bell notificationshomepageloginedit profileclubsdmBox

Read Ebook: Die Göttliche Komödie by Dante Alighieri

More about this book

Font size:

Background color:

Text color:

Add to tbrJar First Page Next Page

Ebook has 208 lines and 105010 words, and 5 pages

Edition: 10

Die G?ttliche Kom?die

Dante Alighieri

Inhalt:

Die H?lle Das Fegefeuer Das Paradies

Die H?lle

Erster Gesang

Auf halbem Weg des Menschenlebens fand ich mich in einen finstern Wald verschlagen, Weil ich vom rechten Weg mich abgewandt. Wie schwer ist?s doch, von diesem Wald zu sagen, Wie wild, rauh, dicht er war, voll Angst und Not; Schon der Gedank? erneuert noch mein Zagen. Nur wenig bitterer ist selbst der Tod; Doch um vom Heil, das ich drin fand, zu k?nden, Sag? ich, was sonst sich dort den Blicken bot. Nicht weiss ich, wie ich mich hineingewunden, So ganz war ich von tiefem Schlaf ber?ckt, Zur Zeit, da mir der wahre Weg verschwunden. Doch bis zum Fuss des H?gels vorger?ckt, Der an dem Ende lag von jenem Tale, Das mir mit schwerer Furcht das Herz gedr?ckt, Schaut? ich empor und sah, den R?cken male Ihm der Planet, der uns auf jeder Bahn Gerad zum Ziele f?hrt mit feinem Strahle. Da fingen Angst und Furcht zu Schwinden an, Die mir des Herzens Blut erstarren machten, In jener Nacht, da Grausen mich umfah?n. Und so wie atemlos, nach Angst und Schmachten, Schiffbr?chige vom Strand, entfloh?n der Flut, Starr r?ckw?rts schauend, ihren Grimm betrachten; So kehrt? ich, noch mit halberstorbnem Mut, Mich jetzt zur?ck, nach jenem Passe sehend, Der jeglichem verl?scht des Lebens Glut. Und, etwas ausgerastet, weitergehend, W?hlt? ich bergan den Weg der Wildnis mir, Fest immer auf dem tiefern Fusse stehend. Sieh, beim Beginn des steilen Weges schier, Bedeckt mit buntgeflecktem Fell die Glieder, Gewandt und sehr behend ein Panthertier. Nicht wich?s von meinem Angesichte wieder, Und also hemmt es meinen weitern Lauf, Dass ich mich ?fters wandt? ins Tal hernieder. Am Morgen war?s, die Sonne stieg itzt auf, Von jenen Sternen, so wie einst, umgeben, Als Gottes Lieb? aus ?dem Nichts herauf Die sch?ne Welt berief zu Sein und Leben; So ward mir Grund zu guter Hoffnung zwar Durch jenes Tieres heitres Fell gegeben Und durch die Fr?hstund? und das junge Jahr Doch so nicht, dass in mir nicht Furcht sich regte, Als furchtbar mir ein Leu erschienen war. Es schien, dass er sich gegen mich bewegte, Mit hohem Haupt und mit des Hungers Wut, So dass er Schrecken, schien?s, der Luft erregte. Auch eine W?lfin, welche jede Glut Der Gier durch Magerkeit mir schien zu zeigen, Die schon auf viele schweren Jammer lud. Vor dieser musste so mein Mut sich neigen Aus Furcht, die bei dem Anblick mich durchbebt, Dass mir die Hoffnung schwand, zur H?h?n zu steigen. Wie der, der eifrig zu gewinnen strebt, Wenn zum Verlieren nun die Zeit gekommen, In K?mmernis und tiefem Bangen lebt; So machte dieses Untier mich beklommen; Von ihm gedr?ngt, musst? ich mich r?ckw?rts zieh?n Dorthin, wo nimmer noch der Tag entkommen. Als ich zur Tiefe niederst?rzt? im Flieh?n, Da war ein Wesen dorten zu erkennen, Das durch zu langes Schweigen heiser schien. Ich rief, sobald ich?s nur gewahren k?nnen In grosser Wildnis: "O erbarme dich, Du, seist du Schatten, seist du Mensch zu nennen." Und jener sprach: "Nicht bin, doch Mensch war ich; Lombarden waren die, so mich erzeugten, Und beide priesen Mantuaner sich. Eh?, sp?t, die R?mer sich dem Julius beugten, Sah ich das Licht, sah des Augustus Thron, Zur Zeit der G?tter, jener Trugerzeugten. Ich war Poet und sang Anchises? Sohn, Der Troja floh, besiegt durch Feindest?cke, Als, einst so stolz, in Staub sank Ilion. Und du--du kehrst zu solchem Gram zur?cke? Was bleibt die freud?ge H?he nicht dein Ziel, Die Anfang ist und Grund zum vollen Gl?cke?" "So bist du," rief ich, "bist du der Virgil, Der Quell, dem reich der Rede Strom entflossen?" Ich sprach?s mit Scham, die meine Stirn befiel. "O Ehr? und Licht der andern Kunstgenossen, Mir gelt? itzt grosse Lieb? und langer Fleiss, Die meinem Forschen dein Gedicht erschlossen. Mein Meister, Vorbild! dir geb?hrt der Preis, Den ich durch sch?nen Stil davongetragen, Denn dir entnahm ich, was ich kann und weiss. Sieh dieses Tier, o sieh? mich?s r?ckw?rts jagen, Ber?hmter Weiser, sei vor ihm mein Hort. Es macht mir zitternd Puls? und Adern schlagen." "Du musst auf einem andern Wege fort," Sprach er zu mir, den ganz der Schmerz bezwungen, "Willst du entfliehn aus diesem wilden Ort, Denn dieses Tier, das dich mit Graun durchdrungen, L?sst keinen zieh?n auf seines Weges Spur, Hemmt jeden, bis es endlich ihn verschlungen. Es ist von b?ser, t?ckischer Natur Und nimmer f?hlt?s die wilde Gier ermatten, Ja, jeder Frass sch?rft seinen Hunger nur. Mit vielen Tieren wird sich?s noch begatten, Bis dass die edle Dogge kommt, die k?hn Es w?rgt und hinst?rzt in die ew?gen Schatten. Nicht wird nach Land und Erz ihr Hunger gl?h?n, Doch wird sie nie an Lieb? und Weisheit darben; Inmitten Feltr? und Feltro wird sie bl?h?n, Zu Welschlands Heil, des Ruhm und Gl?ck verdarben, Obwohl vordem Camilla f?r dies Land, Eurialus, Turnus und Nisus starben. Nicht wird sie ruh?n, bis sie dies Tier verbannt; Sie wird es wieder in die H?lle senken, Von wo?s zuerst der Neid heraufgesandt. Du folg? itzt mir zu deinem Heil--mein Denken Und Urteil ist?s--ich will dein F?hrer sein, Und dich durch ew?gen Ort von hinnen lenken. Dort wirst du h?ren der Verzweiflung Schrei?n, Wirst alte Geister schau?n, die br?nstig flehen Um zweiten Tod in ihrer langen Pein. Wirst jene dann im Feu?r zufrieden sehen, Weil sie verhoffen, zu dem sel?gen Chor, Sei?s wann es immer sei, noch einzugehen. Und willst du auch zu diesem dann empor, W?rd?ger als ich, wird eine Seel? erscheinen, Die geht, schied ich, als F?hrerin dir vor. Denn jener, der dort oben herrscht, l?sst keinen Eingehn, von mir gef?hrt, in seine Stadt, Weil ich mich nicht verbunden mit den Seinen. Er herrscht im All, dort ist die Herrscherstatt, Sein Thron und seine Burg in jener H?he. Heil dem, den er erw?hlt dort oben hat" "O Dichter," Sprach ich jetzt zu ihm, "ich flehe Bei jenem Gotte, den du nicht erkannt, Dass diesem Leid und schlimmerm ich entgehe, Bring? an die Orte mich, die du genannt, So, dass ich Petri Tor erschauen m?ge Und jene, wie du sprachst, zur Qual verbannt." Da schritt er fort, ich folgte seinem Wege.

Zweiter Gesang

Der Tag verging, das Dunkel brach herein, Und Nacht entzog die Wesen auf der Erden All ihren M?h?n; da r?stet? ich allein Mich zu dem harten Krieg und den Beschwerden Des Wegs und Mitleids, und jetzt soll ihr Bild Gemalt aus sicherer Erinn?rung werden. O Mus?, o hoher Geist, jetzt helft mir mild! Erinn?rung, die du schriebst, was ich gesehen, Hier wird sich?s zeigen, ob dein Adel gilt! "Jetzt, Dichter," fing ich an, "bevor wir gehen, Erw?ge meine Kraft und T?chtigkeit, Kann sie die grosse Reise wohl bestehen? Du sagst, dass Silvius? Vater in der Zeit, im K?rper noch und noch ein sterblich Wesen, Sei eingedrungen zur Unsterblichkeit. Doch da der ew?ge Gegner alles B?sen in seinen Empire?n zum Stifter ihn Der Mutter Roma und des Reichs erlesen, Kann jeder, dem Vernunft ihr Licht verlieh?n, Beim hocherhabnen Zweck es wohl ergr?nden, Dass er nicht unwert solcher Huld erschien. Denn Rom und Reich, um Wahres zu verk?nden, Gestiftet wurden sie, die heil?ge Stadt Zum Sitz f?r Petri Folger zu begr?nden. Durch diesen Gang, den du ihm nachr?hmst, hat Er Kunde des, wodurch er siegt?, empfangen Und Grund gelegt zur heil?gen Herrscherstatt. Ist das erw?hlte R?stzeug hingegangen, So st?rkt? es in dem Glauben dann die Welt, In dem der Weg des Heiles angefangen. Doch ich? Warum? Wer hat mir?s freigestellt? ?neas nicht noch Paul, ich, dessen Schw?che Nicht ich, noch jemand dessen w?rdig h?lt, Wenn ich dorthin zu kommen mich erfreche, So f?rcht? ich, dass mein Kommen t?richt sei. Du, Weiser, weisst es besser, als ich spreche." Und wie wer will und nicht will, mancherlei Erw?gt und pr?ft und f?hlt im bangen Schwanken, Mit dem, was er begonnen, sei?s vorbei; So ich--das, was ich leicht und ohne Wanken Begonnen hatte, gab ich wieder auf, Entmutigt von den wechselnden Gedanken. "Verstand ich dich," so sprach der Schatten drauf, "So f?hlst du Angst und Schrecken sich erneuen, Und Feigheit nur hemmt deinen weitern Lauf. Das Beste macht sie oft den Mann bereuen, Dass er zur?ckespringt von hoher Tat, Gleich Rossen, die vor Truggebilden scheuen. Doch hindre sie dich nicht am weitern Pfad, Drum h?re jetzt, was ich zuerst vernommen, Da mir?s um dich im Herzen wehe tat. Mich, nicht in H?ll? und Himmel aufgenommen, Rief eine Frau, so selig und so sch?n, Dass ihr Geheiss mir wert war und willkommen. Mit Augen, gleich dem Licht an Himmelsh?hn Begann sie gegen mich gelind und Ieise, Und jeder Laut war englisches Get?n: O Geist, geboren einst zu Mantuas Preise, Des Ruhm gedauert hat und dauern wird, Solang die Sterne zieh?n in ihrem Kreise, Mein Freund, doch nicht der Freund des Gl?ckes, irrt In Wildnis dort, weil Wahn im Weg? ihn st?rte, So dass er sich gewandt, von Furcht verwirrt. Schon irrte, f?rcht? ich, also der Bet?rte, Dass ich zu sp?t zum Schutz mich aufgerafft, Nach dem, was ich von ihm im Himmel h?rte. Du geh; es sei durch deiner Rede Kraft, Durch das, was sonst ihm Not, sein Leid geendet, So sei ihm Hilf und Ruhe mir verschafft. Beatrix; bin ich, die ich dich gesendet; Mich trieb die Lieb? und spricht aus meinem Wort. Vom Ort komm? ich, wohin mein Wunsch sich wendet. Und steh? ich erst vor meinem K?nig dort, So werd ich oft dich loben und ihm preisen-- Sie sprach?s und schwieg, und ich begann sofort: O Weib voll Kraft, du Lehrerin der Weisen, Durch das die Menschheit alles ?berragt, Was lebt in jenes Himmels kleinern Kreisen! Sp?t d?cht? ich, wie mir dein Befehl behagt, Zu tun, tat? ich sogleich, was du gebietest. Wohl deutlich haft du deinen Wunsch gesagt, Doch sage mir, warum du dich nicht h?test Herabzugeh?n zum Mittelpunkt vom Licht, Wohin du schon zur?ckzukehren gl?htest. Willst du es denn so tief ergr?nden, spricht Die Hohe darauf, so will ich?s k?rzlich sagen. Ich f?rchte mich vor diesem Dunkel nicht. Vor solchem ?bel ziemt sich wohl zu zagen, Das m?chtig ist und leicht uns Schaden tut, Vor solchem nicht, bei welchem nichts zu wagen. Gott schuf mich so, dass ich in seiner Hut Frei von den N?ten bin, die euch durchschauern, Und nicht ergreift mich dieses Brandes Glut. Ein edles Weib im Himmel sieht mit Trauern Das Hindernis, zu dem ich dich gesandt, Drum kann der harte Spruch nicht l?nger dauern. Sie flehte, zu Lucien hingewandt: Dein Treuer braucht dich jetzt im harten Streite, Darum empfehl? ich ihn in deine Hand. Lucia, die sich ganz dem Mitleid weihte, Bewegte sich zum Orte, wo ich war, In Ruhe sitzend an der Rahel Seite. Sie sprach: Beatrix, Gottes Preis f?rwahr! Hilfst du ihm nicht, ihm, der aus grosser Liebe F?r dich entrann aus der gemeinen Schar, Als ob dein Ohr taub seinen Klagen bliebe, Als s?hest du ihn nicht im Wirbel dort, Bedroht, mehr als ob Meeressturm ihn triebe? Nicht eilt so schnell auf Erden einer fort, Den Gier nach Gl?ck und Furcht vor Leid bet?ren, Wie ich herabgeeilt bei solchem Wort, Von meinem Sitz in jenen sel?gen Ch?ren, Vertrau?nd auf deiner w?rd?gen Rede Macht, Die Ruhm dir bringt und allen, die sie h?ren-- Als nun Beatrix solches vorgebracht, Da wandte sie die Augenstern? in Z?hren, Und dies hat mich nur schneller hergebracht. So komm? ich denn daher auf ihr Begehren, Das Untier von dir scheuchend, dem?s gelang, Den kurzen Weg des sch?nen Bergs zu wehren. Was also ist dir? Warum weilst du bang? Was herbergst du die Feigheit im Gem?te? Was weicht dein Mut, dein k?hner Tatendrang, Da sich drei heil?ge Himmelsfrau?n voll G?te F?r dich bem?h?n und dir mein Mund verspricht, Dass ihre treue Sorge dich beh?te?" Gleichwie die Blum? im ersten Sonnenlicht, Beim n?cht?gen Reif gesunken und verschlossen, Den Stiel erhebt und ihren Kelch entflicht; So hob die Kraft, erst schmachtend und verdrossen, In meinem Herzen sich zu gutem Mut, Und ich begann, frohsinnig und entschlossen: "O wie ist sie, die f?r mich sorgte, gut! Wie freundlich bist auch du, der den Befehlen Der Herrlichen so schnell Gen?ge tut l Schon f?hl? ich mich zu heisser Sehnsucht st?hlen Von deinem Wort, schon f?hl? ich, nicht mehr bang, Vom ersten Vorsatz wieder mich beseelen. Drum auf, in beiden ist ein gleicher Drang, Herr, F?hrer, Meister, auf zum grossen Wege!" Ich sprach?s zu ihm, und, folgend seinem Gang, Schritt ich daher auf waldig rauhem Stege.

Dritter Gesang

Durch mich geht?s ein zur Stadt der Qualerkornen, Durch mich geht?s ein zum ew?gen Weheschlund, Durch mich geht?s ein zum Volke der Verlornen. Das Recht war meines hohen Sch?pfers Grund; Die Allmacht wollt? in mir sich offenbaren; Allweisheit ward und erste Liebe kund. Die schon vor mir erschaffnen Dinge waren Nur ewige; und ewig daur? auch ich. Lasst, die ihr eingeht jede Hoffnung fahren. Die Inschrift zeigt? in dunkler Farbe sich Geschrieben dort am Gipfel einer Pforte, Drum ich: Hart, Meister, ist ihr Sinn f?r mich. Er, als Erfahrner, sprach dann diese Worte: "Hier sei jedweder Argwohn weggebannt, Und jede Feigheit sterb? an diesem Orte. Wir sind zur Stelle, die ich dir genannt, Hier wirst du jene Jammervollen schauen, F?r die das Heil des wahren Lichtes schwand." Er fasste meine Hand, daher Vertrauen Durch sein Gesicht voll Mut auch ich gewann. Drauf f?hrt? er mich in das geheime Grauen. Dort hob Ge?chz, Geschrei und Klagen an, Laut durch die sternenlose Luft ert?nend, So dass ich selber weinte, da?s begann. Verschiedne Sprachen, Worte, gr?sslich dr?hnend, Handschl?ge, Kl?nge heiseren Geschreis, Die Wut, aufkreischend, und der Schmerz, erst?hnend-- Dies alles wogte tosend stets, als sei?s Im Wirbel Sand, durch L?fte, die zu schw?rzen Es keiner Nacht bedarf, im ew?gen Kreis. Und, ich vom Wahn umstrickt und bang im Herzen, Sprach: Meister, welch Geschrei, das sich erhebt? Wer ist doch hier so ganz besiegt von Schmerzen? Und er: "Der Klang, der durch die L?fte bebt, Kommt von den Jammerseelen jener Wesen, Die ohne Schimpf und ohne Lob gelebt. Gemischt find die Nicht-Guten und Nicht-B?sen Den Engeln, die nicht Gott getreu im Strauss, Auch Meutrer nicht und nur f?r sich gewesen. Die Himmel trieben sie als Misszier aus, Und da durch sie der S?nder Stolz erst?nde, Nimmt sie nicht ein der tiefen H?lle Graus." Ich drauf: Was f?llt ihr Wehlaut diese Gr?nde? Was ist das Leiden, das so hart sie dr?ckt? Und er: "Vernimm, was ich dir kurz verk?nde. Des Todes Hoffnung ist dem Volk entr?ckt. Im blinden Leben, tr?b und immer tr?ber, Scheint ihrem Neid jed? andres Los begl?ckt. Sie kamen lautlos aus der Welt her?ber, Von Recht und Gnade werden sie verschm?ht. Doch still von ihnen--Schau? und geh vor?ber." Ich schaute hin und sah im Kreis geweht, Ein F?hnlein zieh?n, so eilig umgeschwungen, Dass sich?s zum Ruh?n, so schien mir?s, nie versteht. In langer Reihe folgten ihm, gezwungen, So viele Leute, dass ich kaum geglaubt, Dass je der Tod so vieles Volk verschlungen. Und hier erblickt? ich manch bekanntes Haupt, Auch jenes Schatten, der aus Angst und Zagen Sich den Verzicht, den grossen, feig erlaubt. Ich war sogleich gewiss, auch h?rt? ich sagen, Dies sei der Schlechten j?mmerliche Schar, Die Gott und seinen Feinden missbehagen. Dies Jammervolk, das niemals lebend war, War nackend und von Flieg? und Wesp? umflogen, Und ward gestachelt viel und immerdar. Tr?nen und Blut aus ihren Wunden zogen In Streifen durch das Antlitz bis zum Grund, Wo ekle W?rmer draus sich Nahrung sogen. Drauf, als ich weiter blickt? im d?stern Schlund, Erblickt? ich Leut? an einem Stromgestade Und sprach: "Jetzt tu, ich bitte, Herr, mir kund, Von welcher Art sind die, die so gerade, Wie ich beim d?stern D?mmerlicht ersehn, So eilig weiterzieh?n auf ihrem Pfade?" Und er darauf: "Dir wird genug gescheh?n Am Acheron--dort wird sich alles zeigen, Wenn wir am traur?gen Ufer stillestehn." Da zwang mich Scham, die Augen tief zu neigen, Aus Furcht, dass ihm mein Fragen l?stig sei, Und ich gebot mir bis zum Strome Schweigen. Und sieh, es kam ein Mann zu Schiff herbei, Ein Greis, bedeckt mit schneeig weissen Haaren. "Weh euch, Verworfne!" t?nte sein Geschrei. "Nicht hofft, den Himmel jemals zu gewahren. Ich komm?, euch jenseits hin an das Gestad? In ew?ge Nacht, in Hitz? und Frost zu fahren. Und du, lebend?ge Seele, die genaht, Musst dich von diesen, die gestorben, trennen!"-- Dann, da er sah, dass ich nicht r?ckw?rts trat: "Hier kann ich dir den ?bergang nicht g?nnen, F?r dich geziemen andre Wege sich, Ein leichtrer Kahn nur wird dich tragen k?nnen." Virgil drauf: "Charon, nicht erbose dich. Dort, wo der Wille Macht ist, ward?s verhangen; Dies sei genug, nicht weiter frage mich." Hierauf liess ruhen die bewollten Wangen Des fahlen Sumpfs erz?rnter Steuermann, Des Augen Flammenr?der rings umschlangen. Da hob grau?nvolles Z?hneklappen an, Und es entf?rbten sich die Tiefgebeugten, Seit Charon jenen grausen Spruch begann. Sie fluchten Gott und denen, die sie zeugten, Dem menschlichen Geschlecht, dem Vaterland, Dem ersten Licht, den Br?sten, die sie s?ugten. Dann dr?ngten sie zusammen sich am Strand, Dem Schrecklichen, zu welchem alle kommen, Die Gott nicht scheu?n, und laut Geheul entstand. Charon, mit Augen, die wie Kohlen glommen, Winkt? ihnen und schlug mit dem Ruder los, Wenn einer sich zum Warten Zeit genommen. Gleich wie im Herbste bei des Nordwinds Stoss Ein Blatt zum ?ndern f?llt, bis dass sie alle Der Baum erstattet hat dem Erdenschoss; So st?rzen, hergewinkt, in j?hem Falle Sich Adams schlechte Sprossen in den Kahn, Wie angelockte V?gel in die Falle. Durch schwarze Fluten geht des Nachens Bahn, Und eh? sie noch das Ufer dort erreichen, Dr?ngt hier schon eine neue Schar heran. "Mein Sohn," sprach mild der Meister, "die erbleichen In Gottes Zorne, werden alle hier Am Strand vereint aus allen Erdenreichen. Man scheint zur ?berfahrt sehr eilig dir, Doch die Gerechtigkeit treibt diese Leute Und wandelt ihre bange Furcht in Gier. Kein guter Geist macht diese Fahrt; und dr?ute Dir Charon, weil du hier dich eingestellt, So kannst du wissen, was sein Wort bedeute"-- Hier wankte so mit Macht das dunkle Feld, Dass mich noch jetzt Schweisstropfen ?bertauen, Sooft dies Schreckensbild mich ?berf?llt. Ein Windstoss fuhr aus den betr?nten Auen, Und blitzt? ein rotes Licht, das jeden Sinn Bew?ltigte mit ungeheurem Grauen, Und, wie vom Schlaf befallen, st?rzt? ich hin--

