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Read Ebook: Othello by Shakespeare William Wieland Christoph Martin Translator

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Ebook has 1258 lines and 32153 words, and 26 pages

Edition: 10

Othello, der Mohr von Venedig.

William Shakespeare

Ein Trauerspiel.

?bersetzt von Christoph Martin Wieland

Personen.

Der Herzog von Venedig. Brabantio, ein Edler Venetianer. Gratiano, dessen Bruder, Lodovico, derselben Neffe. Othello, der Mohr, Venetianischer General in Cypern. Cassio, sein General-Lieutenant. Jago, F?hndrich des Othello. Rodrigo, ein einf?ltiger Junker, in Desdemona verliebt. Montano, des Mohren Vorfahrer im Commando zu Cypern. Hans Wurst, des Mohren Diener. Ein Herold. Desdemona, des Brabantio Tochter. Emilia, Jago's Weib. Bianca, eine Courtisane, Cassio's Liebste. Officiers, verschiedene Cavaliers, Abgeordnete, Musicanten, Matrosen, und Bediente.

Der Schau-Plaz ist im ersten Aufzug in Venedig; und durch das ganze ?brige St?k in Cypern.

Erster Aufzug.

Erste Scene.

Rodrigo. Stille, sage mir nichts mehr davon, ich nehm' es sehr ?bel, dass du, Jago, der du mit meinem Beutel schalten und walten durftest, als ob er dein eigen gewesen w?re, Nachricht von diesem--

Jago. Ihr wollt mich ja nicht anh?ren: Wenn ich jemals von so was nur getr?umt habe, so seht mich als ein Scheusal an.

Rodrigo. Du sagtest mir, du tr?gest einen unvers?hnlichen Hass gegen ihn.

Jago. Speyt mir ins Gesicht, wenn's nicht so ist. Drey grosse M?nner in dieser Stadt zogen, in eigner Person, die M?zen bis auf den Boden vor ihm ab, dass er mich zu seinem Lieutenant machen m?chte: Und, so wahr ich ein ehrlicher Mann bin, ich kenne mich, ich weiss, dass ich keinen schlechtern Plaz werth bin.

Aber er, dessen hochm?thiger Eigensinn andre Absichten hatte, entwischte ihnen mit einem Galimathias von Umst?nden, und rauht?nenden Kriegs-Kunst-W?rtern; und das Ende vom Liede war, dass er meine G?nner mit einer langen Nase abziehen liess. Es ist mir leid, sagt er, aber ihr kommt zu sp?t; ich habe mir meinen Lieutenant schon ausersehen. Und wer ist denn der? Ein gewisser Michel Cassio, ein Bursche, der noch keinen Feldzug gethan hat, der von Anordnung eines Treffens gerade so viel versteht als eine Woll- Spinnerin--nichts als was er aus B?chern gelernt, blosse Theorie, wovon unsre ehrsamen, friedliebenden Senatoren eben so gelehrt sprechen k?nnen als er; blosses Gew?sche, ohne Erfahrung--Das ist alles, was er vom Krieg versteht--Der hatte den Vorzug; und ich, von dem seine Augen in Rhodis, in Cypern, und in so vielen andern Orten, auf Christlichem und Heidnischem Boden, die Proben gesehen haben; ich muss mich mit Complimenten und Versprechungen abspeisen lassen--ich bin euer Schuldner, mein Herr, habt Geduld wir wollen schon Gelegenheit finden, mit einander abzurechnen, und dergleichen- -Kurz, er muss nun sein Lieutenant seyn, und ich, Dank sey den G?ttern! seiner Mohrischen Excellenz dem?thiger Fahnen-Junker.

Rodrigo. Beym Himmel, ich wollte lieber sein Profos seyn.

Jago. Daf?r ist nun kein Kraut gewachsen Es geht im Dienste nicht anders; Bef?rdrung geht heutigs Tags nach Gunst und Empfehlungs-Schreiben, und nicht nach der Zeit, die man im Dienste gewesen ist, wie vor Zeiten, da der zweyte allemal den erstern erbte. Nun, mein Herr, mach' ich euch selbst zum Richter, ob ich mit einigem Schein der Wahrheit beschuldiget werden kan, dass ich den Mohren liebe.

Rodrigo. Ich m?chte nicht gerne haben, dass du ihn begleitest.

