Read Ebook: Medea by Grillparzer Franz
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Ebook has 894 lines and 19993 words, and 18 pages
Gora. Nein!
Medea . Schweig, sag ich!-- Was rasest du in deiner tollen Wut? Lass uns erwarten was da kommt, nicht rufen. So w?r' denn immer da, was einmal dagewesen Und alles Gegenwart?--Der Augenblick, Wenn er die Wiege einer Zukunft ist Warum nicht auch das Grab einer Vergangenheit? Geschehen ist, was nie geschehen sollte, Und ich bewein's und bittrer als du denkst, Doch soll ich drum, ich selbst, mich selbst vernichten? Klar sei der Mensch und einig mit der Welt! In andre L?nder, unter andre V?lker Hat uns ein Gott gef?hrt in seinem Zorn, Was recht uns war daheim, nennt man hier unrecht, Und was erlaubt, verfolgt man hier mit Hass; So lass uns denn auch ?ndern Sitt' und Rede Und d?rfen wir nicht sein mehr was wir wollen, So lass uns, was wir k?nnen mind'stens sein. Was mich gekn?pft an meiner V?ter Heimat Ich hab es in die Erde hier versenkt; Die Macht, die meine Mutter mir vererbte, Die Wissenschaft geheimnisvoller Kr?fte, Der Nacht, die sie gebar, gab ich sie wieder Und schwach, ein schutzlos, hilfbed?rftig Weib Werf ich mich in des Gatten offne Arme; Er hat die Kolcherin gescheut, die Gattin Wird er empfangen, wie's dem Gatten ziemt. Der Tag bricht an--mit ihm ein neues Leben! Was war, soll nicht mehr sein; was ist, soll bleiben! Du aber milde, m?tterliche Erde Verwahre treu das anvertraute Gut.
Jason. Sprachst du den K?nig selbst?
Landmann. Jawohl, o Herr!
Jason. Was sagtest du?
Landmann. Es harre jemand aussen, Ihm wohlbekannt und gastbefreundet zwar, Doch der nicht eher trete bei ihm ein, Umringt von Feinden, von Verrat umstellt, Bis er ihm Fried' gelobt und Sicherheit.
Jason. Und seine Antwort?
Landmann. Er wird kommen, Herr! Ein Fest Poseidons feiern sie hier aussen, Am offnen Strand des Meeres Opfer bringend, Der K?nig folgt dem Zug mit seiner Tochter, Da, im Vor?bergehen, spricht er dich.
Jason. So, es ist gut! Hab Dank!
Medea . Sei mir gegr?sst!
Jason. Du auch.
Ihr aber geht, du und die andern, Und brechet gr?ne Zweige von den B?umen, Wie's Brauch hier Landes bei den Flehenden. Und haltet ruhig euch und, still. H?rst du? Genug!
Medea. Du bist besch?ftigt?
Jason. Ja.
Medea. Du g?nnst Dir keine Ruh'!
Jason. Ein Fl?chtiger und Ruh'? Weil er nicht Ruh' hat ist er eben fl?chtig.
Medea. Du schliefst nicht heute nacht, du gingst hinaus Und walltest einsam durch die Finsternis.
Jason. Ich lieb die Nacht, der Tag verletzt mein Aug'.
Medea. Auch sandtest Boten du zum K?nig hin; Nimmt er uns auf?
Jason. Erwartend weil ich hier.
Medea. Er ist dir freund.
Jason. Er war's.
Medea. Willfahren wird er.
Jason. Verpesteter Gemeinschaft weicht man aus.-- Du weisst ja doch, dass alle Welt uns flieht Dass selbst des falschen Pelias, meines Oheims, Tod, Des Frevlers, den ein Gott im Grimm erw?rgte, Dass mir das Volk ihn Schuld gibt, deinem Gatten, Dem Heimgekehrtem aus dem Zauberlande? Weisst du es nicht?
Medea. Ich weiss.
Jason. Wohl Grunds genug, Zu wandeln und zu wachen in der Nacht!-- Doch was trieb dich schon vor der Sonn' empor? Was suchst du in der Finsternis?--Ei ja! Riefst alte Freund' aus Kolchis?
Medea. Nein.
Jason. Gewiss nicht?
Medea. Ich sagte: nein.
Jason. Ich aber sage dir, Du tust sehr wohl wenn du es unterl?sst! Brau nicht aus Kr?utern S?fte, Schlummertrank, Sprich nicht zum Mond, st?r nicht die Toten, Man hasst das hier und ich--ich hass es auch! In Kolchis sind wir nicht, in Griechenland, Nicht unter Ungeheuern, unter Menschen! Allein ich weiss, du tust's von nun nicht mehr, Du hast's versprochen und du h?ltst es auch. Der rote Schleier da auf deinem Haupt, Er rief vergangne Bilder mir zur?ck. Warum nimmst du die Tracht nicht unsers Landes? Wie ich ein Kolcher war auf Kolchis' Grund, Sei eine Griechin du in Griechenland. Wozu Erinnrung suchen des Vergangnen? Von selbst erinnert es sich schon genug!
Gora . Verachtest du dein Land um seinetwillen?
Jason . Du auch hier?--Dich hass ich vor allen, Weib! Beim Anblick dieses Augs und dieser Stirn, Steigt Kolchis' K?ste d?mmernd vor mir auf. Was dr?ngst du dich in meines Weibes N?he? Geh fort!
Gora . Warum?
Jason. Geh fort!
Medea. Ich bitt dich, geh!
Gora . Hast mich gekauft? dass du mir sprichst als Herr?
Jason. Die Hand zuckt nach dem Schwert. Geh weil's noch Zeit ist; Mich hat's schon oft gel?stet, zu versuchen, Ob deine Stirn so hart ist, als sie scheint.
Jason . Zerspreng dein Haus, und mach dir brechend Luft! Da liegen sie, die T?rme von Korinth, Am Meeresufer ?ppig hingelagert, Die Wiege meiner goldnen Jugendzeit! Dieselben, von derselben Sonn' erleuchtet, Nur ich ein andrer, ich in mir verwandelt. Ihr G?tter! warum war so sch?n mein Morgen, Wenn ihr den Abend mir so schwarz bestimmt. O w?r' es Nacht!
Medea. Hier sind zwei Kinder, Die ihren Vater gr?ssen.
Gib die Hand! H?rst du? Die Hand!
Jason . Das also w?r' das Ende? Von trotz'gen Wilden Vater und Gemahl!
Medea
. Geh hin!
Knabe. Bist du ein Grieche, Vater?
Jason. Und warum?
Knabe. Es schilt dich Gora einen Griechen!
Jason. Schilt?
Knabe. Es sind betr?gerische Leut' und feig.
Jason . H?rst du?
Medea. Es macht sie Gora wild. Verzeih ihm!
Jason. Gut! Gut!
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