. W?hrend ein leichter Staubregen herabfiel, erklommen wir den ziemlich steilen Abhang, es geht schwerer denn je; wir sinken jetzt bis an die Schenkel in den Schnee, es hilft nichts, dass Regen und Wolken noch so sehr drohen, wir m?ssen hin und wieder anhalten und ein wenig uns verpusten, denn wir sind todtm?de. Diesmal sieht es jedoch wirklich aus, als wenn wir uns nicht get?uscht haben, -- wenn nur der Regen nicht alles in einen grauen Schleier h?llt, werden wir von oben schon eine gute Aussicht haben. Eine Strecke lang k?nnen wir schon sehen, ja ich entdecke sogar einen einzelnen mir bis dahin unbekannten Nunatak. Immer begieriger schreiten wir von dannen.

Endlich standen wir auf dem Gipfel und wurden nun reich belohnt f?r alle M?he und alle Widerw?rtigkeiten. In ihrer ganzen weissen Majest?t lag die Fl?che vor uns da. Der Regen fiel freilich noch immer wie ein feiner Staub, aber es war uns doch m?glich, alle w?nschenswerthen Details zu erkennen, selbst die ziemlich entfernt gelegenen. Die ganze Fl?che schien eben und ohne Risse zu sein ganz bis an den Horizont hinan. Darauf waren wir auch vorbereitet gewesen; was uns aber ?berraschte, waren die unz?hligen kleinen und grossen Nunataks, die ?ber dem Schneemeer emporragten, selbst ganz weit ins Land hinein. Viele von ihnen waren ganz weiss und mit Schnee bedeckt, an einigen Stellen jedoch sahen dunkle, nackte Felsk?pfe und H?hen aus dem Schnee hervor und bildeten einen scharfen Kontrast zu dieser blendend weissen Farbe, den Augen einen wohlthuenden Ruhepunkt bietend. Besonders zeichnete sich ein kleiner Nunatak ganz im Hintergrunde durch sein Aussehen und seine Lage aus. Wir nannten ihn die ,,Jungfrau". Weshalb er diesen Namen erhielt, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, vielleicht weil er so rein und jungfr?ulich aussah. Nur ganz oben am Kopf schimmerte ein klein wenig von dem dunklen Felsen hindurch, -- gewissermassen erinnerte seine Form auch an eine Jungfrau aus alten Tagen mit einem grossen, weissen Krinolinenrock. Hinter diesem Nunatak ragten noch ein paar Gipfel empor, die ganz weiss waren und insofern noch mehr jungfr?ulich erschienen. Wir berechneten die Entfernung bis zu den hintersten Nunataks auf 5 bis 6 Meilen und konnten wohl kaum darauf rechnen, in den ersten Tagen bis dahin zu gelangen. Die Steigung war freilich eben und flach, so weit das Auge reichte, aber die Schneebeschaffenheit war, wie wir aus Erfahrung wussten, keineswegs gut, besonders die letzte Strecke war kaum passirbar gewesen. Wenn kein Nachtfrost eintrat, waren die Aussichten nicht gerade verlockend. Aber das Barometer zeigte uns, dass wir eine H?he von ?ber 900 ~m~ erreicht hatten, kamen wir noch ein paar tausend Fuss h?her, so konnten wir doch, wenigstens w?hrend der N?chte, auf Frost rechnen. Arme naive Menschen, die in Gr?nlands Innern nach Frost seufzten!

Aber unser Ziel ist erreicht, -- wir haben das Eis trotz Nunataks und trotzdem es sich so direkt vom Meere aus erhob, gleich von Anfang an passirbar gefunden, was wir kaum zu hoffen gewagt. Wir waren hungrig geworden, der Abend brach herein, es war nicht zu fr?h, uns abermals auf unsere Truger zu setzen und den Proviants?cken ihr Recht widerfahren lassen.

Nachdem die Abendmahlzeit eingenommen war, galt es an den R?ckweg zu denken. Wir sind wenigstens 2 Meilen vom Zelt entfernt. Es war wenig Grund vorhanden, denselben Weg einzuschlagen, den wir gekommen waren, -- wir befanden uns ja auf einer Rekognoscirung und mussten deshalb untersuchen, ob ein Vordringen von einer anderen Seite nicht leichter f?r die Expedition sein werde. Wir hielten es f?r sehr leicht m?glich, dass wir von dem Berge, der jetzt s?dlich vor uns lag, gut auf das Eis gelangen m?ssten. Man konnte hier hoch emporsteigen, hatte festen Grund und vermied dadurch einen Theil des schwierigsten Eises. Es war freilich ein wenig sp?t, um neue Wege auszuprobiren, aber das half nichts, Klarheit mussten wir haben, da musste die Nacht mit zur H?lfe genommen werden.

