Read Ebook: König Heinrich der vierte. Der Zweyte Theil der seinen Tod und die Crönung von Heinrich dem fünften enthält. by Shakespeare William Wieland Christoph Martin Translator
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Ebook has 568 lines and 20815 words, and 12 pages
Edition: 10
Delphine Lettau and Mike Pullen
Der Zweyte Theil von K?nig Heinrich dem vierten
der seinen Tod, und die Cr?nung von Heinrich dem f?nften enth?lt.
William Shakespeare
?bersetzt von Christoph Martin Wieland
Personen.
K?nig Heinrich der vierte. Prinz Heinrich, nachmals K?nig Heinrich der f?nfte. Prinz John von Lancaster, Humphrey von Glocester und Thomas von Clarence, S?hne K?nig Heinrichs des vierten. Northumberland, der Erzbischoff von York, Mowbray, Hastings, Lord Bardolph, Travers, Morton
Bardolph. Wer ist hier bey der Pforte, he? Wo ist der Graf?
Pf?rtner. Wie soll ich euch anmelden?
Bardolph. Sag dem Grafen, der Lord Bardolph warte hier auf ihn.
Pf?rtner. Er ist in den Garten gegangen; wenn Eu. Gnaden nur an die Th?re klopfen will, so wird er selbst antworten.
Bardolph. Hier ist der Graf.
Northumberland. Was bringt ihr Neues, Lord Bardolph? jede Minute sollte izt die Mutter einer grossen Handlung seyn; die Zeiten sind wild; einheimische Zwietracht, ist, wie ein zu wol gef?ttertes Pferd, toller Weise ausgebrochen, und sprengt alles nieder, was ihr im Wege ligt.
Bardolph. Edler Graf, ich bring euch zuverl?ssige Zeitungen von Schrewsbury.
Northumberland. Gute, wenn Gott will!
Bardolph. So gute als man nur w?nschen kan. Der K?nig ist auf den Tod verwundet, und der Prinz Heinrich von euers Sohns, und beyde Blunts von Dowglassens Hand erschlagen; der junge Prinz John, Westmorland und Stafford haben die Flucht ergriffen--Kurz, ein solcher Tag, so erfochten, und von so herrlichen Folgen ist seit C?sars Zeiten nicht gesehen worden.
Northumberland. Woher habt ihr die Nachricht? Wart ihr selbst auf dem Plaz? Kommt ihr von Schrewsbury?
Bardolph. Ich sprach mit einem der von dort herkam, Milord, einem Edelmann von Erziehung und gutem Namen, der mir diese Zeitung f?r zuverl?ssig gab.
Northumberland. Hier kommt Travers, mein Diener, den ich lezten Dienstag abschikte, um zu sehen wie es ablauffen werde.
Bardolph. Milord, ich liess ihn unterwegs hinter mir; er bringt nichts gewissers noch umst?ndlichers, als was ich euch schon gemeldet habe.
Zweyte Scene.
Northumberland. Nun, Travers, was f?r gute Zeitungen bringt ihr mit?
Travers. Gn?diger Herr, Sir John Umfrevil bewog mich durch die erfreulichen Neuigkeiten die er ank?ndigte, zur?k zu kehren, und weil er besser beritten war, kam er mir zuvor. Allein nach ihm kam ein andrer Ritter in vollem Galopp angerennt, der, selbst ganz ausser Athem, bey mir still hielt, sein blutendes Pferd verschnauben zu lassen; er fragte mich, wo der Weg nach Chester gienge; ich erkundigte mich bey ihm nach Neuigkeiten von Schrewsbury, und da sagt' er mir, es sey ungl?klich f?r die Rebellion ausgefallen, und der junge Hot- Spur sey erschlagen; und mit diesem stiess er seinen armen keuchenden Klepper in die Rippen, und rannte, ohne auf meine fernere Fragen zu warten, so hastig davon, dass er den Weg zu verschlingen schien.
Northumberland. He! Sag es noch einmal! Sagte er, es sey ungl?klich f?r die Rebellion ausgefallen, und der junge Hot-Spur sey erschlagen?