Vierter Gesang

Mir brach den Schlaf im Haupt ein Donnerkrachen, So schwer, dass ich zusammenfuhr dabei, Wie einer, den Gewalt zwingt, zu erwachen. Ich warf umher das Auge wach und frei, Emporgerichtet sp?hend, dass ich s?he Und unterschied?, an welchem Ort ich sei. So fand ich mich am Talrand, in der N?he Des qualenvollen Abgrunds, dessen Kluft Zum Donnerhall vereint unendlich Wehe. Tief war er, dunkel, nebelhaft die Luft, Drum wollte nichts sich klar dem Blicke zeigen, Den ich geheftet an den Grund der Gruft. "Lass uns zur blinden Welt hinunter steigen, Ich bin der Erste, du der Zweite dann." So sprach Virgil, um drauf erblasst zu schweigen. Ich, sehend, wie die Bl?ss? ihn ?berrann, Sprach: Scheust du selber dich, wie kann ich?s wagen Der Trost im Zweifel nur durch dich gewann? Und er zu mir: "Des tiefen Abgrunds Plagen Entf?rben mir durch Mitleid das Gesicht, Und nicht, so wie du meinst, durch feiges Zagen. Fort, zaudern l?sst des Weges L?ng? uns nicht." So ging er fort und rief zum ersten Kreise Mich auch hinein, der jene Kluft umflicht. Mir schien, nach meinem Ohr, des Klanges Weise, Der durch die Luft hier bebt? im ew?gen Tal, Nicht Klaggeschrei, nur Seufzer dumpf und leise. Und dieses kam vom Leiden ohne Qual Der Kinder, M?nner und der Frau?n, in Scharen, Die viele waren und von grosser Zahl- Da sprach der Meister: "Willst du nicht erfahren, Zu welchen Geistern du gekommen bist? Bevor wir fortgehn, will ich offenbaren, Dass sie nicht s?ndigten; doch g?n?gend misst Nicht ihr Verdienst, da sie der Tauf entbehrten, Die Pfort? und Eingang deines Glaubens ist. Und lebten sie vor Christo auch, so ehrten Sie doch den H?chsten nicht, wie sich?s geb?hrt; Und diese Geister nenn? ich selbst Gef?hrten. Nur dies, nichts andres hat uns hergef?hrt. Dass wir in Sehnsucht ohne Hoffnung leben, Ward uns Verlornen nur als Straf erk?rt." Gross war mein Schmerz, als er dies kundgegeben, Denn Leute grossen Wertes zeigten sich, Die unentschieden hier im Vorhof schweben. Und ich begann: Mein Herr und Meister, sprich , Kam keiner je durch Kraft von eignen Werken, Durch fremd Verdienst von hier zur Seligkeit?-- Er schien des Worts versteckten Sinn zu merken Und sprach: "Ich war noch neu in diesem Leid, Da ist ein M?chtiger hereingedrungen. Bekr?nt mit Siegesglanz und Herrlichkeit. Der hat des Urahns Geist der H?ll" entrungen, Auch Abels, Noahs; und auch Moses hat, Der Gott gehorcht, mit ihm sich aufgeschwungen. Abram und David folgten seinem Pfad, Jakob, sein Vater, seine S?hne schieden, Und Rahel auch, f?r die so viel er tat. Sie und viel andre f?hrt? er ein zum Frieden, Und wissen sollst du nun: Vor diesen war Erl?sung keinem Menschengeist beschieden." Obwohl er sprach, ging?s vorw?rts immerdar, So dass wir unterdes den Wald durchdrangen, Den Wald, mein? ich, der dichten Geisterschar. Nicht weit von oben waren wir gegangen, Als ich ein Feu?r in lichten Flammen sah, Die rings im halben Kreis die Nacht bezwangen. Zwar waren wir dem Ort nicht v?llig nah, Doch einen Kreis von ehrenhaften Leuten, Die diesen Platz besetzt, erkannt? ich da. "Du, des sich Wissenschaft und Kunst erfreuten, Beliebe, wer sie sind, und was sie ehrt Und von den andern trennt, mir auszudeuten." Ich sprach?s, und er: "F?r hochgepriesnen Wert, Der oben widerklingt in deinem Leben, Ward ihnen hier vom Himmel Huld gew?hrt." Da h?rt? ich eine Stimme sich erheben: Der hohe Dichter, auf jetzt zum Empfang! Sein Schatten kehrt, der j?ngst sich fortbegeben. Sobald die Stimme, die dies sprach, verklang, Sah ich heran vier grosse Geister schreiten, Im Angesicht nicht fr?hlich und nicht bang. Da sprach der gute Meister mir zur Seiten: "Sieh diesen, in der Hand das Schwert, voran Den andern gehn, um sie als F?rst zu leiten. Du siehst Homer, den Dichterk?nig, nah?n; Ihm folgt Horaz, ber?hmt durch Spott dort oben Ovid der Dritt?, als letzter kommt Lukan. Im Namen, den die eine Stimm? erhoben, Kommt mit mir selber jeder ?berein, Drum ehren sie mich, und dies ist zu loben." So war die sch?ne Schul? hier im Verein Des hohen Herrn der h?chsten Sangesweise, Der ob den andern fliegt, ein Aar, allein. Ein Weilchen sprachen sie im trauten Greise, Doch als sie gr?ssend sich zu mir gekehrt, Da l?chelte Virgtl zu solchem Preise. Allein noch h?her ward ich dort geehrt, Indem sie mich in ihrer Schar empfingen Als Sechsten unter solchem Geist und Wert, Wobei wir hin bis zu dem Lichte gingen, Sprechend, wovon ich schicklich schweigen muss, Wie man dort schicklich sprach von solchen Dingen. Bald kamen wir an eines Schlosses Fuss, Von siebenfacher hoher Mau?r umfangen, Und rings besch?tzt von einem sch?nen Fluss. Als wir mit trocknem Fusse durchgegangen, Ging?s weiter dann durch sieben Tore fort, Und eine Wiese sah ich gr?nend prangen. Wir fanden Leute strengen Blickes dort, Mit grosser W?rd? in Ansehn, Gang und Mienen Und wenig sprechend, doch mit sanftem Wort. Und wir ersah?n dort seitw?rts nah bei ihnen Frei eine H?h? hellem Lichte gl?h?n, Vor welcher alle klar vor uns erschienen. Dort gegen?ber auf dem samtnen Gr?n Sah ich die Grossen, ewig Denkenswerten, Die heut mir noch in solzer Seele bl?h?n. Elektren sah ich dort mit viel Gef?hrten, ?neas, Hektorn hatt? ich bald erkannt, C?sarn, den mit dem Adlerblick bewehrten. Penthesilea war auf gr?nem Land; Zur andern Seite sah ich auch Latinen, Der bei Lavinien, seiner Tochter, stand. Ich sah den Brutus, der verjagt Tarquinen, Lucrezien, Julien, Marzien, und, allein Beiseite sitzend, sah ich Saladinen. Dann, h?her blickend, sah im hellen Schein Ich auch den Meister derer, welche wissen, Der von den Seinen schien umringt zu sein, Sie all ihn hochzuehren sehr beflissen; Den Plato ihm zun?chst und Sokrates, Die dort den Sitz vor andern an sich rissen. Den Anaxagoras, Diogenes, Den Demokrit, des Welt der Zufall machte, Den Zeno, Heraklit, Empedokles. Ihn, der ans Licht der Pflanzen Kr?fte brachte, Den Dioskorides, den Orpheus dann, Den Seneka, der Schmerz und Luft verlachte. Auch Ptolem?us kam, Euklid heran, So auch Averroes, der, seinen Weisen Erkl?rend, selbst der Weisheit Ruhm gewann. Doch nicht vermag ich jeden hier zu greifen, Denn also dr?ngt des Stoffes Gr?sse mich, Dass ihren Dienst mir kaum die Wort? erweisen. Hier teilten nun die sechs Gef?hrten sich. Mich f?hrt? auf anderm Weg mein weiser Leiter Dahin, wo Stille lautem Tosen wich, Und dorthin, wo nichts leuchtet, schritt ich weiter.

F?nfter Gesang

So ging?s hinab vom ersten Kreis zum zweiten, Der kleinern Raum, doch gr?ssres Weh umringt, Das antreibt, Klag? und Winseln zu verbreiten. Graus steht dort Minos, fletscht die Z?hn? und bringt Die Schuld ans Licht, wie tief sie sich verfehle, Urteilt, schickt fort, je wie er sich umschlingt. Ich sage, wenn die schlechtgeborne Seele Ihm vorkommt, beichtet sie der S?nden Last; Und jener Kenner aller Menschenfehle, Sieht, welcher Ort des Abgrunds f?r die passt, Und schickt sie soviel Grad? hinab zur H?lle, Als oft er sich mit seinem Schweif umfasst. Von vielem Volk ist stets besetzt die Schwelle, Und nach und nach kommt jeder zum Gericht, Spricht, h?rt und eilt zu der bestimmten Stelle. "Du, der in diese Qualbehausung bricht," So rief mir Minos, als er mich ersehen, Und liess indes die ?bung grosser Pflicht; "Schau?, wem du traust! Leicht ist?s hineinzugehen, Doch t?usche nicht dich ein verwegner Drang." Mein F?hrer drauf: "Lass dir den Groll vergehen! Nicht hindre den von Gott gebotnen Gang, Dort will man?s, wo das K?nnen gleicht dem Wollen. Nicht mehr gefragt, denn unser Weg ist lang." Bald h?rt? ich nun, wie Jammert?n? erschollen, Denn ich gelangte nieder zu dem Haus, Zur Klag? und dem Geheul der Ungl?ckvollen. Jedwedes Licht verstummt? im dunkeln Graus, Das br?llte, wie wenn sich der Sturm erhoben, Beim Kampf der Winde lautes Meergebraus. Nie ruht der H?llenwirbelwind vom Toben Und reisst zu ihrer Qual die Geister fort Und dreht sie um nach unten und nach oben. Ihr Jammerschrei, Geheul und Klagewort, Nah?n sie den tr?mmervollen Felsenkl?ften, Verl?stern fluchend Gottes Tugend dort. Dass Fleischess?nder dies erdulden m?ssten, Vernahm ich, die, verlockt vom Sinnentrug, Einst unterwarfen die Vernunft den L?sten. So wie zur Winterszeit mit irrem Flug Ein dichtgedr?ngter breiter Tross von Staren, So sah ich hier im Sturm der S?nder Zug Hierhin und dort, hinauf?, hinunterfahren, Gest?rkt von keiner Hoffnung, mindres Leid, Geschweige jemals Ruhe zu erfahren. Wie Kraniche, zum Streifen lang gereiht In hoher Luft die Klagelieder kr?chzen, So sah ich von des Sturms Gewaltsamkeit Die Schatten hergeweht mit bangem ?chzen. "Wer sind die, Meister, welche her und hin Der Sturmwind treibt, und die nach Ruhe lechzen?" So ich--und er: "Des Zuges F?hrerin, Von welchem du gew?nscht, Bericht zu h?ren, War vieler Zungen grosse Kaiserin. Sie liess von Wollust also sich bet?ren, Dass sie f?r das Gel?st Gesetz? erfand. Um nur der tiefen Schmach sich zu erwehren. Sie ist Semiramis, wie allbekannt, Nachfolgerin des Ninus, ihres Gatten, Einst herrschend in des Sultans Stadt und Land. Dann Sie, die, ungetreu Sich?us? Schatten, Aus Liebe selber sich geweiht dem Tod" Sieh dann Kleopatra im Flug ermatten." Auch Helena, die Ursach? grosser Not, Im Sturme sah ich den Achill sich heben, Der allem Trotz, nur nicht der Liebe, bot. Den Paris sah ich dort, den Tristan schweben, Und tausend andre zeigt? und nannt? er dann, Die Liebe fortgejagt aus unserm Leben. Lang h?rt? ich den Bericht des Lehrers an, Von diesen Rittern und den Frau?n der Alten, Voll Mitleid und voll Angst, bis ich begann: Mit diesen Zwei?n, die sich zusammenhalten, Die, wie es scheint, so leicht im Sturme sind, M?cht? ich, o Dichter, gern mich unterhalten. Und er darauf: "Gib Achtung, wenn der Wind Sie n?her f?hrt, dann bei der Liebe flehe, Die beide f?hrt, da kommen sie geschwind." Kaum waren sie geweht in unsre N?he, Als ich begann: Gequ?lte Geister, weilt, Wenn?s niemand wehrt, und sagt uns euer Wehe. Gleich wie ein Taubenpaar die L?fte teilt, Wenn?s mit weitausgespreizten steten Schwingen Zum s?ssen Nest herab voll Sehnsucht eilt; So sah ich sie dem Schwarme sich entringen, Bewegt vom Ruf der heissen Ungeduld, Und durch den Sturm sich zu uns niederschwingen. "Du, der du uns besuchst voll Gut? und Huld In purpurschwarzer Nacht, uns, die die Erde Vordem mit Blut get?ncht durch unsre Schuld, Gern b?ten wir, dass Fried? und Ruh? dir werde, War? uns der F?rst des Weltenalls geneigt, Denn dich erbarmt der seltsamen Beschwerde. Wie ihr zu Red? und H?ren Lust bezeigt, So reden wir, so leih?n wir euch die Ohren, Wenn nur, wie eben jetzt, der Sturmwind schweigt. Ich ward am Meerstrand in der Stadt geboren, Wo Seinen Lauf der Po zur Ruhe lenkt, Bald mit dem Flussgefolg im Meer verloren. Die Liebe, die in edles Herz sich senkt, Fing diesen durch den Leib, den Liebreiz schm?ckte, Der mir geraubt ward, wie?s noch jetzt mich kr?nkt. Die Liebe, die Geliebte stets ber?ckte, Ergriff f?r diesen mich mit solchem Brand, Dass, wie du stehst, kein Leid ihn unterdr?ckte. Die Liebe hat uns in ein Grab gesandt-- Kaina harret des, der uns erschlagen." Der Schatten sprach?s, uns kl?glich zugewandt. Vernehmend der bedr?ngten Seelen Klagen, Neigt? ich mein Angesicht und stand geb?ckt. Was denkst du? h?rt? ich drauf den Dichter fragen. Weh, sprach ich, welche Glut, die sie durchz?ckt, Welch s?sses Sinnen, liebliches Begehren Hat sie in dieses Qualenland entr?ckt? Drauf s?umt? ich nicht, zu jener mich zu kehren. "Franziska," So begann ich nun, "dein Leid Dr?ngt mir ins Auge fromme Mitleidsz?hren. Doch sage mir: In s?sser Seufzer Zeit, Wodurch und wie verriet die Lieb? euch beiden Den zweifelhaften Wunsch der Z?rtlichkeit." Und sie zu mir: Wer f?hlt wohl gr?ssres Leiden Als der, dem sch?ner Zeiten Bild erscheint Im Missgeschick? Dein Lehrer mag?s entscheiden. Doch da dein Wunsch so warm und eifrig scheint, Zu wissen, was hervor die Liebe brachte, So will ich tun, wie wer da spricht und weint. Wir lasen einst, weil?s beiden Kurzweil machte, Von Lanzelot, wie ihn die Lieb? umschlang. Wir waren einsam, ferne von Verdachte. Das Buch regt? in uns auf des Herzens Drang, Trieb unsre Blick? und macht? uns oft erblassen, Doch eine Stelle war?s, die uns bezwang, Als das ersehnte L?cheln k?ssen lassen, Der, so dies schrieb, vom Buhlen sch?n und hehr. Da naht? er, der mich nimmer wird verlassen, da k?sste zitternd meinen Mund auch er-- Galeotto war das Buch, und der?s verfasste-- An jenem Tage lasen wir nicht mehr. Der eine Schatten sprach?s, der andre fasste Sich kaum vor Weinen, und mir schwand der Sinn Vor Mitleid, dass ich wie im Tod erblasste, Und wie ein Leichnam hinf?llt, fiel ich hin.

