Read Ebook: Leben und Tod des Königs Johann by Shakespeare William Wieland Christoph Martin Translator
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Ebook has 602 lines and 24284 words, and 13 pages
Steh als Sir Richard Plantagenet auf.
Philipp. Bruder von m?tterlicher Seite, gebt mir eure Hand; mein Vater gab mir Ehre, der eure giebt euch Land. Nun, gesegnet sey die Stunde, es mag Nacht oder Tag gewesen seyn, da ich gezeugt und Sir Robert abwesend war.
Elinor. Der echte Geist der Plantagenet's. Ich bin deine Grossmutter, Richard, nenne mich so.
Philipp. Durch einen Zufall, Gn?digste Frau, nicht in der Ordnung; doch was thut das? Ob man zum Fenster hinein kommt oder zur Th?re, wenn man nur drinn ist; n?her oder weiter vom Ziel, wohl getroffen ist wohl geschossen, und ich bin ich, ich mag gezeugt seyn wie ich will.
K?nig Johann. Geh, Faulconbridge, du hast nun was du w?nschtest; ein g?terloser Ritter macht dich zu einem beg?terten Junker. Kommt, Madam; komm, Richard, wir m?ssen nach Frankreich eilen, nach Frankreich, es ist h?chste Zeit.
Philipp. Bruder, leb wohl; ich w?nsche dir viel Gl?ks, denn du bist mit Erlaubniss der Geseze auf die Welt gekommen.
Dritte Scene.
Vierte Scene.
Lady. Wo ist der Sclave, dein Bruder; wo ist er, der sich erfrecht meine Ehre ?ffentlich anzutasten?
Philipp. Mein Bruder Robert, des alten Sir Roberts Sohn, Colbrand, der Riese, der nemliche gewaltige Mann; ist es Sir Robert's Sohn, den ihr sucht?
Lady. Sir Roberts Sohn? Ja, du unehrerbietiger Junge, Sir Roberts Sohn; warum spottest du ?ber Sir Roberten?
Philipp. Jacob Gurney, willt du so gut seyn, und uns ein wenig allein lassen?
Gurney. Von Herzen gerne, mein lieber Philipp.
Philipp. Philipp!--Verschone mich, Jacob; es sind kurzweilige Dinge heraus gekommen; hernach ein mehrers davon.
Gn?dige Frau, ich war nie des alten Sir Roberts Sohn; Sir Robert h?tte seinen Theil an mir an einem Charfreytag essen k?nnen, ohne dass er seine Fasten gebrochen h?tte. Sir Robert war ein ganz wakrer Mann; aber, meiner Treu, bekennt die Wahrheit! H?tt' er mich machen k?nnen? Das konnte Sir Robert nicht; wir kennen seine Arbeit. Sagt mir also, liebe Mutter, wem bin ich f?r diese Figur verpflichtet? Sir Robert konnte nimmermehr so ein Bein machen helfen?
Lady. Hast du dich auch mit deinem Bruder wider mich verschworen? Du, der um deines eignen Vortheils willen meine Ehre vertheidigen sollte? Was soll dieses Gesp?tte bedeuten, du h?chst unbesonnener Bube?
Lady. Hast du dem Namen Faulconbridge entsagt?
Philipp. So herzlich, als ich dem Teufel entsage.
Lady. K?nig Richard, , war dein Vater; durch langwieriges und heftiges Zusezen ward ich endlich verf?hrt, in meines Ehmanns Bette Plaz f?r ihn zu machen. Der Himmel vergebe mir meine ?bertretung! Aber du bist die Frucht meiner schweren S?nde, zu der ich so stark gereizt wurde, dass ich nicht l?nger wiederstehen konnte.
Philipp. Nun, bey diesem Tageslicht, wenn ich wieder gezeugt werden sollte, Madame, wollt' ich mir keinen bessern Vater w?nschen. Einige S?nden tragen ihre Lossprechung auf Erden mit sich; Euer Fehler entsprang nicht aus eurer Thorheit; ihr musstet nothgedrungen euer Herz als einen Tribut f?r gebietende Liebe, demjenigen ausliefern, gegen dessen Wuth und unbezwingbare St?rke der unerschrokne L?we selbst keinen Kampf wagen durfte, noch sein k?nigliches Herz vor Richards Hand sch?zen konnte. Wer einem L?wen mit Gewalt das Herz aus dem Leibe reissen kan, mag leicht ein weibliches Herz gewinnen. Ja, meine Mutter, von ganzem Herzen dank ich dir f?r meinen Vater. Wenn jemand lebt, der sich erfrecht zu sagen, dass du nicht recht thatest, wie ich gezeugt ward, dessen Seele will ich zur H?lle schiken. Komm, Lady, ich will dich meinen Anverwandten vorstellen, und sie sollen sagen, wie Richard mich zeugte, w?r es S?nde gewesen wenn du Nein gesagt h?ttest.