Bardolph. Milord, ich sag' euch, wenn euer Sohn den Sieg nicht erhalten hat, so will ich, auf meine Ehre, meine Baronie f?r einen seidenen Spiz geben. Verlasst euch darauf.
Northumberland. Warum sagte dann der Edelmann, der bey Travers vorbey ritt, gerad das Gegentheil?
Bardolph. Er? Das war irgend ein elender Kerl, der das Pferd gestohlen hatte, worauf er ritt, und, bey meinem Leben, es nur so auf Gerathwohl hinsagte. Seht, hier kommen mehr Zeitungen.
Dritte Scene.
Northumberland. O dieses Manns Stirne k?ndigt wie ein Titelblatt einen tragischen Inhalt an; so sieht der Strand aus, auf dem die gewaltth?tige Fluth Zeugnisse ihrer zerst?renden Wuth gelassen hat. Sprich, Morton, kommst du von Schrewsbury?
Morton. Ich bin von Schrewsbury hieher gerennt, Milord, wo der verhasste Tod seine scheusslichste Maske umgethan hat, unsre Parthey zu schreken.
Northumberland. Was macht mein Sohn und mein Bruder?--Du zitterst? Die Bl?sse deiner Wangen verk?ndigt, was deine Zunge nicht aussprechen kan. Eben so ein Mann, so bebend, so athemlos, so best?rzt, so todt in seinem Blik, so trostlos, zog in der Todesstille der Nacht den Vorhang von Priams Bette, und wollt' ihm sagen, sein halbes Troja lige schon in Asche; aber Priam fand das Feuer, eh der Mann seine Zunge fand, und ich meines Percy Tod, eh du ihn ank?ndigst. Du wolltest sagen: Euer Sohn that diss und das, euer Bruder, diss; so focht der edle Dowglas; aber wenn du mein gieriges Ohr mit ihren k?hnen Thaten vollgestopft gehabt h?ttest, dann w?rdest du alles dieses Lob mit einem einzigen Seufzer weggeblasen und damit beschlossen haben, dass mein Bruder, mein Sohn und alle geblieben seyen.
Morton. Dowglas lebt, und euer Bruder auch noch; aber Milord euer Sohn--
Northumberland. Nun, er ist todt. Sieh, was f?r eine fertige Zunge der Argwohn hat! Wer das f?rchtet, was er nicht wissen will, liesst, wie durch Instinct, in andrer Augen, dass was er f?rchtet geschehen ist. Aber, rede Morton; sag dem Grafen von Northumberland, seine Ahnung l?ge, und ich will dich reich f?r eine so angenehme Beleidigung machen.
Morton. Eure Ahnung ist nur allzurichtig.
Northumberland. Und mit alle dem sagst du doch nicht, dass Percy todt sey. Du sch?ttelst den Kopf, als ob du l?ugnen wollest, was dein d?strer Blik bekennet; du h?ltst es f?r Gefahr oder S?nde eine Wahrheit zu sagen. Wenn er erschlagen ist, so sag es; die Zunge begeht kein Verbrechen, die seinen Tod berichtet; der s?ndigt, der den Todten bel?gt, nicht der, welcher sagt, der Todte lebe nicht mehr. Und doch hat der Ueberbringer unwillkommner Zeitungen eine undankbare M?he; seine Zunge t?nt uns nachher immer wie eine Todten-Gloke, die uns erinnert, dass sie einem geliebten Freund zu Grabe gelidten hat.
Bardolph. Ich kan es nicht glauben, Milord, dass euer Sohn todt seyn soll.
