Read Ebook: Timon von Athen by Shakespeare William Wieland Christoph Martin Translator
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Ebook has 747 lines and 22748 words, and 15 pages
Edition: 10
Timon von Athen.
William Shakespeare
?bersetzt von Christoph Martin Wieland
Personen.
Timon, ein edler Athenienser. Lucius, Lucullus, Sempronius und Ventidius, Schmeichler und falsche Freunde des Timon. Alcibiades, ein General der Athenienser. Apemanthus, ein Cynischer Philosoph. Flavius, Timons Verwalter. Flaminius, Lucilius und Servilius, Bediente des Timon. Caphis, Varro, Philo, Titus, Lucius und Hortensius, Bediente von den Gl?ubigern des Timon. Ein Poet. Ein Mahler. Ein Juweelen-H?ndler. Ein Galanterien-Kr?mer. Ein Kauffmann. Drey Diebe. Etliche Senatoren. Cupido und Masken. Phrynia und Timandra, Maitressen des Alcibiades. Verschiedne Bediente, Soldaten, und andre als stumme Personen. Die Scene, Athen, und ein nicht weit davon gelegner Wald.
Erster Aufzug.
Erste Scene.
Poet. Guten Tag, mein Herr.
Mahler. Ich erfreue mich ?ber euer Wohlbefinden.
Poet. Ich hab' euch lange nicht gesehen; wie geht's in der Welt?
Mahler. So dass es besser seyn k?nnte, mein Herr.
Mahler. Ich kenne beyde; der andere ist ein Juweelen-H?ndler.
Kauffmann. O! es ist ein w?rdiger Edelmann!
Juweelen-H?ndler. Das ist ausgemacht.
Kauffmann. Ein recht unvergleichlicher Mann, von einer unersch?pflichen und immerw?hrenden G?tigkeit beseelt. Er ?bertrift --
Juweelen-H?ndler. Ich habe hier ein Juweel--
Kauffmann. O ich bitte euch, lasst mich's sehen--F?r den Lord Timon, mein Herr?
Juweelen-H?ndler. Wenn er es so hoch bezahlt als es gesch?zt ist; doch was das betrift --
Poet. Wenn wir um Lohn den Lasterhaften singen, So wird auch des Gerechten Lobes Glanz Dadurch beflekt, das wir der Tugend bringen--
Kauffmann
Es ist sch?n geschnitten.
Juweelen-H?ndler. Und reich; was das f?r ein Wasser ist! Seht ihr?
Mahler Mein Herr, ihr seyd, d?ucht mich, im Enthusiasmus, ?ber irgend einem Werk, das diesem grossen Mann gewidmet werden soll.
Poet. Es ist eine Kleinigkeit, die mir in einer m?ssigen Stund' entgangen ist. Unsre Poesie ist wie ein Gummi, das daher entspringt, woher es gen?hrt wird. Das Feuer in dem Kiesel zeigt sich nicht eher bis es herausgeschlagen wird; unsre anmuthige Flamme entz?ndet sich von selbst, und ?berstr?mt wie ein reissendes Wasser jeden Damm, der sie einzw?ngen will. Was habt ihr hier?
Mahler. Ein Gem?hlde, mein Herr--Wenn kommt euer Werk ans Licht?
Poet. An den Fersen meiner Gegenwart, mein Herr. Lasst mich euer St?k sehen.
Mahler. Es ist ein gutes St?k.
Poet. Das ist es; das reicht an vortrefflich.
Mahler. Ertr?glich.
Poet. Bewundernsw?rdig! Was f?r eine Wahrheit, welch ein Anstand in dieser Stellung! Was f?r eine geistige Kraft schiesst aus diesem Auge! Was f?r eine schwangre Einbildungskraft bewegt sich in diesen Lippen! Selbst die stumme Gebehrde wird hier zum Ausdruk --
Mahler. Es ist eine ganz artige Nach?ffung der Natur; hier ist ein Strich-- Was sagt ihr davon?
Poet. Ich will nichts sagen, als, er meistert die Natur selbst; eine k?nstliche Bewegung lebt in diesen Strichen, die lebhafter ist als das Leben selbst.
Mahler. Wie viel Aufwart dieser Herr hat!
Poet. Die Senatoren von Athen! Gl?klicher Mann!
Mahler. Seht, noch etliche.