Sechster Gesang

Bei R?ckkehr der Erinn?rung, die sich schloss Vor Mitleid um die zwei, das so mich qu?lte, Dass das Bewusstsein mir vor Schmerz zerfloss, Erblickt? ich neue Qualen und Gequ?lte Rings um mich her, ob den, ob jenen Pfad Zum Geh?n und Schau?n sich Fuss und Auge w?hlte. Es war der dritte Kreis, den ich betrat, Von ew?gem, kaltem, maledeitem Regen Von gleicher Art und Regel fr?h und spat. Schnee, dichter Hagel, dunkle Fluten pflegen Die Nacht dort zu durchzieh?n in wildem Guss; Stank qualmt die Erde, die?s empf?ngt, entgegen. Ein Untier, wild und seltsam, Zerberus, Bellt, wie ein b?ser Hund, aus dreien Kehlen Jedweden an, der dort hinunter muss. Schwarz, feucht der Bart, die Augen rote H?hlen Mit weitem Bauch, die H?nde scharf beklaut, Vierteilt, zerkratzt und schindet er die Seelen. Sie heulen, wie die Hund?, im Regen laut, Und sie verschaffen sich durch ?ftres Drehen Auf einer Seite mind?stens trockne Haut. Der grosse H?llenwurm, der uns ersehen, Riss auf die Rachen, zeigt uns ihr Gebiss Und liess kein Glied am Leibe stillestehen. Virgil streckt aus die offnen H?nd? und riss Erd? aus dem Grund, die in die gier?gen Rachen Er alsogleich mit vollen F?usten schmiss. Wie?s pflegt ein keifig b?ser Hund zu machen, Des Bellen schweigt, wenn er den Frass erbeisst, Der wilden Grimm vermocht?, ihm anzufachen; So jetzt mit schmutz?gen Schl?nden jener Geist, Der so durchdr?hnt die armen Leidensmatten, Dass jeder hochbegl?ckt die Taubheit preist. Wir gingen ?ber die gequ?lten Schatten, Indem wir auf ihr Nichts, das K?rper schien, Im tiefen Schlamm gestellt die Sohlen hatten. Sie lagen allesamt am Boden hin, Nur einen sahn wir sich zum Sitzen heben, Wie er uns dort erblickt im Weiterziehn. Er sprach: "Der du zur H?lle dich begeben, Erkenne mich, dafern dir?s m?glich ist; Du Iebtest, eh? ich aufgeh?rt zu leben." Und ich zu ihm: "Die Angst, in der du bist, Zieht dich vielleicht aus meinem Angedenken; Mir scheint, ich s?he dich zu keiner Frist. Wer bist du? Sprich, was konnte dich versenken In eine Qual, die, gibt?s auch gr?ssre Pein, Nicht widriger kann sein, noch ?rger kr?nken." "In eurer Stadt," so sprach er, "die allein Der Neid erf?llt, und bis zum ?berfliessen, Genoss ich einst des Tages heitern Schein. Ich bin?s, den Ciacco eure B?rger hiessen, Zur Qual f?r schn?de Schuld des Gaumens muss, Du siehst?s, auf mich sich ew?ger Regen giessen. Und mich allein nicht z?chtigt dieser Guss, Nein, alle diese leiden gleiche Plagen F?r gleiche Schuld."--So seiner Rede Schluss. Und ich: "Mich haben, Ciacco, deine Klagen Zum Mitleid und zu Tr?nen fast ger?hrt. Allein, wenn du es weisst, so magst du sagen, Wohin noch unsrer Stadt Parteiung f?hrt? Ob wer gerecht ist? Was in diesen Zeiten In ihr die Glut der wilden Zwietracht sch?rt?" Und er darauf zu mir: "Nach langem Streiten Kommt?s dort zu Blut, dann treibt die Waldpartei Die andre fort mit vielen Grausamkeiten. Doch in drei Sonnen ist?s mit ihr vorbei, Neu g?nstig sind der andern die Gestirne, Durch eines Mannes Macht und Heuchelei. Hoch hebt sie dann auf lange Zeit die Stirne Und h?lt den Feind mit grosser Last beschwert, Wie er auch sich beklag? und sich erz?rne. Zwei find gerecht dort, aber nicht geh?rt. Neid, Geiz und Hochmut--diese drei sind Gluten, In welchen sich der B?rger Herz verzehrt." Als hier des Schattens Jammert?ne ruhten, Sprach ich zu ihm: "Noch weiteren Bericht Erlaube mir, dir bittend anzumuten. Tegghiajo, Farinata, treu der Pflicht, Arrigo, Rusticucci, Mosca--sage!-- Und andre, nur auf Gutestun erpicht, Wo find sie? Welches ist ihr Los? Ich trage Verlangen, hier ihr Schicksal zu ersp?h?n, Ob?s Himmelswonne sei, ob H?llenplage?" Und er: "Sie st?rzte mancherlei Vergehn Zu schw?rzern Seelen nach den tiefern Gr?nden. Steigst du so tief, so wirst du alle sehn-- Kehrst du zur s?ssen Welt aus diesen Schl?nden, Bring? ins Ged?chtnis dann der Menschen mich. Mehr sag? ich nicht, mehr darf ich nicht verk?nden." Scheel ward sein g?rades Aug? und wandte sich Nach mir; dann sank er mit dem Haupte nieder, So dass er ganz den andern Blinden glich. Drauf sprach mein F?hrer: "Nie erwacht er wieder, Bis er vor englischer Posaun? ergraust, Und der Gewalt, dem S?ndenvolk zuwider. Zum Grab kehrt jeder, wo sein K?rper haust, Empf?ngt sein Fleisch zur?ck und die Gestaltung Und h?rt, was ewig widerhallend braust." Wir gingen langsam fort in schwerer Haltung, Durch?s Kotgemisch von Schatten und von Flut. Vom k?nft?gen Leben war die Unterhaltung. Drum ich: "Mein Meister, wird der Qualen Wut Sich nach dem grossen Urteilsspruch vermehren? Vermindert sich, bleibt sich nur gleich die Glut?" Und er: "Gedenk? an deines Weisen Lehren: So sehr ein Ding vollkommen ist, so sehr Wird sich?s im Gl?cke freu?n, im Schmerz verzehren Und kann gleich der Verdammten zahllos Heer Vollkommenheit, die wahre, nie erringen, So harrt es doch in jener Zeit auf mehr." Wir fuhren fort, im Kreise vorzudringen, Mehr sprechend, als zu sagen gut erscheint, Bis hin zum Platz, wo Stufen niedergingen, Und fanden Plutus dort, den grossen Feind.

Siebenter Gesang

Aleph, Pape Satan, Pape Satan! Erhob, rauh kluchzend, Plutus seine Stimme. Und er, der alles wohl verstand, begann: "Getrost, nicht f?rchte dich vor seinem Grimme, Durch alle seine Macht wird?s nicht verwehrt, Dass ich mit dir den Felsen niederklimme." Und dann, zu dem geschwollnen Mund gekehrt, Rief er: "Wolf, schweige, du Vermaledeiter! Von deiner Wut sei in dir selbst verzehrt! Wir gehn nicht ohne Grund zur Tiefe weiter, Dort will man?s, dort, wo einst den Stolz mit Schmach Gez?chtigt Michael, der Himmelsstreiter." Gleichwie die Segel, wenn der Mast zerbrach, Erst aufgebl?ht zum Kn?uel niederrollen, So fiel das Untier, das so drohend sprach. So ging?s zum vierten Kreis im schmerzenvollen Unsel?gen Schacht, der alle Schuld umf?ngt, Von welcher je im Weltall Kund? erschollen. Gerechtigkeit des Herrn, dein Walten dr?ngt So neue M?hn zusammen, solche Plagen! O blinde Schuld, die hier den Lohn empf?ngt! Wie der Charybdis Wogen sich zerschlagen, Zum Gegenstoss gew?lzt von S?d und Nord, So muss sich hier das Volk im Wirbel jagen. Noch nirgend war die Schar so gross wie dort. Laut heulend kamen sie von beiden Enden Und w?lzten Lasten mit den Br?sten fort. Und stiessen sich, um sich beim Prall zu wenden, Und dann zur?ck im Bogenlauf zu zieh?n, Und schrien sich zu: Was halten?--Was verschwenden? So durch den Kreis, in dem kein Lichtstrahl schien, Ging?s beiderseits dann nach der andern Seite, Indem sie beid? ihr sch?ndlich Schm?hwort schrien. Dann wandte jeder sich zum neuen Streite, Sobald er seines Zirkels H?lft? umkreist; Und ich, der ich den Armen Mitleid weihte, Sprach: "Meister, o wie zagt, wie bangt mein Geist Wer ist dies Volk? Die links hier scheinen Pfaffen! Ist?s jeder, der uns eine Glatze weist? Und er: "Dies sind die Blinden, Geistesschlaffen. Sie wussten in der Welt zum Geben nie Und nie zum Sparen sich ein Mass zu schaffen. Und dies erhellt aus dem, was jeder schrie, Wenn sie im Kreis gelangt zu zweien Orten; Da trennt der Gegensatz des Lasters sie. Die mit den Glatzen waren Pfaffen dorten; Auch ?ffneten wohl Papst und Kardinal Dem Geiz als Zwingherrn ihres Herzens Pforten." Drauf sprach ich: "Meister, kenn? in dieser Zahl Ich keinen, der im Schmutz so eitlen Strebens Sich hier erworben hat die ew?ge Qual?" Und er zu mir: "Dein Suchen ist vergebens, Unkenntlich macht sie ihr verdientes Los Durch Kot und Schmutz bewusstlos dunkeln Lebens. So kommen stets zum Stoss und Gegenstoss, Bis sie erstehn--die mit verschnittnen Haaren, Die mit geschlossner Faust--dem Grabesschoss. Versetzt hat sie schlecht Geben und schlecht Sparen Von jener heitern Welt in diesen Zwist; Nicht sag? ich welchen, denn du kannst?s gewahren. Sieh hier, mein Sohn, welch eitles Ding es ist Um jenes Gut Fortunens, das die Leute Zum Kampfe reizt und zu Gewalt und List. Gib diesen M?den alles Gold zur Beute, Das sie gehabt, ja alles Gold der Welt, Und keine Stunde Ruh? gibt?s ihnen heute." Und ich: "Mein Meister, sprich, wenn dir?s gef?llt, Wer ist Fortuna doch, die, wie ich h?rte, In ihren Klau?n der Erde G?ter h?lt?" Und er zu mir: "O Arme, Trugbet?rte! Unwissende, zum Schlimmsten stets geneigt! O dass mein Spruch jetzt aller Wahn zerst?rte! Er, dessen Weisheit alles ?bersteigt, Erschuf die Himmel und gab ihnen Leitung, Dass jedem Teil sich jeder leuchtend zeigt, Durch seines Lichts gleichm?ssige Verbreitung. So gab er schaffend auch die Dienerin Dem Erdenglanz zur F?hrung und Begleitung. Von Volk zu Volk, von Blut zu Blute hin, Bringt sie das eitle Gut, das nirgends dauert, Und k?mmert nicht sich um der Menschen Sinn. Dies Volk befiehlt, ein andres dient und trauert, Wie jene F?hrerin das Urteil spricht, Die, wie die Schlang? im Gras, verborgen lauert. Nichts gegen sie hilft eurer Weisheit Licht, Sie sorgt, erkennt, vollzieht in ihrem Reiche, Und weicht darin den andern G?ttern nicht. Nie haben Stillstand ihre Wechselstreiche; So macht sie, von Notwendigkeit gejagt, Aus Reichen Arme, dann aus Armen Reiche. Sie ist?s, die ihr ans Kreuz oft w?tend schlagt, Von der ihr oft, wenn ihr, anstatt zu schmollen, Sie loben solltet, f?lschlich B?ses sagt. Doch sie, die Sel?ge, h?rt nicht euer Grollen; In andrer erstgeschaffnen Seligkeit Und Wonne, l?sst sie ihre Kugel rollen.-- Doch eilig weiter jetzt zu gr?sserm Leid! Die Stern?, aufsteigend, als ich fortgeschritten, Gehn abw?rts itzt, und unser Weg ist weit." Am andern Rand ward nun der Kreis durchschnitten, An einem Quell, der siedend dort entspringt, Des Wellen fort durch einen Graben glitten. Mehr tr?b? als schwarz ist seine Flut und bringt, Wenn man ihr folgt, hinab zu rauhen Wegen, Durch die man mit Beschwerde niederdringt. Dann qualmt ein Sumpf, mit Namen Styx, entgegen Dort, wo der traur?ge Fluss vom Laufe ruht, Am Fuss des greulichen Gestad?s gelegen. Dort stand ich nun und sah nach jener Flut, Und j?h im Sumpfe Leute, kot?ge, nackte, Zugleich des Jammers Bilder und der Wut. Man schlug sich nicht mit F?usten nur, man hackte Mit Haupt und Brust und F?ssen auf sich ein, Indem man wild sich mit den Z?hnen packte. Mein Meister sprach: "Sohn, sieh in dieser Pein Die Seelen derer, so der Zorn bezwungen. Auch unterm Wasser m?ssen viele sein; Und wenn ein Seufzer ihnen sich entrungen. Dann steigen Blasen auf von ihrer Not, Drum sieh von Kreisen diese Flut durchschwungen. Und immer rufen sie, versenkt im Kot: Wir waren elend einst im Sonnenschimmer Und hegten Groll und T?cke bis zum Tod, Und elend sind wir nun im Schlamm noch immer. Dies Lied klingt gurgelnd vor aus ihrem Schlund, Stets schluckend, enden sie die Worte nimmer. So gingen, zwischen Pfuhl und festem Grund, Wir an dem schmutz?gen Teich in weitem Bogen, Den Blick gewandt zum Volk mit Schlamm im Mund, Bis wir zu eines Turmes Fuss gezogen.

Achter Gesang

Lang? eh? wir noch, so fahr? ich fort, zu sagen, Dem Fuss des hohen Turms uns konnten nah?n, War unser Blick zur Zinn? emporgeschlagen, Weil wir zwei Fl?mmchen dort entz?nden sah?n, Als R?cksignal ein andres, So entlegen, Dass es das Auge kaum noch k?nnt? erfah?n. Da kehrt? ich meinem Weisen mich entgegen: "Was ist dies? Welch ein Zeichen wohl bezweckt Das dritte Feu?r? Wer sind sie, die?s erregen?" Und er zu mir: "Sieh hin, dein Aug? entdeckt. Was unsrer harrt, dort auf den schmutz?gen Wogen, Wenn dir?s der Qualm des Sumpfes nicht versteckt." Und rasch, wie ich den leichten Pfeil vom Bogen Je fortgeschnellt durch hohe L?fte sah, Kam durch das Moor ein kleiner Kahn gezogen. Bald war er uns am grauen Strande nah, Obwohl von einem Rud?rer nur gefahren, Der schrie: Verruchte Seele, bist du da? "Phlegias, Phlegias, du magst dein Schreien sparen," So sprach mein Herr, "umsonst ist?s angestimmt; Wir sind nur dein, solang? wir ?berfahren." Wie wer von einem grossen Trug vernimmt, Den man ihm angetan zu Schmach und Schaden, So zeigte Phlegias wild sich und ergrimmt. Mein F?hrer stieg ins Schiff von den Gestaden, Und zu sich setzen hiess er mich sodann, Und als ich drin war, schien es erst beladen. Sobald wir beid? uns eingesetzt, begann Des Nachens Fahrt und furchte tiefre Zeilen, Als er mit andrer B?rde furchen kann. Indessen wir die tote Moorflut teilen, Kommt einer, kotbedeckt, vor mich und spricht: "Wer heisst dich vor der Zeit herniedereilen?" "Ich komme," sprach ich, "aber bleibe nicht. Doch wer bist du, So widrig und abscheulich?"-- "Ein Heulender, dies sagt dir dein Gesicht."-- Und ich: "Denkst du, dein Heulen sei erfreulich? Vermaledeiter Geist, fort, weg von mir! Ich kenne dich, sei noch so wild und greulich!" Die H?nde streckt? er nun zum Kahn voll Gier, Und mit Gewalt musst? ihn mein Herr verjagen, Der sprach: "Mit andern Hunden, weg von hier!" Drauf hielt er seinen Arm um mich geschlagen Und k?sste mich und sprach: "Erz?rnter Geist, Begl?ckt die Mutter, welche dich getragen! Stolz war im Leben dieser--niemand preist Von ihm nur einen guten Zug auf Erden, Daher er hier sich noch in Wut zerreisst. Viel F?rsten gibt?s dort, die sich stolz geb?rden, Die, Schmach nur hinterlassend, wie die Sau?n, Im Schlamme hier auf ewig w?hlen werden." Und ich: "Begierig war? ich wohl, zu schau?n, Wie er in diesem Schlamme tauchen m?sste, Eh? wir verlassen diesen See voll Grau?n." Und er zu mir: "Bevor sich noch die K?ste Dir sehen l?sst, erfreut dich der Genuss. Befriedigung geb?hret dem Gel?ste." Bald sah ich, wie zu Qual ihm und Verdruss Die Kotigen mit ihm besch?ftigt waren, Drob ich Gott loben noch und danken muss. Frisch, auf Philipp Argenti! schrien die Scharen; Dann sah ich, selbst sich beissend, auf sie los Den tollen Geist des Florentiners fahren. Und dies erz?hl? ich nur von seinem Los. Ich liess ihn dort und h?rt? ein Schmerzensbr?llen Und macht?, um vorzuschau?n, die Augen gross. "Bald wird sich, Sohn, dir jene Stadt enth?llen," So sprach mein guter Meister, " Dis genannt, Die scharenweis? unsel?ge B?rger f?llen." Und ich: "Mein Meister, deutlich schon erkannt Hab? ich im Tale jener Stadt Moscheen, Glutrot, als ragten sie aus lichtem Brand." Drauf sprach mein F?hrer: "Ew?ge Flammen wehen In ihrem Innern, drum im roten Schein Sind sie in diesem H?llengrund zu sehen." Bald fuhren wir in tiefe Gr?ben ein, Den Zugang sperrend zu dem grausen Orte; Die Mauer schien von Eisen mir zu sein. Dann aber h?rten wir des Steurers Worte, Nachdem vorher wir auf dem Pfuhle weit Umhergekreuzt: "Steigt aus, hier ist die Pforte." Wohl tausend standen auf dem Tor bereit, Vom Himmel hergest?rzt. Es schrien die Frechen: "Wer wagt?s, noch lebend, voll Verwegenheit Ins tiefe Reich der Toten einzubrechen?" Mein Meister aber, ihnen winkend, lud Sie kl?glich ein, ihn erst geheim zu sprechen. Da legte sich ein wenig ihre Wut. Sie sprachen: "Komm allein, lass gehn den Toren, Der hier hereindrang mit so keckem Mut. Find? er den Weg, den sich sein Wahn erkoren, Allein zur?ck--erprob? er doch, wie er Sich durch die Nacht f?hrt, wenn er dich verloren." Und nun bedenk?, o Leser, wie so schwer Mich der Verdammten Rede niederdr?ckte, Denn ich verzweifelt? an der Wiederkehr. "Mein teurer F?hrer, du, durch den mir?s gl?ckte, Dass ich gerettet ward schon siebenmal, Des Schutz mich drohender Gefahr entr?ckte, Verlass mich", sprach ich, "nicht in dieser Qual, Und darf ich auch nicht weiter vorw?rts dringen, So komm mit mir zur?ck durchs dunkle Tal." Und er, befehligt, mich hierher zu bringen, Sprach: "F?rchte nichts; erlaubt hat unsern Gang Er, dem nichts wehrt, drum wird er wohl gelingen. Hier harre mein, und ist die Seele bang, So magst du sie mit guter Hoffnung speisen, Denn nicht verlass? ich dich in solchem Drang." So ging er.--ich, getrennt von meinem Weisen, Dem s?ssen Vater, f?hlte Ja und Nein Beim Zweifelkampf in meinem Haupte kreisen. Nicht h?rt? ich, was sein Antrag mochte sein, Allein er blieb bei jenem Volk nicht lange, Denn alle rannten in die Stadt hinein Und schlugen ihm das Tor im wilden Drange Vorm Antlitz zu und sperrten ihn heraus. Da kehrt? er sich zu mir mit schwerem Gange. Den Blick gesenkt, die Brau?n verst?rt und kraus, Liess er in Seufzern diese Worte h?ren: "Wer schliesst mich von der Stadt der Schmerzen aus?" Und dann zu mir: "Nicht m?g? es dich verst?ren, Wenn du mich z?rnen siehst--ich siege doch, Wie keck sie auch dort drinnen sich emp?ren. Schon fr?her stieg ihr kecker Mut so hoch, An einem Tor, nicht so geheim gelegen, Und ohne Schloss und Riegel heute noch, Am Tor, von dem die schwarze Schrift entgegen Dem Wandrer droht--doch diesseits schon von dort Kommt, ohne Leitung, auf den dunkeln Wegen Ein andrer her und ?ffnet uns den Ort."