Zweyter Aufzug.
Erste Scene.
Ludwig. Willkommen vor Angiers, dapfrer Herzog!--Arthur, dein grosser Oheim, Richard, der den L?wen seines Herzens beraubte, und die heiligen Kriege in Pal?stina ausfocht, kam durch diesen dapfern Herzog vor der Zeit ins Grab. Nun ist er, um seiner Nachkommenschaft Erstattung desshalb zu thun, auf unsre Einladung gekommen, seine Fahnen f?r deine Sache auszuspreiten, und deinen unnat?rlichen Oheim, Johann von England, aus dem ungerechten Besiz deiner Erbl?nder vertreiben zu helfen. Umarm' ihn, Prinz, lieb' ihn, und heiss' ihn willkommen.
Arthur. Gott wird euch Tod desto eher verzeihen, da ihr seinem Neffen das Leben gebet, und sein verfolgtes Recht mit den Fl?geln eurer Kriegs-Macht umschattet. Mit einer unm?chtigen Hand heiss' ich euch willkommen, aber mit einem Herzen voll unverf?lschter Liebe; willkommen, Herzog, vor den Mauern von Angiers.
Ludwig. Ein edler Junge! Wer wollte dir nicht zu deinem Recht helfen?
?streich. Diesen z?rtlichen Kuss leg' ich auf deine Wange, als das Siegel meines feyrlichen Versprechens, dass ich nicht eher in meine Heimath zur?k kehren will, bis Angiers und die gerechten Anspr?che die du in Frankreich hast, zugleich mit dieser blassen weiss-ufrichten Insel, deren Fuss die heulenden Wellen des Oceans zur?k st?sst, und ihre Einwohner von andern L?ndern abschneidet, bis dieses von der See umz?unte England, dieses von Wasser gemauerte Bollwerk, dessen stolze Sicherheit allen ausw?rtigen Anf?llen Troz bietet, bis dieser ?usserste Winkel von Westen selbst dich als seinen K?nig gr?ssen wird; bis zu diesem Augenblik, sch?ner Knabe, will ich nicht an meine Heimath denken, sondern den Waffen folgen.
Constantia. O nehmet seiner Mutter Dank an, Dank einer armen Wittwe, bis euer starker Arm ihm zu der Macht helfen wird, eure Freundschaft besser erwiedern zu k?nnen.
?streich. Der Friede des Himmels ruhet auf denjenigen, die ihre Schwerdter in einem so gerechten und wohlth?tigen Krieg entbl?ssen.
K?nig Philipp. Wohlan dann, an die Arbeit; unsre Maschinen sollen gegen die Stirne dieser widerspenstigen Stadt gerichtet werden; ruffet unsern Kriegs- Obersten, um den Plan zum vortheilhaftesten Angriff zu machen. Entweder wollen wir unsre k?niglichen Gebeine vor diesen Mauern niederlegen, oder wenn wir gleich in franz?sischem Blut auf den Markt-Plaz watten m?ssten, Angiers diesem jungen Prinzen unterw?rfig machen.
Constantia. Wartet noch auf die Antwort, die euer Abgesandter bringen wird; ihr k?nntet sonst eure Schwerdter zu voreilig mit Blute besudeln. Vielleicht bringt Milord Chatilion aus England eine friedliche Abtretung dieses Rechts, welches ihr durch Krieg erzwingen wollet; und wenn dieses gesch?he, w?rden wir einen jeden Tropfen Bluts bereuen, den eine zu rasche Hize so unzeitig vergossen h?tte.
K?nig Philipp. Ein Wunder, Madam! Seht, auf euern Wunsch ist unser Gesandter, Chatilion, angelangt; meld uns in K?rze, werther Lord, was England uns zur Antwort giebt; wir warten hier m?ssig auf dich. Rede, Chatilion.
Chatilion. So wendet also eure Macht von dieser armseligen Belagerung, und spornet sie zu einem wichtigern Gesch?ft auf. England, voll Unwillens ?ber unsre gerechte Forderungen, hat sich in Waffen gestellt; die widrigen Winde, die meine R?kreise verz?gerten, haben ihm Zeit gegeben, alle seine Legionen zugleich mit mir ans Land zu sezen. Er r?kt mit eilfertigen M?rschen gegen diese Stadt an; seine St?rke ist gross, und seine Krieger voller Muth. Mit ihm kommt die K?nigin-Mutter, eine Ate, die ihn zu Zwietracht und Blutvergiessen anhezt; mit ihr, ihre Nichte, die Infantin Blanca von Spanien; mit ihnen ein nat?rlicher Sohn des abgelebten K?nigs, und mit ihm alle unb?ndigen K?pfe des Landes. Rasche, feurige, tollk?hne Freywillige, mit Frauenzimmer-Gesichtchen und Drachen- Herzen, haben ihre angestammten G?ter verkauft, und tragen ihr Erbtheil zuversichtlich auf dem R?ken, um hier ein neues Gl?k zu suchen. Kurz, eine auserlesnere Schaar unerschrokner Geister, als der englische Boden diesesmal ?bergew?lzt hat, schwamm niemals ?ber die schwellende Fluth, um Unheil und Verw?stung in der Christenheit anzurichten. Das z?rnende Get?se ihrer Trummeln unterbricht eine umst?ndliche Nachricht; sie sind im Anzug. Bereitet euch also zu einer Unterhandlung oder zum Gefecht.
