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Read Ebook: Die Göttliche Komödie by Dante Alighieri

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Ebook has 208 lines and 105010 words, and 5 pages

Dreiundzwanzigster Gesang

Wir gingen einsam, schweigend, unbegleitet. Ich hinterdrein, der Meister mir voraus, Wie auf dem Weg ein Franziskaner schreitet. Mir musste wohl der Teufel wilder Strauss ?sopens Fabel ins Ged?chtnis bringen, Worin er spricht vom Frosch und von der Maus. Denn wer Beginn und Schluss von beiden Dingen Mit reiflicher Erw?gung wohl verglich, Dem konnte Jetzt und Itzt nicht gleicher klingen. Und wie aus einem der Gedanken sich Der zweit? entspinnt, so musst? ich weiterdenken, Und doppelt fasste Furcht und Schrecken mich. Ich dachte so: Die sind in ihren R?nken Durch uns gest?rt, besch?digt und geneckt Und m?ssen drob sich ?rgern und sich kr?nken. Wenn dies zur Bosheit noch den Zorn erweckt, So werden sie uns nach im Fluge brausen, Wie wild ein Hund sich nach dem Hafen streckt. Schon f?hlt? ich mir das Haar gestr?ubt vor Grausen, Und r?ckw?rts lauschend, rief ich: "Meister, flieh! Verbirg uns wo in diesen Felsenklausen. Die Grimmetatzen kommen schon. O sieh, Sie kommen schon mit einem ganzen Heere! So, wie ich sie mir denke, f?hl? ich sie!" Und er zu mir: "Wenn ich ein Spiegel w?re, Kaum fasst? ich doch dein ?ussres Bild so klar. Als ich dein inneres mir leicht erkl?re. Jetzt aber nimmst auch du mein Innres wahr Und kommst mir selber schon mit dem entgegen, Was f?r uns beid? in mir beschlossen war. Und ist der Abhang rechts nur so gelegen, Dass man zum n?chsten Schlund hinunter kann, So sollen sie umsonst die Fl?gel regen." Kaum sprach er?s, als die Teufelsjagd begann, Und mit gespreizter Schwing?, um uns zu fangen. Kam, nicht gar fern, der wilde Zug heran. Mein F?hrer eilte nun, mich zu umfangen, Der Mutter gleich, die aufwacht beim Getos Und nahe sieht die Flammen aufgegangen, Ihr Kind erfasst und, nur um dessen Los Bek?mmert, nicht um ihr?s, enteilt ins Weite Entkleidet noch und bis aufs Hemde bloss. Dass er herab am harten Felsen gleite, Streckt er sich r?cklings an den steilen Hang, Der jenen Sack verstopft von einer Seite. Nie hat ein M?hlbach sich mit schnellerm Drang Aufs M?hlenrad durch seine Rinn? ergossen, Als jetzt mein Meister, vor Verfolgung bang, Von jenem Felsenhang herabgeschossen, Mich mit sich nehmend, an die Brust gepresst Und fest umstrickt, als Kind, nicht als Genossen. Kaum stand sein Fuss am Rand der Tiefe fest, So h?rten wir sie ?ber jenem Grunde, Doch er blieb ohne Furcht; denn nimmer l?sst Die ew?ge Vorsicht, die im f?nften Runde Als Diener ihrer Macht sie eingesetzt, Sie wieder vor aus diesem schmalen Schlunde. Get?nchte Leute sahn wir unten jetzt Im Kreise zieh?n mit langsam-schweren Tritten, Matt und ersch?pft, von Tr?nen ganz benetzt. Verh?llt die Augen von Kapuzen, schritten Sie tr?g dahin in Kutten, gleich der Tracht Der M?nch? in K?ln am Rheine zugeschnitten; Gold aussen, blendend durch des Glanzes Pracht, Von innen Blei, schwer, dass von Stroh erscheinen, Die Friedrich f?r den Hochverrat erdacht. O Mantel, lastend unter ew?gen Peinen! Wir gingen, folgend, zu der Rechten mit, Aufmerksam auf ihr jammervolles Weinen. Doch so erschwert war durch die Last ihr Tritt, Dass neben uns, so oft wir vorw?rts traten, Ein neuer S?nder durch das Dunkel schritt. Ich sprach: "Oh sieh dich um! ist wohl durch Taten Und Namen mir von diesen wer bekannt? Und sage mir?s, sobald wir einem nahten!" Und einer, der Toskanisch wohl verstand, Rief hinter uns: "Oh bleibt ein wenig stehen, Ihr, die ihr rennt durch dieses dunkle Land. Was du verlangst, kann wohl durch mich geschehen!" Da wandte sich mein Herr und sprach: "Halt an Und suche langsam, wie er selbst, zu gehen." Ich stand und sah nun zwei, die, um zu nah?n, Sich sehr anstrengten und sich weidlich plagten. Gehemmt von schwerer Last und enger Bahn; Dann, angelangt, mit keinem Worte fragten, Vielmehr nach mir den scheelen Blick gedreht, Sich unter sich besprechend, dieses sagten: " Der lebt, wie ihr am Zug des Odems seht, Und welcher Freibrief dient zu ihrem Schilde, Dass der und jener ohne Bleirock geht?" Zu mir dann: "Tusker, der du zu der Gilde Der Heuchler kommst, zu ihrem tr?ben Leid, Wer bist du? Sag? es uns mit Huld und Milde." Und ich: "Mich hat die Stadt voll Herrlichkeit Am Arnostrand geboren und erzogen, Und diesen K?rper trug ich jederzeit. Doch wer seid ihr, von deren Wang? in Wogen Ein Tr?nenstrom so schmerzlich niederrinnt? Und was hat euch solch ?bel zugezogen?" Und einer sprach: "Die gelben Kutten sind Von Blei, so schwer, dass ihr Gewicht der Wage, Die?s tr?gt, ein heulend Knarren abgewinnt. Lustbr?der waren wir von gleichem Schlage, Ich Catalano, Loderingo er, Von deiner Stadt erw?hlt an einem Tage, Weil sich zum Friedensstifter eignet, wer Parteilos selber ist--und wer wir waren, Zeigt beim Gardingo noch sich ringsumher." Und ich begann: "Das Leid, das ihr erfahren--" Doch schwieg und musst? an dreien Pf?hlen dort Gekreuzigt einen auf dem Grund gewahren. Als er mich sah, verrenkt? er sich sofort Und haucht? in seinen Bart mit lautem St?hnen, Und Bruder Catalan sprach dieses Wort: "Der Angepf?hlte, dessen Klagen t?nen, Gab einst den Pharis?ern diesen Rat: M?g? eines Tod f?rs Volk den Zorn vers?hnen; Nun liegt er nackt und quer auf unserm Pfad, Und f?hlen muss er, wenn wir dr?berwallen, Wieviel Gewicht von uns ein jeder hat. So wird sein Schw?her auch gestraft, mit allen Vom Pharis?errat, durch den so viel Der schlimmen Saat f?r Judas Volk gefallen." Und wie ich sah, erstaunte selbst Virgil, Dass er gestreckt am Kreuz an diesem Orte So schm?hlich lag im ewigen Exil. Zum Bruder richtet? er dann diese Worte: "Sagt, wenn ihr d?rft, ist rechts die Strasse frei, Und ist wohl eine Schlucht dort, die als Pforte Zu brauchen ist zum Ausgang f?r uns zwei, Ohn? einen von den Teufeln erst zu bannen, Dass er zum Weitergehn uns F?hrer sei?" Und jener drauf: "Ihr geht nicht weit von dannen, So seht ihr einen Stein vom grossen Rund Als Steg sich ?ber alle T?ler Spannen. Er ist nur eingest?rzt ob diesem Schlund, Allein ihr k?nnt die Tr?mmer leicht ersteigen, Denn, schief sich lagernd, stehn sie aus dem Grund." Ich sah den Herrn das Haupt ein wenig neigen. Drauf sprach er: "Musste doch der Teufel hier Sich wiederum in schlechtem Ratschlag zeigen." Und jener: "In Bologna merkt? ich?s mir, Der Teufel sei ein L?gner stets, ein dreister, Ja, aller L?gen Vater f?r und f?r." Nun ging davon mit grossem Schritt mein Meister Und schien ein wenig zornig und erbost, Und ich verliess die bleibeschwerten Geister Und folgte der verehrten Spur getrost.

Vierundzwanzigster Gesang

In jenem Teil vom jugendlichen Jahre, Wo Nacht den halben Tag nur deckt, und mild Im Wassermann ergl?nzen Ph?bus? Haare, Malt oft der Reif, wenn Nebel das Gefild Am Abend deckt, bei scharfen Morgenl?ften Vom Bruder Schnee ein schnellverwischtes Bild. Wenn dann der Hirt, der Futter von den Triften Gar n?tig braucht, aufsteht und jeden Ort Schneeweiss erblickt, dann schl?gt er sich die H?ften Und kehrt zum Haus, beklagt sich hier und dort Und weiss nicht, was zu tun vor grossem Leide-- Doch frische Hoffnung fasst er dann sofort. Denn schon erscheint die Welt in anderm Kleide; Schnell kommt er nun mit seinem Stab herbei Und treibt die muntern Sch?flein auf die Weide. So staunt? ich, dass mein Meister zornig sei, Dass ungewohnter Missmut ihn bedr?cke; So schnell auch kam zum Schmerz die Arzenei. Denn kaum gelangt zu der verfallnen Br?cke, Kehrt? ihm die Huld, mit der er zu mir trat Am Fuss des Bergs, aufs Angesicht zur?cke. Die Arme breitet? er, nachdem er Rat Mit sich gepflogen, wohl den Schutt betrachtend, Und dann erfasst? er mich mit rascher Tat. Und wie ein Mann, der wohl auf alles achtend. Im voraus scharf erw?gt, was er vermag, Hob er mich auf ein Felsenst?ck, beachtend, Dass nahe dort ein andrer Zacken lag, Und sprach: "Anklammre dich, doch wahrgenommen Sei durch Versuch erst, ob?s dich tragen mag. Kein Kuttentr?ger war? hinaufgekommen. Da wir, ich fortgeschoben, er so Ieicht, Mit M?he nur von Block zu Blocke klommen. Auch h?tt? ich nimmermehr, und er vielleicht, Wenn niedrer nicht, als jenseits diesem Grunde Das Ufer war, des Dammes H?h? erreicht. Doch weil sich ?bels?cken nach dem Munde Des tiefen Brunnens hin allm?hlich neigt, So liegt?s von selbst im Bau von jedem Runde, Dass hier der Damm sich senkt, dort h?her steigt. Am Ende kamen wir bis zu der Spitze, Wo sich der Felsentr?mmer letzte zeigt- Mir gl?hte Wang? und Blut in solcher Hitze, Dass ich. sobald ich mich hinaufgerafft, Mich keuchend niederliess auf einem Sitze. Mein Meister sprach: "Jetzt ziemt dir frische Kraft; Denn nimmer kommt der Ruhm dem zugeflogen, Der unter Flaum auf weichem Pf?hl erschlafft. Und wer durchs Leben ruhmlos hingezogen, Der l?sst nur so viel Spur in dieser Welt, Wie in den L?ften Rauch, Schaum in den Wogen. Drum auf! wenn Mattigkeit dich niederh?lt, Wird sie der Geist, wird jeden Feind besiegen, Wenn er nicht wie der schwere Leib verf?llt. Erklimmen musst du noch weit l?ngre Stiegen; Nicht g?n?gt?s, von hier gerettet fortzuzieh?n, Verstehe mich, so wirst du nie erliegen!"-- Da stand ich auf; mehr, als ich?s f?hlte, schien Mein Odem frei, die Brust der B?rd? enthoben, Auch rief ich: Fort, denn ich bin stark und k?hn! Wir gingen fort--der Fels war rauh, verschoben, Von H?ckern voll und schwierig zu begehn, Bei weitem steiler auch, als weiter oben. Um frisch zu scheinen, sprach ich laut im Gehn, Bis eine Stimm? aus jenem Grund erschollen, Verworren, wild und schwierig zu verstehn. Nicht weiss ich, was die Stimme sagen wollen, Obwohl ich auf des Bogens H?he stand, Doch schien, der sprach, zu z?rnen und zu grollen. Ich stand, das Angesicht zum Grund gewandt, Doch drang kein Menschenblick in seine Schauer, Drum sprach ich: "Meister, komm zum n?chsten Strand Und f?hre mich hinab von dieser Mauer. Hier h?r? ich zwar, doch ich verstehe nicht, Und, sehend, unterscheid? ich nichts genauer." "Die Tat", sprach er mit freundlichem Gesicht, "Sei Antwort dir, weil sich?s geziemt, mit Schweigen Zu tun, was der verst?nd gen Bitt? entspricht." Wir eilten, bei der Br?ck? hinabzusteigen, Da, wo sie auf dem achten Damme ruht, Und hier begann die Tiefe sich zu zeigen. Ich sah in Kn?ueln grause Schlangenbrut,-- Und denk? ich heut der ekeln, mannigfachen Scheusale noch, so starrt vor Grau?n mein Blut. Nicht mag sich?s Libyen mehr zum Ruhme machen, Dass es Blindschleichen, Nattern, Ottern hegt Und Vipernbrut und gift?ge Wasserdrachen. Wie solche Pest nicht ?thiopien tr?gt, So t?nt am ganzen Strand kein solch Gezische, An den die Flut des Roten Meeres schl?gt. Und unter diesem greulichen Gemische Lief eine nackte, schreckensvolle Schar, Nicht hoffend, dass sie je von dort entwische. Am R?cken band die Hand? ein Schlangenpaar, Das Schwanz und Haupt durch Kreuz und Nieren steckte Und vorn zu einem Kn?u?I verschlungen war. Da st?rzt? auf einen, den ich dort entdeckte, Ein Ungeheu?r, das ihm den Hals durchstach Und aus dem Nacken vor die Zunge streckte. Und eh? man Amen sagt und Oh und Ach, Sah ich, wie er, entz?ndet und in Flammen, Auch schon als Staub in sich zusammenbrach. Und wie die Glieder kaum in nichts verschwammen, So f?gte sich, gesammelt, alsobald Der Staub zur vorigen Gestalt zusammen. So stirbt der Ph?nix, f?nf Jahrhundert? alt, sich bekleidend Mit neuerzeugter Jugend und Gestalt, Sich nicht von Kr?utern noch von K?rnern weidend, Von Weihrauchtr?nen und Amomen nur, In einer H?ll? aus Nard? und Myrrhe scheidend. Und gleich wie der, der ohne Lebensspur Zu Boden sank, vielleicht vom Krampf gebunden, Vielleicht auch, weil in ihn ein D?mon fuhr. Sich umschaut, wenn er sich emporgewunden, Und um sich schauend st?hnt, verwirrt, Von grosser Todesangst, die er empfunden; So war der aufgestandne S?nder jetzt.-- Oh m?ge keiner Gottes Rach? entz?nden, Der solche Streich? in deinem Zorn versetzt! Gebeten, seinen Namen zu verk?nden, Entgegnet? er: "Ich bin seit kurzem hier, Von Tuscien hergest?rzt nach diesen Schl?nden. Ich lebte nicht als Mensch, ich lebt? als Tier, Ich, Bastard Fucci, den man Vieh benannte. Und w?rd?ge H?hle war Pistoja mir." Ich sprach, indem ich mich zum Meister wandte: "Er weicht uns aus--doch frag? ihn: weshalb kam Er hierher, da er stets von Blutdurst brannte?" Aufrichtig ward er, als er dies vernahm, Und Geist und Angesicht mir zugewendet, Begann er nun, gedr?ckt von tr?ber Scham: "Mehr schmerzt mich?s, dass dein Schicksal dich gesendet, Um mich in diesem Jammerstand zu schau?n, Als dass ich oben meinen Lauf geendet. Doch was du fragtest, muss ich dir vertrau?n: Dass ich im Heiligtum zu stehlen wagte, Hat mich herabgest?rzt in tiefres Grau?n. Drob litten manche f?lschlich Angeklagte.-- Dass du mich sahst, soll wenig dich erfreu?n, Kommst du je fort von hier, wo?s nimmer tagte. Drum h?r?, um jetzt dein Hierein zu bereu?n: Pistoja wird die Schwarzen erst verjagen, Und dann Florenz so Volk als Sitt? erneu?n. Aus Nebeln, die auf Magras Tale lagen, Zieht Mars den schweren Wetterdunst heraus, Und Sturme tosen dann und Blitze schlagen Auf dem Picener Feld im wilden Strauss, Dass sich zerstreut die Nebel pl?tzlich senken, Und alle Weissen flieh?n in Angst und Graus. Dies aber sagt? ich dir, um dich zu kr?nken."

