Read Ebook: Was ihr wollt by Shakespeare William Wieland Christoph Martin Translator
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Ebook has 397 lines and 12117 words, and 8 pages
Herzog Geht ihr ein wenig auf die Seite--C?sario, du weist bereits nicht weniger als alles; ich habe dir das Innerste meines Herzens entfaltet. Geh also zu ihr, mein guter Junge; lass dich nicht abweisen, postiere dich vor ihrer Th?re, und sag ihr, du werdest da wie eingewurzelt stehen bleiben, bis sie dir Geh?r gebe.
Viola. Gn?digster Herr, wenn sie sich ihrer Betr?bniss so sehr ?berl?sst, wie man sagt, so ist nichts gewissers, als dass sie mich nimmermehr vorlassen wird.
Herzog. Du must ungest?m seyn, schreyen, und eher ?ber alle H?flichkeit und Anst?ndigkeit hin?berspringen, als unverrichteter Sachen zur?k kommen.
Viola. Und gesezt, ich werde vorgelassen, Gn?digster Herr, was soll ich sagen?
Herzog. O dann entfalte ihr die ganze Heftigkeit meiner Liebe; preise ihr meine ungemeine Treue an; es wird dir wol anstehen, ihr mein Leiden vorzumahlen; sie wird es von einem jungen Menschen, wie du, besser aufnehmen, und mehr darauf Acht geben, als wenn ich einen Unterh?ndler von ernsthafteren Ansehen gebrauchte.
Viola. Ich denke ganz anders, Gn?digster Herr.
Herzog. Glaube mir's, mein lieber Junge; deine Jugend w?re schon genug, diejenigen l?gen zu heissen, die dich einen Mann nennten. Dianens Lippen sind nicht sanfter und rubinfarbiger als die deinigen; deine Stimme ist wie eines M?dchens, zart und hell, und dein ganzes Wesen hat etwas weibliches an sich. Ich bin gewiss, du bist unter einer Constellation gebohren, die dich in solchen Unterhandlungen gl?klich macht; du wirst meine Sache besser f?hren, als ich selbst thun k?nnte. Geh also, sey gl?klich in deiner Verrichtung, und du sollst alles was mein ist, dein nennen k?nnen.
Viola. Ich will mein Bestes thun, Gn?digster Herr--
Eine beschwerliche Commission! Ich soll ihm eine andre kuppeln, und w?re lieber selbst sein Weib.
Sechste Scene.
locos communes
Siebende Scene.
Narr. O Verstand, sey so gut und hilf mir den Narren machen--Diese gescheidten Leute, welche sich einbilden sie haben dich, beweisen sehr oft dass sie Narren sind; und ich, bey dem es ausgemacht ist, dass ich dich nicht habe, mag f?r einen weisen Mann gelten. Denn was sagt Quinapalus? Besser ein wiziger Narr, als ein n?rrischer Wizling! Guten Tag, Frau!
Olivia. Schaft mir den Narren weg.
Narr. H?rt ihr's nicht, Kerls? Schaft mir die Frau weg.
Olivia. O, geh; du bist ein trokner Narr; ich habe deiner genug; zu allem ?berfluss wirst du zu deiner Albernheit noch ungesittet.
Narr. Das sind zween Fehler, die sich durch guten Rath und einen Krug Halb-Bier verbessern lassen. Denn, gebt dem troknen Narren zu trinken, so ist der Narr nicht mehr troken: Sagt dem ungesitteten Menschen, wie er sich verbessern soll, so wird er nicht l?nger ungesittet seyn. Alle Dinge in der Welt, die man ausbessert, werden geflikt; Tugend, die sich vergeht, ist nur mit S?nde geflikt; und S?nde, die sich bessert, ist nur mit Tugend geflikt. Wenn dieser einf?ltige Syllogismus die Sache ausmacht, wol gut; wo nicht, was ist zu thun? Gleichwie kein andrer wahrer Hahnrey ist als Elend; so ist Sch?nheit eine verg?ngliche Blume: Die Gn?dige Frau sagte, man solle den Narren wegschaffen, also sag ich noch einmal, schafft sie weg.
Olivia. Sir, ich befahl dass man euch wegschaffen sollte.
Narr. Missverstand im h?chsten Grade Gn?diges Fr?ulein, das ist auf Deutsch: Mein Hirn sieht nicht so buntschekicht aus als mein Rok: Liebe Madonna, wollt ihr mir erlauben, euch zu beweisen, dass ihr eine N?rrin seyd?
Olivia. Wie willt du das machen?
Narr. Gar geschikt, gute Madonna.