Poet. Ihr seht diesen Zusammenfluss, diese grosse Fluth von Besuchern--Ich habe in diesem rohen Werk einen Mann entworffen, den diese Unterwelt mit ?berschwenglicher Hochachtung umfasst, und in die Arme schliesst. Meine freye Absicht h?lt keinen besondern Lauf, sondern bewegt sich selbst in einer weiten See von Wachs; keine ges?urte Bosheit vergiftet ein einziges Comma in dem Lauf den ich halte: sondern er fliegt einen Adler-Flug, k?hn, in einem fort, und l?sst keine Spur zur?k.
Mahler. Wie soll ich euch verstehen?
Poet. Ich will es euch aufrigeln. Ihr seht wie alle St?nde, wie alle Arten von Leute, sowohl die von glatter und schl?pfriger als die von spr?der und herber Beschaffenheit, ihre Dienste zu den F?ssen des Lord Timon legen: Sein grosser Reichthum, der an seiner leutseligen und g?tigen Gem?thsart h?ngt, ?berw?ltigt alle Arten von Herzen, und macht sie zu seinen freywilligen Unterthanen; ja, von dem Spiegelartigen Schmeichler bis zum Apemanthus, der wenige Dinge so sehr liebt als sich selbst zu verabscheuen; aber auch dieser giesst sich auf die Knie vor ihm hin, und kehrt vergn?gt, und durch ein Kopfniken des Timons, in seinen Gedanken, h?chst gl?klich von ihm zur?k.
Mahler. Ich sah sie mit einander reden.
Poet. Ich dichte also das Gl?k, auf einem hohen und anmuthigen H?gel gethront. Der Fuss des Berges ist mit allen Arten von Personen und Verdiensten dicht umgeben, die sich bestreben sich auf dem Busen dieser Sph?re festzusezen. Unter allen diesen Wesen, deren Augen auf diese allgewaltige Beherrscherin geheftet sind, personificire ich einen in Timons Gestalt, den Fortuna mit ihrer elfenbeinernen Hand zu sich winkt, und durch diese Gunst in ebendemselben Augenblik alle seine Nebenbuhler zu seinen Dienern und Sclaven macht.
Mahler. Eine mahlerische Idee! Dieser Thron, diese Fortuna und dieser H?gel, mit einem Manne, dem aus den ?brigen untenstehenden emporgewinkt wird, und der sein Haupt gegen den schrofen Berg beugt, um zu seinem Gl?k hinaufzuklettern, w?rde, nach unsrer Kunst, wohl ausgesonnen seyn.
Poet. Nein, h?rt mich nur weiter: Alle diese, die so k?rzlich erst seines gleichen waren, einige besser als er, folgen in diesem Augenblik seinen Schritten, dr?ngen sich aufwartsam um ihn her, regnen fl?sternde Schmeichlereyen in sein Ohr, machen sogar seine Schuhriemen zu einem Heiligthum, und trinken die freye Luft durch ihn.
Mahler. Zum Henker, was wollt ihr mit diesen?
Poet. Sobald nun Fortuna, in einem Anstoss von Wankelmuth den, der kaum ihr Liebling war, mit F?ssen tritt; so seht ihr, wie alle seine Verehrer, die mit Knien und H?nden sich auf den Gipfel des Berges hinaufarbeiteten, ihn hinunter schl?pfen lassen, ohne dass nur ein einziger seinen ausglitschenden Fuss begleiten wollte.
Zweyte Scene.
Timon Er sizt im Gef?ngniss, sagt ihr?
Bote. Ja, gn?diger Herr; Seine Schulden belauffen sich auf f?nf Talente, seine Mittel sind sehr knapp, seine Glaubiger sehr dringend; er bittet euch, an diejenige, die ihn eingesezt haben, zu seinem Behuf zu schreiben, und w?rde ohne allen Trost seyn, wenn ihr ihm diese Gunst versagen w?rdet.
Timon. Der edle Ventidius! Gut! Ich bin nicht von der Art, meinen Freund zu verlassen, wenn er meiner am meisten n?thig hat. Ich weiss, er ist ein Edelmann, der wohl verdient, dass man ihm aushelfe; ich will es thun, ich will die Schuld bezahlen, und ihn befreyen.
Bote. Euer Gnaden verpflichtet sich ihn auf ewig.
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