F?nfundzwanzigster Gesang

Er sprach?s und hob die Hand? empor mit Spott, Liess beide Daumen durch die Finger ragen Und rief dann aus: "Nimm?s hin, dies gilt dir, Gott!" Seitdem seh? ich die Schlangen mit Behagen, Weil gleich um seinen Hals sich eine wand, Als sagte sie: Du sollst nichts weiter sagen. Die zweite schlang sich um die Arm? und band Sie vorn, sich selbst umwickelnd, so zusammen, Dass er nicht Raum damit zu zucken fand. Was ?bergibst du dich nicht selbst den Flammen, Pistoja, du, und tilgst dich in der Glut? Sind Frevler alle doch, die dir entstammen? Nie fand ich so verruchten ?bermut. Selbst Kapaneus? gottl?sterndes Erfrechen Erhob sich nicht zu dieses Diebes Wut. Er floh von dannen, ohn? ein Wort zu sprechen, Und ein Zentaur kam rennend, pfeilgeschwind, Und schrie voll Wut: "Wo find? ich diesen Frechen?" Nicht glaub? ich, dass so viel der Schlangen sind An Tusciens Strand, als ihm am Kreuze hingen. Bis dahin, wo des Menschen Form beginnt. Ein Drache hielt mit ausgespreizten Schwingen Sich an den Schultern fest und spie mit Macht Glut auf uns alle, die vor?bergingen. Da sprach mein Meister: "Kakus ist?s, hab? acht! Er ist es, der so oft zu blut?gen Teichen Die Auen unterm Aventin gemacht. Er geht nicht einen Weg mit seinesgleichen, Weil er als Dieb den schlauen Trug vollf?hrt, Mit jener grossen Herde zu entweichen. Daf?r ward ihm der Lohn, der ihm geb?hrt, Weil Herkuls Keul? ihn traf mit hundert Schl?gen, Von welchen er vielleicht nicht zehn gesp?rt." Enteilt war Kakus schon und uns entgegen Herkamen drei an jenem tiefen Ort, Doch k?nnt? uns erst ihr laut Geschrei bewegen, Auf sie hinabzuschau?n: "Wer seid ihr dort?" Drum blieben wir in der Erz?hlung stehen Und horchten hin nach dieser Schatten Wort. Von ihnen hatt? ich keinen je gesehen, Da rief den andern einer dieser drei Und nannt? ihn, wie?s durch Zufall oft geschehen. "Wo bleibst du, Cianfa?" rief er, "Komm herbei!" Drum legt? ich auf die Lippen meinen Finger, Damit mein F?hrer horch? und stille sei. Meinst du jetzt, Leser, dass ich Hinterbringer Von eiteln Fabeln sei, so staun? ich nicht; Ich sah?s, doch ist mein Zweifel kaum geringer. Von vornher warf sich, wie ich das Gesicht Auf sie gekehrt, schnell eine von den Schlangen Mit drei Paar F?ssen her und packt? ihn dicht. Der Bauch ward von dem mittlern Paar umfangen, Indes das vordre Paar die Arm? umfing, Dann schlug sie ihre Z?hn? in beide Wangen. Wie an den Lenden drauf das Hintre hing, Schlug sie den Schwanz durch zwischen beiden Beinen Und dr?ckt? ihn hinten an als engen Ring. Kein Efeu kann dem Baum sich so vereinen, Wie dieses Unget?m sich wunderbar An jenes Glieder schmiegte mit den seinen. Zusammen klebte pl?tzlich dann dies Paar, Wie warmes Wachs, die Farben so vermengend, Dass keins von beiden mehr dasselbe war, Gleichwie die Flammen, ein Papier versengend, Bevor es brennt, mit Braun es ?berzieh?n, Noch eh? es Schwarz wird, schon das Weiss verdr?ngend. Die andern beiden, ihn betrachtend, schrien: "Weh dir, Agnel, du bist nicht zwei, nicht einer! Doch sieh, dir ist ein andres Bild verlieh?n!" Schon war vereint der Schlange Kopf und seiner, Aus zwei Gestalten sah man ein? entstehn, Vermischt, verwirrt, doch gleich von beiden keiner. Die Arme sah man auseinandergehn; Sie wurden vier, und Bauch und Brust und Lenden, Sie wurden Glieder, wie man nie gesehn. Es schien, als ob die vor?gen ganz verschw?nden. Nicht zwei, nicht einer schien?s, und ganz entstellt Sah ich das Bild sich langsam abw?rts wenden. Gleichwie die Eidechs ?fters, wenn die Welt Der Hundstern peitscht, blitzschnell von Dorn zu Dorne, Von Zaun zu Zaun quer durch die Strasse schnellt, So fuhr jetzt eine Schlang? in wildem Zorne Auf jene zwei nach ihren B?uchen hin, Bl?ulich und schwarz, gleich einem Pfefferkorne. Und durch den Teil, der bei des Seins Beginn Uns Nahrung zuf?hrt, bohrte sie den einen, Dann fiel sie ausgestreckt vor ihm dahin. Er sah sie starr, mit festgeschlossnen Beinen, Stillschweigend, g?hnend, an, und musste mir Wie schl?frig oder fieberhaft erscheinen. Nach ihm hin sah die Schlang? und er nach ihr, Sie rauchend aus dem Maul, er aus der Wunde, Dann nahte sich der Rauch von dort und hier. Still schweige jetzt Lucan mit seiner Kunde Vom Ungl?ck des Sabell und vom Nasid, Und horchend h?ng? er nur an meinem Munde. Von Arethus? und Kadmus schweig? Ovid; Denn wenn er ihn zum Drachen umgedichtet. Und Sie zum Quell, so neid? ich nicht sein Lied. Nie hat er von zwei Wesen uns berichtet, Die umgetauscht Gestalt und Stoff und Sein, Indem sie starr auf sich den Blick gerichtet. Gleich ging die Wandlung fort in jenen zwei?n. Zur Gabel spaltete den Schwanz die Schlange, Und der Gestochne dr?ckte Bein an Bein. Sie klebten aneinander, und nicht lange Hatt? es gew?hrt, als auch die Fuge schwand, Verdr?ngt vom v?lligen Zusammenhange. Der Lenden Form, die hier entwich, entstand Am Gabelschweif; die Haut schien zu erweichen; Hart ward sie dort, nach Schlangenart gespannt. Die Arme sah ich in die Schultern weichen, Der Schlange kurze Vorderf?sse dann, Wie jene schwanden, weiter vorw?rts reichen. Wie drauf zu jedem Gliede, das der Mann Zu bergen pflegt, die hinten sich verbanden, So fing sich sein?s in zwei zu teilen an. Und unterm Rauch, der beide deckt?, entstanden Ganz neue Farben, sprossten Haare vor Und zeigten hier sich, wenn sie dort verschwanden. Er sank dahin, Sie raffte sich empor, Doch blieb der Kopf mit jenen starren Blicken, Durch die er selbst nun seine Form verlor. An dem, der stand, schien er sich platt zu dr?cken, Auch sah man von dem Fleisch, das hinter drang, Die Ohren seitw?rts aus den Wangen r?cken. Aus dem, was vorn zur?ckeblieb, entsprang Ein Lippenpaar, wie sich?s geb?hrt, erhoben. Und eine Nase, zugespitzt und lang. An dem, der dort lag, trieb der Mund nach oben, Auch wurden nach der Schneckenh?rner Brauch Die Ohren in den Kopf zur?ckgeschoben. Die Zung?, erst ganz, zur Rede schnell, ward auch Nunmehr geteilt, und ganz ward die geteilte Im Mund des andern, und es blieb der Rauch. Der Geist, jetzt Schlange, zischte laut und eilte Durch?s Tal davon--der andre spuckt? ihr nach, Indem er noch, sie schm?hend, dort verweilte. Dann kehrt? er ihr den Rucken zu und sprach: "So schl?pfe, Buoso, nun durch diese Gr?nde, Statt meiner, auf dem Bauch in Qual und Schmach." So mischt? im siebenten der Lasterschl?nde Sich Bild und Bild, drum werde mir?s verzieh?n, Wenn ich so Neues etwas breit verk?nde. Doch ob mir gleich der Blick geblendet schien, Und kaum mein Geist vom Staunen sich ermannte, Doch bargen jene sich nicht so im Flieh?n, Dass ich den Puccio nicht gar wohl erkannte, Der einzig von den drei?n, erst hier vereint, Sich unverwandelt jetzt von dannen wandte. Der andre war?s, um den Gaville weint.

Sechsundzwanzigster Gesang

Erfreue dich, Florenz, du bist so gross, Dass du zu Land und Meer die Fl?gel schwingest, Und selbst dein Nam? erklingt im H?llenschoss. F?nf deiner B?rger fand ich--also zwingest Du mich zur Scham--den Dieben beigef?gt, Wodurch du dir nicht gr?ssern Ruhm erringest. Doch wenn, was man am Morgen tr?umt, nicht l?gt, So wirst du grosses Ungl?ck bald empfinden, Und Prato selbst, so nah dir, sieht?s vergn?gt. War?s jetzt, nicht w?rde man?s zu zeitig finden, So, da?s nun einmal sein muss, war?s jetzt doch. Denn, ?lter, werd? ich?s schwerer nur verwinden. Wir gingen fort, und ?bers Felsenjoch Stieg, wie hinab, hinauf die Zackenleiter Mein F?hrer und war meine St?tze noch. Und, folgend zwischen mancher Felsenscheiter Und manchem Block dem Pfad im ?den Raum, Kam, wenn die Hand nicht half, der Fuss nicht weiter. Ich f?hlte Schmerz--jetzt f?hl? ich mindern kaum, Wenn ich zur?ck an das Erblickte denke, Und sch?rfer fass? ich da des Geistes Zaum, Damit ich nicht den Lauf vom Rechten lenke, Und, was zu meinem Wohl mein Stern bezweckt, Was h?h?re Huld, mir selber feind, nicht kr?nke. Soviel der Bau?r, am H?gel hingestreckt, Zur Zeit, da er, des Blick die Erde lichtet, Sein Antlitz uns am wenigsten versteckt, Wenn sich die Fliege vor der M?cke fl?chtet, Johannisw?rmchen sieht im Tal entlang, Wo er mit Hipp? und Pflug sein Tun verrichtet; So viele Flammen sah den tiefen Gang Des achten Tals mein Auge jetzt verkl?ren, Sobald ich dort war, wo?s zur Tiefe drang. Wie der, der sich ger?cht durch wilde B?ren, Elias? Wagen sah von dannen zieh?n, Als das Gespann aufstieg zu Himmelssph?ren, Umonst ihm mit dem Auge folgt? und ihn Gestaltlos nur als ferne Flamm? erkannte. Die wie ein leichtes Abendw?lkchen schien. So war?s, wie wandelnd hier manch Fl?mmchen brannte, Doch keines war, das seine Beute wies, Ob jegliches gleich einem Geist entwandte. Am Br?ckenrande stehend, sah ich dies Und fiel?, hielt? ich nicht fest an einem Blocke, Hinunter, ohne dass mich jemand stiess. Virgil, der sah, wie mich der Anblick locke, Sprach nun: "Jedwedes Feu?r birgt einen Geist, Und das, worin er brennt, dient ihm zum Rocke." Drauf ich: "Die Kunde, die du mir verleihst Macht mich gewiss; schon glaubt? ich?s zu erkennen. Und fragen wollt? ich schon, wie jener heisst. Ich sah die Flamm? in zwei sich oben trennen. Als sah? ich in des Scheiterhaufens Glut Eteokles und seinen Bruder brennen." Und er: "Sie d?mpft Ulysseus ?bermut Und Diomeds. Sie laufen hier zusammen In ihrer Qual, wie einst in ihrer Wut. Ums Trugross klagen sie in diesen Flammen, Und um das Tor, das Ausgang jenen bot, Der Heldenschar, von der die R?mer stammen. Die List beweinen sie, durch die, schon tot, Noch Deidamia den Achill beklagte, Auch das Palladium r?cht nun ihre Not." "Verm?gen sie noch hier zu sprechen," sagte Ich drauf zum Meister, "o, dann bitt? ich dich Vieltausendmal, da ich sie gern befragte, Lass mich, bis die geteilte Flamme sich Zu uns hierherbewegt, ein wenig weilen. Sieh, hin zu ihr zieht die Begierde mich." "Der Bitte", sprach er, "muss ich Lob erteilen, Wie sie verdient; sie sei darum gew?hrt, Doch lass die Sprechlust nicht dich ?bereilen. Lass mir das Wort; ich weiss, was du begehrt. Spr?d blieben sie gewiss bei deinem Worte, Denn Griechen sind sie, stolz auf ihren Wert. Als nun die Flamme nah war unserm Orte, Da h?rt? ich diese Red?, als Ort und Zeit Er f?r geeignet hielt, von meinem Horte: "Ihr, die ihr zwei in einer Flamme seid, Wenn ich euch jemals Grund gab, mich zu lieben, Da ich dem Ruhm der Helden mich geweiht, Und in der Welt das hohe Lied geschrieben, So weilt bei mir und sag? Ulyss mir an, Wo auf der Irrfahrt sein Gebein geblieben." Der alten Flamme gr?ssres Horn begann Zu flackern erst und murmelnd sich zu regen. Als w?re sie vom Wind gefasst, und dann Rasch hin und her die Spitze zu bewegen, Gleich einer Zung?, und deutlich t?nt? und klar Dann aus der Flamm? uns dieses Wort entgegen: "Als ich von Circen schied, die mich ein Jahr Und l?nger bei Ga?ta festgehalten, Eh?s so benannt noch von ?neas war, Da liess ich nicht das Mitleid f?r den alten Gebeugten Vater, nicht die Gattenpflicht, Noch Vaterz?rtlichkeit im Herzen walten. Sie tilgten all in mir das Sehnen nicht, Die Welt zu sehn und alles zu erkunden, Was sie besitzt, wie das, was ihr gebricht. Drum warf ich mich, kaum meiner Haft entbunden, In einem einz?gen Schiff ins offne Meer, Samt einem H?uflein, das ich treu erfunden. Nach Spanien f?hrt? und Libyen hin und her Ich meine wackre Schar, als k?hner Leiter, Und jedem Eiland jenes Meers umher. Alt war ich schon und schwach, auch die Begleiter, Da war mein Schiff am engen Schlunde dort, Wo Herkuls S?ulenpaar gebeut: Nicht weiter! Als hinter uns nun rechts Sevillas Bord Und links in Libyen Septas Zinnen waren, Sprach ich zu den Gef?hrten dieses Wort: Br?der, die durch Tausend? von Gefahren Ihr hier im Abend k?hn euch eingestellt, Verwendet jetzt, um Neues zu erfahren, Weil Seele noch und Leib zusammenh?lt, Den kurzen Rest von eurem Erdenleben; Der Sonne nach zur unbewohnten Welt! Bedenkt, wozu dies Dasein euch gegeben; Nicht um dem Viehe gleich zu br?ten, nein, Um Wissenschaft und Jugend zu erstreben. Den Meinen schien dies Wort ein Sporn zu sein, Kaum hielt ich sie, h?tt? ich gewollt, im Z?gel, Und rastlos ging?s ins weite Meer hinein. Erst morgenw?rts gewandt des Schiffes Spiegel Ging unser toller Flug dann linker Hand, Und seiner Eil? verlieh?n die Ruder Fl?gel. Schon alle Sterne jenes Poles fand Der Blick der Nacht, und die des unsern klommen Kaum ?bers Meer noch an des Himmels Rand. Schon f?nfmal war entz?ndet und verglommen Des Mondes Licht, seit wir, dem Gl?ck vertraut, Durch den verh?ngnisvollen Pass geschwommen, Als uns ein Berg erschien, von Dunst umgraut Vor weiter Fern?, und schien so hoch zu ragen, Wie ich noch keinen auf der Erd? erschaut. Erst jubeln liess er uns, dann bang verzagen, Denn einen Wirbelwind f?hlt? ich entstehn Vom neuen Land und unsern Vorbord schlagen. Er macht? uns dreimal mit den Fluten dreh?n, Dann, als der hintre Teil emporgeschossen, Nach h?h?rem Spruch, den vordern untergehn, Bis ?ber uns die Wogen sich verschlossen."

Siebenundzwanzigster Gesang

Schon aufrecht stand und still der Flamme Haupt, Und sie entfernte sich in tiefem Schweigen, Nachdem der s?sse Dichter ihrs erlaubt. Wir sah?n nach ihr sich eine zweite zeigen, Und ein verwirrt Gest?hn, das ihr entquoll, Macht? unsern Blick zu ihrer Spitze steigen. Gleich wie Siziliens Stier, der jammervoll Zuerst von seines Bildners Schrei?n erbr?llte, --Und so war?s recht--von dessen Klag? erscholl, Den er im innern hohlen Raum verh?llte, Und, ganz von Erz, in seinem Angstgest?hn Erschien, als ob ihn selbst der Schmerz erf?llte; So schien das Klagewort, das in den H?h?n Und an den Seiten nirgend durchgedrungen, Erst gleich des Feuers knisterndem Get?n. Doch als es sich zur Spitz? emporgerungen, Die, wie die Zunge hin und wieder f?hrt, Sich bei dem Durchgang hin und her geschwungen. Da sprach?s: O du, an den mein Wort sich kehrt, Der du, wie ich vernahm, mit welschem Klange Gesprochen: Geh, nicht weiter sei beschwert! Obwohl ich etwas sp?t hierhergelange, Doch weil? und gib auf meine Fragen acht, Denn sieh, ich weile trotz der Gluten Drange. Bist du zur Reif in diesen dunklen Schacht Erst jetzt vom s?ssen Latierland geschieden, Von dem ich alle Schuld hierhergebracht, So sprich:Hat Krieg Romagna oder Frieden? Denn da das sch?ne Land auch mich erzeugt, So k?mmert mich sein Schicksal noch hienieden." Ich stand aufmerksam niederw?rts gebeugt, Da stiess Virgil mich leis und sagte: "Rede, Ein Latier ist er, wie sein Wort bezeugt." Worauf ich schon bereit zur Gegenrede, Ihn also sonder Z?gerung beschied: "O Seele, hier verborgen, sonder Fehde War nimmer deines Vaterlands Gebiet, Weil stets im Kampf der Zwingherrn Herzen w?ten; Doch offenbar war keine, da ich schied. Ravenna ist, wie?s war; dort pflegt zu br?ten, So wie seit Jahren schon, Polentas Aar, Des Fl?gel unter sich auch Cervia h?ten Die Stadt, die fest in langer Probe war, Wo rote Str?me Frankenblutes wallten, Liegt unterm gr?nen Leu?n nun ganz und gar. Verruchios alt? und neuer Hund, sie walten Schlimm, wie sie den Montagna einst belohnt, Da, wo sie eingeholt die Z?hne halten. Das, was am Lamon und Santerno wohnt, L?sst sich vom Leu?n im weissen Neste leiten, Der die Partei vertauscht mit jedem Mond. Sie, welchen Savios Flut benetzt die Seiten, Lebt zwischen Sklaverei und freiem Stand, Wie zwischen dem Gebirg und ebnen Weiten. Jetzt, bitt? ich, mach? uns, wer du bist, bekannt; Wie der Vergessenheit dein Nam? enttauche, So sei nicht h?rter, als ich andre fand." Da grunzt? und braust? es in der Flamme Bauche, Wie Feuer braust; sie regte hin und her Das spitze Haupt und gab dann diese Hauche: "Sprach? ich zu einem, dessen Wiederkehr Nach jener Welt ich jemals m?glich glaubte, So regte nie sich diese Flamme mehr. Doch da dies keinem je die H?ll? erlaubte, So sag? ich ohne Furcht vor Schand? und Schmach, Was mich hierher stiess und des Heils beraubte. Ich war erst Kriegsmann und M?nch hernach, Um mich vom Fall durch Buss? emporzurichten; Gewiss geschah auch, was ich mir versprach. Allein der Erzpfaff--m?g? ihn Gott vernichten-- Er hat mich neu den S?ndern beigesellt, Wie und warum? das will ich jetzt berichten. Als ich noch oben lebt? in eurer Welt, Da ward ich nimmer mit dem Leu?n verglichen, Doch ?fters wohl dem Fuchse gleichgestellt. In allen R?nken und geheimen Schlichen War ich geschickt, in ihrer ?bung schlau Und drum ber?hmt in allen Himmelsstrichen. Doch als die Zeit kam, da des Haares Grau Uns dringend mahnt, das hohe Meer zu scheuen Und einzuziehn das Segel und das Tau, Da musst? ich, was mir erst gefiel, bereuen, Ward M?nch und tat nun Buss? am heil?gen Ort, Ach, und noch k?nnt? ich mich des Heils erfreuen. Der neuen Pharis?er Herr und Hort , Nicht achtet? er an sich die h?chste Pflicht Und nicht den Strick, der meinen Leib umfangen, Der jeden mager macht, den er umflicht. Wie Konstantin Silvestern angegangen, Ihm Hilf und Rat beim Aussatz zu verleih?n; So sollt? ich jetzt als Arzt auf sein Verlangen Vom Fieber seines Hochmuts ihn befrei?n. Doch schweigen musst? ich und mich selber sch?men, Denn eines Trunknen schien sein Wort zu sein. Du darfst nicht sorgen, sprach er, noch dich gr?men; Ablass erteil? ich dir, mich lehre du: Wie fang? ich?s an, Preneste wegzunehmen. Du weisst, den Himmel schliess? ich auf und zu, Denn beide Schl?ssel sind mir ?bergeben, Die C?lestin vertauscht um tr?ge Ruh?. Nicht war so trift?gem Grund zu widerstreben, Und da hier schweigen mir das Schlimmste schien, So sprach ich endlich: Vater, da du eben Die S?nde, die ich tun soll, mir verziehn, So wisse: Viel versprechen, wenig halten, Dadurch wird deinem Stuhl der Sieg verlieh?n-- Franz wollte, wie ich starb, sein Amt verwalten, Mich heimzuf?hren, doch ein Teufel kam Und sprach: Halt ein, denn den muss ich erhalten. Er kommt mit mir hinab zu ew?gem Gram, Weil ich, seitdem er jenen Trug geraten, Ihn bei dem Haar als meine Beute nahm. Wer Ablass will, bereu? erst seine Taten. Doch wer bereut und B?ses will, der muss Wohl mit sich selbst in Widerspruch geraten. Ach! wie ich zuckt? in Schrecken und Verdruss, Als er mich fasst? und, mich von dannen reissend, Sprach: Meintest du, ich sei kein Logikus? Zu Minos trug er mich, der, sich umkreisend Den harten R?cken, bei dem achten Mal Ausrief, sich in den Schweif vor Ingrimm beissend: Der wird der Flamme Raub im achten Tal! Und also ward ich von dem Schlund verschlungen Und geh? im Feuerkleid zu ew?ger Qual." Hier endet? er, und als das Wort verklungen, Da ging sogleich die Flamme jammernd fort, Das Horn gedreht und hin und her geschwungen. Und weiter ging ich nun mit meinem Hort Zur n?chsten Br?ck? auf rauhen Felsenpfaden Und sah im Grund, den Lohn empfangend, dort Die, Zwiespalt stiftend, sich mit Schuld beladen.