Olivia. Nun, so beweise dann.
Narr. Ich muss euch vorher catechisieren, Madonna, wenn ihr mir antworten wollt.
Olivia. Gut, Sir, so schlecht der Zeitvertrieb ist, so wollen wir doch euern Beweis h?ren.
Narr. Gute Madonna, warum traurest du?
Olivia. Um meinen Bruder, guter Narr.
Narr. Ich denke, seine Seele ist also in der H?lle, Madonna?
Olivia. Ich weiss, seine Seele ist im Himmel, Narr.
Narr. Eine desto gr?ssere N?rrin seyd ihr, Madonna, daf?r zu trauern, dass euer Bruder im Himmel ist; schaft mir die N?rrin weg, meine Herren.
Olivia. Was denkt ihr von diesem Narren, Malvolio? Verbessert er sich nicht?
Malvolio. Ja, und wird sich verbessern bis ihm die Seele ausgehen wird. Zunehmende Jahre machen den vern?nftigen Mann abnehmen, und verbessern hingegen den Narren, weil er je ?lter je n?rrischer wird.
Narr. Gott send' euch ein fr?hzeitiges Alter, Herr, um eure Narrheit desto b?lder zu ihrer Vollkommenheit zu bringen! Sir Tobias w?rde schw?ren wenn man's verlangte, dass ich kein Fuchs sey; aber er w?rde sich nicht f?r zwey Pfenninge verb?rgen, dass ihr kein Narr seyd.
Olivia. Was sagt ihr hiezu, Malvolio?
Malvolio. Mich wundert, wie Eu. Gnaden an einem so abgeschmakten Schurken ein Belieben finden kan; ich sah ihn erst gestern von einem allt?glichen Narren, der nicht mehr Hirn hatte als ein Stein, zu Boden gelegt. Seht nur, er weiss sich schon nicht mehr zu helfen; wenn ihr nicht vorher schon lacht, und ihm die Einf?lle die er haben soll auf die Zunge legt, so steht er da, als ob er geknebelt w?re. Ich versichre, diese gescheidte Leute, die ?ber die albernen Frazen dieser Art von gedungenen Narren so kr?hen k?nnen, sind in meinen Augen die Narren der Narren.
Olivia. O, ihr seyd am Eigend?nkel krank, Malvolio, und habt einen ungesunden Geschmak. Edelm?thige, schuldlose und aufger?umte Leute sehen diese Dinge f?r V?gel-Schrot an, die euch Canon-Kugeln scheinen; ein Narr von Profession kan niemand beschimpfen, wenn er gleich nichts anders thut als spotten; so wie ein Mann von bekannter Klugheit niemals spottet, wenn er gleich nichts anders th?te als tadeln.
Maria. Gn?dige Frau, es ist ein junger Herr vor der Th?re, der ein grosses Verlangen tr?gt, mit Euer Gnaden zu sprechen.
Olivia. Von dem Grafen Orsino, nicht wahr?
Maria. Ich weiss es nicht, Gn?dige Frau, er ist ein h?bscher junger Mann, und er macht Figur.
Olivia. Wer von meinen Leuten unterh?lt ihn?
Maria. Sir Tobias, Gn?dige Frau, euer ?hm.
Olivia. Macht dass ihr ihn auf die Seite bringt, ich bitte euch; er spricht nichts als tolles Zeug; der garstige Mann! Geht ihr, Malvolio; wenn es eine Gesandschaft vom Grafen ist, so bin ich krank oder nicht bey Hause: Sagt was ihr wollt, um seiner los zu werden.
Ihr seht also, Sir, eure Narrheit wird alt und gef?llt den Leuten nicht mehr.
Narr. Du hast unsre Parthey genommen, Madonna, als ob dein ?ltester Sohn zu einem Narren bestimmt w?re; Jupiter f?ll' ihm seinen Schedel mit Hirn aus! Hier kommt einer von deiner Familie, der eine sehr schwache hat--
Achte Scene.
Olivia. Auf meine Ehre, halb betrunken. Wer ist vor der Th?r, Onkel?
Sir Tobias. Ein Edelmann.
Olivia. Ein Edelmann? Was f?r ein Edelmann?
Sir Tobias. Ein Mutter-S?hnchen, dem Ansehen nach--der Henker hole diese Pikelh?ringe! Was machst du hier, Dumkopf?
Narr. Guter Sir Toby--
Olivia. Onkel, Onkel, wie kommt ihr schon so fr?h zu dieser Lethargie?
Sir Tobias. Es ist einer vor der Pforte, sag ich.
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