Da der Schnee hier oben loser und h?her denn je lag, schnallten wir unsere Truger unter die F?sse und versuchten, ob das nicht helfen k?nne, und wirklich, es ging bedeutend leichter. Mit erneuten Kr?ften traten wir den R?ckweg an, uns in s?dlicher Richtung auf den Berg zu haltend. Es dunkelte jedoch schnell, und wir waren noch nicht weit gekommen, als es unheimlich schwer wurde, die Risse im Eis in der Entfernung zu erkennen. Es waren deren allerdings noch nicht viele, aber wir mussten darauf vorbereitet sein, sie bald in Unmenge zu treffen. Da galt es denn, sich l?ngs dem Gipfel des H?henr?ckens zu halten, der die Senkungen trennt, die zu beiden Seiten liegen. Hier kann man darauf rechnen, einigermassen sicher zu gehen. Eine ganze Strecke geht alles gut, der Weg wird auch besser, ja so gut, dass +Sverdrup+ die Truger abschnallt. In nicht allzu weiter Entfernung sehen wir schon den Berg, wo wir Wasser zu finden hoffen und wo wir Rast machen wollen, um unsere m?den Glieder auf dem kahlen Fels auszustrecken. Wir sehnten uns unsagbar danach, festen Boden unter den F?ssen zu versp?ren, und das konnte nicht so ?berm?ssig lange mehr w?hren. Aber wie oft t?uscht man sich nicht in seinen Berechnungen, wenn man es mit Eis zu thun hat, es mag nun Treibeis oder Inlandseis sein. Wir waren noch nicht weit gegangen, als wir anfingen zu ahnen, dass unser Ziel zu erreichen dennoch ,,?berm?ssig lange" und mehr als das w?hren w?rde. Wir kamen n?mlich an ein Terrain mit so langen und so schlimmen Spalten, wie wir sie noch nicht getroffen hatten. Im Anfang ging es noch einigermassen, und auf unsern Trugern konnten wir mit gr?sserer Sicherheit hin?berspringen als vorhin ohne dieselben, mit gr?sserer K?hnheit konnte ich mich nun ?ber die Schneebr?cken wagen, da ich nicht so leicht durchfiel. Wo die Br?cken zu unsicher waren, um betreten zu werden, w?hlten wir eine andere, vorsichtigere Art und Weise, indem wir uns auf den Bauch legten und auf allen Vieren hin?berkrochen. Dadurch erhielt der K?rper eine weit gr?ssere Fl?che, auf der er ruhen konnte, und die Gefahr durchzufallen wurde bedeutend verringert.

Bald wurden indessen die Risse so breit, dass wir die Unm?glichkeit, hin?berzukommen, einsahen, -- wir mussten sie umgehen. Und das thaten wir denn auch im wahren Sinne des Wortes. Halbestundenlang gingen wir neben den Schluchten her, bald unterhalb, bald oberhalb derselben, aber sie wurden l?nger und l?nger. Schliesslich kamen wir an eine Spalte, die breiter war als alle bisherigen; dass sie ebenfalls l?nger war, sollten wir auch gar bald erfahren. Wir wollten oberhalb des Risses entlang gehen, da wir der Meinung waren, dass er sich wahrscheinlich hier am ersten schliessen w?rde, aber diesmal hatten wir uns gr?ndlich geirrt. Wir gingen weiter und weiter und entfernten uns immer mehr von unserem Ziel, der Gipfel des Berges verschwand allm?hlich im Dunkel, aber die Spalte war und blieb gleich breit. Da waren keine Br?cken, und in der Finsterniss konnten wir keine Ver?nderung gewahren. ,,Alles hat ein Ende," sagte der Knabe, als er Pr?gel bekam! Wir gingen weiter und kamen denn schliesslich auch diesmal ans Ende. Wir gelobten uns, dass es das letzte Mal sein sollte, dass wir oberhalb der Risse herum gingen; der andere Weg brachte uns jedenfalls dem Berge n?her, und dort musste sicher Wasser f?r unsere brennenden Kehlen zu finden sein. Auf diese Weise kamen wir schneller vorw?rts, und wir hatten nun wirklich die Freude, unser Ziel im Dunkeln wachsen zu sehen. Wir hatten nur noch wenige Schritte zur?ckzulegen, als wir vor uns einen dunklen Streifen oder eine dunkle Fl?che auf dem Schnee entdeckten. Anf?nglich glaubten wir, dass es eine neue Spalte sei, die uns von unserem Ziele trennte, wer aber beschreibt unsere Freude, als es sich herausstellte, dass es Wasser war, herrliches, fliessendes Wasser! In gr?sster Eile holten wir unsere h?lzernen Becher heraus und tranken mit einer Wonne, wie nur der sie kennt, der einen ganzen Tag bis ?ber die Waden in nassem Schnee herumgestampft hat, ohne einen Tropfen Feuchtigkeit zu geniessen. Ich glaube kaum, dass es einen h?heren Genuss im Leben giebt, als einen Trunk guten, frischen Wassers, wenn man dem Verschmachten nahe ist. Ist es Eiswasser wie hier, so trinkt man so lange, bis die eisige K?lte in den Z?hnen und in der Stirn halt! sagt, dann macht man eine kleine Pause und trinkt von neuem. Still und and?chtig saugt man das erquickliche Nass in sich hinein, damit die eisige K?lte nicht zu bald wiederkehren soll. Als wir so viel getrunken hatten, wie wir vorl?ufig vermochten, f?llten wir unsere h?lzernen Becher und unsere Feldflasche, legten die wenigen Schritte zur?ck, die uns noch bis zur Felswand ?brig blieben, fanden einen guten Sitz auf einem vorspringenden Felsblock, und hieben aus allen Kr?ften in unser Pemikan, in unsere Biskuits und die Fleischpulverschokolade ein.

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