Achtundzwanzigster Gesang

Wer k?nnte je, auch mit dem freisten Wort, Das Blut, das ich hier sah, die Wunden sagen, Erz?hlt? er auch die Kunde fort und fort. Jedwede Zunge muss den Dienst versagen, Da Sprach? und Geist zu eng und schwach erscheint, So Schreckliches zu fassen und zu tragen. Und w?re das gesamte Volk vereint, Das Puglien, das verh?ngnisvolle, hegte, Dies Land, das einst die blut?ge Schar beweint, Die Rom und jener lange Krieg erlegte, Wo man so grosse Beut? an Ringen fand, Wie Livius schrieb, der nicht zu irren pflegte, Vereint mit dem, das harte Schl?g? empfand, Weil?s gegen Robert Guiscard ausgezogen; Mit dem, des Knochen modern, dort im Land Bei Ceperan, wo Pugliens Schar gelogen; Mit dem von Tagliacozzo, wo Alard, Der Greis, durch List die Waffen aufgewogen; Und zeigte, wie es dort verst?mmelt ward, Sich jedes Glied, nicht war? es zu vergleichen Mit dieses neunten Schlundes Weis? und Art. Ein Fass, von welchem Reif und Dauben weichen, Ist nicht durchl?chert, wie hier einer ging, Zerfetzt vom Kinn bis zu Gef?ss und Weichen, Dem aus dem Bauch in manchem ekeln Ring Ged?rm und Eingeweid?, wo sich die Speise In Kot verwandelt, samt dem Magen hing. Ich schaut? ihn an und er mich gleicherweise, Dann riss er mit der Hand die Brust sich auf Und sprach zu mir: "Sieh, wie ich mich zerreisse! Sieh hier das Ziel von Mahoms Lebenslauf! Vor mir geht Ali, das Gesicht gespalten Vom Kinn bis zu dem Scheitelhaar hinauf. Sieh alle, die, da sie auf Erden wallten, Dort ?rgernis und Trennung ausges?t, Zerfetzt hier unten ihren Lohn erhalten. Ein wilder Teufel, der dort hinten steht, Er ist?s, der jeglichen zerfetzt und sch?ndet, Mit scharfem Schwert, der dort vor?bergeht, Wenn wir den schmerzensvollen Kreis vollendet; Weil jede Wunde heilt, wie weit sie klafft, Eh? unser Lauf zu ihm zur?ck sich wendet. Doch wer bist du, der dort herniedergafft? Weilst du noch z?gernd ?ber diesen Schl?nden, In welche Klag? und Urteilsspruch dich schafft?" "Er ist nicht tot, noch hergef?hrt von S?nden," So sprach mein Meister drauf, zu Mahoms Pein, "Doch soll er, was die H?ll? umfasst, ergr?nden, Und ich, der tot bin, soll sein F?hrer sein. Drum f?hr? ich ihn hinab von Rund? zu Runde, Und Glauben k?nnt ihr meinem Wort verleih?n." Jetzt blieben hundert wohl im tiefen Grunde, Nach mir hinblickend, still verwundert stehn, Vergessend ihre Qual bei dieser Kunde. "Du wirst vielleicht die Sonn? in kurzem sehn, Dann sage dem Dolcin, er soll mit Speisen, Eh? ihn der Schnee belagert, sich versehn, Wenn er nicht Lust hat, bald mir nachzureisen. Allein vollbringt er, was ich riet, so muss Novaras Heer ihn lang? umsonst umkreisen." Zum Weitergehn erhoben einen Fuss, Rief dieses Wort mir zu des Mahom Seele, Und setzt? ihn hin und ging dann voll Verdruss. Dann sah ich einen mit durchbohrter "Kehle, Die Nase bis zum Auge hin zerhau?n, Und wohl bemerkt? ich, dass ein Ohr ihm fehle. Und staunend sah auf mich dies Bild voll Grau?n Und ?ffnete zuerst des Schlundes R?hre, Von aussen rot und blutig anzuschau?n. "Du, nicht verdammt f?r S?nden, wie ich h?re, Den ich bereits im Latierlande sah, Wenn ich durch ?hnlichkeit mich nicht bet?re, "Kommst du den sch?nen Ebnen wieder nah, Die von Vercell nach Marcabo sich neigen, So denk? an Pier von Medicina da. Du magst den Besten Panos nicht verschweigen, Dem Guid und Angiolell, dass, wenn nicht irrt Mein Geist, dem sich der Zukunft Bilder zeigen, Nah bei Cattolica, schlau angekirrt, Vom sch?ndlichsten der W?teriche verraten, Das edle Paar ers?uft im Meere wird. Noch nimmer hat Neptun so schn?de Taten Von Zypern bis Majorka hin geschaut, Von Griechenscharen nicht, noch von Piraten. Der Bub?, auf einem Aug? von Nacht umgraut, Jetzt Herr des Lands, von welchem mein Geselle Hier neben w?nscht, er h?tt? es nie erschaut, Ruft sie als Freund und tut an jener Stelle So, dass sie nicht Gel?bd? tun, noch sich scheu?n, Wie wild der Wind auch von Focara schwelle." Drauf ich: "Soll dein Ged?chtnis sich erneu?n, So magst du dich zu sagen nicht entbrechen, Wer muss den Anblick jenes Lands bereu?n?" Da griff er, um den Mund ihm aufzubrechen, Nach eines andern Kiefer hin und schrie: "Sieh her, der ist?s, allein er kann nicht sprechen, Er, der verbannt, einst C?sarn Mut verlieh, Und alle seine Zweifel scheucht?, ihm sagend: "Dem ?Kampfbereiten fromme Z?gern nie." O wie jetzt Curio ganz verbl?fft und zagend, Die Zunge tief am Schlund verschnitten, stand, Die Zung?, einst k?hn und eilig alles wagend-- Und abgeschnitten die und jene Hand, Stand einer, in die Nacht die St?mpf erhoben, Das Antlitz blutbespritzt mir zugewandt, Und rief: "Denkt man des Mosca noch dort oben? Ich bin?s, der meine Hand zum Morde bot, Ob des jetzt Tuscien die Partei?n durchtoben." "Der Grund auch war zu deines Stammes Tod!" Setzt? ich hinzu--und, h?ufend Grau?n auf Grauen, Zog er davon in h?chster Angst und Not. Ich aber blieb, die andern anzuschauen, Und was ich sah, so furchtbar und so neu, Nicht wagt? ich?s unverb?rgt euch zu vertrauen, F?hlt? ich nicht mein Gewissen rein und treu, Dies gute feste Schild, den sichern Leiter, Und so mein Herz befreit von Furcht und Scheu. Ich sah--noch ist dies Schreckbild mein Begleiter-- Ein Rumpf ging ohne Haupt mit jener Schar Von Ungl?cksel?gen in der Tiefe weiter. Er hielt das abgedchnittne Haupt beim Haar Und liess es von der Hand als Leuchte hangen Und seufzte tief, wie er uns nahe war. So kam er eins in zwei?n dahergegangen Und leuchtet? als Laterne sich mit sich-- Wie?s m?glich, weiss nur der, der?s so verhangen. Nachdem er bis zum Fuss der Br?cke schlich, Hob er, um n?her mir ein Wort zu sagen, Den Arm zusamt dem Haupte gegen mich, Und sprach: "Hier sieh die schrecklichste der Plagen! Du, der du atmend in der H?ll? erscheinst, Sprich: Ist wohl eine schwerer zu ertragen? Jetzt horch, wenn du von mir zu k?nden meinst; Beltram von Bornio bin ich, und Johannen, Dem K?nig, gab ich b?sen Ratschlag einst, Darob dann Sohn und Vater Krieg begannen, Wie zwischen David einst und Absalon, Durch Ahitophel Fehden sich entspannen. Mein Hirn nun muss ich zum gerechten Lohn Getrennt von seinem Quell im Rumpfe sehen, Weil ich getrennt den Vater und den Sohn, Und so, wie ich getan, ist mir geschehen."

Neunundzwanzigster Gesang

Das viele Volk und die verschiednen Wunden, Sie hatten so die Augen mir berauscht, Dass sie vom Schau?n mir ganz voll Z?hren stunden. Da sprach Virgil: "Was willst du noch? Was lauscht Und starrt dein Auge so nach diesen Gr?nden, Wo?s Greuelbild um Greuelbild vertauscht? Nicht also tatst du in den andern Schl?nden. An zweiundzwanzig Miglien kreist dies Tal, Drum kannst du hier nicht jegliches ergr?nden. Schon unter unserm Fuss gl?nzt Lunens Strahl, Und wenig d?rfen wir uns nur verweilen, Denn noch zu sehn ist viel und grosse Qual." Ich sprach: "Erlaubtest du, dir mitzuteilen, Welch einen Grund ich hatt?, hinabzusp?h?n, So w?rdest du wohl minder mich beeilen." Er ging und ich ihm nach und gab im Gehn Dem Meister von dem Grund des Forschens Kunde Und sprach: "Wohl hab? ich scharf hinabgesehn, Denn eine Seele wohnt in diesem Schlunde Von meinem Stamm, und sicher ist an ihr Bestraft die Schuld durch manche schwere Wunde." Mein Meister sprach darauf: "Nicht mache dir Noch l?nger Sorg? um diesen Anverwandten; An andres denk?, er aber bleibe hier. Ich sah ihn bei der Br?cke den Bekannten Dich zeigen und dir mit dem Finger droh?n Und h?rte, wie sie ihn del Bello nannten. Doch du bemerktest eben nichts davon, Weil auf dem Beltram deine Blicke weilten. Als dieser ging, war jener schon entfloh?n." "Weil Rach? und Schwert des Feindes ihn ereilten", Sprach ich, "und keiner seinen Tod ger?cht, Von allen denen, so die Kr?nkung teilten, Z?rnt? er auf mich und z?rnt? auf sein Geschlecht Und ging drum, ohne mich zu sprechen, weiter, Und darin, glaub? ich, hat der Arme recht." Nun folgt? ich hin zum Felsen meinem Leiter, Von wo man ?berblickt den n?chsten Schlund, W?r? irgend nur von Licht die Tiefe heiter. Von seiner H?h? ward unserm Auge kund Der letzte Klosterbann von ?bels?cken, Und viel Bekehrte waren tief im Grund. Und gleich den Pfeilen drangen, mir zum Schrecken, Gespitzt durch Mitleid, Jammert?n? heraus Und zwangen mich, die Ohren zu bedecken. W?r? aller Schmerz aus jedem Krankenhaus Zur Zeit, da wild die Sommergluten flammen, Und Valdichianas und Sardiniens Graus Und Seuch? und Pest in einem Schlund beisammen, Nicht ?rger w?r?s als hier, wo fauler Duft Und Stank vom Eiter in den L?ften schwammen. Wir stiegen auf den Rand der letzten Kluft Vom langen Felsen niederw?rts zur Linken, Und deutlicher erschien der Schoss der Gruft. In diesem Grund l?sst nach des H?chsten Winken Die nimmer irrende Gerechtigkeit Zur wohlverdienten Qu?l die F?lscher sinken. Nicht in ?gina ist vor alter Zeit Des Volkes Anblick trauriger gewesen, Das krank darniedersank, dem Tod geweiht, Ja bis zum kleinsten Wurm jedwedes Wesen, Durch t?ckisch b?se Luft, worauf im Land, Wie wir f?r sicher in den Dichtern lesen, Ein neues Volk aus ?msenbrut entstand; Als hier zu sehn war, wie sich schwach und siechend Das Geistervolk in manchem Haufen wand. Die einen auf der andern R?cken liegend, Die auf dem Bauch, und die von einem Ort Zum andern hin auf allen vieren kriechend. Wir gingen Schritt um Schritt und schweigend fort, Sahn Kranke dort, unf?hig aufzustehen Und horchten auf ihr kl?glich Jammerwort. Sich gegenseitig st?tzend, sassen zween, Wie in der K?che Pfann? an Pfanne lehnt, Mit Grind gefleckt vom Kopf bis zu den Zehen. Gleich wie ein Stallknecht, der nach Schlaf sich sehnt Und bald sein Tagwerk hofft vollbracht zu haben, Die Striegel eiligst f?hrt und ?fters g?hnt; So sah ich sie sich mit den N?geln schaben Und hier und dort sich kratzen und geschwind, So gut es ging, ihr w?tend Jucken laben. Und schnell war unter ihren Klau?n der Grind Wie Schuppen von den Barschen abgegangen, Die unterm Messer schneller K?che sind. "Du, vor des Fingern Schien? und Masche sprangen," Begann Virgil zu einem von den zwei?n, "Und der du sie auch oft gebrauchst wie Zangen, Sprich: Fanden sich auch hier Lateiner ein Und m?gen dich zu kratzen und zu krauen, Daf?r dir ewig scharf die N?gel sein." "Lateiner kannst du in uns beiden schauen," Erwidert einer drauf, von Qual durchbebt, "Doch wer du bist, magst du mir erst vertrauen." Mein F?hrer sprach: "Von Fels zu Felsen strebt Mein Fuss hinab in diesen Finsternissen; Die H?ll? zeig? ich diesem, der da lebt." Da schien das Band, das beide hielt, zerrissen, Und jeder, dem?s der R?ckhall kundgetan, War zitternd nur mich anzuschau?n beflissen. Dicht dr?ngte sich an mich mein Meister an Und sprach: "Du magst sie nach Belieben fragen!" Und ich, da er es so gewollt, begann: "Soll dein Ged?chtnis noch in sp?ten Tagen Auf unsrer Welt und in der Menschen Geist Erhalten sein, so magst du jetzo sagen, Wie du dich nennst und deine Heimat heisst? Und, trotz der ekeln Qual, nimm dich zusammen, Dass du in deinen Reden offen seist." "Mich zeugt? Arezzo, und den Tod in Flammen Verschafft? einst Albero von Siena mir, Doch andrer Grund hiess Minos mich verdammen. Wahr ist?s, ich sagt? im Scherz: ins Luftrevier Verst?nd? ich mich im Fluge hinzuschwingen. Er, klein an Witz und gross an Neubegier, Bat mich, ihm diese Kenntnis beizubringen, Und nur weil er durch mich kein D?dal ward, Befahl sein Vater dann, mich umzubringen. Doch Minos, dem sich alles offenbart, Hat, weil ich mich der Alchimie ergeben, Im letzten Schlund der zehen mich verwahrt." Zum Dichter sagt? ich: "Sprich, ob man im Leben So eitles Volk wie die Sanesen fand? Selbst die Franzosen sind ja nichts daneben." Der andre Grind?ge, welcher mich verstand, Rief: "Mag nur Stricca ausgenommen bleiben, Der all sein Gut so kl?glich angewandt; Und Nikel, dem die Ehre zuzuschreiben, Dass er zuerst die Braten wohl gew?rzt, Dort, wo dergleichen Saaten wohl bekleiben; Und jener Klub, der wohl die Zeit gek?rzt, In dem Caccia d?Ascian samt seinem Witze, Auch Wald und Weinberg durch den Schlund gest?rzt. Doch willst du wissen, wer dir half, so spitze Den Blick auf mich und stelle dich dahin, Gerade gegen?ber meinem Sitze; Dann wirst du sehn, dass ich Capocchio bin. Metall verf?lscht? ich, dass ich Gold erschaffe, Und, sah ich recht, so ist dir?s noch im Sinn, Ich war von der Natur ein guter Affe".