Morton. Es ist mir leid, dass ich euch n?thigen muss, etwas zu glauben, dass ich nicht gesehen zu haben w?nschte. Aber diese meine Augen sahen ihn in seinem Blute sich w?lzen, sahen ihn, in dem Augenblik, da er langsamathmend und mit schwachem Ton die lezten Worte gegen Heinrich von Monmouth aushauchte, dessen feuriger Grimm den nie zuvor besiegten Percy zur Erde niedergeschlagen hatte. Mit einem Wort, wie vorher sein Geist selbst dem plumpesten Fussknecht in seinem Lager Feuer geliehen hatte, so blies izt sein Tod, sobald er ruchtbar wurde, alle Hize in den Herzhaftesten aus; seine scheidende Seele, gleich als w?re sie die allgemeine Seele seiner Parthey gewesen, liess lauter leblose Kl?ze zur?k, die izt von der Furcht allein fortgeschleudert wurden; und wie die schwersten K?rper, wenn sie durch eine fremde Gewalt in Bewegung gesezt werden, desto schneller fliegen, so fliegt kein Pfeil vom Bogen abgedr?kt schneller seinem Ziele zu, als unsre Soldaten vom Felde ihrer Rettung zu flohen. In diesem Tumult wurde allzufr?h der edle Worcester gefangen, und dieser feuerathmende Schotte, dieser blutige Dowglas, dessen unerm?detes Schwerdt dreymal die vermeynte Gestalt des K?nigs erschlagen hatte; selbst er begann seinen Muth zu verh?llen, und verminderte durch seine Flucht die Schmach derer die den R?ken gewendet hatten, gerieth aber durch einen Fall vom Pferd in die feindlichen H?nde. Kurz, die Summe von allem ist, dass der K?nig gewonnen, und bereits ein eilfertiges Heer, unter Anf?hrung des jungen Lancasters und Westmorlands gegen euch abgeschickt hat.
Northumberland. Diese Neuigkeiten zu betrauren, werd' ich immer Zeit genug haben. Gift kan manchmal zur Arzney werden; und diese Zeitungen, die mich, w?r' ich gesund gewesen, krank gemacht h?tten, haben izt, da ich krank bin, mich in gewisser Maasse gesund gemacht. Und wie der Elende, dessen vom Fieber geschw?chte Gelenke, wie losgerissne Angeln, unter der Gewalt des Lebens wanken, in einem ungeduldigen Anstoss von Hize, wie ein Feuer aus seines H?ters Armen ausbricht; so sind meine von Gram geschw?chte Glieder, nun vom Gram zur Wuth getrieben, dreymal st?rker als sonst. Weg also, du schwache Kr?ke, ein beschupter Handschuh mit Gelenken von Stahl soll hinfort diese Hand umgeben. Und weg mit dir, du sieche Kopf-H?lle, du bist ein zu schwacher Schirm f?r einen Kopf, nach welchem siegende K?nige zielen. Nun g?rtet meine Stirne mit Eisen, und dann lasst das Aergste kommen, was Zeit und Verh?ngniss gegen den w?thenden Northumberland verm?gen! Lasst den Himmel die Erde k?ssen! Halte nicht l?nger, o Natur, die wilden Fluthen eingekerkert; lass die Ordnung sterben, und diese Welt nicht l?nger einen Schauplaz seyn, wo die Zwietracht gen?hrt wird, um durch langsame Qualen aufgerieben zu werden; sondern lass einen m?rdrischen Geist, den Geist des erstgebohrnen Cains, in jedem Busen herrschen; lass in einer w?thenden Stunde, die blutdurstenden Menschen, alle in einen Hauffen getrieben, sich w?rgen, bis mit der allgemeinen Niederlage die Scene sich schliesst, und ewige Finsterniss begrabe dann die Todten!
Bardolph. Diese heftige Leidenschaft thut euch Schaden, Milord; liebster Graf, gestattet keine Scheidung zwischen eurer Klugheit und eurer Ehre.