K?nig Philipp. Wie schlecht sind wir auf eine solche Expedition versehen!
?streich. Je unerwarteter sie ist, desto eifriger m?ssen wir uns zur Gegenwehr stellen; Unser Muth soll mit der Gefahr steigen. Lasst sie denn willkommen seyn, wir sind ger?stet.
Zweyte Scene.
K?nig Johann. Friede sey mit Frankreich, wenn Frankreich im Frieden unsern rechtm?ssigen Einzug in unsre Stadt gestattet; wo nicht, so blute Frankreich, und der Friede schwinge sich gen Himmel, indess dass wir, Gottes grimmvoller Sachwalter, den stolzen ?bermuth z?chtigen, der seinen Frieden in den Himmel zur?k treibt.
K?nig Philipp. Friede sey mit England, wenn dieser Krieg aus Frankreich nach England zur?kkehrt, um dort im Frieden zu leben. Wir lieben England, und nur um Englands willen, schwizen wir hier unter der Last der Waffenr?stung. Diese unsre Arbeit sollte dein freywilliges Werk seyn. Aber du bist so weit entfernt, England zu lieben, dass du seinen rechtm?ssigen K?nig unterdr?kt, die Erbfolge aufgehoben, die Kindheit des gesezm?ssigen Erben missbraucht, und an der jungfr?ulichen Ehre der Crone Gewalt ver?bt hast. Schaue hier auf deines Bruders Gottfrieds Gesicht! Diese Augen, diese Stirne, sind nach den seinigen abgedrukt; in diesem kleinen Inbegriff ist die vollst?ndige Form enthalten, die in Gottfried verstarb, und die Hand der Zeit wird diese verj?ngte Gestalt in einen eben so grossen Format ausdehnen. Dieser Gottfried war von Geburt dein ?ltrer Bruder, und dieser hier ist sein Sohn. England war Gottfrieds Recht, und dieser hat es von Gottfried ererbt; wie kommt es dann, um Gottes willen! dass du ein K?nig genennt wirst, so lange lebendiges Blut in diesen Schl?fen schl?gt, die einen Anspruch an die Crone haben, welche du zur Ungeb?hr tr?gst?
K?nig Johann. Von wem hast du diesen grossen Auftrag, Frankreich, mich zur Antwort auf deine Fragst?ke zu ziehen?
K?nig Philipp. Von diesem obersten Richter, der in k?niglichen Seelen den edlen Gedanken erwekt, gewaltth?tigen und ungerechten Thaten nachzufragen. Dieser Richter hat mich zum Besch?zer dieses Knabens gemacht; unter seinem Schuze klag' ich deine Ungerechtigkeit an, und mit seinem Beystand hoff' ich sie zu bestraffen.
K?nig Johann. Du massest dich eines Ansehens an, das dir nicht zukommt.
K?nig Philipp. Entschuldige es; es geschieht, um ungerechte Anmassung niederzuschlagen.
Elinor. Wer ist der, den du einer unrechtm?ssigen Anmassung beschuldigest?
Constantia. Lasst mich die Antwort geben: Der anmassliche K?nig, dein Sohn.
Elinor. Hinweg, Unversch?mte; dein Bastard soll K?nig seyn, damit du eine K?nigin seyn, und die ganze Welt hofmeistern k?nnest!
Constantia. Mein Bette war deinem Sohn immer so getreu, als das deinige deinem Gemahl; und dieser Knabe sieht seinem Vater Gottfried gleicher als Johann dir, ob ihr gleich an Sitten einander so gleich seyd als der Regen dem Wasser, und der Teufel seiner Mutter. Mein Sohn ein Bastard! Bey meiner Seele, ich glaube nimmermehr, dass sein Vater so ?cht war als er ist; es kann nicht seyn, wenn gleich du seine Mutter w?rest.
Elinor. Das ist eine feine Mutter, Junge, die deinen Vater beschimpft.
Constantia. Das ist eine feine Grossmutter, Junge, die dich beschimpfen will.
?streich. Stille!
Faulconbridge. Horcht dem Ausruffer.
?streich. Wer Teufel bist du?
Blanca. O wie wohl stuhnd dem dieser L?wen-Rok an, der dem L?wen diesen Rok abzog!
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