Dreissigster Gesang

Zur Zeit, da Junos Herz in Zorn geraten Ob Semeles, in Zorn auf Thebens Blut, Wie sie so manches Mal gezeigt durch Taten, Ergriff den Athamas so tolle Wut, Dass er, als auf sein Weib der Blick gefallen, Das jeden Arm mit einem Sohn belud, Den wilden Ruf des Wahnsinns liess erschallen: "Die L?win samt den Jungen sei gefasst!" Dann streckt er aus die mitleidlosen Krallen; Und wie er einen, den Learch, mit Hast Gepackt, geschwenkt und am Gestein zerschlagen, Ertr?nkte sie sich mit der zweiten Last. Und als das Gl?ck, das alles k?hn zu wagen, Die stolzen Troer trieb, sein Rad gewandt, So dass zusammen Reich und F?rst erlagen, Und Hekuba, gefangen und verbannt, Geopfert die Polyxena erblickte, Und sie ihr Missgeschick an Thraziens Strand Zum Leichnam ihres Polydorus schickte, Da bellte sie, wahnsinnig, wie ein Hund, Weil Schmerz den Geist verkehrt? und ganz bestrickte. Doch nichts in Theben ward noch Troja kund Von einer Wut, die Vieh und Menschen packte, Wie ich hier sah in diesem zehnten Schlund. Ein Paar von Geistern, totenfahle, nackte, Brach vor, so wie aus seinem Stall das Schwein, Indem?s auf alles mit den Hauern hackte. Der schlug sie in den Hals Capocchios ein Und schleppt? ihn fort, und nicht gar sanft gerieben Ward ihm dabei der Bauch am harten Stein. Der Aretiner, der voll Angst geblieben, Sprach: "Schicchi ist?s, der tolle Poltergeist, Der solch ein w?tend Spiel schon oft getrieben." "Wie du gesch?tzt vor jenes Hauern seist," Entgegnet? ich, "so sprich, eh? er entronnen, Wer dieser Schatten ist und wie er heisst." "Die Myrrha ist?s, die schn?den Trug ersonnen," Erwidert? er, "die mehr als sich geb?hrt Vor alter Zeit den Vater liebgewonnen, Und die mit ihm das Werk der Lust vollf?hrt, Weil sie die fremde Form sich angedichtet; Wie jener, der Capocchio dort entf?hrt, Weil Simon ihn durchs beste Ross verpflichtet, Als falscher Buoso sich ins Bett gelegt Und so f?r ihn ein Testament errichtet." Als nun die Tollen sich vorbeibewegt, Liess ich mein Auge durch die Tiefe streichen Und sah, was sonst der Schlund an S?ndern hegt. Der eine war der Laute zu vergleichen, H?tt? ihm ein Schnitt die Gabel weggeschafft, Die jeder Mensch hat abw?rts von den Weichen. Die Wassersucht, durch schlechtverkochten Saft Ein Glied abmagernd und das andre bl?hend, Die hart den Bauch macht, das Gesicht erschlafft, Hielt ihm die beiden Lippen offen stehend, Die nach dem Kinn, und die emporgekehrt, Und dem Schwinds?cht?gen gleich, vor Durst vergehend. "Ihr, die ihr schmerzlos geht und unversehrt, Wie? weiss ich nicht, in diesen Schmerzenstalen," Er sprach?s, "o schaut und merkt und seid belehrt Von Meister Adams schreckenvollen Qualen. Kein Tr?pflein, ach, stillt hier des Durstes Gl?h?n; Dort konnt? ich, was ich nur gew?nscht, bezahlen. Die muntern B?chlein, die vom H?gelgr?n Des Casentin zum Arno niederrollen Und frisch und lind des Bettes Rand bespr?h?n, Ach, dass sie mir sich ewig zeigen sollen, Und nicht umsonst--mehr, als die Wassersucht, Entflammt dies Bild den Durst des Jammervollen. Denn die Gerechtigkeit, die mich verflucht, Treibt durch den Ort, wo ich in Schuld verfallen, Zu gr?ssrer Eile meiner Seufzer Flucht. Dort liegt Romena, wo ich mit Metallen Geringern Werts verf?lscht das gute Geld, Weshalb ich dort der Flamm? anheimgefallen. Doch w?re Guido nur mir beigesellt, Und jeder, der zum Laster mich verf?hrte, Ich g?be drum den sch?nsten Quell der Welt. Zwar, wenn der Tolle Wahrheit sagt, so sp?rte Er j?ngst den einen auf in dieser Nacht. Doch da dies ?bel meine Glieder schn?rte, Was hilft es mir? H?tt? ich nur so viel Macht, Um zollweis? im Jahrhundert vorzuschreiten, Ich h?tte schon mich auf den Weg gemacht, Ihn suchend durch dies Tal nach allen Seiten, Mag?s in der Rund? auch sich elf Miglien zieh?n, Und minder nicht als eine halbe breiten. Bei diesen Kr?ppeln hier bin ich durch ihn, Denn er hat mich verf?hrt, dass ich den Gulden An schlechterm Zusatz drei Karat verlieh?n." Und ich: "Was mochten jene zwei verschulden, Die, dampfend, wie im Frost die nasse Hand, Fest an dir liegend, ihre Straf erdulden?" Er sprach: "Sie liegen fest, wie ich sie fand, Als ich hierhergeschneit nach Minos? Winken, Und werden ewiglich nicht umgewandt. Die ist das Weib des Potiphar; zur Linken Liegt Sinon mir, ber?hmt durch Trojas Ross. Im faulen Fieber liegen sie und stinken." Und dieser Letzte, den?s vielleicht verdross, Dass Meister Adams Wort ihn so verh?hnte, Gab auf den harten Wanst ihm einen Stoss, Dass dieser gleich der besten Trommel t?nte. Doch in das Angesicht des andern warf Herr Adam die gleich harte Faust und st?hnte: "Ob ich mich gleich nicht fortbewegen darf, Doch ist mein Arm noch, wie du eben sp?rtest, Noch frei und flink zu solcherlei Bedarf." "Als du zum Feuer gingst," rief Sinon, "r?hrtest Du nicht den Arm schnell, wie er eben war, Doch schneller, da du einst den Stempel f?hrtest." Der Wassers?cht?ge: "Darin sprichst du wahr, Doch stelltest du in Troja kein Exempel Von einem so wahrhaft?gen Zeugnis dar." "F?lscht? ich das Wort, so f?lschtest du den Stempel. Hier bin ich doch f?r einen Fehler nur, Du aber dientest stets in Satans Tempel." So Sinon. "Denk? ans Ross, du Schelm!" so fuhr Ihn jener an mit dem geschwollnen Bauche, "Qual sei dir, dass es alle Welt erfuhr." "Qual sei dir", rief der Grieche drauf, "die Jauche, Und bl?he stets zum Bollwerk deinen Wanst, Der Durst, der deine Zung? in Flammen tauche." Der M?nzer: "Der du stets auf L?gen sannst, Dein Maul zerreisse dir f?r solch Erfrechen! Wenn du mich d?rstend. schwellend sehen kannst, So m?ge Durst dich qu?len, Kopfweh stechen. Sprach? einer kurz: Sauf aus den ganzen Bach! Du w?rdest dessen wohl dich nicht entbrechen." Ich horchte stumm, was der und jener sprach, Da rief Virgil: "Nun, wirst du endlich kommen? Zu lange sah ich schon der Neugier nach." Als ich des Meisters Wort voll Zorn vernommen, Wandt? ich voll Scham zu ihm das Angesicht Und f?hle jetzt noch mich von Scham entglommen. Wie man im schreckenvollen Traumgesicht Zu w?nschen pflegt, dass man nur tr?umen m?ge, Und das, was ist, ersehnt, als w?r? es nicht; So bangt? ich, dass mir Scham das Wort entz?ge; Entschuld?gen wollt? ich mich--Entschuld?gung kam, Indem ich glaubte, dass ich?s nicht verm?ge. Da sprach mein guter Meister: "Mindre Scham W?scht gr?ssern Fehler ab, als du begangen, Darum entlaste dich von jedem Gram; Doch wenn wir je zu solchem Streit gelangen, So denke stets, dass ich dir nahe bin, Und bleibe nicht daran voll Neugier hangen; Denn drauf zu horchen, zeigt gemeinen Sinn."

Einunddreissigster Gesang

Dieselbe Zunge, die mich erst verletzte Und beide Wangen ?berzog mit Rot, War?s, die mich dann mit Arzeneien letzte. So, h?r? ich, hat der Speer Achills gedroht, Und seines Vaters, der mit einem Z?cken Verletzt? und mit dem andern Hilfe bot. Wir kehrten nun dem Jammertal den R?cken, Den Damm durchschneidend, der es rings umlag, Um, schweigend, mehr nach innen vorzur?cken. Dort war?s nicht v?llig Nacht, nicht v?llig Tag, Daher die Blicke wenig vorw?rts gingen; Doch t?nt? ein Horn--der st?rkste Donner mag Bei solchem Ton kaum h?rbar noch erklingen-- Drum sucht? ich nur, entgegen dem Gebraus, Mit meinem Blick zu seinem Quell zu dringen. Nicht t?nte nach dem ungl?cksel?gen Strauss, Der Karls des Grossen heil?gen Plan vernichtet, Des Grafen Roland Horn mit solchem Graus. Wie ich mein Auge nun dorthin gerichtet, Glaubt? ich, viel hohe T?rme zu ersehn, Und sprach: "Ist eine Feste dort errichtet?" Mein Meister drauf: "Weil du zu weit zu sp?h?n Versuchst in diesen nachterf?llten R?umen, Musst du dich selber ?fters hintergehn. Dort siehst du, dass, wie oft, zu eitlen Tr?umen Aus der Entfernung das Geschaute schwoll, Drum schreite vorw?rts, ohne lang zu s?umen." Dann fasst? er bei der Hand mich liebevoll Und sprach: "Ich will dir die Bewandtnis sagen, Weil?s nah dann minder seltsam scheinen soll. Ob?s T?rme w?ren, wolltest du mich fragen? Nein, Riesen sind?s, die rings am Brunnenrand Vom Nabel aufw?rts in die L?fte ragen." Wie wenn der Nebel fortzieht, der das Land In Dunst geh?llt, allm?hlich unsre Blicke Das klar erkennen, was er erst umwand; So, bohrend durch die Luft, die tr?be, dicke, Und mehr und mehr genaht dem tiefen Schlund, Scheucht? ich den Wahn, doch kam die Furcht zur?cke Wie um Montereggiones Zinnenrund Rings eine Krone hohe T?rme machen, So t?rmten sich, mit halbem Leib im Grund, Mit halbem Leib rings um des Brunnens Rachen Giganten, K?mpfer jenes grossen Streits, Sie, welchen nach die Donner Jovis krachen. Von einem sah ich das Gesicht bereits Und Schultern, Brust und grossen Teil vom Bauche, Herabgestreckt die Arme beiderseits. Wenn die Natur nicht mehr nach altem Brauche Dergleichen Wesen schafft, so tut sie recht, Damit nicht Mars sie mehr als Schergen brauche. Schafft sie den Walfisch auch und das Geschlecht Der Elefanten noch, doch sicher findet, Wer reiflich urteilt, sie hierin gerecht, Weil, wenn die ?berlegung sich verbindet Mit b?sem Willen und mit grosser Macht, Jedwede Schutzwehr dann dem Volke schwindet. Das Antlitz schien mir lang und ungeschlacht, Dem Turmknopf von Sankt Peter zu vergleichen, Und jedes Glied nach solchem Mass gemacht. Es mochten wohl vom Strand, der von den Weichen Ihn abw?rts barg, der oberen Gestalt Drei Friesen ausgestreckt nicht dahin reichen, Wo seine Stirn das borst?ge Haar umwallt, Denn aufw?rts mass er dreissig grosse Palmen, Bis zu dem Ort, wo man den Mantel schnallt. Raphegi mai amech itzabi Almen! So t?nt? es aus den dicken Lippen vor, F?r die sich nicht geziemten sanftre Psalmen. Mein F?hrer rief: "Nimm doch dein Horn, du Tor, Und magst du Zorn und andern Trieb empfinden, So sprudl? ihn flugs durch seinen Bauch hervor. Du kannst an deinem Hals den Riemen finden, Verwirrter Geist, der?s angebunden h?lt. Sieh doch ihn dort die dicke Brust umwinden!" Darauf zu mir: "Sich selbst verklagt der Held; Der Nimrod ist?s, durch dessen toll Vergehen Man nicht mehr eine Sprach? ?bt in der Welt. Mit ihm ist nicht zu sprechen. Mag er stehen! Kein Mensch versteht von seiner Sprach? ein Wort, Und er kann keines andern Wort verstehen." Wir gingen nun zur Linken weiter fort, Und fanden schon in Bogenschusses Weite Den zweiten gr?ssern, wilden Riesen dort. Nicht weiss ich, wem?s gelang, dass er im Streite Ihn fing und band, doch vorn geschn?rt erschien Sein linker Arm und hinter ihm der zweite; Denn eine Kett? umwand vom Nacken ihn, Um, was von seinem Leib nach oben ragte, Nach unten hin f?nf Male zu umzieh?n. Da sprach mein Meister: "Mit dem Donnrer wagte Sein k?hner Stolz des grossen Kampfes Los. Hier aber sieh den Preis, den er erjagte. Ephialtes ist?s. Sein Tun war k?hn und gross Im Riesenkampfe, zu der G?tter Schrecken; Nun ist sein droh?nder Arm bewegungslos." Und ich zu ihm: "Den ungeheuern Recken, Den Briareus, wenn dies geschehen kann, M?cht? ich wohl gern in diesem Tal entdecken." Mein F?hrer drauf: "Du siehst hier nebenan Ant?us stehn. Er spricht, ist ungebunden Und setzt uns nieder in den tiefsten Bann. Der, den du suchst, wird weiterhin gefunden, Gleich diesem hier, nur schrecklicher zu schau?n, Allein wie er mit Ketten fest umwunden." Hier sch?ttelt? Ephialtes sich, und traun! Kein Erdenstoss, von dem die T?rme schwanken, War heftiger, erregte tiefres Grau?n. Ich glaubte schon dem Tode zuzuwanken, Und sah ich nicht, wie ihn die Kett? umschloss, So gen?gten, mich zu t?ten, die Gedanken. Wir gingen weiter, ich und mein Genoss, Und sahn Ant?us, der dem tiefen Bronnen, Zehn Ellen bis zum Haupte hoch, entspross. "Der du im Tal, das ew?gen Ruhm gewonnen, Weil Hannibal in ihm, der k?hne Feind, Mit seiner Schar vor Scipios Mut entronnen, Einst tausend L?wen fingst, wenn du, vereint Mit deinen Br?dern k?hn den Arm geschwungen Im hohen Krieg, so h?tten, wie man meint, Die Erdens?hne doch den Sieg errungen. Jetzt setz? uns dort hinab, wo, fern dem Licht, Die starre K?lte den Kozyt bezwungen. Zu Tiph?us oder Tityus schick? uns nicht. Das, was man hier ersehnt, kann dieser geben, Drum wende nicht so m?rrisch dein Gesicht. Er kann auf Erden deinen Ruf erheben. Er lebt und hofft, wenn ihn nicht vor der Zeit Die Gnade zu sich ruft, noch lang zu leben." Er sprach?s, und jener, schnell zum Griff bereit, Streckt? aus die Hand, um auf ihn loszufahren, Die Hand, die Herkul f?hlt? im grossen Streit. Virgil, kaum konnt? er sich gepackt gewahren, Rief: "Komm hierher, wo dich mein Arm umstrickt!" Drauf macht? er?s, dass wir zwei ein B?ndel waren. Wie Carisenda, unterm Hang erblickt, Sich vorzubeugen scheint und selbst zu regen, Wenn Wolken ihr den Wind entgegenschickt, So schien Ant?us jetzt sich zu bewegen, Als er sich niederbog, und grossen Hang Empfand ich, fortzugehn auf andern Wegen. Doch leicht zum Grund, der Luzifern verschlang Und Judas, setzt? er nieder unsre Last, Und, so geneigt, verweilt? er dort nicht lang Und schnellt? empor, als wie im Schiff der Mast.

Zweiunddreissigster Gesang

O h?tt? ich Reime von so heiserm Schalle, So rauh, wie sie erheischt dies Loch voll Graus, Auf welchem ruh?n die andern Felsen alle, Dann dr?ckt? ich, was ich will, vollkommner aus, Doch, sie nicht habend, geh? ich nur mit Bangen Jetzt an die Rede, wie zum harten Strauss. Denn nicht ein Spiel ist ja mein Unterfangen, Den Grund des Alls dem Liede zu vertrau?n, Und nicht mit Kinderlallen auszulangen. Doch f?rdern meine Reim? itzt jene Frau?n, Amphions Hilf an Thebens Mau?r und Toren, Dann wohl entspricht mein Lied der Tat an Grau?n. O schlechtster P?bel, an dem Ort verloren, Der hart zu schildern ist, oh w?rst du doch In unsrer Welt als Zieg? und Schaf geboren. Wir waren nun im dunkeln Brunnenloch Tief unterm Riesen, n?her schon der Mitte, Und nach der hohen Mauer sah ich noch. Da h?rt? ich sagen: "Schau? auf deine Schritte, Dass du den Armen nicht im Weiterzieh?n Die H?upter stampfen magst mit deinem Tritte." Drum wandt? ich mich, und vor mir hin erschien Und unter meinen F?ssen auch ein Weiher, Der durch den Frost Glas, und nicht Wasser, schien. Die Donau bleibt im Frost vom Eise freier, Und nah dem Pol, selbst in der l?ngsten Nacht, Deckt nicht den Sanais ein so dichter Schleier. Und w?re Tabernik herabgekracht Und Pietrapan, nicht h?tte nur am Saume Bei ihrem Sturz das Eis krick krick gemacht. Wie abends, wenn die B?uerin im Traume Noch ?hren liest--die Schnauze vorgestreckt, Der Fr?sche Volk qu?kt aus dem nassen Raume; So bis dahin, wo sich die Scham entdeckt, Fahl, mit dem Ton des Storchs die Z?hne schlagend, War elend Geistervolk im Eis versteckt, Zur Tiefe hingewandt das Antlitz tragend, Vom Froste mit dem Mund und von den Weh?n Des Herzens mit den Augen Zeugnis sagend. Als ich ein Weilchen erst mich umgesehn, Schaut? ich zum Boden hin und sah von oben Zwei, eng umfasst, vermischt das Haupthaar, stehn. "Ihr, die ihr dr?ngend Brust an Brust geschoben, Wer seid ihr?" sprach ich--dann, als sie auf mich, Die H?lse r?ckend, ihre Blick? erhoben, Sah ich die Augen, feucht erst innerlich, Von Tr?nen tr?ufeln, die, noch kaum ergossen, Zu Eis erstarrten; und sie schlossen sich, Fest, wie nie Klammern Holz an Holz geschlossen, Drum stiessen sich im Grimme wilden Streits, Gleich zweien B?cken, diese Qualgenossen. Und einer, der sein Ohrenpaar bereits Durch Frost verlor, brach, stets geb?ckt, das Schweigen: Was h?ngst du so am Schauspiel unsres Leids? Soll ich, wer diese beiden sind, dir zeigen? Das Tal, das des Bisenzio Flut benetzt, War ihnen einst und ihrem Vater eigen. Ein Leib gebar sie, und durchsuche jetzt Kaina ganz, du findest sicher keinen Mit besserm Grund in dieses Eis versetzt; Nicht ihn, des Brust und Schatten einst durch einen Stoss seines Speers durchbohrt des Artus Hand; Focaccia nicht, noch ihn, des Kopf den meinen So deckt, dass mir die Aussicht g?nzlich schwand. Den, h?rst du Sassol Mascheroni nennen, Du, ein Toskaner, sicher leicht erkannt. Jetzt h?r?, um mir nur schleunig Ruh? zu g?nnen, Ich, Camicion, erwarte den Carlin Und werde neben ihm mich br?sten k?nnen:" Noch sah ich viele Hundesfratzen zieh?n Vor grossem Frost in diesem tiefen Kreise, Und schaudre noch vor dem, was mir erschien. Und weiter ging zum Mittelpunkt die Reise, Auf welchem ruht des ganzen Alls Gewicht, Und selber zittert? ich beim ew?gen Eise. War?s Vorsatz, war?s Geschick--ich weiss es nicht, Genug, es stiess mein Fuss beim Weitergehen Durch viele H?upter, eins ins Angesicht. "Was trittst du mich?"--so h?rt? ich?s heulend schm?hen, "R?chst du noch sch?rfer Montapert an mir? Wenn aber nicht, weswegen ist?s geschehen?--" "Mein Meister," sprach ich, "harr? ein wenig hier, Denn gern belehrt? ich mich von diesem n?her, Dann folg? ich, wie dir?s gut d?nkt, eilig dir." Still stand, wie ich gew?nscht, der hohe Seher, Und jener fluchte noch so wild wie erst, Da sprach ich: "Wer bist du, du arger Schm?her?" "Und du, der du durch Antenora f?hrst," Sprach er, "wer du, der so st?sst andrer Wangen, Dass es zu arg war?, wenn du lebend w?rst?"-- "Ich lebe", sagt? ich. "H?ttest du Verlangen Nach Ruf, so wird er dir durch mich zuteil, Drum wirst du wohl mit Freuden mich empfangen." Drauf er: "Ich w?nsche nur das Gegenteil, Drum packe dich--in diesen Eisesmassen Verspricht solch Schmeichelwort ein schlechtes Heil." Da griff ich nieder, ihn beim Schopf zu fassen, Und sagt? ihm: "N?tig wird?s, dass du dich nennst, Soll ich ein Haar auf deinem Kopfe lassen." Und er: "Ob du mich zausen magst, du kennst Mich dennoch nicht--nichts sollst du hier erkunden, Wenn du mir tausendmal ins Antlitz rennst." Ich hielt sein Haar um meine Hand gewunden, Und ob schon ausgerauft manch B?schel war, Schaut? er hinab und bellte gleich den Hunden. Da rief ein andrer: "Bocca, nun f?rwahr, Du liessest schon genug die Kiefern klingen, Jetzt bellst du noch? Plagt dich der Teufel gar?" "Dich", rief ich, "mag ich nicht zum Reden zwingen, Verr?ter du, allein zu deiner Schmach Will ich zur Erde wahre Nachricht bringen." "Erz?hle, was du willst, doch hintennach", Rief Bocca, "magst du diesen nur nicht sch?nen, Der eben jetzo so gel?ufig sprach. Sieh ihn f?r?s Gold der Franken hier belohnen Und sage, dass Duera da nicht fehlt, Wo ziemlich k?hl und frisch die S?nder wohnen. Und fragt man noch, wen sonst dies Eis verhehlt, Dort siehst du Becherias Augen triefen, Den j?ngst die Florentiner abgekehlt. Auch wohnt Soldanier jetzt in diesen Tiefen, Gan, Sribaldello, der Faenzas Tor Den Feinden aufschloss, da noch alle schliefen." Wir gingen fort, und, etwas weiter vor, War, Haupt auf Haupt gedr?ckt, ein Paar zu finden, Das fest in einem Loch zusammenfror. Wie man aus Hunger nagt an harten Rinden, So frass der Obre hier den Untern an Da, wo sich Nacken und Gehirn verbinden. Wie in die Schl?fe Menalipps den Zahn Einst Sydeus voll von wilder Wut geschlagen, So ward von ihm dem Sch?del hier getan. "O du, der du mit viehischem Behagen Den Hass an diesem stillst, an dem du nagst, Weshalb", begann ich, "magst du dich beklagen? Und h?r? ich, dass du dich mit Recht beklagst, Und wer er sei, und was dein Nagen r?che, So sollst du dort erstehn, wo du erlagst, Wenn diese nicht verdorrt, mit der ich spreche."