Neunter Gesang

Weil ich vor Angst und banger Furcht erblich, Als ich den Herrn sah sich zur?ckbewegen, Verschloss Virgil die eigne Furcht in sich. Aufmerksam stand er dort, wie Horcher pflegen, Denn, weit zu schau?n, war ihm die Dunkelheit Der schwarzen Luft und Nebelqualm entgegen. Er sprach: "Wir siegen doch in diesem Streit-- Wenn nicht--doch hab? ich nicht ihr Wort vernommen? Er s?umt f?rwahr doch gar zu lange Zeit." Ich sah es deutlich ein, zur?ckgenommen Sei durch der Rede Folge der Beginn, Da beide mir verschieden vorgekommen. Drum lauscht? ich sorgenvoll und zagend hin, Denn ich erkl?rte mir vielleicht noch schlimmer, Als er es war, des halben Wortes Sinn. "Kommt wohl ein Geist in diese Tiefe nimmer Vom ersten Grad, wo nichts zur Qual gereicht, Als dass erstorben jeder Hoffnungsschimmer?" So fragt? ich ihn, und jener sprach: "Nicht leicht Geschieht?s, dass auf dem Weg, den wir durchliefen, Ein andrer meines Grads dies Land erreicht. Wahr ist?s, dass ich vordem in diesen Tiefen Durch der Erichtho Zauberei?n erschien, Die oft den Geist zum Leib zur?ckberiefen. Kaum war mein Geist vom Fleisch entbl?sst, als ihn Die Zauberin beschwor in jene Mauer, Um eine Seel? aus Judas Kreis zu zieh?n. Dort ist die tiefste Nacht, der b?ngste Schauer, Am fernsten von des Himmels ew?gem Licht. Ich weiss den Weg--drum scheuche Furcht und Trauer. Der Sumpf hier, welcher Stank verhaucht, umflicht Die qualenvolle Stadt, durch deren Pforten Man ohne Zorn die Bahn sich nimmer bricht." Mehr sprach er, doch mich zog von seinen Worten Der hohe Turm und bannte mit Gewalt Den Blick ans Feuer auf dem Gipfel dorten. Drei H?llenfurien sah ich dort alsbald, Die, blutbefleckt, g?rad? aufgerichtet, stunden, Und Weibern gleich an Haltung und Gestalt, Mit gr?nen Hadern statt des Gurts umbunden, Mit kleinern Schlangen aber, wie mit Haar, Und Ottern rings die grausen Schl?f? umwunden. Und jener, dem bekannt ihr Anblick war, Der Sklavinnen der F?rstin ew?ger Plagen, Sprach: "Nimm die wilden Erinnyen wahr. Zur linken Seite sieh Meg?ren ragen, Inmitten ist Tisiphone zu schau?n, Und rechts Alecto in Geheul und Klagen." Die Brust zerriss sich jede mit den Klau?n, Und sie zerschlugen sich mit solchem Br?llen, Dass ich mich an den Dichter dr?ngt? aus Grau?n. "Medusas Haupt! auf, lasst es uns enth?llen," Sie riefen?s, niederb?ckend, allzugleich. "Was wir vers?umt an Theseus, zu erf?llen." "Wende dich um, die Augen schliesse gleich! Wenn sie bei Gorgos Anblick offenst?nden, Du kehrtest nimmer in des Tages Reich!" Er sprach?s und eilte, selbst mich umzuwenden, Verliess sich auch auf meine H?nde nicht Und schloss die Augen mir mit seinen H?nden. Ihr, die erhellt gesunden Geistes Licht, Bemerkt die Lehre, die, vom Schlei?r umgeben, In dich verbirgt dies seltsame Gedicht. Ich h?rt? ein Krachen m?chtig sich erheben Auf tr?ber Flut, mit einem Ton voll Graus, Dass die und jene H?fte schien zu beben. Nicht anders war es, als des Sturms Gebraus-- Wild durch der kalten D?nste Kampf mit lauen, St?rzt er durch W?lder, ?ste reisst er aus, Durch nichts gehemmt, jagt Bl?ten durch die Auen; Stolz w?lzt er sich in Staubeswirbeln vor, Und Hirt und Herden flieh?n voll Angst und Grauen. Die Augen l?st? er mir. "Jetzt schau? empor, Dorthin, wo du den sch?rfsten Rauch entquellen Dem Schaume siehst auf diesem alten Moor." Wie Fr?sche, sich zerstreuend, durch die Wellen Vor ihrem Feind, der Wasserschlange, flieh?n, Bis sie am Strand in Scharen sich gesellen, So sah ich schnell, als einer dort erschien, Das Tor von den zerst?rten Seelen leeren Und ihn mit trocknem Fuss den Styx durchzieh?n. Er schien den Qualm vom Antlitz abzuwehren, Vor sich bewegend seine linke Hand, Und dieser Dunst nur schien ihn zu beschweren. Ich sah?s, er sei vom Himmel hergesandt. Zum Meister kehrt? ich mich, doch, auf sein Zeichen, Neigt? ich mich schweigend, jenem zugewandt. Mir schien er einem Zornigen zu gleichen. Er kam zum Tore, das sein Stab erschloss, Und ohne Widerstreben sah ich?s weichen. "O ihr verachteter, vestossner Tross!" Begann er an dem Tor, dem schreckensvollen, "Woher die Frechheit, die hier ?berfloss? Was seid ihr widerspenstig jenem Wollen, Das nimmermehr sein Ziel verfehlen kann? Wird er die Qual, wie oft, euch mehren sollen? Was k?mpft ihr gegen das Verh?ngnis an, Obwohl eu?r Zerberus, ihr m?gt?s bedenken, Mit kahlem Kinn und Halse nur entrann?" Dann sah ich ihn zur?ck die Schritte lenken. Uns sagt? er nichts, und achtlos ging er fort, Als m?sst? er ernst auf andre Sorgen denken, Als die um kleine Ding? am n?chsten Ort. Worauf wir beide nach der Festung schritten, Nun v?llig sicher durch das heil?ge Wort. Auch ward der Eingang uns nicht mehr bestritten; Und ich, des Wunsches voll, mich umzusehn Nach dieser Stadt Verh?ltnis, Art und Sitten, Liess, drinnen kaum, das Aug? im Kreise gehn, Und rechts und links war weites Feld zu schauen, Von Martern voll und ungeheuren Weh?n. Gleichwie wo sich der Rhone Wogen stauen, Bei Arles, und bei Pola dort am Meer, Das Welschland schliesst und netzt der Grenze Gauen, Grabh?gel sind im Lande rings umher, Wo auf unebnem Grunde Tote modern; So hier, doch schreckte dieser Anblick mehr, Denn zwischen Gr?bern sieht man Flammen lodern, Und alle sind so durch und durch entflammt, Dass keine Kunst mehr Stahl und Eisen fodern. Halboffen ihre Deckel allesamt, Und draus erklingen solche Klaget?ne, Dass man erkennt, wer drinnen, sei verdammt. Und ich: Verk?nde, Meister, wer sind jene, Die, hier begraben, sonder Ruh? und Rast Vernehmen lassen solches Schmerzgest?hne? Und er: "Hauptketzer h?lt der Ort umfasst, Und die den Sekten angehangen haben, In gr?ssrer Zahl, als du gerechnet hast- Denn Gleiche sind zu Gleichen hier begraben, Und mehr und minder gl?ht jedwedes Mal"-- Er sprach?s, worauf wir rechtshin uns begaben, Fortschreitend zwischen hoher Mau?r und Qual.

Zehnter Gesang

Fort ging nun, hier die Mauer, dort die Pein, Auf einem engen Pfad der edle Weise, Er mir voraus und ich ihm hinterdrein. Der du mich f?hrst durch die verruchten Kreise, Sprach ich, ich w?nsche, dass, wenn dir?s gef?llt, Dein Wort auch hier mich ferner unterweise. Darf man die sehn, die jedes Grab enth?lt? Die Deckel, offen schon, sind nicht dawider, Auch ist zur Wache niemand aufgestellt. "Iedweder Deckel sinkt geschlossen nieder," Sprach er, "wenn sie gekehrt von Josaphat, Mitbringend ihre dort gelass?nen Glieder. Wiss?, Epicurus liegt an dieser Statt Samt seinen J?ngern, die vom Tode lehren, Dass er so Seel? als Leib vernichtet hat. Befriedigung soll also dem Begehren, Das du entdecktest, dies Begr?bnis hier, Sowie dem Wunsch, den du verschwiegst, gew?hren." Und ich: Mein Herz verberg? ich nimmer dir, Nur redet? ich in b?ndig kurzem Worte, Und nicht nur jetzt empfahlst du solches mir. "Toskaner, du, der lebend durch die Pforte Der Feuerstadt, so ehrbar sprechend, drang, Verweil?, ich bitte dich, an diesem Orte. ich erkenn? an deiner Sprache Klang, Du seist dem edlen Vaterland entsprungen, Dem ich, ihm nur zu l?stig, auch entsprang." Urpl?tzlich war dies einem Sarg entklungen, Drum trat ich etwas n?her meinem Hort, Denn wieder war mein Herz von Furcht durchdrungen. "Was tust du? Wende dich!" rief er sofort, "Sieh g?rad? empor den Farinata ragen, Vom G?rtel bis zum Haupte sieh ihn dort!" Ich, der auf sein Gesicht den Blick geschlagen, Sah, wie er hoch mit Brust und Stirne stand, Als lach? er nur der H?h? und ihrer Plagen. Mein F?hrer, der mich schnell mit mut?ger Hand Durch Gr?ber bis zu ihm mit fortgenommen, Sprach: Was er fragt, mach? offen ihm bekannt. Er sah mich, als ich bis zum Grab gekommen, Ein wenig an. "Wer deine V?ter? Sprich!" So fragt? er mich und schien von Zorn entglommen. Gern f?gt? ich dem Befehl des Meisters mich, Ihm alles unverstellt zu offenbaren, Da hoben etwas seine Brauen sich. Er sprach darauf: "Furchtbare Gegner waren Sie meinen Ahnen, mir und meinem Teil, Und zweimal drum vertrieb ich sie in Scharen." "Wenn auch vertrieben, kehrten sie in Eil?", Sprach ich, "zweimal zur?ck aus jeder Gegend. Doch nicht den euren ward die Kunst zuteil." Sieh, da erhob, sich neben jenem regend, Ein Schatten sich urpl?tzlich bis zum Kinn, Sich auf den Knien, so schien?s, empor bewegend. Er blickt? um mich nach beiden Seiten hin, Als woll? er sehn, ob jemand mich begleite, Doch floh der Irrtum bald aus seinem Sinn, Und weinend sprach er dann: "Wenn dein Geleite Des Geistes Hoheit ist durch diese Nacht, Wo ist mein Sohn? Warum nicht dir zur Seite?"-- "Nicht eigner Geist hat mich hierher gebracht, Der dort harrt, f?hrte mich ins Land der Klagen. Dein Guido hatte sein vielleicht nicht acht." So ich--beim Wort und bei der Art der Plagen K?nnt? ich wohl seines Namens sicher sein Und drum ihm auch so sicher Antwort sagen, Schnell richtet? er sich auf mit lautem Schrei?n: "Er hatte, sagst du? Ist er nicht am Leben? Saugt nicht sein Auge mehr den s?ssen Schein?" Und da ich nun, statt Antwort ihm zu geben, Noch zauderte, so fiel er r?cklings hin, Um f?rder sich nicht wieder zu erheben. Doch jener andre mit dem stolzen Sinn, Der mich gerufen, blieb auf seiner St?tte Starr, ungebeugt und trotzig wie vorhin. Er, wieder kn?pfend des Gespr?ches Kette: "Ward jene Kunst zuteil den Meinen nicht? Dies martert mehr mich noch als dieses Bette. Doch wird nicht f?nfzigmal sich das Gesicht Der Herrin dieses Dunkels neu entz?nden, So wirst du f?hlen dieser Kunst Gewicht. Sprich, willst du je zur?ck aus diesen Gr?nden, Wie gegen mein Geschlecht mag solche Wut Das Volk in jeglichem Gesetz verk?nden?" Ich sprach: "Das grosse Morden ist?s, das Blut, Das rotgef?rbt der Arbia klare Wogen, Das eu?r Geschlecht mit solchem Fluch belud." Er seufzt? und sch?ttelte das Haupt: "Vollzogen Hab? ich allein nicht diese blut?ge Tat, Und. alle hat uns trift?ger Grund bewogen. Doch ich allein war?s, der dem grausen Rat; Es m?sse bis zum Grund Florenz verschwinden, Mit offnem Angesicht entgegentrat." "Soll euer Same jemals Ruhe finden," So sprach ich bittend, "l?st die Schlingen hier, Die noch, mein Urteil hemmend, mich umwinden. Versteh? ich recht, so scheint es wohl, dass ihr Erkennen m?gt, was k?nft?ge Zeiten bringen, Doch mit der Gegenwart scheint?s anders mir." Er sprach: "Uns tr?gt der Blick nach fernen Dingen, Wie?s ?fters wohl der Schwachen Sehkraft geht, Denn dahin l?sst der h?chste Herr uns dringen. Doch naht sich und erscheint, was wir ersp?ht, Weg ist das Wissen, und nur durch Berichte Erfahren wir, wie?s jetzt auf Erden steht. Darum begreifst du: einst beim Weltgerichte, Wenn sich der Zukunft Tor auf ewig schliesst, Wird die Erkenntnis unsers Geists zunichte." Drauf ich: "Wie jetzt mein Fehler mich verdriesst! O sagt dem Hingesunknen, Trostentbl?ssten, Dass noch sein Sohn das heitre Licht geniesst. Und war ich vorhin s?umig, ihn zu tr?sten, So sagt ihm, dass ich Raum dem Irrtum gab, Den eben jetzt mir eure Worte l?sten." Hier rief mein Meister schon mich wieder ab, Drum bat ich schnell den Geist, mir zu erz?hlen, Wer noch verborgen sei in seinem Grab. Er sprach: "Hier liegen mehr als tausend Seelen, Der Kardinal, der zweite Friederich Und andre, die?s nicht nottut, aufzuz?hlen." Und er versank ich aber kehrte mich Zum alten Dichter, jene Red? erw?gend, Die einer Ungl?cksprophezeiung glich. Er aber ging und sprach, sich vorbewegend, Zu mir gewandt: "Was bist du so verst?rt?" Ich tat?s ihm kund, die Angst im Herzen hegend. "Behalte, was du Widriges geh?rt," Sprach mit erhobnem Finger jener Weise, "Und merk? itzt auf, dass dich kein Trug bet?rt. Bist du dereinst im s?ssen Strahlenkreise, Verstr?mt vom sch?nen Blick, der alles sieht, Dann deutet sie dir deine Lebensreise." Nun ging es links ins h?llische Gebiet, Um von der Mau?r der Mitte zuzuschreiten, Wo sich der Pfad nach einem Tale zieht, Von dem Gestank und Qualm sich weit verbreiten.

Elfter Gesang

Am ?ussern Saum von einem hohen Strande, Umkreist von Felsentr?mmern ohne Zahl, Gelangten wir zu einem grausern Lande. Dort bargen wir vor des Gestankes Qual, Der gr?sslich dampft aus jenen tiefen Gr?nden, Uns hinter eines hohen Grabes Mal. Wir sahn den Inhalt diese Schrift verk?nden: Hier liegt Papst Anastasius, den Photin Vom rechten Pfad verf?hrt zu Schmach und S?nden. "Wir m?ssen," sprach er, "langsam abw?rtszieh?n; Ertr?glicher wird nach und nach den Sinnen Der schlechte Dunst, der unertr?glich schien." "So lass uns etwas," sprach ich drauf, "beginnen, Das uns die hier verbrachte Zeit ersetzt." "Du siehst," erwidert? er, "darauf mich sinnen." "Mein Sohn, du wirst in diesen Steinen jetzt," So fuhr er fort, "drei kleinre Kreise z?hlen, Nach Stufen, wie die andern, fortgesetzt. Erf?llt sind alle von verdammten Seelen, Doch weil du selbst sie sehn wirst, so vernimm, Wie und warum sie sich hier unten qu?len. Jedwede Bosheit weckt des Himmels Grimm, Der Unrecht Zweck ist, denn sie macht es immer Durch Trug und durch Gewalt mit andern schlimm. Doch Trug, des Menschen eigne S?nd?, ist schlimmer, Und die Betr?ger bannt des Herrn Geheiss, Drum tiefer hin zu schmerzlichem Gewimmer. Gewalttat wird bestraft im ersten Kreis, Doch, nach dreifacher Gattung von Vergehen, In dreien Binnenkreisen stufenweis. An Gott, an sich, am N?chsten kann?s geschehen, Dass man Gewalt ver?bt, an Leib und Gut. Wie? Sollst du jetzt mit klaren Gr?nden sehen. Gewalttat an des N?chsten Leib und Blut Geschieht durch Totschlag und durch schlimme Wunden, Am Gute durch Verw?stung, Raub und Glut. Totschl?ger werden, die, so schwer verwunden, Verw?ster, R?uber, drum hinabgebannt Zur Pein im ersten Binnenkreis gefunden. Gewalt ?bt man an sich mit eigner Hand, Und seinem Gut.--Um fruchtlos zu bereuen, Sind drum zum zweiten Binnenkreis gesandt, Die selber sich zu t?ten sich nicht scheuen, Die, so im Spielhaus all ihr Gut vertan Und dorten weinten, statt sich zu erfreuen. Gewalt auch tut der Mensch der Gottheit an, Im Herzen sie verleugnend und nicht achtend, Was er durch G?te der Natur empfah?n. Du wirst, den kleinsten Binnenkreis betrachtend, Drum die von Sodom und von Cahors schau?n, Und Volk, im Herzen seinen Gott verachtend. Trug, des Gewissens Qual, ist am Vertrau?n, Und ist auch oft ver?bt an solchen worden, Die nicht als Freund? auf den Betr?ger bau?n. Die letzte Gattung scheint das Band zu morden, Das die Natur aus Lieb? um alle flicht; Drum nisten in dem zweiten Kreis die Horden Der Heuchler, Schmeichler, die, so falsch Gewicht Gebrauchen, Simonisten, Zaubrer, Diebe Und Kuppler und dergleichen Schandgez?cht. Zerrissen wird von jenem Trug die Liebe, So die Natur macht; die auch, die vermehrt, Noch Treue fordert aus besonderm Triebe. Drum auf dem Punkte, den das All beschwert, Wo Dis den Stand hat, dort, im kleinsten Kreise, Wird, wer Verrat ?bt, ewiglich verzehrt." Und ich: Du stellt nach deiner klaren Weise Wohlabgeteilt den H?llenschlund mir dar, Und welche S?nder jedes Rund umkreise; Doch sprich: Das Volk, das dort im Sumpfe war, Die, so der Wind f?hrt und die Regen schlagen, Die mit Geschrei sich stossen immerdar, Wie kommt?s, wenn sie den Zorn des Himmels tragen, Dass nicht die Feuerstadt ihr Strafort wird? Wenn nicht, was leiden sie doch solche Plagen? Und er darauf zu mir: "Was schweift verwirrt Dein Geist hier ab von den gewohnten Wegen? Woandershin hat sich dein Sinn verirrt? Willst du nicht deine Sittenlehr? erw?gen, Die Kunde von drei Neigungen verleiht, Die Gottes Zorn und seinen Hass erregen, Von Tollwut, Bosheit, Unenthaltsamkeit? Die dritt? ist, da sie minderes Verachten Des Herrn verr?t, von mindrer Strafbarkeit. Willst du den Spruch bedenken und betrachten, Wer jene sind, die vor der Stadt voll Glut Dort oben, ihre Straf erduldend, schmachten, So wirst du sehn, wie sie von dieser Brut Geschieden sind, und minder sie beschwerend Auf ihnen das Gewicht des Himmels ruht."-- "O Sonne, du, die tr?bsten Blicke kl?rend, Wie Wissen, so erfreut der Zweifel mich, Vernehm? ich dich ihn l?send, mich belehrend. Drum wend? ein wenig," sprach ich, "r?ckw?rts dich. Da sagtest, dass die Wuchrer Gott verletzen, Jetzt sage mir, wie l?st dies R?tsel sich?" Weltweisheit, sprach er, lehrt in mehrern S?tzen, Dass nur aus Gottes Geist und Kunst und Kraft Natur entstand mit allen ihren Sch?tzen; Und ?berdenkst du deine Wissenschaft Von der Natur, so wirst du bald erkennen, Dass eure Kunst, mit allem, was sie schafft, Nur der Natur folgt, wie nach bestem K?nnen Der Sch?ler geht auf seines Meisters Spur; Drum ist sie Gottes Enkelin zu nennen Vergleiche nun mit Kunst und mit Natur Die Genesis, wo?s also lautet: Leben Sollst du im Schweiss des Angesichtes nur.-- Weil Wuchrer nun nach anderm Wege Streben, Schm?h?n sie Natur und ihre Folgerin, Indem sie andrer Hoffnung sich ergeben. Doch folge mir, denn vorw?rts strebt mein Sinn, Da schon die Fisch? empor am Himmel springen; Schon auf den Caurus sinkt der Wagen hin, Und weit ist?s noch, eh? wir zur Tiefe dringen.