Jago. O mein Herr, das lasst euch keine Sorge machen; ich begleite ihn, um mir selbst auf seine Unkosten Dienste zu thun. Wir k?nnen nicht alle Befehlhaber seyn, und nicht alle Befehlhaber k?nnen getreue Diener haben. Ihr werdet in der Welt manchen Dienst-ergebenen, knie-biegenden Schurken sehen, der unter einer vielj?hrigen treu- eyfrigen Dienstbarkeit endlich so grau wird wie seines Herrn Esel, ohne etwas anders davon zu haben, als dass er gef?ttert, und wenn er alt ist gar abgedankt wird. Peitscht mir solche gutherzige Schurken--Dagegen giebt es andre, die zwar ihr Gesicht meisterlich in pflichtschuldige Falten zu legen wissen, aber ihr Herz hingegen vor aller fremden Zuneigung rein bewahren; die ihren Herren nichts als den ?usserlichen Schein der Ergebenheit und eines erdichteten Eifers zeigen, aber eben dadurch ihre Sachen am besten machen, und wenn sie ihre Pfeiffen geschnitten haben, davon gehen, und ihre eigne Herren sind. Das sind noch Leute die einigen Verstand haben, und ich habe die Ehre einer von ihnen zu seyn. Es ist so gewiss als ihr Rodrigo seyd; w?r' ich der Mohr, so m?cht ich nicht Jago seyn: izt dien ich, das wissen die G?tter! bloss um mir selbst zu dienen, und nicht aus Ergebenheit und Liebe--ich stelle mich zwar so, aber das hat seine Absichten--denn wahrhaftig, wenn mein Gesicht, und meine ?usserlichen Handlungen die wahre innerliche Gestalt meines Herzens zeigten, so w?rde mein Herz in kurzem den Kr?hen zum Futter dienen--Mein guter Freund, ich bin nicht, was ich scheine.

Rodrigo. Was f?r ein Gl?k macht der dik-maulichte Kerl, wenn er sie so davon tragen kann!

Jago. Ruft ihren Vater auf, wekt ihn auf, macht Lerm, versalzt ihm wenigstens seinen Spass; ruft es in den Strassen aus, jagt ihre Verwandten in den Harnisch, und wenn ihr ihn aus dem Paradiese, worein er sich eingenistert hat, nicht vertreiben k?nnt, so plagt ihn doch mit Fliegen,

so dass seine Freude, wenn sie gleich nicht v?llig aufh?rt Freude zu seyn, doch wenigstens durch die Verdriesslichkeiten womit sie unterbrochen wird, etwas von ihrer Farbe verliere.

Rodrigo. Hier ist ihres Vaters Haus ich will ihm ?berlaut ruffen.

Jago. Thut es, und mit einem so gr?sslichen Ton, und Zetter-Geschrey, als wie wenn bey Nacht durch Nachl?ssigkeit Feuer in einer volkreichen Stadt ausgekommen ist.

Rodrigo. He! holla! Brabantio! Signor Brabantio! he!

Jago. Wacht auf! he! holla! Brabantio! he! Diebe! Diebe! Seht zu euerm Haus, zu eurer Tochter, und zu euern Geld-S?ken: Diebe! Diebe!

Zweyte Scene.

Brabantio. Was ist die Ursache dieser f?rchterlichen Aufforderung? Was giebt's hier?

Rodrigo. Signor, ist eure ganze Familie zu Hause?

Jago. Sind alle eure Th?ren verriegelt?

Brabantio. Was sollen diese Fragen?

Jago. Sakerlot! Herr, man bestiehlt euch; zieht doch wenigstens einen Rok an, und seht zu euern Sachen; man greift euch nach der Seele, euer bestes Kleinod ist verlohren; eben izt in diesem Augenblik, Herr, bespringt ein alter schwarzer Schaaf-Bok euer weisses Schaaf. Auf, auf, wekt die schnarchenden B?rger mit der Sturm-Gloke, oder der Teufel wird euch zum Grossvater machen; auf, sag ich.

Brabantio. Wie? Habt ihr euern Verstand verlohren?

Rodrigo. Mein hochzuverehrender Herr und G?nner, kennt ihr meine Stimme nicht?

Brabantio. Wahrlich nicht; wer seyd ihr dann?

Rodrigo. Mein Nam' ist Rodrigo.

Brabantio. Desto schlimmer! Hab ich dir nicht verboten, um meine Th?ren herum zu schw?rmen? Hab ich dir nicht aufrichtig und ehrlich herausgesagt, meine Tochter sey nicht f?r dich gemacht? Und izt, nachdem du dich voll gefressen und gesoffen hast, kommst du in tollem Muthe boshafter Weise den Narren mit mir zu treiben, und mich in der Ruhe zu st?ren?