Dreiunddreissigster Gesang

Den Mund erhob vom schaudervollen Schmaus Der S?nder jetzt und wischt? ihn mit den Locken Des angefress?nen Hinterkopfes aus. Er sprach: "Du willst zum Reden mich verlocken? Verzweiflungsvollen Schmerz soll ich erneu?n, Bei des Erinnrung schon die Pulse stocken? Doch dient mein Wort, um Saaten auszustreu?n, Die Frucht der Schande dem Verr?ter bringen, Nicht Reden werd? ich dann noch Tr?nen scheu?n. Zwar, wer du bist, wie dir hierherzudringen Gelungen, weiss ich nicht, doch schien vorhin Wie Florentiner Laut dein Wort zu klingen. Du h?re jetzt: Ich war Graf Ugolin, Erzbischof Roger er, den ich zerbissen. Nun horch, warum ich solch ein Nachbar bin. Dass er die Freiheit t?ckisch mir entrissen, Als er durch Arglist mein Vertrau?n bet?rt, Und mich get?tet hat, das wirst du wissen. Vernimm darum, was du noch nicht geh?rt, Noch haben kannst--den Tod voll Graus und Schauer, Und fass es, wie sich noch mein Herz emp?rt. Ein enges Loch in des Verlieses Mauer, Durch mich benannt vom Hunger, wo gewiss Man manchen noch verschliesst zu bittrer Trauer, Es zeigte kaum nach n?cht?ger Finsternis Das erste Zwielicht, als ein Traum voll Grauen Der dunkeln Zukunft Schleier mir zerriss. Er jagt?, als Herr und Meister, durch die Auen Den Wolf und seine Brut zum Berg hinaus, Der Pisa hindert, Lucca zu erschauen. Mit Hunden, mager, gierig und zum Strauss Wohleinge?bt, entsendet er Sismunden, Lanfranken samt Gualanden sich voraus. Bald schien im Lauf des Wolfes Kraft geschwunden Und seiner Jungen Kraft, und bis zum Tod Sah ich von scharfen Z?hnen sie verwunden. Als ich erwacht? im ersten Morgenrot, Da jammerten, halb schlafend noch, die Meinen, Die bei mir waren, und verlangten Brot. Teilst du nicht meinen Schmerz, so teilst du keinen, Und denkst du, was mein Herz mir kundgetan, Und weinest nicht, wann pflegst du denn zu weinen? Schon wachten sie, die Stunde naht? heran, Wo man uns sonst die Speise bracht?, und jeden Weht? ob des Traumes Ungl?cksahndung an. Verriegeln h?rt? ich unter mir den ?den, Grau?nvollen Turm--und ins Gesicht sah ich Den Kindern allen, ohn? ein Wort zu reden. Ich weinte nicht. So starrt? ich innerlich, Sie weinten, und mein Anselmuccio fragte: Du blickst so,--Vater! Ach, was hast du? Sprich! Doch weint? ich nicht, und diesen Tag lang sagte Ich nichts und nichts die Nacht, bis abermal Des Morgens Licht der Welt im Osten tagte. Als in mein jammervoll Verlies sein Strahl Ein wenig fiel, da schien es mir, ich f?nde Auf vier Gesichtern mein?s und meine Qual. Ich biss vor Jammer mich in beide H?nde, Und jene, w?hnend, dass ich es aus Gier Nach Speise tat?, erhoben sich behende Und schrien: Iss uns, und minder leiden wir! Wie wir von dir die arme H?ll? erhalten, Oh, so entkleid? uns, Vater, auch von ihr. Da sucht? ich ihrethalb mich still zu halten; Stumm blieben wir den Tag, den andern noch. Und du, o Erde, konntest dich nicht spalten? Als wir den vierten Tag erreicht, da kroch Mein Gaddo zu mir hin mit leisem Flehen: Was hilfst du nicht? Mein Vater, hilf mir doch! Dort starb er--und so hab? ich sie gesehen, Wie du mich siehst, am f?nften, sechsten Tag, Jetzt den, jetzt den hinsinken und vergehen. Schon blind, tappt? ich dahin, wo jeder lag, Rief sie drei Tage, seit ihr Blick gebrochen, Bis Hunger tat, was Kummer nicht vermag." Und scheelen Blickes fiel er, dies gesprochen, Den Sch?del an, den er zerriss, zerbrach, Mit Z?hnen, wie des Hundes, stark f?r Knochen. Pisa, du, des sch?nen Landes Schmach, In dem das Si erklingt mit s?ssem Tone, Sieht tr?g dein Nachbar deinen Freveln nach, So schwimme her, Capraja und Gorgone, Des Arno Mund zu stopfen, dass die Flut Dich ganz ers?uf und keiner Seele schone. Denn, wenn auch Ugolinos Frevelmut, Wie man gesagt, die Schl?sser dir verraten, Was schlachtete die Kinder deine Wut? Oh neues Theben, war an solchen Taten Nicht ohne Schuld das zarte Knabenpaar, Das ich genannt? nicht Hugo samt Brigaten?-- Wir gingen nun zu einer andern Schar, Die, statt wie jene, sich hinabzukehren, Das Antlitz aufw?rts, eingefroren war. Die Z?hren selber hemmen hier die Z?hren, Drum w?lzt der Schmerz, der nicht nach aussen kann, Sich ganz nach innen, um die Angst zu mehren. Denn, was zuerst dem tr?ben Aug? entrann, Das war zum Klumpen von Kristall verdichtet Und f?llte ganz die Augenh?hlen an. Und ob vom Frost, der solches Eis geschichtet, Mein Antlitz wie bedeckt mit Schwielen schien, Und deshalb jegliches Gef?hl vernichtet, Doch f?hlt? ich, schien?s mir Luft entgegenzieh?n, Drum sprach ich: "Herr, wie mag hier Luft sich regen, Wo nie die Sonne, dunstentwickelnd, schien?" Und er: "Du gehst der Antwort schnell entgegen Und siehst, wenn wir noch weiter fortgereist, Aus welchem Grund die L?fte sich bewegen." Da rief ein eisumstarrter armer Geist: "Grausame Seelen, ihr, die jetzt vom Lichte Zu dieser letzten Stelle Minos weist, Hebt mir den harten Schleier vom Gesichte, Damit ich l?fte meines Herzens Weh?n, Eh? neu die Tr?ne sich zu Eis verdichte." Ich sprach: "Soll dir?s nach deinem Wunsch geschehn, So nenne dich, und wenn ich?s nicht erzeige, So will ich selbst zum Grund des Eises gehn." Drauf er: "Ich bin?s, der Frucht vom b?sen Zweige Als Bruder Alberich dort angeschafft, Und speise hier die Dattel f?r die Feige." "Oh," rief ich, "hat der Tod dich hingerafft?" Und er zu mir: "Ob noch mein Leib am Leben, Davon bekam ich keine Wissenschaft. Denn Ptolomm?a hat den Vorzug eben, Dass oft die Seele st?rzt in dies Gebiet, Eh? ihr den Anstoss Atropos gegeben. Und dass du lieber mir vom Augenlid Verglaste Tr?nen nehmest sollst du wissen: Sobald die Seele den Verrat vollzieht, Wie ich getan, wird ihr der Leib entrissen Von einem Teufel, der dann drin regiert Bis an den Tod, indes in Finsternissen Des kalten Brunnens sie sich selbst verliert. Vielleicht ist oben noch der K?rper dessen, Der hinter mir in diesem Eise friert. Kommst du von dort, so magst du?s selbst ermessen. Herr Branca d?Oria ist?s, der j?mmerlich Schon manches Jahr im Eise fest gesessen." "Ich glaube," Sprach ich, "du betr?gest mich, Denn Branca d?Oria ist noch nicht begraben Und isst und trinkt und schl?ft und kleidet sich." Und er darauf: "Es konnte jenen Graben, An dem beim Pech die Schar von Teufeln wacht, Noch nicht erreicht Herr Michel Zanche haben, Da war sein Leib schon in des D?mons Macht. So ging?s auch dem von d?Orias Geschlechte, Der den Verrat zugleich mit ihm vollbracht. Jetzt aber strecke zu mir her die Rechte Und nimm das Eis hinweg!--doch tat ich?s nicht, Denn gegen ihn war Schlechtsein nur das Rechte. Genua, Feindin jeder Sitt? und Pflicht, Ihr Genueser, jeder Schuld Genossen, Was tilgt euch nicht des Himmels Strafgericht? Ich fand mit der Romagna schlimmsten Sprossen Der euren einen, f?r sein Tun belohnt, Die Seel? in des Kozytus Eis verschlossen, Des Leib bei euch noch scheinbar lebend wohnt.

Vierunddreissigster Gesang

"Uns naht des H?llenk?niges Panier! Schau? hin, ob du vermagst ihn zu ersp?hen." So sprach mein edler Meister jetzt zu mir. Und wie, wenn dichte Nebel uns umwehen, Wie in der D?mmerung, vom fernen Ort Windm?hlenfl?gel aussehn, die sich drehen; So sah ich jetzo ein Geb?ude dort-- Nichts fand ich sonst, mich vor dem Wind zu decken, Drum dr?ngt? ich fest mich hinter meinen Hort. Dort war ich, wo--ich sing? es noch mit Schrecken-- Die Geister, in durchsicht?ges Eis gebannt, Ganz drin, wie Splitterchen im Glase, stecken. Der lag darin gestreckt, und mancher stand, Der aufrecht, jener auf dem Kopf; der b?ckte Sich sprenkelkrumm, das Haupt zum Fuss gewandt. Als hinter ihm ich so weit vorw?rts r?ckte, Dass es dem Meister nun gef?llig schien, Mir den zu zeigen, den einst Sch?nheit schm?ckte. Da trat er weg von mir, hiess mich verzieh?n, Und sprach zu mir: "Bleib, um den Dis zu schauen, Und hier lass nicht dir Mut und Kraft entfliehn." Wie ich da starr und heiser ward vor Grauen, Dar?ber schweigt, o Leser, mein Bericht, Denn keiner Sprache l?sst sich dies vertrauen. Nicht starb ich hier, auch lebend blieb ich nicht. Nun denke, was dem Zustand dessen gleiche, Dem Tod und Leben allzugleich gebricht. Der Kaiser von dem tr?nenvollen Reiche Entragte mit der halben Brust dem Glas, Und wie ich eines Riesen Mass erreiche, Erreicht? ein Riese seines Armes Mass. Nun siehst du selbst das ungeheure Wesen, Dem solch ein Glied verh?ltnism?ssig sass. Ist er, wie h?sslich jetzt, einst sch?n gewesen, Und hat den g?t?gen Sch?pfer doch bedroht, So muss er wohl der Quell sein alles B?sen. O Wunder, das sein Kopf dem Auge bot! Mit drei Gesichtern sah ich ihn erscheinen, Von diesen aber war das vordre rot. Anf?gten sich die andern zwei dem einen, Gerad? ob beiden Schultern hingestellt, Um oben sich beim Kamme zu vereinen; Das Antlitz links weissgelblich--ihm gesellt Das links, gleich dem der Leute, die aus Landen Von jenseits kommen, wo der Nilus f?llt. Gross, angemessen solchem Vogel, standen Zwei Fl?gel unter jedem weit heraus, Die wir den Segeln gleich, nur gr?sser, fanden, Und federlos, wie die der Fledermaus. Sie flatterten ohn? Unterlass und gossen Drei Winde nach verschiedner Richtung aus. Dadurch ward der Kozyt mit Eis verschlossen. Sechs Augen waren nie von Tr?nen frei, Die auf drei Kinn? in blut?gem Geifer flossen. Und einen armen S?nder malmt? entzwei Und kaute jeder Mund, daher zerbissen, Flachsbrechen gleich, die scharfen Z?hne drei. Der vordre Mund schien sanft in seinen Bissen, Verglichen mit den scharfen Klau?n, zu sein, Die oft die Haut vom Fleisch des S?nders rissen. Da sprach Virgil: "Sieh hier die gr?sste Pein! Ischariots Kopf steckt zwischen scharfen F?ngen, Und aussen zappelt er mit Arm und Bein. Zwei andre sieh, den Kopf nach unten h?ngen; Hier Brutus an der schwarzen Schnauze Schlund Sich ohne Laute winden, dreh?n und dr?ngen; Dort Cassius, kr?ftig, wohlbeleibt und rund-- Doch naht die Nacht, drum sei jetzt fortgegangen, Denn ganz erforscht ist nun der H?lle Grund." Jetzt winkte mir, den Hals ihm zu umfangen, Und Zeit und Ort ersah sich mein Gesell, Und, als sich weit gespreizt die Fl?gel schwangen, Hing er sich an die zott?ge Seite schnell, Griff Zott? auf Zott?, um sich herabzusenken Inmitten eis?ger Rind? und rauhem Fell. Dort angelangt, wo in den H?ftgelenken Des Riesen sich der Lenden Kugeln dreh?n, Eilt? er, mit M?h? und Angst, sich umzuschwenken. Wo erst der Fuss war, kam das Haupt zu stehn; Die Zotten fassend, klomm er aufw?rts weiter, Als sollten wir zur?ck zur H?lle gehn. "Hier halte fest dich; denn auf solcher Leiter Entkommt man nur so grossem Leid," so sprach Tiefkeuchend, wie ein M?der, mein Begleiter. Worauf er Bahn sich durch ein Felsloch brach, Dann setzt? er mich auf einen Rand daneben Und streckte mir den Fuss behutsam nach. Ich blickt? empor und glaubte, wie ich eben Den Dis gesehn, so stell? er noch sich dar. Doch seine F?sse sah ich sich erheben. Wie ich erschrak, bedenk?, o dumme Schar, Der?s nottut, dass sie erst erkennen lerne, Durch welchen Punkt ich jetzt gedrungen war. Da sprach Virgil: "Jetzt auf, das Ziel ist ferne, Der Weg auch schwierig, den du vor dir hast; Und Sol, aufsteigend. scheucht bereits die Sternen Nicht war?s ein Gang durch einen Prachtpalast, Der vor mir lag; er lief auf rauhem Grunde Durch eine Felsschlucht, v?llig dunkel fast. Ich, aufrecht stehend, sprach: "Eh? aus dem Schlunde Der Weg, den du mich leitest, mich entl?sst, Reiss aus dem Irrtum mich und gib mir Kunde: Wo ist das Eis? Wie steckt Dis k?pflings fest? Und wie hat Sol so schnell aus solchen Weiten Die ?berfahrt gemacht zum Ost vom West? "Du glaubst dich auf des Zentrums andern Seiten, Wo du am Wurme, der die Erde kr?nkt Und sie durchbohrt, mich sahst herniedergleiten. Du warst?s, solang? ich mich hinabgesenkt; Allein den Punkt, der anzieht alle Schwere, Durchdr?ngest du, da ich mich umgeschwenkt. Jetzt kamst du zu der andern Hemisph?re, Entgegen der, die grosses trocknes Land Bedeckt, und unter deren Zelt der Hehre So fehllos lebt? und starb, wie er entstand. Du stehest jetzo auf dem kleinen Kreise, Der hier Judokas andre Seit? umspannt. Und hier beginnt der Sonne Tagesreise, Wenn sie dort endet, und im Brunnen steckt Noch immer Luzifer nach alter Weise. Vom Himmel ward er hier herabgestreckt. Das Land, das erst hier ragte, hat sich droben Aus Furcht vor ihm im Meeresgrund versteckt Und sich auf jenem Halbkreis dort erhoben. Um ihn zu flieh?n, drang auch die Erde vor Aus dieser H?hl? und dr?ngte sich nach oben." So sprach Virgil--und sieh, vom Dis empor Ging eine Schlucht, tief wie die ganze H?lle, Zwar nicht erkannt vom Auge, doch vom Ohr; Denn rauschend lief ein Bach, des rasche Welle Sich Bahn durch Felsen brach, mit sanftem Hang Und vielgewunden, bis zu jener Stelle. Nun trat mein F?hrer auf verborgnem Gang Den R?ckweg an entlang des Baches Windung; Und wie ich, rastlos folgend, aufw?rts drang, Da blickte durch der Felsschlucht obre Rundung Der sch?ne Himmel mir aus heitrer Ferne, Und eilig stiegen wir aus enger Mundung Und traten vor zum Wiedersehn der Sterne.