Zw?lfter Gesang

Rauhfelsig war der Steig am Strand hernieder, Ob des, was sonst dort war, der Schauer gross, Und jedem Auge drum der Ort zuwider. Dem Bergsturz gleich bei Trento--in den Schoss Der Etsch ist seitw?rts Tr?mmerschutt geschmissen, Durch Unterw?hlung oder Erdenstoss-- Wo von dem Gipfel, dem er sich entrissen, Der Fels so schr?g ist, dass zum ebnen Land, Die oben sind, den Steg nicht ganz vermissen; So dieses Abgrunds Hang, und dort am Rand War?s, wo von Felsentr?mmern ?berhangen Sich ausgestreckt die Schande Kretas fand, Einst von dem Scheinbild einer Kuh empfangen. Sich selber biss er, als er uns erblickt, Wie innerlich von wildem Grimm befangen. Mein Meister rief: "Bist du vom Wahn bestrickt. Als s?hst du hier den Theseus vor dir stehen, Der dich von dort zur H?Il? herabgeschickt? Fort, Untier, fort! Den Weg, auf dem wir gehen, Nicht deine Schwester hat ihn uns gelehrt, Doch dieser kommt, um eure Qual zu sehen." So wie der Stier, vom Todesstreich versehrt, Sich losreisst und nicht gehen kann, nur springen. Und Satz um Satz hierhin und dorthin f?hrt; So sahen wir den Minotaurus ringen, Drum rief Virgil: "Itzt weiter ohne Rast; Indes er tobt, ist?s gut, hinabzudringen." So klommen wir, von Tr?mmern rings umfasst, Auf Tr?mmern sorglich fort, und oft bewegte Ein Stein sich unter mir der neuen Last. Ich ging, indem ich sinnend ?berlegte. Und er: "Du denkst an diesen Schutt, bewacht Von Zornwut, die vor meinem Wort sich legte. Vernimm jetzt, als ich in der H?lle Nacht Zum erstenmal so tief hereingedrungen. War dieser Fels noch nicht herabgekracht. Doch kurz eh? jener sich herabgeschwungen Vom h?chsten Kreis des Himmels, der dem Dis So edler Seelen grossen Raub entrungen. Erbebte so die grause Finsternis, Dass ich die Meinung fasste, Liebe z?cke Durchs Weltenall und st?rz? in m?cht?gern Riss Ins alte Chaos neu die Welt zur?cke. Der Fels, der seit dem Anfang fest geruht, Ging damals hier und anderw?rts in St?cke. Doch blick? ins Tal, schon naht der Strom von Blut, In welchem jeder siedet, der dort oben Dem N?chsten durch Gewalttat wehe tut." O blinde Gier, o toller Zorn! eu?r Toben, Es spornt uns dort im kurzen Leben an Und macht uns ewig dann dies Bad erproben-- Hier ist ein weiter Graben, der den Plan Ringshin umfasst im weiten runden Bogen, Wie mir mein weiser F?hrer kundgetan. Zentauren, rennend, pfeilbewaffnet, zogen, Sich folgend, zwischen Fluss und Felsenwand, Wie in der Welt, wenn sie der Jagd gepflogen. Als sie uns klimmen sahn, ward Stillestand; Drei traten vor mit ausgesuchten Pfeilen Und schussbereit den Bogen in der Hand. Und einer rief von fern: "Ihr m?sst verweilen! Zu welcher Qual kommt ihr an diesen Ort? Von dort sprecht, sonst soll euch mein Pfeil ereilen! "Dem Chiron sag? ich in der N?h? ein Wort," Sprach drauf Virgil. "Zum Unheil dich verf?hrend, Riss vorschnell stets der blinde Trieb dich fort." "Nessus ist dieser," sprach er, mich ber?hrend, "Der starb, als Dejaniren er geraubt, Die Rache noch vor seinem Tod vollf?hrend. Der in der Mitt? ist, mit gesenktem Haupt, Der grosse Chiron, der Achillen n?hrte; Dort Pholus, welcher stets vor Zorn geschnaubt. Am Graben rings gehn tausend Pfeilbewehrte Und schiessen die, so aus dem Pfuhl herauf Mehr tauchen, als der Richterspruch gew?hrte." Wir beide nahten uns dem flinken Hauf, Chiron nahm einen Pfeil und strich vom Barte Das Haar nach hinten sich mit seinem Knauf. Als nun das grosse Maul sich offenbarte, Sprach er: "Bemerkt: der hinten kommt, bewegt. Was er ber?hrt, wie ich es wohl gewahrte. Und wie?s kein Totenfuss zu machen pflegt." Da trat ihm an die Brust mein weiser Leiter, Wo Mensch und Ross sich einigt und vertr?gt. "Lebendig ist," so sprach er, "der Begleiter, Der dieses dunkle Tal mit mir bereist; Notwendigkeit, nicht Neugier, zieht uns weiter. Von dort, wo Gott ihr Halleluja preist, Kam eine her, dies Amt mir aufzutragen. Er ist kein R?uber, ich kein b?ser Geist. Doch, bei der Kraft, durch die ich sonder Zagen Auf wildem Pfad im Schmerzensland erschien. Gib einen uns von diesen, die hier jagen. Dass er die Furt uns zeig?, und jenseits ihn Trag auf dem Kreuz ans andere Gestade, Denn er, kein Geist, kann durch die Luft nicht zieh?n." "Auf, Nessus, leite sie auf ihrem Pfade," Rief Chiron rechts gewandt, "bewahre sie, Dass sonst kein Trupp der unsern ihnen schade." Da solch Geleit uns Sicherheit verlieh, So gingen wir am roten Sud von hinnen. Aus dem die Rotte der Gesottnen schrie. Bis zu den Brauen waren viele drinnen. "Tyrannen sind?s, erpicht auf Gut und Blut," So h?rt? ich den Zentauren nun beginnen, "Jetzt heulen sie in ihrer Qualen Wut. Den Alexander sieh und Dionysen, Der auf Sizilien Schmerzensjahre lud. Die schwarzbehaarte Stirn sieh neben diesen, Den Ezzelin--und jener Blonde dort Ist Obiz Este, der, wie?s klar erwiesen, Vertilgt ward durch des Rabensohnes Mord." Den Dichter sah ich an, der sprach: "Der Zweite Bin ich, der Erste der, merk? auf sein Wort." Und weiter gab uns Nessus das Geleite Zu Volke, das, bis an des Mundes Rand Im heissen Sprudel, heult? und maledeite. Und seitw?rts zeigt er einen mit der Hand: " Der macht? einst am Altar das Herz verbluten, Das man noch jetzt verehrt am Themsestrand." Und viele hielten aus den heissen Fluten Das ganze Haupt, dann Brust und Leib gestreckt, Auch kannt? ich manchen in den nassen Gluten. Stets seichter ward das Blut, so dass bedeckt Am Ende nur der Schatten F?sse waren, Und dorten ward des Grabens Furt entdeckt. Da sagte der Zentaur: "Du wirst gewahren, Wie immer seichter hier das Blut sich zeigt. Jetzt aber, will ich, sollst du auch erfahren, Dass dort der Grund je mehr und mehr sich neigt. Bis wo die Flut verrinnt in jenen Tiefen, Woraus das Seufzen der Tyrannen steigt. Gerechter Zorn und Rache Gottes riefen Dorthin der Erde Geissel, Attila, Pyrrhus und Sextus; und von Tr?nen triefen. Von Tr?nen, ausgekocht vom Blute, da Die beiden Rinier, arge Raubgesellen, Die man die Strassen hart bekriegen sah--" Hier wandt? er sich, r?ckeilend durch die Wellen.

Dreizehnter Gesang

Noch war nicht Nessus jenseits am Gestade, Da schritten wir in einen Wald voll Grau?n, Und nirgend war die Spur von einem Pfade. Nicht gr?n war dort das Laub, nur schw?rzlichbraun, Nicht glatt ein Zweig, nur knotige, verwirrte, Nicht Frucht daran, nur gift?ger Dorn zu schau?n. Nie bei Cornet und der Cecina irrte Damhirsch und Eber durch so dichten Hain, Dies Wild, das nie die Saat des Feldes kirrte. Hier aber nisten die Harpy?n sich ein, Die, von den Inseln Trojas Volk zu scheuchen, Es ?ngsteten mit Ungl?cksprophezei?n, Mit breiten Schwingen, Federn an den B?uchen, Klau?n an den F?ssen, menschlich von Gesicht, Wehklagend aus den seltsamen Gestr?uchen. "Bevor du eindringst, wisse, dich umflicht", Sprach er, "der zweite Binnenkreis; zu schauen, Indes du weitergehst, vers?ume nicht. So kommst du, schauend, in den Sand voll Grauen, Und gib wohl acht; denn allem, was ich sprach, Wirst du dann durch den Augenschein vertrauen." Schon h?rt? ich rings Geheul und Oh und Ach, Doch sah ich keinen, der so ?chzt? und schnaubte, So dass mein Knie mir fast vor Schauder brach. Ich glaub?, er mochte glauben, dass ich glaubte. Verborgne st?hnten aus dem dunkeln Raum, Die mir zu sehn das Dickicht nicht erlaubte. "Brich nur ein Zweiglein ab von einem Baum," Begann mein Meister, "und du wirst entdecken. Was du vermutest, sei ein leerer Traum.?? Da s?umt? ich nicht,- die Finger auszustrecken. Riss einen Zweig von einem grossen Dorn, Und pl?tzlich schrie der stumpf zu meinem Schrecken: "Was brichst du mich?"--worauf ein blut?ger Born Aus ihm entquoll, und diese Wort? erklangen: "Was peinigt uns dein rnitleidloser Zorn? Uns, Menschen einst, von Rinden jetzt umfangen. Wohl gr?ssre Schonung ziemte deiner Hand, Und w?ren wir auch Seelen nur von Schlangen." Gleich wie ein gr?ner Ast, hier angebrannt, Dort ?chzt und spr?ht, wenn, aufgel?st in Winde, Der feuchte Dunst den Weg nach aussen fand; So drangen Wort und Blut aus Holz und Rinde, Und mir entsank das Reis, dass ich geraubt; Dann stand ich dort, als ob ich Furcht empfinde. "Verletzte Seele, h?tt? er je geglaubt. Was fr?her schon ihm mein Gedicht entdeckte," So sprach Virgil, "nie h?tt? er sich?s erlaubt. Wenn er die Hand nach deinem Aste streckte, So reut?s mich itzt, dass, weil?s unglaublich schien, Ich Lust in ihm zu solcher Tat erweckte. Doch sag? ihm, wer du warst. Er wird, wenn ihn Der Tag einst neu umf?ngt, den Fehl zu b?ssen, Dort frisch ans Licht dein Angedenken zieh?n." Der Stamm: "Ein K?der ist im Wort, dem s?ssen, Der mich zum Sprechen lockt; mag euch?s, wenn mich Der Leim beim Reden festh?lt, nicht verdriessen. Ich bin?s, der einst das Herz des Friederich Mit zweien Schl?sseln auf- und zugeschlossen Und sie so sanft und leis gedreht, dass ich, Nur ich, sonst keiner, sein Vertraun genossen-- Und bis ich ihm geopfert Schlaf und Blut, Weiht? ich dem hohen Amt mich unverdrossen. Die Hure, die mit buhlerischer Glut Auf C?sars Haus die geilen Blicke spannte, Sie, aller H?fe Tod und S?nd? und Wut, Sch?rt an, bis alles gegen mich entbrannte, Und alle sch?rten Friedrichs Gluten an. Dass heitrer Ruhm in d?stres Leid sich wandte. Da hat mein zornentflammter Geist, im Wahn, Durch Sterben aller Schmach sich zu entwinden. Mir, dem Gerechten, Unrecht angetan. Bei diesen Wurzeln schw?r? ich, diesen Rinden: Stets war?s um meine Treue wohlbestellt F?r ihn, der wert war, ew?gen Ruhm zu finden; Kehrt einer je von euch zur?ck zur Welt, So m?g? er dort mein Angedenken heben, Das jener Streich des Neids noch niederh?lt." Hier hielt er an, ich aber schwieg mit Beben. Da sprach der Dichter: "Ohne Zeitverlust Frag? ihn, er wird auf alles Antwort geben." Ich aber: "Frag? ihn selbst. Dir ist bewusst, Was mir erspriesslich sei, ihm abzufragen; Ich k?nnt? es nicht, denn Leid dr?ckt meine Brust." Und er: "Soll einst, was du ihm aufgetragen,-- Er frei vollzieh?n, dann, o gefangner Geist, Beliebe dir, zuvor uns anzusagen, Wie dieser St?mme Band die Seel? umkreist? Und, wenn um sie sich starre Rinden legen, Ob diesen Gliedern eine sich entreisst? Ein starker Hauch schien sich im Stamm zu regen, Dann aber ward der Wind zu diesem Wort: "In kurzer Rede sag? ich dies dagegen: Wenn die vom Leib sich trennen, welche dort Sich frevelhaft in wildern Grimm entleiben, Schickt Minos sie zu diesem Schlunde fort. Hier fallen sie, wie sie die St?rme treiben, In diesen Wald nach Zufall, ohne Wahl, Um wie ein Speltkorn wuchernd zu bekleiben. So wachsen B?sch? und B?um? in diesem Tal, Und die Harpy?n, die sich vom Laube weiden, Sie machen Qual, und ?ffnung f?r die Qual. Einst eilen wir nach unserm Leib, doch kleiden Uns nie darein; denn was man selbst sich nahm. Will Gott uns nimmer wieder neu bescheiden. Wir schleppen ihn in diesen Wald voll Gram, Und jeder Leib wird an den Baum gehangen. Den hier zur ew?gen Haft sein Geist bekam." Wir horchten auf den Stamm noch, voll Verlangen, Mehr zu vernehmen, als urpl?tzlich schnell Schrei?n und Getos zu unsern Ohren drangen. Als ob hier Eber, Hund und Jagdgesell, Die ganze Jagd, heran laut tosend brauste Mit Waldesrauschen, Schreien und Gebell.-- Und sieh, linksher, zwei Nackende, Zerzauste, Fortst?rmen, wie vom ?ussersten bedroht, Dass das Gezweig zertr?mmert kracht? und sauste. Der Vordre schrie: "Zu Hilfe, Hilfe, Tod!" Dem andern schien?s, dass es mehr Eile brauche; "Lan," rief er, "dort bei Toppo in der Not Schien nicht dein Fusswerk gut zu dem Gebrauche." Dann, weil ersch?pft vielleicht des Odems Rest, Macht? er ein Kn?u?l aus sich und einem Strauche. Sieh schwarze Hunde, durchs Gestr?pp gepresst. Schnell hinterdrein, die wild die L?ufe streckten, Wie Doggen, die man von der Kett? entl?sst. Sie schlugen ihre Zahn? in den Versteckten, Zerrissen ihn und trugen st?ckweis dann Die Glieder fort, die frischen, blutbefleckten. Mein F?hrer fasste bei der Hand mich an Und f?hrte mich zum Busche, der vergebens Aus Rissen klagte, welchen Blut entrann. Er sprach: "Was machtest du doch eitlen Strebens, O Jakob, meinen Busch zu deiner Hut? Trag? ich die Schulden deines Lasterlebens?" Mein Meister, dessen Schritt bei ihm geruht, Sprach: "Wer bist du? Warum aus so viel Rissen Hauchst du zugleich die Schmerzensred? und Blut?" Und er: "Die ihr gekommen, um zu wissen, Wie harte Schmach ich hier erdulden muss, Zu sehn, wie man mir so mein Laub entrissen. O sammelt?s an des traur?gen Stammes Fuss. Ich bin aus jener Stadt, die statt des alten Den T?ufer w?hlt als Schutzherrn. Voll Verdruss Wird jener drum als Feind ihr grausam walten, Und h?tte man nicht noch sein Bild geschaut. Das dort sich auf der Arnobr?ck? erhalten. Die B?rger, die sie wieder aufgebaut Vom Brand des Attila, aus Schutt und Grause, Sie h?tten ihrer M?h? umsonst vertraut. Den Galgen macht? ich mir aus meinem Hause."

Vierzehnter Gesang

Weil ich der Vaterstadt mit R?hrung dachte, Las ich das Laub, das ich, das Herz soll Leid, Zur?ck zum Stamm, der kaum noch ?chzte, brachte. Drauf kamen wir zur Grenz? in kurzer Zeit Vom zweiten Binnenkreis und sah?n im dritten Ein krauses Kunstwerk der Gerechtigkeit. Denn dort er?ffnete vor unsern Schritten Und unsern Blicken sich ein ebnes Land, Des Boden nimmer Pflanz? und Gras gelitten. Und wie sich um den Wald der Graben wand, War dieses von dem Schmerzenswald umwunden. Hier weilten wir an beider Kreise Rand. Dort ward ein tiefer, d?rrer Sand gefunden. Der dem, den Cato?s F?sse stampften, glich, Wie wir vernehmen aus den alten Kunden. O Gottes Rache! Jeder f?rchte dich, Dem, was ich sah, mein Lied wird offenbaren, Und wende schnell vom Lasterwege sich. Denn nackte Seelen sah ich dort in Scharen, Die, alle klagend j?mmerlich und schwer, Doch sich nicht gleich in ihren Strafen waren. Die lagen r?cklings auf der Erd? umher, Die sah ich sich zusammenkr?mmend kauern. Noch andre gingen immer hin und her. Die Mehrzahl musst? im Gehn die Straf? erdauern. Der Liegenden war die geringre Zahl, Doch mehr gedr?ngt zum Klagen und zum Trauern. Langsamen Falls sah ich mit rotem Strahl Hernieder breite Feuerflocken wallen, Wie Schnee bei stiller Luft im Alpental. Wie Alexander einstens Feuerballen, Fest bis zur Erde, sah auf seine Schar In jener heissen Gegend Indiens fallen, Daher sein Volk, vorbeugend der Gefahr, Den Boden stampfen musst?, um sie zu t?ten, Weil einzeln sie zu tilgen leichter war; So sah ich von der Glut den Boden r?ten; Wie unterm Stahle Schwamm, entglomm der Sand, Wodurch die Qualen zwiefach sich erh?hten. Nie hatten hier die H?nde Stillestand, Und hier- und dorthin sah ich sie bewegen, Absch?ttelnd von der Haut den frischen Brand. Da sprach ich: "Du, dem alles unterlegen, Bis auf die Geister, die sich dort voll Wut Am Tor zur Wehr gestellt und dir entgegen. Wer ist der grosse, welcher, diese Glut Verachtend, liegt, die Blicke trotzig hebend, Noch nicht erweicht von dieser Feuerflut?" Und jener rief, mir selber Antwort gebend, Weil er gemerkt, dass ich nach ihm gefragt, Uns grimmig zu: "Tot bin ich, wie einst lebend. Sei auch mit Arbeit Jovis Schmied geplagt, Von welchem er den spitzen Pfeil bekommen, Den er zuletzt in meine Brust gejagt; Zur Hilfe sei die ganze Schar genommen, Die rastlos schmiedet in des ?tna Nacht; Hilf, hilf, Vulkan, so schrei? er zornentglommen, Wie er bei Phl?gra tat in jener Schlacht; Mit aller Macht sei das Geschoss geschwungen, Gewiss, dass nie ihm frohe Rache lacht--" Da hob so stark, wie sie mir nie erklungen, Mein Meister seine Stimm?, ihm zuzuschrei?n: "O Kapaneus, dass ewig unbezwungen Dich Hochmut nagt, ist deine wahre Pein, Denn keine Marter, als dein eignes W?ten, Kann deiner Wut vollkommne Strafe sein." Drauf schien des Meisters Zorn sich zu beg?ten. Von jenen sieben war er, sagt? er mir, Die Theben zu erobern sich bem?hten. Er h?hnt, so scheint?s, noch Gott in wilder Gier, Und, wie ich sprach, sein Stolz bleibt seine Schande, Sein Trotz des Busens wohlverdiente Zier. Jetzt folge mir, doch vor dem heissen Sande Verwahr? im Gehen sorglich deinen Fuss Und halte nah dich an des Waldes Rande. Ich ging und schwieg, und einen kleinen Fluss Sah ich diesseits des Waldes sprudelnd quellen. Vor dessen Rot? ich jetzt noch schaudern muss. Den Bach aus jenem Sprudel gleichzustellen. Der Buhlerinnen sch?ndlichem Verein, Floss er den Sand hinab mit dunkeln Wellen. Und Grund und Ufer waren dort von Stein, Auch beide R?nder, die den Fluss umfassen. Drum musste hier der Weg hin?ber sein. "Von allem, was ich noch dich sehen lassen. Seit wir durch jenes Tor hier eingekehrt. Das uns, wie alle, ruhig eingelassen, War noch bis jetzt nichts so bemerkenswert. Als dieser Fluss, zu dem du eben ziehest, Der ?ber sich die Fl?mmchen schnell verzehrt." So er zu mir und ich darauf: "Du siehest Mich l?stern schon genug, drum speist? ich gern; Gib Kost nur, wie du Essenslust verliehest." Und er: "?d liegt ein Land im Meere fern, Das Kreta hiess, und Keuschheit hat gewaltet, Als noch die Welt stand unter seinem Herrn. Ein Berg dort, Ida, war einst sch?n gestaltet, Mit Quellen, Laub und Blumen reich geschm?ckt, Jetzt ist er ?d, verwittert und veraltet. Dorthin hat Rhea ihren Sohn entr?ckt. Und, alle Sp?her listig hintergehend, Des Kindes Schrei?n durch Tosen unterdr?ckt. Ein hoher Greis ist drin, g?rad? aufrecht stehend, Den R?cken nach Damiette hingewandt, Nach Rom hin, wie in seinen Spiegel, sehend; Das Haupt von feinem Gold; Brust, Arm und Hand Von reinem Silber; weiter dann hernieder Von Kupfer nur bis an der H?ften Rand; Von t?cht?gem Eisen bis zur Sohle nieder; Nur von gebranntem Ton der rechte Fuss, Doch ruht auf diesem meist die Last der Glieder. Das Gold allein ist von gediegnem Guss; Die andern haben Spalt? und tr?ufeln Z?hren, Und diese brechen durch die Grott? als Fluss, Um ihren Lauf nach diesem Tal zu kehren. Als Acheron, als Styx, als Phlegethon, Und bilden, wenn sie zu den tiefsten Sph?ren Durch diesen engen Graben hingefloh?n, Dort den Kozyt; doch nahst du diesem Teiche Bald selber dich, drum hier nichts mehr davon." Und ich zu ihm: "Wenn auf der Erd?, im Reiche Des Tages, schon der kleine Fluss entstund, Wie kommt es, dass ich ihn erst hier erreiche?" Und er zu mir: "Du weisst, der Ort ist rund, Und ob wir gleich schon tief hernieder drangen, Doch haben wir, da wir uns links zum Grund Herabgewandt, den Kreis nicht ganz umgangen, Und wenn du auch noch manches Neue siehst, Mag Staunen drum dein Auge nicht befangen." "Sprich noch, wo Phlegethon, wo Lethe fliesst? Du schweigst von der; von jenem h?rt? ich sagen, Dass er aus diesem Regen sich ergiesst." So ich; und er: "Gern h?r? ich deine Fragen, Doch sollte wohl des roten Wassers Sud Auf jene selbst die Antwort in sich tragen. Nicht in der H?lle fliesst der Lethe Flut, Dort siehst du sie beim grossen Seelenbade, Wenn die bereute Schuld auf ewig ruht." Und drauf: "Jetzt weg vom Wald, und komm gerade Denselben Weg, den meine Spur dich lehrt; Die R?nder, nicht entz?ndet, bilden Pfade, Und ?ber ihnen wird der Dunst verzehrt."

