Read Ebook: Medea by Grillparzer Franz
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Ebook has 894 lines and 19993 words, and 18 pages
Edition: 10
Medea
Franz Grillparzer
Trauerspiel in f?nf Aufz?gen
Personen:
Kreon, K?nig von Korinth Kreusa, seine Tochter Jason Medea Gora, Medeens Amme Ein Herold der Amphiktyonen Ein Landmann Diener und Dienerinnen Medeens Kinder
Erster Aufzug
Medea. Bist du zu Ende?
Sklave. Gleich, Gebieterin!
Medea. Zuerst den Schleier und den Stab der G?ttin; Ich werd euch nicht mehr brauchen, ruhet hier. Die Zeit der Nacht, der Zauber ist vorbei Und was geschieht, ob Schlimmes oder Gutes, Es muss geschehn am offnen Strahl des Lichts. Dann dies Gef?ss: geheime Flammen birgt's, Die den verzehren, der's unkundig ?ffnet; Dies andere, gef?llt mit g?hem Tod; Hinweg ihr aus des heitern Lebens N?he! Noch manches Kraut, manch dunkel-kr?ft'ger Stein, Der ihr entsprangt, der Erde geb ich euch.
So. Ruhet hier vertr?glich und auf immer! Das Letzte fehlt noch und das Wichtigste.
Sklave . Ist's dieses hier?
Medea. Halt ein! Enth?ll es nicht!-- Lass dich noch einmal schaun, verderblich Gastgeschenk! Du Zeuge von der Meinen Untergang, Bespr?tzt mit meines Vaters, Bruders Blut, Du Denkmal von Medeens Schmach und Schuld.
So brech ich dich und senke dich hinab In Schoss der Nacht, dem dr?uend du entstiegen.
Gora . Was tust du hier?
Medea . Du siehst's.
Gora. Vergraben willst du Die Zeichen eines Dienstes, der Schutz dir gab Und noch dir geben kann?
Medea. Der Schutz mir gab? Weil mehr nicht Schutz er gibt, als er mir gab, Vergrab ich sie. Ich bin gesch?tzt genug.
Gora. Durch deines Gatten Liebe?
Medea . Bist du fertig?
Sklave. Gebiet'rin ja!
Medea. So komm!
Gora . O der Besch?ftigung F?r eines F?rsten f?rstlich hohe Tochter!
Medea. Scheint's dir f?r mich zu hart, was hilfst du nicht?
Gora. Jasons Magd bin ich, nicht die deine; Seit wann dient eine Sklavin der andern?
Medea . Jetzt senk sie ein und wirf die Erde zu!
Gora . O lasst mich sterben, G?tter meines Landes, Damit ich nicht mehr sehn muss was ich sehe! Doch vorher schleudert euren Rachestrahl Auf den Verr?ter, der uns dies getan! Lasst mich ihn sterben sehn, dann t?tet mich!
Medea. Es ist getan. Nun stampf den Boden fest Und geh! Ich weiss, du wahrest mein Geheimnis, Du bist ein Kolcher und ich kenne dich.
Gora . Verrat's nicht eurem Herrn, sonst weh euch beiden!-- Hast du vollendet?
Medea . Ja.--Nun bin ich ruhig.
Gora. Und auch das Vlies vergrubst du?
Medea. Auch das Vlies.
Gora. So liesst ihr es in Jolkos nicht zur?ck Bei deines Gatten Ohm?
Medea. Du sahst es hier.
Gora. Es blieb dir also und du vergrubst es Und so ist's abgetan und aus! Weggehaucht die Vergangenheit, Alles Gegenwart, ohne Zukunft. Kein Kolchis gab's und keine G?tter sind, Dein Vater lebte nie, dein Bruder starb nicht: Weil du's nicht denkest mehr, ist's nie gewesen! So denk denn auch, du seist nicht elend, denk Dein Gatte, der Verr?ter, liebte dich; Vielleicht geschieht es!
Medea . Gora!
Gora. Was? Meinst du ich schwiege? Die Schuldige mag schweigen und nicht ich! Hast du mich hergelockt aus meiner Heimat In deines trotz'gen Buhlen Sklaverei, Wo ich, in Fesseln meine freien Arme, Die langen N?chte kummervoll verseufze, Und jeden Morgen zu der neuen Sonne Mein graues Haar verfluch und meines Alters Tage, Ein Ziel des Spotts, ein Wegwurf der Verachtung, An allem Mangel leidend als an Schmerz, So musst du mich auch h?ren, wenn ich rede.
Medea. So sprich!
Gora. Was ich vorhergesagt, es ist geschehen! Kaum ist's ein Mond, dass euch das Meer von sich stiess, Unwillig, den Verf?hrer, die Verf?hrte, Und schon flieht euch die Welt, folgt euch der Abscheu. Ein Greuel ist die Kolcherin dem Volke, Ein Schrecken die Vertraute dunkler M?chte, Wo du dich zeigst weicht alles scheu zur?ck Und flucht dir. M?g' der Fluch sie selber treffen! Auch den Gemahl, der Kolcherf?rstin Gatten, Sie hassen ihn um dein-, um seinetwillen. Der Oheim schloss die T?r ihm seines Hauses, Die eigne Vaterstadt hat ihn verbannt, Als jener Oheim starb, man weiss nicht wie, Kein Haus ist ihm, kein Ruhplatz, keine St?tte: Was denkst du nun zu tun?
Medea. Ich bin sein Weib!
Gora. Und denkest nun zu tun?
Medea. Zu folgen ihm In Not und Tod.
Gora. In Not und Tod, ja wohl! Aietes' Tochter in ein Bettlerhaus!
Medea. Lass uns die G?tter bitten um ein einfach Herz, Gar leicht ertr?gt sich dann ein einfach Los!
Gora . Haha! Und dein Gemahl?
Medea. Es tagt. Komm fort!
Gora. Weichst du mir aus? Ha, du entgehst mir nicht! Der einz'ge lichte Punkt in meinem Jammer Ist, dass ich seh, an unserm Beispiel seh, Dass G?tter sind und dass Vergeltung ist. Bewein dein Ungl?ck und ich will dich tr?sten, Allein verkennen sollst du's frevelnd nicht Und leugnen die Gerechtigkeit da droben, Da du die Strafe leugnest, deinen Schmerz. Auch muss ein ?bel klar sein, will man's heilen! Dein Gatte, sprich! ist er derselbe noch?
Medea. Was sonst?
Gora. O spiel mit Worten nicht! Ist er derselbe, der dich st?rmend freite, Der, dich zu holen, drang durch hundert Schwerter, Derselbe, der auf langer ?berfahrt, Den Widerstand besiegte der Betr?bten, Die sterben wollte, Nahrung von sich weisend, Und sie nur allzuschnell bezwang mit seiner Glut? Ist er derselbe noch? Ha bebst du? Bebe! Ihm graut vor dir, er scheut dich, flieht dich, hasst dich, Wie du die Deinen, so verr?t er dich! Grab ein, grab ein die Zeichen deiner Tat, Die Tat begr?bst du nicht!
Medea. Schweig!
Gora. Nein!
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