Das Fegefeuer

Erster Gesang

Zur Fahrt in bess?re Fluten aufgezogen Hat seine Segel meines Geistes Kahn, Und l?sst nun hinter sich so grimme Wogen. Zum zweiten Reiche hin geht seine Bahn, Wohin zur Reinigung die Geister schweben, Um w?rdig dann dem Himmelreich zu nah?n. Doch hier mag sich die tote Dichtung heben, O heil?ge Musen, da ich euer bin! Hier m?g? empor Kalliopeia streben! Sie folge mir mit jenem Ton dahin, Des Streich, die armen Elstern einst erschreckend, Verzweiflung bracht? in ihren stolzen Sinn. Des Saphirs holde Farbe, ganz bedeckend Des reinen ?thers heiteres Geb?u Und bis zum ersten Kreise sich erstreckend, Erschuf vor mir der Augen Wonne neu, Sobald ich jetzt der toten Luft entklommen, Die Aug? und Brust getr?bt in Nacht und Scheu. Der sch?ne Stern, der Lieb? erregt, entglommen Im Osten, hatt? in L?cheln ihn verkl?rt, Die Fisch? umschleiernd, die mit ihm gekommen. Dann rechts, dem andern Pole zugekehrt, Erblickt? ich eines Viergestirnes Schimmer, Des Anschau?n nur dem ersten Paar gew?hrt. Der Himmel schien entz?ckt durch sein Geflimmer. O du verwaistes Land, du ?der Nord, Du siehst den Glanz der sch?nen Lichter nimmer. Als ich darauf vom Viergestirne fort Ein wenig hin zum andern Pole sah, Da war verschwunden schon der Wagen dort. Und einen Greis, allein, sah ich mir nahe, Der Ehrfurcht also wert an Mien? und Art, Dass mir, als ob?s mein Vater sei, gesch?he. Lang war, mit weissem Haar vermischt, sein Bart Und gleich dem Haar des Haupts, das, niedersinkend Als Doppelstreif, der Brust zur H?lle ward. Sein Angesicht, die heil?gen Strahlen trinkend Des Viergestirnes, war so sch?n und klar, Als sah? ich es, vom Schein der Sonne blinkend. "Wer seid ihr, die ihr fortflieht, wunderbar, Aus ew?ger Haft, dem blinden Strom entgegen" Er sprach?s, bewegt des Bartes greises Haar, "Wer leitet? euch? Wer leuchtet? euren Wegen, Dass ihr entstiegt den Schatten tiefer Nacht, Die, ewig achwarz, der H?lle T?ler hegend Verlor des Abgrunds Satzung ihre Macht? Hat neuer Ratschluss durch der H?lle Pforte Verdammt? in meine Grotten hergebracht?"-- Hier f?hlt? ich mich erfasst von meinem Horte, Und ehrerbietig macht er Brau?n und Knie Mir alsogleich mit Hand und Wink und Worte Und sprach: "Nicht durch mich selber bin ich hie; Ein Weib kam bittend aus den h?chsten Sph?ren, Darob ich diesem mein Geleit verlieh. Doch da?s dein Will? ist, dass ich dich belehren Von unserm wahren Zustand soll, wie mag Mein Will? ein andrer sein, als zu gew?hren! Nicht sahe dieser noch den letzten Tag, Doch war er nah ihm, so vom Wahn verblendet, Dass er gewiss in kurzer Frist erlag. Um ihn zu retten, ward ich abgesendet, Und hierzu fand ich diesen Weg nur gut, Auf welchem ich mich jetzt hierher gewendet. Ich zeigt? ihm schon der S?nder ganze Brut, Nun aber ist er die zu sehn bereitet, Die hier sich l?utern unter deiner Hut. Lang w?r?s zu sagen, wie ich ihn begleitet. Kraft kam von oben, helfend, dass ich ihn, Um dich zu h?ren und zu sehn, geleitet. Lass dir?s gefallen, dass er hier erschien. Er sucht die Freiheit--wie sie wert zu halten, Weiss, wer um sie des Lebens sich verzieh?n. Du weisst?s, du liessest gern sie zu erhalten, In Utica die H?lle blutbenetzt, Die hell am grossen Tag sich wird entfalten. Nicht ward der ew?ge Schluss von uns verletzt. Er lebt und mich h?lt Minos nicht gefangen. Ich bin vom Kreis, wo deine Martia jetzt, Noch keuschen Aug?s, dir ausspricht das Verlangen, O heil?ge Brust, als dein sie anzusehn, Drum woll? uns, ihr zuliebe, wohl empfangen. Lass uns durch deine sieben Reiche gehn, Dann gr?ss? ich sie von dir in jenen Hallen, Willst, dort erw?hnt zu sein, du nicht verschm?h?n." "Gefiel auch", sprach er, "Martia mir vor allen, Da ich gelebt, so dass ich ihr erwies, Wodurch ich irgend wusst?, ihr zu gefallen, Doch jetzt nicht mehr bewegen darf mich dies, Da sie dort wohnt jenseits der n?cht?gen Wogen, Wie festgesetzt ward, als ich sie verliess. Doch hat ein Himmelsweib dich hergezogen, Wie du gesagt, was braucht?s da Schmeichelei?n? Sie will, dies g?n?gt, und treulich wird?s vollzogen Drum geh, zum weitern Weg ihn einzuweih?n. Ihn muss ein Gurt von glatter Bins? umschn?ren, Dann wasch ihm das Gesicht vom Schmutze rein. Das Aug? umnebelt, will sich?s nicht geb?hren, Zum ersten Diener, der vom sel?gen Land Herabgekommen ist, ihn hinzuf?hren. Rings tr?gt der kleinen Insel tiefster Strand, Wo Wog? und Woge sich im Wechsel jagen, Viel Binsen am morastig weichen Rand. Die andern Pflanzen, welche Bl?tter tragen Und sich verh?rten, kommen da nicht auf, Wo?s gilt, sich schmiegen, wenn die Wellen schlagen. Doch kehrt von dort nicht r?ckw?rts euren Lauf; Die Sonne zeigt--seht, dort ersteht sie eben!-- Euch dann den leichtern Weg den Berg hinauf." Hier sah ich ihn vor meinem Blick verschweben; Stumm stand ich auf und sah auf meinen Hort, In seinen Schutz und Willen ganz ergeben. Er sprach: "Sohn, folge mir jetzt r?ckw?rts. Dort Neigt mehr und mehr die Ebene sich immer Nach ihren letzten tiefsten Grenzen fort." Schon trieb das Morgenrot mit lichtem Schimmer Die Fr?he vor sich her, und vom Gestad Erkannt? ich weit hinaus des Meers Geflimmer. Nun gingen wir dahin auf ?dem Pfad, Wie wer, verirrt, zum rechten Wege schreitend, Sein Gehn umsonst glaubt, bis er ihn betrat. Wir sahn den Tau bald, mit der Sonne streitend, Doch, weil er dort an schatt?ger Stelle war, Sich minder schnell in leichtem Dunst verbreitend. Worauf mein Hort mit seiner H?nde Paar Sanft die zerstreuten, weichen Gr?ser deckte, Drob ich, denn seinen Vorsatz nahm ich wahr, Ihm die betr?nte Wang? entgegenstreckte. Rein wusch er mir die Farbe der Natur, Die erst der Schmutz der H?lle ganz versteckte. Nun gingen wir dahin auf ?der Flur Am Strande fort, der nie ein Schiff erblickte, Das wieder heim zum Vaterlande fuhr. Dort, so wie der geboten, der uns schickte, Umg?rtet er mit schwachen Binsen mich, Und wo er nur die niedre Pflanze knickte, Erhob sie neu aus ihrer Wurzel sich.

Zweiter Gesang

Sol war zum Horizont herabgestiegen, Des Mittagskreis, wo er am h?chsten steht, Sieht unter sich die Feste Zions liegen. Nacht, welche sich ihm gegen?ber dreht, War mit der Wag? am Ganges vorgegangen, Die, wenn sie zunimmt, ihrer Hand entgeht. Drum hatten Eos weiss? und rote Wangen Dort, wo ich war, weil ihre Jugend schwand, In hohem Gelb zu schimmern angefangen. Wir waren noch am niedern Meeresstrand, Und gingen, ob des fernen Wegs in Sorgen, Im Herzen fort, indes der K?rper stand. Und wie in tr?ber R?te, wenn der Morgen Sich n?hert, Mars, im Westen, nah dem Meer Sich zeigt, von dichten D?nsten fast verborgen, So sah ich jetzt ein Licht--o s?h? ich?s mehr! Und eilig, wie kein Vogel je geflogen, Glitt?s auf des Meeres glattem Spiegel her. Als ich von ihm die Augen abgezogen Ein wenig hatt? und zu dem F?hrer sprach, Schien?s heller dann und gr?sser ob den Wogen. Dann auf des Lichtes beiden Seiten brach Ein weisser Glanz hervor, und er entbrannte, Wie?s n?her kam, von unten nach und nach. Mein Meister, der nach ihm sich schweigend wandte, Solang der Fl?gel erstes Weiss erschien, Rief, wie er nun den hehren Schiffer kannte: "O eile jetzt, o eile, hinzuknien! Sieh Gottes Engel! Falte deine H?ndel Nun siehst du solche Gottes Wink vollziehen. Sieh, er verschm?ht, was Menschenwitz erf?nde. Nicht Segel, Ruder nicht--sein Fl?gelpaar Braucht er zur Fahrt ans ferneste Gel?nde. Sieh, wie?s gen Himmel strebt so sch?n und klar! Die Luft bewegt das ewige Gefieder, Das nicht sich ?ndert wie der Menschen Haar." Und wieder naht? er sich indes und wieder In hellerm Glanz, dass n?her solchen Schein Mein Auge nicht ertrug, drum schlug ich?s nieder. Und leicht und schnell sah ich durch ihn allein Das Schiff des Eilands niedern Strand gewinnen, Auch dr?ckt? es kaum die Spur den Fluten ein. Und als ein Sel?ger stand vor meinen Sinnen Am Hinterteil des Schiffes Steuermann, Und mehr als hundert Geister sassen drinnen. "Als aus ?gypten Israel entrann"; Die Schar, gewiss, das Ufer zu erreichen, Fing diesen Psalm einstimm?gen Sanges an. Er macht? auf sie des heil?gen Kreuzes Zeichen, Drum warf sich jeder hin am Meeresbord, Dann sah man ihn schnell, wie er kam, entweichen. Fremd schienen alle, welche blieben, dort, Und um sich blickend sah ich sie verweilen, Wie den, der Neues sieht am fremden Ort. Von allen Seiten schoss mit Feuerpfeilen Den Tag die Sonne, die vom Meridian Den Steinbock schon gezwungen, zu enteilen Da hoben, die wir eben kommen sahn, Nach uns die Stirn empor mit diesem Worte: "Zeigt uns, dafern ihr k?nnt, zum Berg die Bahn." Erwidert ward darauf von meinem Horte: "Wisst, wenn ihr w?hnt, wir w?ssten hier Bescheid; Wir sind so fremd wie ihr an diesem Orte. Denn kurz vorher, eh? ihr gekommen seid, Sind auf so rauhem Weg wir angekommen, Dass hier zu klimmen Spiel, nicht M?h? und Leid." Wie jene nun am Atmen wahrgenommen, Dass ich noch lebe, schienen sie bewegt, Ja, vor Erstaunen ?ngstlich und beklommen. Und wie dem Boten, der den ?lzweig tr?gt, Die Menge folgt, voll Neubegier sich pressend, Und Tritt? und St?sse sonder Scheu ertr?gt, So dr?ngten jetzt, mich mit den Augen messend, Zu mir die hochbegl?ckten Seelen sich, Beinah den Gang zur Reinigung vergessend. Hervor trat eine jetzt, so inniglich Mich zu umarmen, mit so holden Mienen, Dass mein Verlangen ganz dem ihren glich. Leere Schatten, die Gestalt nur schienen! Dreimal halt? ich die H?nde hinter ihr, Und dreimal kehrt? ich zu der Brust mit ihnen. Das Antlitz, glaub? ich, malt? Erstaunen mir, Und jenen sah ich l?chelnd r?ckw?rts schweben, Doch folgt? ich ihm mit liebender Begier. Und lieblich h?rt? ich ihn die Stimm? erheben: "Sei ruhig!" Da erkannt? ich ihn und bat, Er m?ge weilen und mir Antwort geben. "Dich lieb? ich," sprach er, als ich ihn genaht, "Wie einst im Leib, so jetzt der Haft entbunden, Drum weil? ich--doch was gehst du diesen Pfad?" "O mein Casella, hier nur eingefunden Hab? ich mich, um zur Welt zur?ckzugehn. Doch wie bist du beraubt so vieler Stunden?" Und er: "Drob ist kein Unrecht mir gescheh?n. Musst? er auch ?fters mich zur?ckeweisen, Der mit sich fortnimmt, wann er will und wen. Denn sein Will? ist nur der des Ewig-Weisen. Und seit drei Monden hat er gern gew?hrt, Wenn irgendwer verlangt hat, mitzureisen. Auch mich, der ich mich zu dem Strand gekehrt, Wo salzig wird der Tiber s?sse Welle, Empfing er liebevoll, da ich?s begehrt. Jetzt schwebt er wieder hin zu jener Stelle, Wo er vereint mit freudigem Empfang Die, so nicht S?nde st?rzt zur Nacht der H?lle." Und ich: "Hat dir nicht jenen Liebessang, Den du ge?bt, ein neu Gesetz entrissen, Der ?fters mir gestillt des Herzens Drang, So lass mich jetzt nicht seinen Trost vermissen; Denn meine Seele, die der Leib umflicht, Schwebt, da sie hier erscheint, in K?mmernissen." "Die Liebe, die zu mir im Herzen spricht Begann er jetzt, und ach, die s?sse Weise Verklingt noch jetzt in meinem Innern nicht. Mein Herr und ich, wir standen still im Kreise Der andern dort und alle so begl?ckt, Als kennten wir kein andres Ziel der Reise, Nur seinen T?nen horchend, hochentz?ckt. Da sieh bei uns den ehrenhaften Alten: "Was, tr?ge Geister, ist?s, das euch ber?ckt? Nachl?ssige, so lang? euch aufzuhalten! Zum Berg hin, wo man frei der H?llen wird, Die Gottes Anblick noch euch vorenthalten! Wie wenn, von Weizen oder Lolch gekirrt, Die Tauben still im Stoppelfelde schmausen Und keine mehr umherstolziert und girrt, Dann aber, wenn erscheint, wovor sie grausen, Sie alle j?h, mit gr?ssrer Sorg? im Sinn, Von ihrer Weid? empor im Fluge brausen; So lief die Schar der Seelen jetzt dahin, Vom Sange fort, zum Berge sonder Weile, Wie wer da l?uft, allein nicht weiss wohin; Wir aber folgten mit nicht mindrer Eile.

Dritter Gesang

Trieb j?he Flucht auch alles, was vereinigt Beim S?nger war, zerstreut jetzt durch den Plan Dem Berge zu, wo die Vernunft uns peinigt, Doch dr?ngt? ich mich dem treuen F?hrer an. Wie k?nnt? ich ihn auch bei der Reife missen? Wie kam ich wohl ohn? ihn den Berg hinauf? Er schien gepeinigt von Gewissensbissen. w?rdig reine Seele, wie emp?rt, Wie qu?lt der kleinste Fehler dein Gewissen! Als seines Laufes Eil? nun aufgeh?rt, Bei welcher W?rd? im Anstand nimmer waltet, Da ward mein Geist, verengt erst und verst?rt, Zum Streben neu erweitert und entfaltet, Und, das Gesicht dem Berge zugewandt, Sah ich, dem Himmel zu, ihm hochgestaltet. Die Sonne, hinter mir in rotem Brand, War vor mir, nach Gestaltung und Geb?rde, Gebrochen, da mein Leib ihr widerstand. Und bang, dass ich allein gelassen werde, Kehrt? ich mich schleunig seitw?rts, da ich sah, Beschattet sei vor mir allein die Erde. "Was argw?hnst du" begann mein Tr?ster da, Zu mir gewandt, erratend, was ich dachte, "Glaubst du, ich sei dir nicht, wie immer, nah? Dort liegt der Leib, in dem ich Schatten machte, An Napels Strand, den jetzt schon Nacht umflicht, Wohin man einst von Brindisi ihn brachte. Beschatt? ich jetzt vor mir die Erde nicht, So staune nicht darum--deckt doch der Schimmer Des einen Himmels nie des andern Licht. Dergleichen K?rper schafft der Herr noch immer, Damit sie dulden Hitz? und Frost und Pein, Doch wie er?s macht, entschleiert er uns nimmer. Tor, wer da hofft, er dring? in alles ein Mit der Vernunft, selbst in endlose Sph?ren, Wo er, der Ew?ge, einer ist in drei?n. Strebt, Menschen, doch das Wie nicht aufzukl?ren; Denn w?r?s gestattet, alles zu erschau?n, Nicht brauchte dann Maria zu geb?ren. Wohl mancher d?rft? auf seinen Geist vertrauen, Dem noch die Sehnsucht, alles zu erkunden, Geblieben ist zu ewiglichem Grau?n. Du weisst, wo wir den Plato aufgefunden Und manchen sonst." Er schwieg, die Stirn geneigt, Und alle Heiterkeit schien ihm geschwunden. Wir kamen hin, von wo man aufw?rts steigt. Dort oben ist der Fels so steil gelegen, Dass sich kein Raum zu einem Dritte zeigt. Der rauhste von den ?den Felsenwegen Inmitten Lerci und Turbia schmiegt Sich sanft und leicht, stellt man ihn dem entgegen. "Wer weiss, zu welcher Hand der Hang sich biegt." Der Meister sprach?s und hielt jetzt ein im Schreiten, "So dass auch der hinauf kann, der nicht fliegt?" Er liess indes den Blick zum Boden gleiten Und nahm im Geist des Pfades Pr?fung wahr. Doch ich sah aufw?rts nach des Berges Seiten, Und da erschien mir linksher eine Schar, Die schien so langsam zu uns her zu schweben, Dass kaum Bewegung zu bemerken war. "Lass," sprach ich, "Meister, deinen Blick sich heben, Die Rat erteilen k?nnen, nahen schon, Dafern du nicht vermagst, ihn selbst zu geben." Frei schaut? er auf, und alle Sorgen floh?n. "Nur langsam". sprach er, "geht ihr Gang vonstatten, Drum gehn wir hin. Getrost jetzt, s?sser Sohn!" Wir waren noch entfernt von jenen Schatten Und ihnen etwa steinwurfweit genaht, Als wir getan an tausend Schritte hatten. Da dr?ngten alle sich ans Felsgestad Und standen still und dicht, uns zugewendet, Wie wen Bedenken hemmt auf seinem Pfad. "O Auserw?hlte, die ihr wohl geendet," Begann Virgil, "wie einst euch Friede jetzt, Den, wie ich glaube, Gott euch allen spendet, So zeigt uns des Gebirges Abhang jetzt Und lasst uns einen Weg nach oben sehen, Denn Zeitverlieren schmerzt den, der sie sch?tzt." Gleichwie die Sch?flein aus dem Stalle gehen, Eins, zwei und drei, indessen noch verzagt Die andern mit gebeugten K?pfen stehen, Bis was das erste tat, nun jedes wagt, Wenn jenes harrt, geduldig die Beschwerde Des Drangs ertr?gt und nach dem Grund nicht fragt; So sah ich jetzt von der begl?ckten Herde Die vordem sich bewegen und uns nah?n, Das Antlitz z?chtig, ehrbar die Geb?rde. Wie sie das Licht zur Rechten meiner Bahn Geteilt und, als des Erdenleibes Zeichen, Die Felsenwand von mir beschattet sahn, Sah ich sie stehn und etwas r?ckw?rts weichen. Die andern wussten zwar nicht, was gescheh?n, Doch alle taten sie sofort desgleichen. "Ohn? eure Frage will ich euch gestehn, Noch einem Menschen ist der K?rper eigen, Von welchem ihr das Licht geteilt gesehn. Doch lasst Verwunderung und Staunen schweigen; Nicht ohne Kraft, die Gott nur geben kann, Sucht er die schroffe Wand zu ?bersteigen." Mein Hort sprach?s, und die w?rd?ge Schar begann, Uns mit der H?nde R?cken Zeichen gebend: "Kehrt wieder um und schreitet uns voran!" Und einer drauf, zu mir die Stimm? erhebend: "Wer du auch seist, blick? um, mich anzuschau?n, Besinne dich: Sahst du mich jemals lebend`?" Ich wandt? auf ihn die Augen voll Vertrau?n. Blond war er, sch?n, von w?rdigen Geb?rden, Doch war gespalten eine seiner Brau?n. Dem?tig sagt? ich, dass ich ihn auf Erden Niemals gesehn; da aber hiess er mich Aufmerksam auf die Wund? am Busen werden, Und l?chelnd sprach er dann: "Manfred bin ich! Wenn dich zur Welt zur?ck die Schritte tragen, Zu meiner Tochter geh, ich bitte dich, Die unterm Herzen jenes Paar getragen, Das Aragonien und Sizilien ehrt, Ihr Wahres, wenn man andres sagt, zu sagen. Als zweimal mich durchbohrt des Feindes Schwert, Da ?bergab ich weinend meine Seele Dem Richter, der Verzeihung gern gew?hrt. Oh gross und schrecklich waren meine Fehle, Doch gross ist Gottes Gnadenarm und fasst, Was sich ihm zukehrt, so dass keiner fehle. Und wenn Cosenzas Hirt, der sonder Rast, Wie Clemens wollte, mich gejagt, dies eine Erhabne Wort der Schrift wohl aufgefasst, So l?gen dort noch meines Leibs Gebeine Am Br?ckenkopf bei Benevent, vom Mal Gesch?tzt der schweren aufgeh?uften Steine. Nun netzt?s der Regen, dorrt?s der Sonnenstrahl, Dort, wo er?s hinwarf mit verl?schten Lichten, Dem Reich entf?hrt, entlang dem Verdetal. Doch kann ihr Fluch die Seele nicht vernichten, Aus welcher nicht die frohe Hoffnung weicht, An ew?ger Liebe neu sich aufzurichten. Wahr ist?s, dass, wer im Kirchenbann erbleicht, War? auch zuletzt in ihm die Reu? entglommen, Doch dieser Felswand H?he nicht erreicht, Bis dreissigmal die Zeit, seit ihm genommen Der Kirche Segen ward, verflossen ist, K?rzt diese Zeit nicht ab das Fleh?n der Frommen. Sieh, ob du mir zum Heil gekommen bist, Wenn du Konstanzen, wie du mich gesehen, Entdeckst und ihr verk?ndest jene Frist, Denn viel gewinnt man hier durch euer Flehen."