F?nfzehnter Gesang

Wir gehen nun auf hartem Rand zusammen, Und Dampf des Bachs, der dr?ber nebelt, sch?tzt Das Wasser und die D?mme vor den Flammen. So wie sein Land der Flandrer unterst?tzt, Bang vor der Springflut Ansturz, die vom Baue Des festen Damms r?ckprallend sch?umt und spritzt; Wie l?ngs der Brenta Schloss und Dorf und Aue Die Paduaner sorglich wohl verwahrt, Bevor der Chiarentana Frost erlaue; So war der Damm auch hier von gleicher Art, Nur dass in minder hohen, dicken Massen Vom Meister dieser Bau errichtet ward. Schon weit zur?ck hatt? ich den Wald gelassen, So dass der Blick, nach ihm zur?ckgewandt, Doch nicht verm?gend war, ihn zu erfassen. Da kam am Fuss des Damms ein Schwarm gerannt. Und wie am Neumond bei des Abends Grauen Nach dem und jenem man die Blicke spannt, So sahn wir sie auf uns nach oben schauen; Und wie der alte Schneider nach dem ?hr, So spitzten sie nach uns die Augenbrauen. Und wie sie alle gafften, fasste wer Mich bei dem Saum, indem er mich erkannte, Und rief erstaunt: "Welch Wunder! Du? Woher?" Und ich, wie er nach mir gegriffen, wandte Den Blick ihm fest aufs Angesicht, das schier Ger?stet war; doch zeigte das verbrannte Sogleich die wohlbekannten Z?ge mir; Drum, neigend, auf sein Antlitz zu, die Arme, Rief ich: "Ei, Herr Brunetto, seid ihr hier?" "Mein Sohn," sprach jener, "dass dich mein erbarme! Gern spr?che wohl Brunett Latini dich Ein wenig hier, entfernt von diesem Schwarme." "Ich bitt? euch selbst darum," entgegnet? ich, "Daher ich gern mit euch mich setzen werde, Wenn?s dieser billigt, denn er leitet mich." Und er: "Ach Sohn, wer weilt von dieser Herde, Darf sich nicht wedeln hundert Jahr hernach Und liegt, die Glut erduldend, auf der Erde. Drum geh, ich folge deinem Tritte nach, Bis wir aufs neu? zu meiner Rotte kommen, Die weinend geht in Leid und ew?ger Schmach." Gern war? ich neben ihn hinabgeklommen. Doch wagt? ich?s nicht und ging, das Haupt geneigt, Wie wer da geht von Ehrfurcht eingenommen, "Du, welcher vor dem Tod herniedersteigt," Begann er nun, "welch Schicksal f?hrt dein Streben? Und wer ist der, der dir die Pfade zeigt?" "Dort oben," sprach ich, "in dem heitern Leben War ich, eh? reif mein Alter, ohne Rat Verirrt und rings von einem Tal umgeben. Aus dem ich eben gestern morgens trat. Zur?ck ins Tal wollt? ich, da kam mein Leiter Und f?hrt mich wieder heim auf diesem Pfad." Drauf sprach er: "Folgst du deinem Sterne weiter. Dann, wenn ich recht bemerkt im Leben, schafft Er dich zum Hafen, ehrenvoll und heiter. Und h?tte mich der Tod nicht weggerafft, Hart? ich, da dir so hold die Sterne waren, Dich selbst zum Werk gest?rkt mit Mut und Kraft. Doch jenem Volk von schn?den, Undankbaren, Das niederstieg von Fiesole und fast Des Bruchsteins H?rte noch scheint zu bewahren, Ihm bist du, weil du wacker tust, verhasst; Mit Recht, weil ?bel stets zu Dorngewinden Mit herber Frucht die s?sse Feige passt. Man heisst sie dort nach altem Ruf die Blinden, Voll Geiz, Neid, Hochmut, faul an Schal? und Kern-- Lass rein dich stets von ihren Sitten finden, So grossen Ruhm bewahrt dir noch dein Stern, Dass beide Teile hungrig nach dir ringen, Doch dieses Kraut bleibt ihrem Schnabel fern. Das Fiesolaner Vieh mag sich verschlingen, Sich gegenseits, doch nie ber?hr?s ein Kraut, Kann noch sein Mist hervor ein solches bringen, In dem man neubelebt den Samen schaut Von jenen R?mern, welche dort geblieben. Als man dies Nest der Bosheit auferbaut." "War einst, was ich gew?nscht, des Herrn Belieben," Entgegnet? ich, "gewiss, ihr w?ret nicht Noch aus der menschlichen Natur vertrieben. Das teure, gute Vaterangesicht, Noch seh? ich?s vor betr?btem Geiste schweben, Noch denk? ich, wie ihr mich im heitern Licht Gelehrt, wie Menschen ew?gen Ruhm erstreben, Und wie mir dies noch teuer ist und wert, Soll kund, solang? ich bin, die Zunge geben. Was ihr von meiner Laufbahn mich gelehrt, Bewahr? ich wohl--Werd? ich die Herrin schauen Nebst anderm Text wird mir auch dies erkl?rt. Dem aber, will ich, sollt ihr fest vertrauen: Ist?s nur mit dem Gewissen wohlbestellt, Dann macht kein Schicksal, wie?s auch sei, mir Grauen. Mir ist nicht neu, was eure Red? enth?lt. Doch mag der Bauer seine Hacke schwingen Und seinen Kreis das Gl?ck, wie?s ihm gef?llt." Rechts kehrte sich Virgil, indem wir gingen, Nach mir zur?ck und sah mich an und sprach: "Gut h?ren, die?s behalten und vollbringen." Ich aber liess drum nicht im Sprechen nach, Und w?nschte die ber?hmtesten zu kennen Von den Genossen dieser Pein und Schmach. Drauf Herr Brunett: "Gut ist es, ein?ge nennen, So wie von andern schweigen l?blich scheint, Auch w?rd? ich nicht von allen sagen k?nnen. Gelehrte sind und Pfaffen hier vereint Von grossem Ruf, die einst besudelt waren Mit jenem Fehl, den jeder nun beweint. Franz von Accorso geht in diesen Scharen, Auch Priscian, und war dir?s nicht zu schlecht, Vorhin so schn?den Aussatz zu gewahren, So sahst du jenen, den der Knechte Knecht Zwang, nach Vicenz vom Arno aufzubrechen, Allwo der Tod sein toll Gel?st ger?cht. Gern sagt? ich mehr--doch mit dir gehn und sprechen Darf ich nicht l?nger, denn schon hebt sich dicht Ein neuer Rauch auf jenen sand?gen Fl?chen. Auch naht hier Volk, von dem mich das Gericht Geschieden hat--Mein Schatz sei dir empfohlen, Ich leb? in ihm noch--mehr begehr? ich nicht." Hier wandt? er sich, die andern einzuholen, Wie nach dem Ziel mit gr?nem Tuch geziert. Der Veroneser l?uft mit fl?cht?gen Sohlen, Und schien, wie wer gewinnt, nicht wer verliert

Sechzehnter Gesang

Ich war am Ort, wo?s widerhallend brauste Vom Wasser, das da st?rzt? ins n?chste Tal, Als ob ein Schwarm von Bienen summt? und sauste; Da rannten Schatten her, drei an der Zahl, Und trennten sich von einer gr?ssern Bande, Die hinlief durch des Feuerregens Qual, Und schrien: "Halt du, wir sehn es am Gewande Dir deutlich an, du bist hierher versetzt Aus unserm eignen schn?den Vaterlande." Ach, alt? und neue Wunden, einge?tzt Von Flammen, sah ich nun in ihrem Fleische, Und noch voll Mitleid denk? ich ihrer jetzt. Mein Meister horcht? auf dieses Schmerzgekreische Und sah mich an und sprach: "Hier harren wir! Bedenke jetzt, was H?flichkeit erheische. Denn w?re nicht der Feuerregen hier, Nach der Natur des Orts, so w?rd? ich sagen: Die Eile zieme, mehr als ihnen, dir." Ich stand und h?rte neu ihr altes Klagen; Zu uns gekommen waren alle nun, Da sah ich sie sich selbst im Kreise jagen. Wie nackende gesalbte K?mpfer tun, Die Griff und Vorteil zu erforschen pflegen, Indessen noch die P?ff? und St?sse ruh?n; So sah ich sie im Kreise sich bewegen, Mir immerdar das Antlitz zugewandt, Und Hals und Fuss an Richtung sich entgegen. Und einer sprach: "Wenn dieser lockre Sand Und unsre Not uns nicht ver?chtlich machte. Und unsre Haut, so russig und verbrannt, Dann unser Flehn, ob unsers Rufs, beachte; Sprich, wer bist du? Wie lebend hier erscheinst? Und was dich sicher her zur H?lle brachte? Der, welchem du mich folgen siehst, war einst, Muss er auch nackt hier und geschunden rennen. Von h?herm Range wohl, als du vermeinst. Wer h?rte nicht Gualdradas Enkel nennen, Den Guidoguerra, dessen Schwert und Geist Wohl Puglia und Florenz als t?chtig kennen? Der hinter mir den lockern Sand durchkreist, Tegghiajo ist?s, des Rat man noch auf Erden, Obwohl man ihm nicht folgt?, als heilsam preist. Ich, ihr Genoss? in schrecklichen Beschwerden, Bin Jakob Rusticucci, und mich liess Mein b?ses, wildes Weib so elend werden."-- Wenn irgend was vor?m Feuer Schutz verhiess. So st?rzt? ich gern mich unter sie hernieder, Auch litt, so glaub? ich, wohl mein Meister dies. Allein verbrannt h?tt? ich auch meine Glieder, Drum unterdr?ckte Furcht in mir die Lust, Die Jammervollen zu umarmen, wieder. "Nicht der Verachtung bin ich mir bewusst," Begann ich, "nur des Leids f?r euch Geplagte, Und schwer verwinden wird es meine Brust. Ich f?hlt? es, als mein Herr mir Worte sagte, Durch welche mir es deutlich ward und klar, Dass, wer hier komme, hoch auf Erden ragte. Ich bin aus eurer Stadt, und nimmerdar Wird eures Tuns ruhmvoll Ged?chtnis schwinden, Das immer mir auch lieb und teuer war. Ich liess? die Gall, um s?sse Frucht zu finden, Die mein wahrhafter F?hrer prophezeit, Doch muss ich erst zum Mittelpunkt mich winden." "Soll lang? noch deine Seele das Geleit Der Glieder sein," so sprach nun er dagegen, "Soll leuchten noch dein Ruf nach deiner Zeit, So sage mir, bewohnen, wie sie pflegen, Wohl unsre Stadt noch Kraft und Edelmut? Sind sie verbannt und v?llig unterlegen? Denn Borsiere, welcher diese Glut Seit kurzem teilt, und dort mit andern schreitet, Erz?hlt? uns manches, was uns wehe tut!--" "Neu Volk und schleuniger Gewinn verleitet Zu Unmass dich und Stolz, der dich bet?rt, Florenz, und dir viel Leiden schon bereitet!" Ich rief?s, das Aug? emporgewandt, verst?rt. Starr sah?n die drei sich an bei meinen Reden, Wie man sich anstarrt, wenn man Wahrheit h?rt. "Wir w?nschen Gl?ck, wenn du so wohlfeil jeden Abfert?gen kannst," war aller Gegenwort, "Und dir?s bekommt, nach Herzenslust zu reden. Entkommst du einst aus diesem dunkeln Ort Und siehst den Sternenglanz, den sch?nen, s?ssen, Und sagst dann froh und heiter: Ich war dort, Vergiss dann nicht, die Welt von uns zu gr?ssen!"-- Hier aber brachen sie den Kreis und floh?n Voll Eil? und wie mit Fl?geln an den F?ssen. Eh? man ein Amen ausspricht, waren schon Sie alle drei aus meinem Blick verschwunden. Drum ging sogleich mein Meister auch davon. Ich folgt? ihm nach, um Weitres zu erkunden, Worauf uns bald des Stroms Gebraus erklang, So nah, dass wir uns sprechend kaum verstunden. Gleich jenem Flusse mit dem eignen Gang, Des Fluten ostw?rts vom Berg Veso toben. Vom Apennin an seinem linken Hang; Das stille Wasser heisst er erst dort oben, Dann senkt er sich und wird bei Forli bald Des ersten Namens wiederum enthoben-- Des Sturz dort ob Sankt Benedikt erschallt. Wo seine Wellen in den Abhang brausen, Der gross f?r Tausend ist zum Aufenthalt: So brach von einem Felsenhang voll Grausen Der rotgef?rbte Fluss sich br?llend Bahn, Und kaum ertrug das Ohr sein wildes Sausen. Mit einem Stricke war ich umgetan, Und manches Mal mit diesem Gurte dachte Ich das gefleckte Panthertier zu seh?n. Nachdem ich los von mir den G?rtel machte, Wie ich vom F?hrer mir geboten fand, Macht? ich ein Kn?uel draus, das ich ihm brachte. Er aber kehrte dann sich rechter Hand Und schleuderte zum tiefen Felsenschlunde Das Kn?ul hinunter ziemlich weit vom Rand. "Entsprechend", dacht? ich, "muss die neue Kunde Dem neuen Wink und diesem Blicke sein, Womit mein Meister schaut zum tiefen Grunde." Stets pr?ge doch der Mensch sich Vorsicht ein Mit solchen, die des Herzens Sinn ersp?hen, Und nicht sich halten an die Tat allein. Er sprach: "Bald werden wir auftauchen sehen, Was ich erwart?; und das, was du gedacht, Wird deutlich bald vor deinen Blicken stehen." Bei Wahrheit, die der L?ge gleicht, habt acht, Soviel ihr k?nnt, euch nimmer auszusprechen, Sonst werdet ihr ohn? eure Schuld verlacht. Doch kann ich mich zu reden nicht entbrechen Und schw?r?, o Leser, dir, bei dem Gedicht, Dem nimmer m?ge Huld und Gunst gebrechen: Ich sah durch jene L?fte schwarz und dicht Ein Bild, nach oben schwimmend, sich erheben, Dem K?hnsten wohl ein wunderbar Gesicht-- Wie jemand kehrt, der sich hinabbegeben. Den Anker, der im Felsenrisse steckt, Zu l?sen, wenn er sich beim Aufw?rtsstreben Von unten einzieht und nach oben streckt.

Siebzehnter Gesang

Sieh hier das Untier mit dem spitzen Schwanze, Der Berge spaltet, Mauer bricht und Tor! Sieh, was mit Stank erf?llt das grosse Ganze! So hob mein F?hrer seine Stimm? empor Und rief mit seinem Wink das Tier zum Rande, Bis nah zu unserm Marmorpfade vor. Da kam des Truges Greuelbild zum Lande Und schob den Kopf und dann den Rumpf heran, Doch zog es nicht den scharfen Schweif zum Strande. Von Antlitz glich es einem Biedermann Und liess von aussen Mild? und Huld gewahren, Doch dann fing die Gestalt des Drachen an. Mit zweien Tatzen, die bedeckt mit Haaren, Und R?cken, Brust und Seiten, die bemalt Mit Knoten und mit kleinen Schn?rkeln waren; Vielfarbig, wie kein Werk Arachnes strahlt, Wie, was auch T?rk und Tatar je gewoben, So bunt doch nichts an Grund und Muster prahlt. Wie man den Kahn, im Wasser halb, halb oben, Am Lande sieht an unsrer Fl?sse Strand, Und wie, zum Kampf den Vorderleib erhoben. Der Biber in der deutschen Fresser Land; So sah ich jetzt das Ungeheuer, ragend Und vorgestreckt auf unsers Dammes Rand, Wild zappelnd, mit dem Schweif durchs Leere schlagend, Und, mit der Skorpionen Wehr versehn, Die Gabel windend und sie aufw?rts tragend. Mein F?hrer sprach: Jetzt m?ssen wir uns dreh?n Und auf gewundnem Pfad zum Ungeheuer Dorthin, wo?s jetzo liegt, hinuntergehn. Nun f?hrte rechter Hand mich mein Getreuer Nur wenig Schritt? hinab am Rande fort, Den heissen Sand vermeidend und das Feuer. Und unten angelangt, erkannt? ich dort Noch etwas vorw?rts auf dem Sande Leute, Nah sitzend an des Abgrunds dunklem Bord, Mein Meister sprach: "Erkennen sollst du heute Den ganzen Binnenkreis mit seiner Pein, Drum geh und sieh, was jenes Volk bedeute. Doch kurz nur d?rfen deine Worte sein. Ich will indes mich mit dem Tier vernehmen, Den starken R?cken uns zur Fahrt zu leih?n." So musst? ich einsam mich zu geh?n bequemen Am Rand des siebenten der Kreis? und nahm Den Weg zum Sitze der betr?bten Schemen. Aus jedem Auge starrte Schmerz und Gram, Indes die Hand, jetzt vor dem heissen Grunde, Jetzt vor dem Dunst dem Leib zu Hilfe kam. So scharren sich zur Sommerzeit die Hunde, Wenn Floh sie oder Flieg? und Wespe sticht, Jetzt mit dem einen Fuss, jetzt mit dem Munde. Die Augen wandt? ich manchem ins Gesicht, Der dort im Feuer sass und heisser Asche; Und keinen kannt? ich, doch entging mir nicht, Vom Halse h?nge jedem eine Tasche, Bezeichnet und bemalt, und wie voll Gier Nach diesem Anblick noch ihr Auge hasche. Ich sah, wie ich genaht, ein blaues Tier Auf gelbem Beutel, wie auf einem Schilde, Das schien ein Leu an Kopf und Haltung mir. Dann blickt? ich weiter durch dies Qualgefilde, Und sieh, ein andrer Beutel, blutigrot, Zeigt? eine butterweisse Gans im Bilde. Ein blaues Schwein auf weissem Sacke bot Sich dann dem Blick, und seine Stimm? erheben H?rt? ich den Tr?ger: "Du hier vor dem Tod? Fort! Fort! Doch wisse, weil du noch am Leben Bald findet mir mein Nachbar Vitalian, Zur Linken seinen Sitz, hier gleich daneben. Oft schrei?n mich diese Florentiner an, Mich Paduaner, mir zum gr?ssten Schrecken: M?cht? aller Ritter Ausbund endlich nah?n! Wo mag doch die Dreischnabeltasche stecken?"-- Hier zerrt? er?s Maul schief, und die Zunge zog Er vor, gleich Ochsen, so die Nase lecken. Schon f?rchtet? ich, da ich so lang verzog, Den Zorn des Meisters, der auf Eil? gedrungen, Daher ich schnell mich wieder r?ckw?rts bog. Auch fand ich, dass er schon sich aufgeschwungen Und auf das Kreuz des Unget?ms gesetzt. Er sprach: "Stark sei dein Mut und unbezwungen! Hinunter geht?s auf solcher Leiter jetzt. Steig vorn nur auf, ich will inmitten sitzen. Dass dich des Schwanzes Stachel nicht verletzt." Wie wer mit totenkalten Fingerspitzen Das Fieber nahen f?hlt und doch nicht wagt, Wenn er schon zitternd bebt, sich zu erhitzen, So wurd? ich jetzt bei dem, was er gesagt, Doch machte mich die Scham, gleich einem Knechte, Wenn ihm ein g?t?ger Herr droht, unverzagt. Drum setzt? ich auf dem Untier mich zurechte. Und bitten wollt? ich , Dass er mich halten und umfassen m?chte. Doch er, der oft bei der D?monen Droh?n Mich unterst?tzt und der Gefahr entzogen, Umfasste mich mit seinen Armen schon. Und sprach: "Geryon, auf! Nun fortgeflogen! Allein bedenke, wen dein R?cken tr?gt, Drum steige sanft hinab in weiten Bogen." Wie r?ckw?rts sich vom Strand der Kahn bewegt, Schob sich?s vom Damm, doch, kaum hinabgeklommen, Ward dann im freien Spielraum umgelegt. Als, wo die Brust war, nun der Schweif gekommen, Ward dieser, wie ein Aalschweif, ausgestreckt, Und mit dem Tatzenpaar die Luft durchschwommen. So, glaub? ich, war nicht Phaethon erschreckt, Als einst die Z?gel seiner Hand entgingen, Beim Himmelsbrand, des Spur man noch entdeckt; Noch Icarus, als von erw?rmten Schwingen Das Wachs herniedertroff, bei D?dals Schrei?n: Dein Weg ist schlecht, dein Flug wird nicht gelingen; Wie ich, nichts sehend, als das Tier allein, Und rings umher von ?der Luft umfangen, Wo nie entglomm des Lichtes heitrer Schein. Dass wir uns langsam, langsam niederschwangen, Im Bogenflug, bemerkt? ich nur beim Weh?n Der Luft von unten her an Stirn und Wangen. Rechts h?rt? ich schon das Wirbeln und das Dreh?n Des Wasserfalls und sein entsetzlich Brausen, Und bog mich vorw?rts, um hinabzusehn. Doch sch?chtern wieder bei des Abgrunds Sausen, Bei Klag? und Glut, die ich vernahm und sah, Duckt? ich mich hin und zitterte vor Grausen. Was ich erst nicht gesehn, das sah ich da: Wie wir im weiten Kreis hinunterstiegen. Und sah mich ?berall den Qualen nah-- Gleich wie ein Falk, wenn er, nach langem Wiegen In hoher Luft, nicht Raub noch Lockbild steht, Und ihn der Falkner ruft, herabzufliegen, So schnell er stieg, so langsam niederzieht Und, z?rnend, wenn der Herr ihn eingeladen, Im Bogenflug zum fernen Sitze flieht; So setzt? uns an den steilen Felsgestaden Geryon ab und flog in grosser Eil?, Sobald er nur sich unsrer Last entladen, Hinweg, gleich einem abgeschnellten Pfeil.