Rodrigo. Herr, Herr, Herr--

Brabantio. Aber du darfst dich unfehlbar darauf verlassen, dass mein Unwille und mein Ansehen es in ihrer Gewalt haben, dich theuer davor bezahlen zu machen.

Rodrigo. Geduld, mein guter Herr.

Brabantio. Was sagst du mir von Dieben? Wir sind hier in Venedig; mein Haus ist keine Scheure.

Rodrigo. Sehr ehrw?rdiger Brabantio, ich komm in der Einfalt meines Herzens, und in guter Meynung zu euch.

Jago. Sakerlot! Herr, ihr seyd, glaub ich, einer von denen die Gott den Dienst aufk?nden w?rden, wenn's der Teufel so haben wollte. Weil wir kommen, und euch einen Dienst thun wollen, so meynt ihr wir seyen Spizbuben; ihr wollt also haben, dass eure Tochter von einem Barber-Hengst belegt werden soll; ihr wollt haben, dass eure Enkel euch anwiehern; ihr wollt Postklepper zu Vettern und kleine Andalusische Stutten zu Basen haben.

Brabantio. Was f?r ein heilloser Lotterbube bist du?

Jago. Ich bin einer, Herr, der ausdr?klich hieherkommt euch zu sagen, dass eure Tochter und der Mohr im Begriff sind das Thier mit zween R?ken zu machen.

Brabantio. Du bist ein Nichtsw?rdiger--

Jago. Ihr seyd ein Senator.

Brabantio. Du sollst mir das bezahlen. Ich kenne dich, Rodrigo.

Rodrigo. Mein Herr, ich bin f?r alles gut. Aber ich bitte euch, h?rt mich nur an. Wenn es mit euerm guten Willen und hochweisen Beyfall geschehen ist, dass eure sch?ne Tochter, in dieser nehmlichen Nacht, in keiner bessern Begleitung als eines gemietheten Schurken, eines Gondoliers, den viehischen Umarmungen eines geilen Mohren zugef?hrt worden; wenn das, sag ich, mit eurer Begnehmigung geschehen ist, so haben wir euch allerdings gr?blich beleidiget. Wisst ihr aber nichts hievon, so sind wir diejenigen, die sich ?ber Unrecht zu beschweren haben; oder ich verstehe nicht was die gute Lebensart mit sich bringt. Glaubet nicht, dass ich von allem Gef?hl der Anst?ndigkeit so sehr verlassen sey, dass ich aus blossem Muthwillen hieher kommen und Eure Excellenz zum Besten haben sollte. Ich sag es noch ein mal, wenn ihr eurer Tochter nicht die Erlaubniss dazu gegeben habt, so hat sie sich sehr vergangen, indem sie ihre Pflicht, ihre Sch?nheit, ihren Verstand, und ihr Verm?gen einem herumirrenden Ritter, einem Abentheurer, aufopfert, der hier und allenthalben ein Fremdling ist-- Verzieht nicht l?nger; sezt euch selbst ins Klare: Wenn sie in ihrem Zimmer oder in euerm Hause zu finden ist, so lasst mich die ganze Strenge der Justiz daf?r erfahren, dass ich euch so misshandelt habe.

Brabantio. Schlagt Feuer, he! bringt mir ein Licht--Ruft meine Leute zusammen--Dieser Zufall sieht meinem Traum nicht ungleich, und ich sterbe vor Furcht, dass es so seyn m?chte. He! Licht, sag ich, Licht!

Jago. Lebt wohl, ich kan mich nicht l?nger aufhalten--Es w?rde sich gar nicht wol f?r meinen Plaz schiken, und mir in keinerley Absicht gesund seyn, als ein Zeuge gegen den Mohren vorgef?hrt zu werden. Die Gr?nde, die ihn zum Heerf?hrer in dem Cyprischen Kriege, worinn sie w?rklich begriffen sind, bestimmen, sind so dringend, dass sie, f?r ihre Seelen, keinen andern von seinem Gewicht finden k?nnen, dem sie dieses Gesch?ft mit Sicherheit anvertrauen d?rften. Bey solchen Umst?nden muss ich, ob ich ihn gleich so herzlich hasse als die Pein der H?lle, doch ?usserlich, meines eignen Vortheils wegen, dergleichen thun, als ob ich ihm g?nzlich ergeben sey. Damit ihr ihn aber unfehlbar findet, so f?hret den Brabantio und seine Leute zum Sch?zen, und dort werd' ich bey ihm seyn. Hiemit, gehabt euch wol.

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