Vierter Gesang

Wenn etwas, was uns wohltut oder kr?nkt, Uns eine Seelenkraft in Aufruhr brachte, Und sich die Seel? in diese ganz versenkt, Dann scheint?s, als ob sie keiner andern achte; Und dies beweist genugsam gegen den, Der uns belebt von mehrern Seelen dachte. Indem wir etwas h?ren oder sehn, Was stark uns anzieht, ist die Zeit verschwunden, Bevor wir?s glauben und es uns versehn. Denn anders wird die Kraft, die h?rt, empfunden, Und anders unsrer Seele ganze Kraft; Frei ist die erste, diese scheint gebunden. Davon erhielt ich jetzo Wissenschaft-- Indessen ich gehorcht und stillgeschwiegen, Weil Staunen mir die Seele hingerafft, War f?nfzig Grad? die Sonn? emporgestiegen, Eh? ich?s bemerkt--da ward ein Ruf mir kund Von den gesamten Seelen: "Seht die Stiegen!" Die ?ffnung, die mit einem Dorngebund, Wenn sich die Traube br?unt, die Winzer schliessen, Ist weiter oft als hier der Felsenschlund, Durch welchen uns die Seelen klimmen hiessen. Er vor, ich folgend, stiegen wir allein Den Felsweg, da die ?ndern uns verliessen. Empor zu Bismantova und bergein Bei Noli kann man auf den F?ssen dringen, Doch wer hier aufstrebt, muss befl?gelt sein; Ich meine, mit der grossen Sehnsucht Schwingen, Die mich dem F?hrer nachzog mit Gewalt, Der Licht mir gab und Hoffnung zum Gelingen. Wir stiegen innerhalb dem Felsenspalt, Von ihm bedr?ngt, und fanden kaum mit H?nden Und F?ssen unter uns am Boden Halt. Nachdem wir aus den rauhen. schroffen W?nden Emporgelangt zum offenen Gestad, Da fragt? ich: "Meister, sprich, wohin uns wendend" Und er: "Mir nach, zur H?he geht dein Pfad! R?ckw?rts darf keiner deiner Schritte weichen, Bis irgendwo ein kund?ger F?hrer naht!" Den Gipfel konnte kaum der Blick erreichen; Die Seite ging, stolz, senkrecht fast, hinan, Dem Hang der Pyramide zu vergleichen. Ich war bereits ermattet und begann: "O s?sser Vater, peinlich wird die Reife! Schau? her und sieh, dass ich nicht folgen kann!" "Bis dorthin schleppe dich!" So sprach der Weise Und zeigt? auf einen Vorsprung nahe dort, Von dem es schien, dass er den Berg umkreise. Mir war ein Sporn des edlen Meisters Wort, Mit aller Kraft die Reise fortzusetzen; So kroch ich bis zum Bergesg?rtel fort. Und dort verweilten wir, um uns zu setzen, Ostw?rts, nach dem erklommnen Pfad gewandt, An dem sich gern der Wandrer Blicke letzen. Die Augen kehrt? ich erst zum tiefen Strand, Dann als ich sie zur Sonn? emporgeschlagen, Die uns zur Linken, Gluten spr?hend, stand, Da sah Virgil, dass ich des Lichtes Wagen Anstaunte, weil er zwischen Mitternacht Und unserm Standort schien dahinzujagen, Und sprach: "Wenn jenem Spiegel ew?ger Macht Castor und Pollux jetzt Begleiter w?ren, Ihm, welcher auf- und abf?hrt Licht und Pracht, So w?rd? er, kreisend n?her bei den B?ren, Wenn er vom alten Weg nicht abgeirrt, Mit seiner Glut den Zodiak verkl?ren. Bedenke nur, wenn dich dies Wort verwirrt, Dass dieser Berg mit Zions heil?gen H?hen Begrenzt von einem Horizonte wird, Doch beid? auf andern Hemisph?ren stehen; Die Bahn, die Phaethon, der Tor, durchreist, Ist drum von hier zur linken Hand zu sehen, Indes sie dorten sich zur rechten weist-- So hoff ich denn, dass du zur klaren Kenntnis, Wenn du wohl aufgemerkt, gef?rdert seist." "Gewiss, mir ward so klar noch kein Verst?ndnis Als hier," begann ich, "wo mir dein Beweis Ersetzt den Mangel eigener Erkenntnis. Der ewigen Bewegung mittler Kreis, Den man ?quator in der Kunst benannte, Der fest bleibt zwischen Sonn? und Wintereis, Zeigt, wie ich wohl aus deiner Red? erkannte, Sich nordw?rts hier, wie ihn die Juden sahn, Wenn sich ihr Antlitz gegen S?den wandte. Doch sprich, wie weit hinauf geht unsre Bahn? Denn sieh, so hoch, wie kaum die Augen kommen, Steigt ja des Berges Gipfel himmelan." Und er: "Wer ihn zu steigen unternommen, trifft grosse Schwierigkeit an seinem Fuss, Die kleiner wird, je mehr man aufgeklommen. Drum, wird dir erst die M?he zum Genuss, Erscheint dir?s dann so leicht, emporzusteigen, Als ging?s im Kahn hinab den muntern Fluss, Dann wird sich bald das Ziel des Weges zeigen, Dann wirst du sanft von deinen M?hen ruh?n. Dies ist gewiss, vom andern will ich schweigen." Er sprach?s, und eine Stimm? ert?nte nun Ganz nah bei uns: "Eh? ihr so weit gegangen, Wird euch vielleicht zu sitzen n?tig tun." Wir sahn dorthin, woher die Wort? erklangen, Und linkshin lag ein Felsenblock uns nah, Der bis dahin mir und auch ihm entgangen. Hin schritten wir und fanden Leute da Verdeckt vom Felsen und in seinem Schatten, In welchen ich ein Bild der Tr?gheit sah. Und einer, wie im g?nzlichen Ermatten, Sass dorten und umarmte seine Knie, Die das gesunkne Haupt inmitten hatten. "Der ist gewiss der Faulheit Bruder! sieh," Begann ich, "sieh nur hin, mein s?sser Leiter, Denn sicher sahst du einen Tr?gern nie." Da kehrt? er sich zu mir und dem Begleiter, Hob, doch nur bis zum Schenkel, das Gesicht Und sprach: "Bist du so stark, so geh nur weiter." Und da erkannt? ich ihn und s?umte nicht, Noch atemlos vom Klettern, vorzustreben Bis hin zu ihm, und sah ihn, als ich dicht Schon bei ihm stand, das Haupt kaum merkbar heben. "Zur Linken f?hrt der Sonnenwagen fort," Begann er nun, "hast du wohl acht gegeben?" Ich musste l?cheln bei dem kurzen Wort Und bei den faulen, langsamen Geb?rden; Worauf ich sprach: "Belaqua, dieser Ort Bezeugt mir deutlich, du wirst selig werden. Doch sprich: harrst du des F?hrers sitzend hier? Wie? oder treibst du?s hier noch wie auf Erden?" "Bruder," sprach er, "was hilft das Steigen mir? Ich w?rde doch zur Qual nicht kommen sollen, Denn Gottes Pf?rtner weist mich weg von ihr. Hier aussen muss um mich der Himmel rollen, So oft als er im Leben tat, da sp?t Und erst im Tod mein Herz bereuen wollen, Wenn mir nicht fr?her beispringt das Gebet, Das sich aus gl?ub?ger Brust emporgerungen. Was h?lf ein andres, da es Gott verschm?ht?" Schon war vor mir Virgil hinaufgedrungen, Und rief: "Jetzt komm, schon hat in lichter Pracht Die Sonne sich zum Mittagskreis geschwungen, Und Mauritanien deckt der Fuss der Nacht."

F?nfter Gesang

Schon hatt? ich, auf der Spur des F?hrers steigend, Mich ganz von jenen Seelen abgewandt, Als ein?, auf mich mit ihrem Finger zeigend, Mir nachrief: "Seht den untern linker Hand Die Sonne teilen und den Grund beschatten Und tun, als lebt? er noch in jenem Land." Sobald mein Ohr erreicht die T?ne hatten, Kehrt? ich mich ihnen zu, und jene sahn Erstaunt nur mich, nur mich und meinen Schatten. Da sprach Virgil: "Was zieht dich also an, Dass du den Gang zum Gipfel aufgeschoben" Und jenes Fl?stern, was hat dir?s getan? Was man auch spreche, folge mir nach oben! Steh wie ein fester Turm, des stolzes Haupt Nie wankend ragt, wenn auch die Winde toben. Das Ziel entweicht, dem man sich nah geglaubt, Wenn sich Gedanken und Gedanken jagen Und einer stets die Kraft dem andern raubt." "Ich komme schon!" Was k?nnt? ich anders sagen, Da mich mein Fehler zum Err?ten zwang, Das oft mir schon Verzeihung eingetragen? Indessen sahn wir quer am Bergeshang Nah vor uns eine Schar von Seelen kommen, Die Vers f?r Vers ihr Miserere sang. Wie sie an meinem Leibe wahrgenommen, Dass er den Strahlen undurchdringlich sei, Da ward ihr Sang zum Oh! lang und beklommen. Und, gleich Gesandten, kamen ihrer zwei, Uns beide zu befragen, wer wir w?ren, In vollem Laufe bis zu uns herbei. Da rief Virgil: "Ihr k?nnt zur?ckekehren. Sein Leib ist wirklich ganz von Fleisch und Bein, Und solches m?gt ihr jenen dort erkl?ren. Und wenn sie, wie ich glaube, dort allein, Um seinen Schatten anzusehn, verweilen, So wissen sie genug, um froh zu sein." Und schnell hingleitend, wie, gleich Feuerpfeilen, Entflammte D?nste, wenn die Nacht beginnt, Durchs heitere Gew?lb des Himmels eilen; So kehrten sie empor, um dann geschwind Sich mit den andern nach uns umzudrehen, Gleich einer Schar, die ohne Zaum entrinnt. "Sieh, viele kommen jetzt, dich anzuflehen, In dichtem Drang," so sprach mein Meister drauf, "Doch geh nur immer fort und horch im Gehen." "O du, der du zum Heil den Berg herauf Die Glieder tr?gst, die immer dich umfingen," So riefen sie, "hemm? etwas deinen Lauf. Sieh, um zur Welt von uns Bericht zu bringen, Uns an--erkennst du Antlitz und Gestalt? Was weilst du nicht? Was eilst du, vorzudringen? Get?tet sind wir alle durch Gewalt. Der S?nd? uns bis zur letzten Stunde weihend, Allein im Tod von Himmelsglanz umwallt, Verstarben wir, bereuend und verzeihend, Und f?hlten Gottes Frieden und das Licht, Nach seinem Anschau?n Sehnsucht uns verleihend." Und ich: "Zwar kenn? ich keinen von Gesicht, Doch fordert nur, ihr, die ihr wohl geboren, Und das, was ich vermag, verweigr? ich nicht. Bei jenem Frieden sei es euch beschworen, Den ich, fortklimmend auf des F?hrers Spur, Von Welt zu Welt, zum Ziele mir erkoren." Darauf begann der eine: "Hindert nur Nicht Ohnmacht deinen Willen, so vertrauen Wir dem, was du versprachst, auch ohne Schwur. Und solltest du, ein Lebender, die Auen Der Mark Ankona jemals wiedersehn So will ich fest auf deine G?te bauen. Lass die von Fano gl?ubig f?r mich fleh?n, Dass mir gestatten himmlische Gewalten, Zur Reinigung von schwerer Schuld zu gehn. Von dort war ich--allein die tiefen Spalten, Woraus das Blut, in dem ich lebte, floss, Hab? ich in Paduas Bezirk erhalten, Des Schoss mich, den Vertrauenden, umschloss. Zum Mord hatt? Este den Befehl gegeben, Der mehr der Gall?, als Recht, auf mich ergoss. Den Mordstahl sah ich bei Oriac sich heben, Doch wenn ich Mira mir zur Flucht erkor, So w?rd? ich dort noch, wo man atmet, leben. Ich lief zum Sumpf, und dort, in Schlamm und Rohr, Verstrickt? ich mich und fiel und sah die Erde Rings um mich her gemacht zum blut?gen Moor." Ein andrer: "Wie dein Wunsch befriedigt werde, Des Fittich hin zum Bergesgipfel fleugt, So k?rz? auch mir mitleidig die Beschwerde. In Montefeltro hat mich Guid? erzeugt; Ach wenn Johannen noch mein Schicksal r?hrte, Nicht ging? ich mehr mit diesem hier gebeugt." "Welche Gewalttat, welch Verh?ngnis f?hrte," So sprach ich, "dich so weit vom Campaldin, Dass niemand noch bis jetzt dein Grab ersp?rte." "Oh," sprach er drauf, "am Fuss des Casentin Str?mt vor der Archian, ein Fluss, entsprungen Beim Kloster oberhalb im Apennin. Bis dorthin, wo sein Namenslaut verklungen, Floh ich, durchbohrt den Hals, zu Fusse fort; Und blutleer schon, von Todesfrost durchdrungen, Verlor ich dorten Augenlicht und Wort, Um in Marias Namen wohl zu enden, Und fiel und liess die leere H?lle dort. Da f?hlt? ich mich in eines Engels H?nden, Doch schreiend fuhr ein Teufel auch herzu: "Wie, du vom Himmel, willst mir den entwenden? Wahr ist?s, was ewig ist, erbeutest du Nur durch ein Tr?nlein, das ihn mir entzogen, Doch g?nn? ich nun dem andern keine Ruh?." Du weisst, wenn feuchten Dunst emporgezogen Die Sonne hat, so st?rzt er, wenn ihn dann Die K?lte fasst, zur?ck in Regenwogen. Zum Willen nun, der stets nur B?ses sann, F?gt? er Verstand, und Rauch und Sturm erregte Die Kraft in ihm, die sie erregen kann. Als drauf der Tag erloschen war, belegte Er Pratomagnos Tal mit schwarzem Duft, Der vom Gebirg sich drohend herbewegte. Zu Fluten wurde nun die schwangre Luft, Zum Strombett rann, was von den Regeng?ssen Der Grund nicht trank, hervor aus Tal und Kluft. Der Archian, gleich andern grossen Fl?ssen, Ergoss zum K?nigsstrom den Sturmeslauf, Dem Fels und Baum zertr?mmert weichen m?ssen. Wie nun den starren Leib, nicht weit herauf Von seiner M?ndung, jene Flut gefunden, Da l?ste sie das Kreuz am Busen auf, Das ich gemacht, da Schmerz mich ?berwunden, Und wirbelte zum Strom die tr?ge Last. Dort liegt sie nun im Grund, von Schlamm umwunden." Als drauf der dritte Geist das Wort gefasst, Sprach er: "Wenn du, zur Welt zur?ckgekommen, Erst ausgeruht vom langen Wege hast, So lass dein Hiersein auch der Pia frommen. Siena gebar, Maremma tilgte mich, Und er, von dem ich einst den Ring bekommen, Der Treue Pfand, er weiss, wie ich erblich."