Achtzehnter Gesang

Ein Ort der H?lle, namens ?bels?cken, ist eisenfarbig, ganz erbaut von Stein, So auch die D?mme, die ringsum ihn decken. Grad? in der Mitte dieses Lands der Pein G?hnt hohl ein Brunnen, weit, mit tiefem Schlunde. Von dem wird seines Orts die Rede sein. Und zwischen H?hl? und Felswand gehn im Runde Rings so die D?mme, dass der T?ler zehn Abschnitte bilden in dem tiefen Grunde. Wie um ein Schloss mehrfache Gr?ben gehn. Dahinter wohlverwahrt die Mauern ragen Und sicherer den Feinden widerstehn; So war umg?rtet dieser Ort der Plagen; Und wie man Br?cken pflegt zum andern Strand Aus solcher festen Schl?sser Tor zu schlagen, So sprangen Zacken aus der Felsenwand, Durchschnitten W?ll? und Gr?ben erst und gingen. Wie R?derspeichen, bis zum Brunnenrand. Kaum konnten wir vom Kreuz Geryons springen, So ging links hin mein Meister und befahl Auch mir, auf seinen Spuren vorzudringen. Und ganz erf?llt sah ich das erste Tal Rechts, wohin Klagen meine Blicke riefen. Von neuen Peinigern und neuer Qual. Es waren nackte S?nder in den Tiefen, Geteilt, denn hier zog gegen uns die Schar, Und dort mit uns, nur dass sie schneller liefen; Gleichwie man pflegt in Rom beim Jubeljahr Zum ?bergang die Br?cke herzurichten Ob ?bergrossen Andrangs, also zwar, Dass hier gewendet sind mit den Gesichten, Die zu Sankt Peter wallen, nach dem Schloss, Die andern dort sich nach dem Berge richten. Auf schwarzem Stein sprang hier und dort ein Tross Von Teufeln nach, von schrecklichen, geh?rnten. Die schlugen wild auf sie von hinten los. Wie sie beim ersten Schlage laufen lernten! Wie sie, nicht harrend auf den zweiten Hieb, Mit j?hen, langen Spr?ngen sich entfernten! So fiel auf einen, den die Geissel trieb, Mein Auge jetzt hinab, bei dem ich dachte, Dass er nicht fremd mir auf der Erde blieb. Scharf blickt? ich hin, damit ich ihn betrachte, Auch hielt mein F?hrer an, der?s zugestand, Dass ich zur?ck erst ein?ge Schritte machte. Zwar sucht? er, bodenw?rts den Blick gewandt, Mir mit Gestalt und Angesicht zu geizen, Doch rief ich, da ich dennoch ihn erkannt: "Wenn deine Z?ge nicht zum Irrtum reizen, So mein? ich, dass du Venedigo seist; Doch weshalb steckst du so in scharfen Beizen?" "Nur ungern sag? ich?s," sprach er drauf, "doch reisst Dein klares Wort mich hin, das mich bezwungen, Weil?s alte Zeit zur?ckf?hrt meinem Geist. Ich bin?s, der in Ghifolen so gedrungen, Dass sie nach des Markgrafen Willen tat, Wie ganz entstellt auch das Ger?cht erklungen. Und aus Bologna ist auf gleichem Pfad An diesen Qualort so viel Volk gekommen, Als jetzo diese Stadt kaum B?rger hat. Und sollte dir hierbei ein Zweifel kommen, So denk?, um sicher auf mein Wort zu bau?n. Wie Habsucht uns die Herzen eingenommen." Sprach?s, und ein Teufel kam, um einzuhau?n, Mit hochgeschwungner Geissel her und sagte: "Fort, Kuppler, fort, hier gibt?s nicht feile Frau?n." Zum F?hrer ging ich, da ich bebt? und zagte, Und bald gelangten wir an einen Ort, Wo aus der Wand ein Felsen vorw?rts ragte. Und dieser Zacken dient? als Br?cke dort; Leicht klommen beide wir hinauf und zogen Rechts hin aus jenen ew?gen Kreisen fort. Bald dort, wo unter uns der Fels als Bogen Sich h?hlt? und Durchgang der Gepeitschten war, Sprach er: "In gleicher Richtung fortgezogen, Sind wir bis jetzt mit jener zweiten Schar, Drum konnten wir sie nicht von vorne sehen. ietzt aber nimm die Angesichter wahr." Wir blieben nun am Rand der Br?cke stehen Und sah?n den Schwarm, der uns entgegensprang, Denn eilig hiess die Geissel alle gehen. Da sprach mein Hort: "Sieh, noch mit Stolz im Gang, Den Grossen, der sich keine Klag? erlaubte, Dem aller Schmerz noch keine Tr?n? entrang. So k?niglich noch an Gestalt und Haupte! Der Jason ist?s, der durch Verstand und Mut Das Widdervlies dem Volk von Kolchis raubte. Nach Lemnos kam er, als in ihrer Wut Die Frau?n, die gl?hend Eifersucht durchzuckte, Vergossen hatten aller M?nner Blut; Wo er durch Worte, t?uschend ausgeschm?ckte. Ber?ckt Hypsipylen, das junge Herz, Die alle Frau?n von Lemnos erst ber?ckte. Dort liess er schwanger sie in ihrem Schmerz. Dies bracht? ihn her; und gleiche Straf? erheischen Medeas Leiden, einst ihm Spiel und Scherz-- Auch gehn mit ihm, die gleicherweise tauschen. Allein dies sei vorn ersten Tal genug Und denen, so die Geisseln drin zerfleischen." Im Kreuz den zweiten Damm durchschneidend, trug Der Felspfad uns, der, auf den Widerlagen Der D?mme, hier den andern Bogen schlug. Dort, aus dem zweiten Sack, klang dumpfes Klagen, Und Leute sah?n wir tief im Grunde sich Laut schnaufend mit den flachen H?nden schlagen. Der D?mme Seiten waren schimmelig Vom untern Dunste, der wie Teig dort klebte. F?r Aug? und Nase feindlich widerlich. Doch vor dem Blick, so sehr ich forschte, schwebte; Noch dunkle Nacht, weil tief der Abgrund ist, Bis ich des Felsenbogens H?h? erstrebte. Von hier, wo erst der Blick die Tiefe misst. Sah ich viel Leut in tiefem Kote stecken, Und, wie mir?s vorkam, war es Menschenmist. Ich forscht? und sah ein Haupt sich vorw?rts strecken, Doch ganz beschmutzt mit Kot, drum k?nnt? ich nicht, Ob?s Lai?, ob Pfaffe sei, genau entdecken. Da schrie er her: "Was bist du so erpicht, Mich mehr als andre Schmutz?ge zu gewahren?" Und ich: "Weil, ist mir recht, ich dein Gesicht Bereits gesehm, allein mit trocknen Haaren. Alex, Interminei heissest du, Drum seh? ich mehr auf dich als jene Scharen." Und er, die Stirn sich schlagend, rief mir zu: "Mich st?rzte Schmeichelei herab zur H?lle, Die ich dort ?bte sonder Rast und Ruh?." Da sprach zu mir mein guter Meister: "Stelle Dich etwas vor, und in die Augen f?llt Dir eine schmutz?ge Dirn? an jener Stelle. Sieh die Zerzauste, die sich kratzt und krellt Mit kot?gen N?geln, jetzt aufs neue greulich im Mist versinkt und jetzt sich aufrecht stellt, Die Hure Thais ist?s, jetzt so abscheulich. Fragt? einst ihr Buhl: "Steh? ich in Gunst bei dir?" Versetzte sie: "Ei, ganz erstaunlich! Freilich!" Doch sei ges?ttigt unsre Schaulust hier.

Neunzehnter Gesang

Simon Magus, ihr, o Arme, Bl?de, Die, was der Tugend ihr verm?hlen sollt. Die Dinge Gottes, r?uberisch und schn?de, Ihr euch erbuhlt durch Silber und durch Gold, Von euch soll jetzo die Posaun? erschallen; Euch zahlt der dritte Sack der S?nden Sold. Erstiegen hatten wir die Felsenhallen Des Stegs, von welchem mitten in den Schoss Des n?chsten Schlunds die Blicke senkrecht fallen. Allweisheit, wie ist deine Kunst so gross Im Himmel, auf der Erd?, im H?llenschlunde, Und wie gerecht verteilst du jedes Los! Ich sah dort an den Seiten und im Grunde Viel L?cher im schwarzbl?ulichen Gestein, Gleich weit und s?mtlich ausgeh?hlt zum Runde. Sie mochten so, wie jene, wo hinein Beim Taufstein Sankt Johanns die T?ufer treten, Und enger nicht, doch auch nicht weiter sein. Eins dieser sprengt? ich einst, weil ich in N?ten Ein halbersticktes Kindlein drin entdeckt; So sei?s besiegelt, so will ich?s vertreten; Ich sah, dass sich, aus jedem Loch gestreckt, Zwei F?ss? und Beine bis zum Dicken fanden, Der andre Leib blieb innerhalb versteckt; Sah, wie die Sohlen beid? in Flammen standen, Und sah die Knorren zappeln und sich dreh?n So stark, dass sie wohl sprengten Kett? und Banden. Wie wir?s an ?lgetr?nkten Dingen sehn, Wo obenhin die Flammen flackernd rennen, So von der Ferse dort bis zu den Zeh?n. "Gern, Meister," sprach ich, "m?cht? ich diesen kennen. Der wilder zuckt als die, so ihm gesellt, Und dessen beide Sohlen r?ter brennen." Und er: "Ich trage dich, wenn dir?s gef?llt, Arn schiefen Hang hinab--er wird dir zeigen, Wer einst er war, und was im Loch ihn h?lt." Drauf ich: "Du bist der Herr, und mein Bezeigen Folgt dem gern, was mir als dein Wille kund, Und du verstehst mich auch bei meinem Schweigen." Drauf ging?s zum vierten Damm, und links zum Schlund Trug mich mein Herr hinab zu neuen Leiden In den durchl?cherten und engen Grund. Er liess mich nicht von seiner H?fte scheiden, Auf die er mich gesetzt, bis bei dem Ort Des, der da weinte mit den F?ssen beiden. "Du, mit dem Obern unten," sprach ich dort, "Hier eingerammt gleich einem Pfahl, verk?nde: Wer bist du? Sprich, ist dir verg?nnt dies Wort." Ich stand, dem Pfaffen gleich, dem seine S?nde Der M?rder beichtet, welcher, schon im Loch, Ihn r?ckruft, dass der Tod noch Aufschub finde. Da schrie er: "Bonifaz, so kommst du doch, So kommst du doch schon jetzt, mich fortzusenden? Und man versprach dir manche Jahre noch? Schon satt des Guts, ob des mit frechen H?nden Du tr?gerisch die sch?ne Frau geraubt, Um ungescheut und frevelnd sie zu sch?nden?" Ich stand verlegen, mit gesenktem Haupt, Wie wer nicht recht versteht, was er vernommen. Und sich besch?mt kein Gegenwort erlaubt. Da sprach Virgil: "Was stehst du so beklommen? Sag? ihm geschwind, dass du nicht jener seist, Den er gemeint!"--Ich eilt?, ihm nachzukommen. Die Fusse nun verdrehte wild der Geist Und sprach mit Seufzern und mit dumpfen Klagen: "Was also ist?s, das so dich fragen heisst? Doch standest du nicht an, dich herzuwagen. Um mich zu kennen, wohl, so sag? ich dir, Dass ich den grossen Mantel einst getragen. Der B?rin wahrer Sohn war ich, voll Gier F?rs Wohl der B?rlein, und f?r diese steckte Ich in den Sack dort Gold, mich selber hier. Auch unter meinem Haupt gibt?s viel Versteckte. Dort, durchgepresst durch einen Felsenspalt, Sind, die vor mir die Simonie befleckte. Und dort hinab versink? auch ich, sobald Der kommt, f?r welchen ich dich angesehen. Und der mir folgt in diesem Aufenthalt; Doch wird er nicht so lang, als mir geschehen, Die F?sse brennend, k?pflings eingesteckt, Fest eingepf?hlt in diesem Loche stehen. Denn nach ihm kommt, zu schlechter?m Werk erweckt, Ein Hirt vom Westen, ein gesetzlos Wesen, Das, wie sich ziemt, mich und auch ihn bedeckt. Ein neuer Jason ist?s, von dem zu lesen Im Makkab?erbuch, dem Philipp wird. Was diesem einst Antiochus Ich weiss nicht, ob ich nicht zu sehr geirrt, Auf solche Red? ihm dieses zu versetzen: "Sprich, was verlangt? einst unser Herr und Hirt, Zuerst von Petrus wohl an Gold und Sch?tzen, Um ihm das Amt der Schl?ssel zu verleih?n?" Komm, sprach er, um mein Werk nun fortzusetzen Was trug?s dem Petrus und den andern ein. Als man durch Los einst den Matthias k?rte Statt dessen, der ein Raub ward ew?ger Pein? Nichts ward dir hier, als das, was sich geb?hrte; Betrachte nur das schlechterworbne Geld, Das gegen Karl?n zur K?hnheit dich verf?hrte. Und nur weil Ehrfurcht meine Zunge h?lt F?r jene Schl?ssel, die du einst getragen, Da du gewandelt in der heitern Welt, Enthalt? ich mich, dir Schlimmeres zu sagen: Dass schlecht die Welt durch eure Habsucht ist. Die Guten sanken und die Schlechten ragen. Euch Hirten meinte der Evangelist Bei ihr, die sitzend auf den Wasserwogen Mit K?nigen zu huren sich vermisst. Sie, mit den sieben H?uptern auferzogen, Sie hatt? in zehen H?rnern Kraft und Macht, Solang der Tugend ihr Gemahl gewogen. Eu?r Gott ist Gold und Silber, Glanz und Pracht. Wohl besser sind die, so an G?tzen hangen, Die einen haben, wo ihr hundert macht. Welch Unheil, Konstantin, ist aufgegangen, Nicht, weil du dich bekehrt, nein, weil das Gut Der erste reiche Papst von dir empfangen!" Indes ich also sprach mit keckem Mut, Da, sei?s dass Zorn ihn, dass ihn Reue nagte. Verdreht er beide Bein? in grosser Wut. Doch schien?s, dass es dem F?hrer wohlbehagte; So stand er dort, zufrieden, aufmerksam. Als ich so nachdrucksvoll die Wahrheit sagte; Worauf er mich mit beiden Armen nahm, Und als er mich an seine Brust gewunden, Den Weg zur?ckestieg, auf dem er kam. Er trug, nie matt, wie fest er mich umwunden. Mich auf des Bogens H?he sonder Rast, Durch den der viert? und f?nfte Damm verbunden. Dort setzt? er sanft zu Boden meine Last, Sanft, ob der Fels auch, steil emporgeschossen, Zum Wege kaum f?r eine Ziege passt; Da ward ein andres Tal mir aufgeschlossen.