Morton. Die Leben von allen euern getreuen Anh?ngern hangen an den eurigen, und dieses muss nothwendig unterligen, wenn ihr euch diesem Sturm der Leidenschaft ?berlasst. Ihr ?berlegtet ja ohne Zweifel die Zuf?lle und den ungewissen Ausgang des Kriegs, Milord, eh ihr sagtet, wir wollen einen Aufstand erregen; ihr konntet leicht vorhersehen, dass ein hiziges Gefecht euerm Sohn das Leben kosten k?nne; ihr wusstet dass er, so zu sagen, auf der Schneide eines Messers ?ber einen gef?hrlichen Abgrund gieng, wo es wahrscheinlicher war, dass er hineinfallen, als dass er hin?ber kommen werde: ihr wusstet dass sein Fleisch verwundbar war, und dass ihn sein ungest?mer Geist mitten in die gr?sten Gefahren treiben w?rde; und doch sagtet ihr: Ziehe hin, und keine von diesen Betrachtungen, so stark sie euch r?hren m?ssten, konnte euern gefassten Entschluss wanken machen. Und was ist nun begegnet, oder was hat diese k?hne Unternehmung hervorgebracht, als was wahrscheinlicher Weise erfolgen musste?
Bardolph. Wir alle, die an diesem Verlust Theil haben, wussten, dass wir uns auf ein so gef?hrliches Meer wagten, dass kaum einer unter zehen das Leben davon bringen werde; und doch wagten wir's f?r den vorgestekten Preis, sezten die Betrachtung einer augenscheinlichen Gefahr bey Seite, und sind nun, da wir hin?ber gekommen sind, bereit noch mehr zu wagen. Kommt, wir wollen alles dran sezen, Verm?gen und Leben.
Morton. Es ist die h?chste Zeit, Milord; und was unsern Muth erh?hen soll, ist eine Nachricht, die ich euch f?r gewiss geben kan. Der beliebte Erzbischoff von York ist mit einer ansehnlichen und wolger?steten Macht auf. Er ist ein Mann, der seine Anh?nger mit einer doppelten Sicherheit g?rtet. Milord, euer Sohn, hatte nur Leiber unter seiner Anf?hrung, nur Schatten und Gestalten von M?nnern, welche fechten sollten; denn das Wort Rebellion schied die W?rksamkeit ihrer Seelen und ihrer Leiber von einander, sie fochten mit Grauen und Widerwillen, ihre Waffen allein waren auf unsrer Seite, denn ihre Geister und Seelen hatte das Wort Rebellion so frostig gemacht, wie die Fische in einem Teiche. Aber nun verwandelt der Bischoff den Aufruhr in Rebellion; das Vorurtheil, dass er ein rechtschaffner und heiliger Mann sey, macht, dass man ihm mit Leib und Seele folgt, krazt das Blut K?nigs Richards von den Steinen von Pomfret, um seinem Aufstand eine Farbe zu geben, leitet seine Sache vom Himmel ab, sagt ihnen, er eile einem blutenden Lande zu H?lfe, das unter dem tyrannischen Bolingbroke in lezten Z?gen lige; und so treibt es ihm schaarenweis Anh?nger und Freunde zu.
Northumberland. Ich wusste diss bereits; aber die Wahrheit zu sagen, dieser gegenw?rtige Schmerz hat es aus meinem Gem?th gewischt. Kommt mit mir hinein, und ein jeder er?ffne das beste, was er zu unsrer gemeinschaftlichen Erhaltung und Rache rathen kan. Schiket Couriers, schreibet Briefe, macht Freunde so schnell als m?glich; noch nie waren unsrer so wenig, und noch nie h?tten wir Viele so n?thig.
Vierte Scene.
Falstaff. Holla, du, Riese! was sagt der Doctor zu meinem Wasser?
Lakay. Er sagt, Herr, das Wasser an sich selbst sey ein gutes gesundes Wasser; aber was die Person anlange, von der es komme, die m?chte wohl mehr Krankheiten an sich haben, als sie sich einbilde.
Lakay. Er sagt, Herr, ihr m?sstet ihm einen bessern B?rgen stellen als Bardolph; er verlange nicht mit eurer und seiner Handschrift zu thun zu haben, die Versicherung sey ihm nicht hinl?nglich.
Lakay. Er ist nach Schmidtfield gegangen, Eu. Herrlichkeit ein Pferd zu kauffen.
F?nfte Scene.
Sechste Scene.
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