Zwanzigster Gesang

Die neue Qual, zu der ich jetzt gewandelt. Sie gibt dem zwanzigsten Gesange Stoff Des ersten Lieds, das von Verdammten handelt. Ich stand auf jenem Felsen rauh und schroff Und sp?hte scharf hinab zum offnen Schlunde, Der ganz von angsterpressten Z?hren troff. Viel Leute gingen langsam in der Runde, So, wie ein Wallfahrtszug die Schritte lenkt. Stillschweigend, weinend in dem tiefen Grunde. Als tiefer ich auf sie den Blick gesenkt, Sah ich--ein Wunder scheint es und erdichtet-- Vorn Kinn sie bis zum Achselbein verrenkt, Das Angesicht zum R?cken hin gerichtet; Drum mussten sie gezwungen r?ckw?rts gehn, Und ihnen war das Vorw?rtsschau?n vernichtet. So soll der Fallsucht Krampf das Haupt verdreh?n, Wie man erz?hlt in wunderlichen Sagen, Doch glaub? ich?s nicht, da ich es nie gesehn. L?sst Gott dein Lesen, Leser, Fr?chte tragen, So frage selber dich, wie mir geschah, Ob ich nicht weinen musst? und ganz verzagen, Als ich des Menschen Ebenbild so nah Verrenkt, verdreht und von der Augen Tr?nen Genetzt den Spalt der Hinterbacken sah? Wahr ist?s, auf eine von den Felsenlehnen Stand ich gest?tzt und weinte ganz verzagt; Da sprach mein Herr: "Willst du, gleich Toren, w?hnen? Fromm ist nur, wer das Mitleid hier versagt. Wer ist verruchter wohl, als wer zu schm?hen Durch sein Bedauern Gottes Urteil wagt? Empor das Haupt, empor! Den wirst du sehen, Den einst vor Thebens Blick der Grund verschlang; Drob alle schrien: Wohin? Was ist geschehen? Amphiaraus, wird der Kampf zu lang?-- Doch st?rzt? er fort und fort im tiefen Schachte, Bis Minos ihn, gleich anderm Volk, bezwang. Schau?, wie er ihm die Brust zum R?cken machte! Schau?, wie er r?ckw?rts schreitet, r?ckw?rts steht, Weil er zu weit voraus zu sehen dachte. Tiresias sieh, der uns entgegenzieht. Er, erst ein Mann, ward durch des Zaubers Gabe Verwandelt in ein Weib an jedem Glied. Dann aber schlug er mit dem Zauberstabe Zuvor auf zwei verwundne Schlangen ein, Damit er wieder Mannsgestaltung habe. Den R?cken ihm am Bauch, kommt hinterdrein, Nah angedr?ngt an ihn, des Aruns Schatte, Der lebend einst in Lunis Felsenreih?n Als Haus die weisse Marmorh?hle hatte, Wohl ausgesucht, dass sie zum Meeresstrand Und zu den Sternen freien Blick gestatte.-- Die mit den wilden Haaren ohne Band Die Br?ste deckt, die sich nach hinten kehren, Was sonst behaart ist, hinterw?rts gewandt. War Manto, die in L?ndern und auf Meeren Umirrte bis zum Ort, der mich gebar. Von dieser will ich n?her dich belehren. Nachdem der Welt entr?ckt ihr Vater war Und Bacchus? Stadt verfiel in Sklavenbande, Durchstreifte sie die Welt so manches Jahr. Ein See liegt an des sch?nen Welschlands Rande, Am Fuss des Alpgebirgs, das Deutschland schliesst, Benaco heissend, beim Tiroler Lande. Zwischen Camonica und Gard? ergiesst, Und Apennin, sich Flut in tausend B?chen, Die in besagtem See zusammenfliesst. Inmitten aber liegen ebne Fl?chen, Und drei verschiedne Hirten k?nnten dort Auf einem Grenzpunkt ihren Segen sprechen. Hier liegt Peschiera dann, ein starker Ort Um Bergamo von Brescia abzuschneiden, Und rings geht flacher dann die Gegend fort. Hier muss sich von dem See das Wasser scheiden, Das nicht mehr Raum in seinem Schoss gewinnt, Und str?mt als Fluss herab durch gr?ne Weiden. Das Wasser, das hier seinen Lauf beginnt, Heisst Mincio nun, und seine Wellen gleiten Bis nach Governo, wo?s im Po verrinnt. Nicht weit gelaufen, trifft es ebne Weiten, Wo es sich ausdehnt und zum Sumpfe staut, Der b?sen Dunst verhaucht zu Sommerszeiten. Als dort das rauhe Weib ein Land erschaut, Das jenes Sumpfes Wogen rings umgaben. Entbl?sst von Leuten und unangebaut, Da blieb, um nichts von Menschen nah zu haben. Sie mit den Dienern da, trieb Zauberei Und lebt? und ward in diesem Land begraben. Bald kamen Menschen, rings zerstreut, herbei. Die, weil sie sich auf diesen Ort verliessen, Und sah?n, dass durch das Moor kein Zugang sei, Sich auf dem Grabe Mantos niederliessen, Und dann nach ihr, die erst den Ort erw?hlt, Die Stadt, ohn? andres Zeichen, Mantua hiessen. Sie hat vordem des Volkes mehr gez?hlt, Eh? Pinamont, den Toren zu betr?gen. Dem Cassalodi seinen Trug verhehlt. Drum merke wohl, und sollt? es ja sich f?gen, Dass Mantuas Ursprung man nicht so erkl?rt, So lass der Wahrheit nichts entzieh?n durch L?gen." Und ich: "Mein Meister, was dein Wort mich lehrt. Ist mir gewiss und dient zu meinem Frommen, All andres ist nur tote Kohl? an Wert. Doch sprich, von diesen, die uns n?her kommen, Ist irgend wer bemerkenswerter Art? Denn dies nur hat den Geist mir eingenommen." Und er: "Des Augurs Trug hat der, des Bart Die braunen Schultern deckt, zur Zeit getrieben, Als Griechenland so leer an M?nnern ward, Dass Knaben kaum noch f?r die Wiegen blieben. In Aulis sagt? er da mit Kalchas wahr, Zeit sei?s, dass sie das erste Tau zerhieben. Kund tut mein tragisch Lied dir, wer er war. Du wirst dich des Eurypylus entsinnen, Denn mein Gedicht ja kennst du ganz und gar. Sieh Michael Scotto auch, den magern, d?nnen. Der jeden Trug des Zaubers klug gelenkt Und solches Spiel verstanden zu gewinnen. Bonatti sieh--Asdent, den?s jetzo kr?nkt. Allein zu sp?t, dass er in eitlem Trachten Dort nicht auf seinen Leisten sich beschr?nkt. Sich Vetteln, die statt Spill? und Rad zu achten Und Weberschiff, wie?s einem Weib geb?hrt, Mit Kraut und Bildern Hexereien machten. Jetzt komm! Indes ich dich hierher gef?hrt, Hat an der Grenze beider Hemisph?ren Der Mond im Westen schon die Flut ber?hrt. Du sahst ihn gestern v?llig sich erkl?ren Und sahst ihn dir im dichtverwachsnen Wald Verschiedne Mal? willkommnes Licht gew?hren." Er sprach?s, doch gingen wir ohn? Aufenthalt.

Einundzwanzigster Gesang

So ging?s von Br?ck? auf Br?ck?, in manchem Wort, Das ich zu sagen nicht f?r n?tig halte; Und oben, an des Bogens h?chstem Ort, Verweilten wir ob einer neuen Spalte Und h?rten draus den eitlen Laut der Qual Und sah?n, wie unten tiefes Dunkel walte. Gleich wie man in Venedigs Arsenal Das Pech im Winter sieht aufsiedend wogen, Womit das lecke Schiff, das manches Mal Bereits bei Sturmgetos das Meer durchzogen, Kalfatert wird--da stopft nun der in Eil Mit Werg die L?cher aus am Seitenbogen, Der klopft am Vorder-, der am Hinterteil Der ist bem?ht, die Segel auszuflicken, Der bessert Ruder aus, der dreht ein Seil; So ist ein See von Pech dort zu erblicken, Das kocht durch Gottes Kunst, und nicht durch Glut, Des D?nste sich am Strand zum Leim verdicken. Ich sah den See, doch nichts in seiner Flut, Die jetzt sich senkt? und jetzt sich wieder bl?hte. Als Blasen, ausgehaucht vom regen Sud. Indes ich scharfen Blicks hinuntersp?hte, Zog mich, indem er rief: "Hab? acht! Hab? acht!" Mein Meister zu sich hin von meiner St?tte. Da wandt? ich mich, gleich einem, den mit Macht Die Neugier zieht, das Schreckliche zu sehen, Und der, da j?he Furcht ihn schaudern macht, Doch, um zu schau?n, nicht z?gert, fortzugehen. Und sieh, ein rabenschwarzer Teufel sprang Uns hinterdrein auf jenen Felsenh?hen. Ach, wie sein Ansehn mich mit Graus durchdrang, Wie wild er schien, wie froh in andrer Schaden! Gespreizt die Schwingen, leicht und schnell den Gang, Kam er, die Schultern hoch gespitzt, beladen Mit einem S?nder her, der oben ritt, Und mit den Klauen packt? er seine Waden. "Von Lucca bring? ich einen Ratsherrn mit"-- Schrie er, "auf, taucht ihn unter, Grimmetatzen! Und jene Stadt ist wohlversehn damit, Drum hol? ich gleich noch mehr von solchen Fratzen. Gauner sind alle dort, nur nicht Bontur, Und machen Ja aus Nein f?r blanke Batzen." Hinunterwarf er noch den S?nder nur, Und rannte gleich zur?ck in solcher Eile, Wie je der Hofhund nach dem Diebe fuhr. Der S?nder sank, doch hob sich sonder Weile, Da schrien die Teufel unten: "Fort mit dir, Hier dient kein Heil?genbild zu deinem Heile. Ganz anders als in Serchio schwimmt man hier. Und sollen dich nicht unsre Haken packen. So bleib im Peche nur, sonst fassen wir." Gleich stiessen sie mit tausend scharfen Zacken Und schrien: "Dein T?nzchen mache hier versteckt. Such? unten einem etwas abzuzwacken." Nicht anders macht?s ein Koch, wenn er entdeckt. Das Fleisch im Kessel komm? emporgeschwommen, Und schnell es mit dem Haken untersteckt. Virgil sprach: "Geh, eh? sie dich wahrgenommen. Und ducke dich bei jener Felsenbank; Durch diese wirst du ein?gen Schirm bekommen. Mir ist das Ding nicht fremd, drum bleibe frank Von jeder Furcht, was man mir auch erzeige. Denn fr?her war ich schon in solchem Zank." Dann ging er jenseits auf dem Felsensteige, Und wie er hingelangt zum sechsten Strand, Tat?s not ihm, dass er sichre Stirne zeige. Denn wie in Sturm und Wut hervorgerannt, Die Haushund? auf den armen Bettler fallen. Wenn er am Haus, laut flehend, stillestand; So st?rzten jen? aus dunkeln Felsenhallen Und streckten all auf ihn die Haken hin, Er aber schrie: "Zur?ck jetzt mit euch allen. Mich anzuhaken habt ihr wohl im Sinn? Doch tret erst einer vor, um mich zu sprechen, Und dann bedenkt, ob ich zu packen bin." "Geh vor denn, Stachelschwanz." So schrien die Frechen, Und einer kam, die andern blieben stehn-- Und fragte, wie er wag?, hier einzubrechen? "Wie", sprach mein Meister, "w?rdest du mich sehn. Wie w?rd? ich wagen, je hier einzudringen, War? ich auch sicher, euch zu wiederstehn, Wenn?s Gott und Schicksal also nicht verhingen? Drum lass mich zieh?n, der Himmel will, ich soll Als F?hrer einen durch die H?lle bringen." Der Haken fiel, da dieses Wort erscholl, Ihm aus der Hand, so hatt? ihn Furcht durchschauert. "Gesellen," rief er aus, "lasst euren Groll!" "Du, der dort zwischen Felsenst?cken kauert," Rief nun mein Meister, "eile zu mir her, Da jetzt kein Feind mehr auf dem Wege lauert." Und vorw?rts trat ich und kam schnell daher, Doch sah ich vorw?rts auch die Teufel fahren, Als gelte nichts die ?bereinkunft mehr; Und war voll Schrecken, wie Capronas Scharen, Die, dem Vertrag zum Trotz, dem Tode nah. Als sie die Festung ?bergeben, waren. Fest dr?ngt? ich mich an meinen F?hrer da Und hielt den Blick gespannt auf ihre Mienen, Aus denen ich nichts Gutes mir ersah. Und diese Rede h?rt? ich zwischen ihnen: "Den Haken ihm ins Kreuz? Was meinst du? Sprich!" Der andre: "Ja, du magst ihn nur bedienen!" Doch jener Geist, der mit dem Meister sich Besprochen, wandte schleunig sich zur?cke Und rief: "Still, Raufbold, ruhig halte dich." Und dann zu uns: "Auf diesem Felsenst?cke Kommt ihr nicht weiter, denn im tiefen Grund Liegt l?ngst zertr?mmert schon die sechste Br?cke. Und wollt ihr fort, geht oben, l?ngs dem Schlund, Dann seht ihr vorw?rts einen Felsen ragen Und kommt darauf bis zu dem n?chsten Rund. Denn gestern, um euch alles anzusagen, War?s just zw?lfhundertsechsundsechzig Jahr, Seit jenen Weg ein Erdenstoss zerschlagen. Dorthin entsend? ich ein?ge meiner Schar, Um S?ndern, die sich l?ften, nachzusp?ren; Mit ihnen geht und f?rchtet nicht Gefahr. Auf, ihr Gesellen, jetzt, euch frisch zu r?hren; Eistreter, Senkflug, Bluthund, kommt heran, Du, Str?ubebart, sollst alle zehen f?hren. Auf, Drachenblut, Kratzkrall? und Eberzahn, Scharfhaker, und auch du, Grimmrot der Tolle, Und Firlefanz, schickt euch zum Wandern an. Schaut, wer etwa im Pech auftauchen wolle, Doch wisst, dass dieses Paar in Sicherheit Bis zu der n?chsten Br?cke reisen solle." "Ach, guter Meister," rief ich, "welch Geleit? Ich, meinerseits, ich will es gern entbehren, Und bin mit dir allein zu gehn bereit. Sieh nur, wie sie vor Grimm im Innern g?ren, Wie sie die Z?hne fletschen und mit Droh?n Nach uns die tiefgezognen Brauen kehren." Und er zu mir: "Nicht f?rchte dich, mein Sohn, Lass sie nur fletschen ganz nach Gutbed?nken, Sie tun dies nur zu der Verdammten Hohn" Sie schwenkten dann sich auf den Damm zur Linken, Nachdem vorher die Zunge jeder wies, Hervorgestreckt, dem Hauptmann zuzuwinken, Der mit dem hintern Mund zum Abmarsch blies.

Zweiundzwanzigster Gesang

Schon sah ich Reiter aus dem Lager zieh?n, Die Must?rung machen, in die Feinde brechen, Auch wohl sich schwenken und zur?ckeflieh?n; Von Streifpartei?n sah ich in euren Fl?chen, Ihr Aretiner, einst euch hart bedroh?n; Sah Festturnier und grosse Lanzenstechen; Drommeten h?rt? ich, Trommeln, Glockenton, Sah Rauch und Feuer auch als Kriegeszeichen, Und fremd? und heimische Signale schon; Doch nimmer hiess ein Tonwerkzeug, dergleichen Ich hier geh?rt, das Volk zu Ross und Fuss, Zu Land und Meer, noch vorgehn oder weichen. Mit zehen Teufeln ging ich, voll Verdruss, Doch wusst? ich, dass man S?ufer in den Schenken Und Beter in den Kirchen suchen muss, Auch war aufs Pech gerichtet all mein Denken, Um ganz des Orts Bewandtnis zu ersp?h?n. Und welche Leut? in diese Glut vers?nken. Wie die Delphine, die vor Sturmesweh?n Mit den gebognen R?cken oft verk?nden, Zeit sei?s, sich mit den Schiffen vorzusehn; So, um Erleichterung der Qual zu finden, Taucht? oft ein S?nderr?cken auf und schwand Im Peche dann so schnell, wie Blitze schwinden. Und wie die Fr?sch? an eines Grabens Rand Mit Beinen, Bauch und Brust im Wasser stecken, Die Schnauzen nur nach aussen hingewandt; So sah man jen? hervor die M?uler strecken, Allein, wenn sie den Str?ubebart erschaut, Sich schleunig in dem heissen Pech verstecken. Ich sah, und jetzt noch schaudert mir die Haut, Nur einen harren, wie, wenn all entsprangen. Ein einzler Frosch noch aus dem Pfuhle schaut. Kratzkralle, der am weitsten vorgegangen, Schlug ihm den Haken ins bepichte Haar Und zog ihn auf, Fischottern gleich, gefangen. Ich wusste schon, wie jedes Name war Von ihrer Wahl und, dass mir nichts entfalle. Nahm ich der Namen dann im Sprechen wahr. "Frisch, Grimmrot, mit den scharfen Klauen falle Auf diesen Wicht und zieht ihm ab das Fell." So schrien zusammen die Verfluchten alle. Und ich: "Mein Meister, o erforsche schnell, Wer hier in seiner Feinde Hand gerate? Wer ist wohl der unselige Gesell?" Worauf mein F?hrer seiner Seite nahte, Ihn fragend, wer er sei, wo sein Geschlecht? "Ich bin geb?rtig aus Navarras Staate. Die Mutter gab mich einem Herrn zum Knecht, Weil sie von einem Prasser mich geboren, Der all sein Gut und auch sich selbst verzecht. Zum Freunde dann vom Theobald erkoren, Dem guten K?nig, trieb ich Gaunerei. Jetzt leg? ich Rechnung ab in diesen Mooren." Und Eberzahn, aus dessen Munde zwei Hauz?hne ragten, wie aus Schweinefratzen, Bewies ihm jetzt, wie scharf der eine sei. Die Maus war in den Krallen arger Katzen, Doch Str?ubebart umarmt? ihn fest und dicht Und rief: "Ich halt? ihn, fort mit euren Tatzen." Und zu dem Meister kehrt? er das Gesicht. "Willst du, bevor die andern ihn zerreissen, Noch etwas fragen, wohl, so zaudre nicht." Mein F?hrer: "Sprich, wie andre S?nder heissen, Dort unterm Pech? Sind auch Lateiner da?" Und jener sprach: "Mir war dort in der heissen Pechflut vor kurzer Zeit noch einer nah! Was musst ich doch dar?ber mich erheben, Da ich dort nichts von Klau?n und Haken sah!" "Wir haben?s schon zu lange zugegeben!" Scharfhaker schrie?s und hakt auf ihn hinein, Auch blieb ein St?ck vom Arm am Haken kleben. Schon zielte Drachenblut ihm nach dem Bein, Allein der Hauptmann blickt? auf seine Scharen Im Kreis herum und schien ergrimmt zu sein. Da wandte sich, sobald sie stille waren, Mein Herr zu ihm, der auf sein wundes Glied Herniedersah, um mehr noch zu erfahren. "Wer ist?s, von dem dein Missgeschick dich schied, Als du dich nach der Oberfl?ch? erhoben?"-- "Der von Gallura ist?s, der M?nch Gomit. Im Trug bestand er all und jede Proben, Des Herrschers Feinde hielt er im Verlies Und tat mit ihnen, was sie alle loben, Geld nahm er, wie er selber sagt, und liess Sie sachte zieh?n, er, der in Amt und Ehren Sich sonst als Schelm nicht klein, nein gross erwies. Viel pflegt? mit ihm Herr Zanche zu verkehren Von Logodor--sie schwatzen immerfort. Als ob sie jetzt noch in Sardinien w?ren. Ach, Seht, wie fletscht die Z?hne jener dort! Gern sprach? ich mehr, doch w?rd? er mich kuranzen! Er droht ja w?tend schon bei jedem Wort." Doch Str?ubebart, gewandt zu Firlefanzen, Des Auge grimmig glotzte, schalt ihn sehr: "Verdammter Vogel, wirst du r?ckw?rts tanzen?" "Willst du," begann der bange Wicht nunmehr, "Willst du Toskaner und Lombarden sehen? Ich schaffe sie dir nach Belieben her, Wenn nur die Grimmetatzen ferne stehen. Und deren Rache sie nicht zittern macht. Und ich, ich will nicht von der Stelle gehen, Und locke doch dir leicht statt eines acht, Sobald ich pfeife, wie wir immer pflegen, Um anzudeuten, dass kein Teufel wacht." Da streckt? ihm Bluthund seine Schnauz? entgegen Und schrie kopfsch?ttelnd: "H?rt die B?berei! Er will ins Pech, sobald wir uns bewegen." Allein der S?nder, reich an Schelmerei, Sprach: "Wahrlich, b?bisch bin ich wohl zu nennen. Denn zu der Meinen Ungl?ck trag? ich bei." Und Senkflug wollt ihm den Versuch verg?nnen; "Springst du," hob er mit jenen uneins an, "So werd? ich nicht zu Fusse nach dir rennen. Nein, ?berm Pech schlag? ich die Fl?gel dann. Lasst Platz uns hinter diesem Damme nehmen, Zu sehn, ob mehr als wir der eine kann." Jetzt werdet ihr ein neues Spiel vernehmen. Die Blicke wandten sie, und sehr bereit War, der der Schlimmste schien, sich zu bequemen. Doch wohl ersah der Gauner seine Zeit, Stemmt? ein die Fuss? und war mit einem Satze Von dem, was sie ihm zugedacht, befreit. Dort standen alle mit verbl?ffter Fratze. Und jener, der die Schuld des Fehlers trug, Flog nach und schrie: "Du bist in meiner Tatze!" Umsonst! die Furcht war schneller als der Flug. Das Pech verbarg bereits den Gauner wieder, Und r?ckw?rts nahm der Teufel seinen Zug. So taucht die Ente vor dem Falken nieder, Und dieser hebt, ergrimmt und matt, vom Teich Zur Luft empor das str?ubende Gefieder. Eistreter kam, wie jener sank, sogleich Im schnellsten Fluge durch die Luft geschossen Und fiel, erbost von diesem Narrenstreich, Mit seinen scharfen Klau?n auf den Genossen, Und beide hielten ?berm Pech voll Wut In wilder Balgerei sich fest umchlossen. Doch braucht? auch jener seine Krallen gut. Und beide st?rzten bald zu den Bepichten, Die sie bewachten, in die heisse Flut. Der Hitze ward es leicht, den Kampf zu schlichten, Doch, ganz bepicht das rasche Fl?gelpaar, Vermochten sie es nicht, sich aufzurichten. Und Str?ubebart, der sehr betreten war, Liess vier der Seinen rasch zu Hilfe fliegen. Die ?usserst schnell mit ihren Haken zwar, Auf sein Geheiss zum Peche niederstiegen. Wo jeder den Besalbten Hilfe bot, Doch sahn wir sie gekocht im Sude liegen Und liessen sie in dieser grossen Not.

Dreiundzwanzigster Gesang

Add to tbrJar First Page Next Page

 

Back to top