Sechster Gesang

Wenn Spieler sich vom W?rfelspiel entfernen, Bleibt, der verlor, betr?bt und ?rgerlich Und wirft und wirft, um?s besser zu erlernen Doch alles dr?ngt um den Gewinner sich. Der folgt und sucht, wie er sein Kleid erlange, Ein andrer, seitw?rts, spricht: Gedenk? an mich. Doch er verweilt nicht, h?rt auf keinen lange, Und wem er etwas gibt, der macht sich fort; So kommt er los vom l?stigen Gedrange. So war ich in dem dichten Haufen dort, Und musste hier den Kopf und dorthin wenden Und l?ste mich durch manch Verheissungswort; Sah Benincasa, der den W?trichsh?nden Des Ghin erlag, und sah darauf auch ihn, Des Los war, jagend in der Flut zu enden. Novelle bat mich flehend, zu verzieh?n; Auch der von Pisa dann, durch den der gute, Der wackere Marzucco stark erschien. Graf Orfo auch, und der im Frevelmute Vertilgt ward, wie er sagt?, aus Neid und Groll, Nicht weil auf ihm ein schwer Verbrechen ruhte, Den Broccia mein? ich--mag sich demutsvoll Zur Reue die Brabanterin bequemen, Wenn sie zu schlechterm Tross nicht kommen soll. Kaum war ich frei von allen jenen Schemen, Die dort mich angefleht, zu fleh?n, dass sie Zur Heiligung mit gr?ssrer Eile k?men; Da sprach ich: "Du, der stets mir Licht verlieh, Hast irgendwo in deinem Werk geschrieben, Den Schluss des Himmels beuge Flehen nie. Doch h?rtest du, wozu mich diese trieben. T?uscht nun vielleicht die Hoffnung diese Schar? Ist unklar mir vielleicht dein Sinn geblieben?" "Nicht t?uscht sie Hoffnung, und mein Wort ist klar," So sprach er drauf, "du magst es nur betrachten Mit hellem Geist, so wird dir?s offenbar. Ist f?r gebeugt das strenge Recht zu achten, Wenn das erf?llt der Liebe heisser Trieb, Was jenen oblag und sie nicht vollbrachten? Da, wo ich jenen Grundsatz niederschrieb, Da s?hnte man durch Bitten keine S?nden, Weil ungeh?rt von Gott die Bitte blieb. Doch kannst du jetzt so tiefes nicht ergr?nden, So harr? auf sie, die zwischen deinem Geist Und ew?ger Wahrheit wird ein Licht entz?nden. Beatrix ist?s, wenn du?s vielleicht nicht weisst, Die L?chelnde, Begl?ckte, die zu sehen Des hohen Berges Gipfel dir verheisst." Und ich: "Mein Meister, lass uns schneller gehen! Mir kehrt die Kraft, die kaum noch unterlag, Und sieh, schon werfen Schatten jene H?hen." "Wir gehn soweit als m?glich diesen Tag," Entgegnet? er, "doch andres wirst du finden, Als eben jetzt dein Geist sich denken mag. Die Sonne, deren Strahlen jetzt verschwinden, So, dass zugleich dein Schatten flieht, sie kehrt, Bevor wir uns empor zum Gipfel winden. Doch eine Seele sieh, uns zugekehrt, Allein, betrachtend, wie du dich bewegtest. Gewiss, dass sie den n?chsten Weg uns lehrt." O Geist von Mantua, wie du lebend pflegtest, So bliebst du stolzen, strengen Angesichts, Indem du langsam ernst die Augen regtest. Er liess uns beide gehn und sagte nichts, Gleich einem Leu?n, der ruht, uns still betrachtend Mit scharfem Strahle seines Augenlichts. Allein Virgil, nur nach der H?he trachtend, Befragt? ihn: "Wo erklimmt man diese Wand?" Doch jener, nicht auf seine Fragen achtend, Fragt? uns nach unserm Leben, unserm Land. Und: "Mantua"--begann nun mein Begleiter; Da hob der Schatten, erst in sich gewandt, Sich schnell vom Sitz und ward teilnehmend heiter. "Sordell bin ich, dein Landsmann!" rief er aus, Und, selbst umarmt, umarmt? er meinen Leiter-- Italien, Sklavin, Schlund voll Schmerz und Graus, Schiff ohne Steurer auf durchst?rmten Meeren, Nicht Herrscherin der Welt, nein, Hurenhaus; Wie sah ich jenen Schatten dort, den hehren, Beim s?ssen Klange seiner Vaterstadt Hereilen, um den Landsmann froh zu ehren. Doch deine Lebenden sind nimmer satt, Im tollen Kampf sich wechselweis zu morden, Selbst die umschlossen eine Mauer hat. Elende, such? an deinen Meeresborden, Im Innern such? und keinen Winkel letzt Des Friedens Gl?ck im S?den und im Norden. Was hilft dir?s, da dein Sattel unbesetzt, Dass Justinian die Z?gel dir erneute? Ohn? ihn w?r? minder deine Schande jetzt. Ihr hattet l?ngst mit frommem Sinn, ihr Leute, Zu C?sars Sitz den Sattel einger?umt, Verst?ndet ihr, was Gottes Wort bedeute. Seht, wie das wilde Tier sich t?ckisch b?umt, Seit niemand es die Sporen f?hlen lassen, Und ihr es, die ihr?s z?hmen wollt, entz?umt. O deutscher Albrecht, der dies Tier verlassen, Das drum nun tobt in ungez?hmter Wut, Statt mit den Schenkeln kr?ftig es zu fassen, Gerechtes Strafgericht fall? auf dein Blut Vom Sternenzelt, auch sei es neu und offen, Dann ist dein Folger wohl auf seiner Hut. Was hat dich und den Vater schon betroffen, Weil ihr, ver?dend diese Gartenau?n, Nach jenseits nur gestellt das gier?ge Hoffen. Komm her, der Philipeschi Stamm zu schau?n Leichtsinniger, komm, sieh die Cappelletten, Die schon gebeugt, und die voll Angst und Grau?n! Komm, Grausamer, die Treuen zu erretten! Sieh, ungestraft dr?ngt sie der schn?de Feind! Sieh Santafior in wilder R?uber Ketten! Komm her und sieh, wie deine Roma weint, Und h?re Tag und Nacht die Witwe st?hnen: Mein C?sar, ach, warum nicht mir vereint? Komm her und sieh, wie alle sich vers?hnen, Komm her, und f?hlst du dann auch Mitleid nicht, So sch?me dich, dass alle dich verh?hnen. Verzeih, o h?chster Zeus im ew?gen Licht, Der du f?r uns gekreuzigt wardst auf Erden, Ist anderw?rts gewandt dein Angesicht? Wie? oder soll aus schrecklichen Beschwerden, Ein neues Heil, von keinem Aug? entdeckt, Nach deinem tiefen Rat bereitet werden? Wie voll Italien von Tyrannen steckt! Will sich ein Bauer der Partei verschw?ren, Gleich heisst?s von ihm, Marcell sei auferweckt. Du, mein Florenz, du kannst dies ruhig h?ren, Da dieser Abschweif nimmer dich ber?hrt. Nie liess sich ja dein wackres Volk bet?ren. Gerechtigkeit hegt vieler Herz, nur sp?rt Man etwas sp?t, wie sehr es ihr gewogen, Indes dein Volk sie stets im Munde f?hrt. Wenn B?rger?mtern viele sich entzogen, Nimmt sie dein Volk freiwillig an und schreit: Seht her, mich hat die B?rde krumm gebogen! Nun freue dich, wenn du verdienest Neid, Du Reiche, du Friedselige, du Weise-- Ich red? im Ernst, die Wahrheit liegt nicht weit. Man spreche von Athen und Sparta leise! Sollt? ihr Gesetz wohl wert der Rede sein, Wie sehr man?s anpreist, neben deinem Preise? Das, was du vorkehrst, ist gar d?nn und fein; Denn wenn du?s im Oktober angesponnen, Zerreisst es im November kurz und klein. Wie oft hast du geendet und begonnen, Hast ?ber M?nz? und Art, Gesetz und Pflicht, Und Haupt und Glieder anders dich besonnen; Bist du nicht v?llig blind f?r jedes Licht, So musst du dich gleich einer Kranken sehen. Ruh? findet sie auf ihren Kissen nicht Und wendet sich, den Schmerzen zu entgehen.

Siebenter Gesang

Nachdem sie w?rdig und voll Freudigkeit Drei-, viermal mit den Armen sich umgaben, Da trat Sordell zur?ck: "Sprecht, wer ihr seid?" "Eh? sich zu diesem Berg gewendet haben Die Seelen, welche Gott zu schauen wert, Hat Octavianus mein Gebein begraben. Ich bin Virgil.--Des Himmels Eingang wehrt Mir Glaubensmangel nur, nicht andre S?nde," So sprach Virgil, als jener es begehrt. Als ob ein Wunder pl?tzlich hier entst?nde, Bei dem man sagt: Es ist! dann: Es ist nicht! Und staunend glaubt, und nicht, dass man?s ergr?nde; So schien Sordell--dann neigt? er das Gesicht, Worauf er zu den Knien Virgils sich beugte Und ihn umflocht, wo man den Herrn umflicht. "O Latiums Ruhm, du, dessen Werk bezeugte, Wie reich die Sprache sei an Kraft und Zier, O ew?ger Preis der Stadt, die mich erzeugte, Bringt mein Verdienst, mein Gl?ck dich her zu mir? Und wenn ich wert mich solcher Huld erweise, So sprich, auf welchem Wege bist du hier?" Virgil darauf: "Ich kam durch alle Kreise Des wehevollen Reichs in dieses Land, Und Himmelskraft bewegte mich zur Reise. Nicht Tun, nein. Nichttun nur, hat mich verbannt, Hinab verbannt von hoher Sonne Strahlen, Die du ersehnst, die ich zu sp?t erkannt, Zu jenen tiefen nachterf?llten Talen, Zum Ort, wo leises Seufzen nur ert?nt, Nicht Weheruf, noch Angstgeschrei von Qualen; Wo um mich her die Schar der Kindlein st?hnt, Die ungetauft aus jener Welt geschieden, Mit Gott f?r Adams Schuld noch unvers?hnt. Wo die sind, die mit ird?schem Wert zufrieden, Die Tugenden, bis auf die heil?gen Drei, S?mtlich ge?bt und jede Schuld gemieden. Doch, wenn du kannst, so bring? uns Kunde bei, Um schneller uns zu unserm Ziel zu leiten, Wo wohl der L?ut?rung wahrer Anfang sei." Und er: "Ich darf umher und aufw?rts schreiten, Denn kein gewisser Ort ist uns bestimmt. Soweit ich gehn darf, will ich dich begleiten. Doch sieh, wie schon des Tages Licht verglimmt, Drum ist auf guten Aufenthalt zu sinnen, Weil man bei Nacht nicht in die H?he klimmt. Dort rechts sind Seelen, nicht gar weit von hinnen; Zu diesen, wenn du einstimmst, f?hr? ich dich, Und denke wohl, du wirst dabei gewinnen."-- Virgil: "Wenn?s Nacht wird, steigt man nicht? So sprich, Erliegt vielleicht die Kraft dann der Beschwerde? Wie, oder widersetzt dann jemand sich?" Mit seinem Finger streifte nun die Erde Sordell und sprach: "Nicht hoffe, dass bei Nacht Dein Fuss den Strich nur ?berschreiten werde. An Steigen hindert sonst dich keine Macht Als Dunkelheit, die, wie sie uns ermattet, Verwirrt durch Ohnmacht unsern Willen macht. Hinabzugehn und r?ckw?rts ist gestattet, Und irrend ringsumher zu gehn am Bord, Wenn auch ihr Schleier noch die Welt umschattet." Mein Meister stand erst wie bewundernd dort; "Wie du versprachst," So h?rt ich drauf ihn bitten, "Geleit? uns an den angenehmen Ort." Wir waren eben noch nicht weit geschritten, Da war ein hohler Raum am Berg zu sehn, Ein Tal, das dort den Felsenrand durchschnitten. "Dorthin", So sprach der Schatten, "lass uns gehn, Seht dort den Berg von einer H?hlung teilen, Dort sehen wir den Morgen auferstehn." Ein krummer Fusspfad f?hrte zwischen steilen Felsh?h?n und Ebene zum Rand der Schlucht, Da hiess Sordell am Abhang uns verweilen. Gold, feines Silber und des Coccums Frucht, Bleiweiss und Indiens Blau in hellster Reine, Smaragd, zerbrochen kaum--in dieser Bucht, Bei dieses Grases, dieser Blumen Scheine Schw?nd? ihrer Farben ganzer Glanz dahin, Wie seinem Gr?ssern unterliegt das Kleine; Nicht war Natur allein hier Malerin, Mit laufend wunderbar gemischten D?ften Erg?tzte sie auch des Geruches Sinn. Salve, Regina, t?nt? es in den L?ften Von Seelen auf dem blumenreichen Beet, Versteckt hierinnen zwischen Felsenkl?ften. "Bevor die Sonne ganz zu R?ste geht, Gehn", sprach Sordell, "wir nicht hinab zu ihnen, Denn, wenn ihr hier auf diesem Felsen steht, Erkennt ihr besser aller Art und Mienen, Als sie im Tale selber, im Gedrang So vieler grosser Schatten euch erschienen. Der h?her sitzt und scheint, als h?tt? er lang Vers?umt, wozu ihn seine Pflicht verbunden, Und nicht den Mund regt bei der andern Sang, Jst Kaiser Rudolf, der Italiens Wunden Zu heilen zwar vermocht, doch nicht geheilt, So dass es sp?t durch andre wird gefunden. Der, dessen Anblick jetzt ihm Trost erteilt, Einst Herr des Landes, das der Fluss durchschneidet, Der in die Elb?, in ihr zur Meerflut eilt, Hiess Ottokar--mit Windeln noch umkleidet, Weit besser doch, als Wenzeslaus, sein Sohn, Der B?rt?ge, der an ?ppigkeit sich weidet. Der Kleingenaste dort--von Reich und Thron Scheint?s, dass er mit dem andern, G?t?gen spreche-- Starb fliehend, zu der Lilien Schmach und Hohn. Er schl?gt die Brust, als ob das Herz ihm breche. Den andern fehl--es ruhet sein Gesicht In seiner aufgest?tzten Linken Fl?che. An Frankreichs Aussatz, an den B?sewicht, Den Sohn und Eidam, denken sie, des Leben Voll Schmutz und Schmach sie feindlich qu?lt und sticht Den Gliederstarken sieh! Mit dem daneben, Dem Adlernas?gen, singt er im Akkord Und ragt? einst hoch in jedem wackern Streben. Und k?nnt?, als er verstarb, der J?ngling dort, Der hinten sitzt, den K?nigsthron ererben, So ging von Stamm zu Stamm die Tugend fort. Jakob und Friederich, die andern Erben, Sie sollten zwar des Thrones Herrlichkeit, Doch nicht des Vaters bessres Gut erwerben. Denn selten nur soll Menschenredlichkeit, Nach Gottes Schluss, neu aus der Wurzel Schlagen, Weil er sie nur auf frommes Fleh?n verleiht. Dem Adlernas?gen ist dies auch zu sagen, So gut als feiern, welcher mit ihm singt, Weshalb Provence und Puglien sich beklagen, Weil so viel schlechtem Keim sein Same bringt, Als h?her sich Konstanzas Gatt? im Preise Vor Beatrixens und Margretens schwingt. Den K?nig seht von schlichter Lebensweise, Der einsam sitzt, Heinrich von Engelland, Vergn?gt, dass sich ihm gleich sein Spross erweise. Der tiefer sitzt, den Blick emporgewandt, Ist Markgraf Wilhelm, welchen noch die Seinen In Montferrat, in Canaveser Land Und Alessandrias T?ck? und Krieg beweinen.

Achter Gesang

Die Stunde war es, die zu stillem Weinen Vor Heimweh den ger?hrten Schiffer zwingt, Am Tag, da er verliess die teuren Seinen, Die Liebesleid dem neuen Pilgram bringt, Wenn fernher, klagend ob des Tags Erbleichen, Der Abendglocken Trauerlied erklingt. Jedweder Laut schien mit dem Licht zu weichen, Und eine von den Seelen trat hervor Und heischt? Aufmerksamkeit mit einem Zeichen Und naht? und hob die beiden H?nd? empor, Als sagte sie: Du, Gott, nur bist mein Trachten! Indem ihr Blick im Osten sich verlor. Te Lucis Ante--diese Worte brachten Dann ihre Lippen vor. So fromm, so sch?n, Dass sie mich meiner Selbst vergessen machten. Mit andachtsvollem lieblichem Get?n Stimmt? ein der Chor zu reicher Wohllauts F?lle, Den Blick emporgewandt zu Himmelsh?h?n. Die Wahrheit liegt hier unter leichter H?lle; Ist, Leser, jetzt dein Blick nur scharf und klar, So wirst du leicht ersp?h?n, was sie verh?lle. Dem?tig, bleich, sah ich die edle Schar Nach oben schau?n, erwartungsvoll und schweigend, Und sah aus himmlischem Gew?lb? ein Paar Von Engeln durch die Luft herniedersteigend, Zwei Flammenschwerter zwar in ihrer Hand, Allein mit abgebrochnen Spitzen zeigend; Gr?n wie das Laub, das eben erst entstand, Und, von der gr?nen Fl?gel Weh?n getrieben, Nach hinten zu leicht flatternd das Gewand. Der eine blieb nah ?ber uns, und dr?ben, Jenseit des Tales, blieb der andre stehn, So, dass die Schatten in der Mitte blieben. Ich konnte wohl die blonden H?upter sehn, Doch am Gesicht verging mein Blick, geblendet, Wie oft die Sinn? am ?bermass vergehn. "Dies Paar ist aus Marias Schoss gesendet, Zur Hut des Tales, weil die Schlange naht." So sprach Sordell, uns beiden zugewendet. Und ich, der ich nicht wusst?, auf welchem Pfad, Ich schaut? umher, indem ich starr vor Grauen Fest an des treuen F?hrers R?cken trat. Sordell begann aufs neu: "Geht mit Vertrauen Jetzt zu den Grossen hin und sprecht sie an, Denn lieb wird?s ihnen sein, euch hier zu schauen. Ich war im Grund, wie ich drei Schritt? getan, Und nach mir forschend sp?h?n sah ich den einen, Als sah? er ein bekanntes Antlitz nah?n. Schon schw?rzte sich die Luft, doch zwischen seinen Und meinen Blicken liess sie, nah, was sich Vorher durch sie verschlossen, klar erscheinen. Nun ging ich auf ihn zu und er auf mich. "Mein edler Richter Nin, o welch Vergn?gen! Hier--nicht bei den Verdammten--find? ich dich!" Kein sch?ner Gruss ward zwischen uns verschwiegen. Und er: "Wann bist du aus dem weiten Meer Am Fusse dieses Berges ausgestiegen?" "Heut morgen kam ich aus der H?lle her", Entgegnet? ich, "und bin im ersten Leben, Doch suche hier des k?nftigen Gew?hr." Und wie ich ihnen den Bescheid gegeben, Da fuhr Sordell und er zur?ck, verst?rt, Als halt? ein Wunder pl?tzlich sich begeben, Der dem Virgil, der einem zugekehrt, Der dorten sass, am gr?nen Talgestade: "Auf, Konrad, sieh, was uns der Herr beschert." Und drauf zu mir: "Erwies besondre Gnade Dir der, des erster Grund verborgen ruht, Wohin kein Geist je findet Furt und Pfade, So sag? einst jenseits dieser weiten Flut Meiner Johanna, dass sie f?r mich flehe, Zu ihm, der nach dem Fleh?n der Unschuld tut. Nicht liebt die Mutter wohl mich noch wie ehe, Da sie den Witwenschleier abgelegt, Nach dem sie bald sich sehnt in ihrem Wehe. An ihr sieh, wie ein Weib zu lieben pflegt, Wenn ihre Liebesglut nicht um die Wette Jetzt Anschau?n, jetzt Betastung, neu erregt. Gewiss wird einstens ihre Grabesst?tte Von Mailands Schlange nicht so sch?n geschm?ckt, Als sie geschm?ckt der Hahn Galluras h?tte." Er sprach?s, und ihm im Antlitz ausgedr?ckt War ein gerechter Eifer, der dem Weisen Wohl durch das Herz, doch nur gem?ssigt, z?ckt. Ich blickte sehnlich nach des Himmels Kreisen Dorthin, wo tr?ger ist der Sterne Lauf, So wie, der Achse nah, des Rades Kreisen. Mein F?hrer sprach: "Was blickst du dort hinauf?" Und ich: "Nach den drei Lichtern, denn mit ihnen Geht ja am ganzen Pol ein Feuer auf." Und er: "Die vier, die dir heut morgen schienen, Sind tief jetzt unterm Horizont versteckt, Und diese sind an ihrer Stell? erschienen." Hier ward ich durch den Ruf Sordells erschreckt: "Den Widersacher seht!" Er sprach?s und zeigte Zur Gegend hin, den Finger ausgestreckt, Wo sich das kleine Tal ge?ffnet neigte; Dort war die Schlange, die wohl jener glich, Die Even einst die bittre Speise reichte. Wie sie daher durch Gras und Blumen strich, Hob sie von Zeit zu Zeit den Kopf zum R?cken Verdreht empor und leckt? und putzte sich. Nicht sah ich und vermag?s nicht auszudr?cken, Wie die zwei Engel sich bewegt zum Flug, Doch deutlich sah ich sie herniederz?cken. Und wie ihr Fl?gelpaar die L?fte schlug, Entfloh die Schlang?, und jene beiden flogen Zu ihrem Platz zur?ck in gleichem Zug. Der Schatten, der von Ninos Ruf bewogen Sich uns gen?hert, hatte bei dem Strauss Die Blicke nimmer von mir abgezogen. "Die Leuchte, die dich f?hrt zu Gottes Haus, Sie find? in deinem Willen und Verstande Ihr ?l und gehe bis zum Ziel nicht aus." So sprach er, "doch wenn von der Magra Strande Du wahre Kunde hast, so gib sie mir, Denn wiss?, ich war einst gross in seinem Lande. Corrado Malaspina spricht mit dir, Der Alte bin ich nicht, doch ihm entsprungen; Die Meinen liebt? ich stets, doch reiner hier." "Oh," sprach ich, "nimmer noch ist mir?s gelungen, Dies Land zu sehn, allein sein Nam? und Wert Ist, wo man in Europa sei, erklungen. Der Ruf, der euer Haus erhebt und ehrt, Schallt zu der Herrn, schallt zu des Landes Preise, So dass, wer dort nicht war, davon erf?hrt. Ich schw?r? es dir beim Ziele meiner Reise, Dass dein Geschlecht in voller Bl?te steht, Des Muts, der Gastlichkeit, der edlen Weise. Und wenn die Tollheit alle Welt verdreht, Sitt? und Natur wird ihm den Vorzug schenken, Dass es allein den schlechten Weg verschm?ht." Und er: "Jetzt geh, nicht siebenmal versenken Wird sich die Sonn? im Bett an jenem Ort, Den ringsumher des Widders F?ss? umschr?nken, So wird dir diese gute Meinung dort In deinem Kopfe festgenagelt werden, Mit bessern N?geln als mit andrer Wort, Wird nicht des Schicksals Lauf gehemmt auf Erden."

Neunter Gesang

Schon Thithons Buhlerin, entgleitend Dem Arm des s?ssen Freunds und einen Kranz Von weissem Licht im Orient verbreitend, Geschm?ckt die Stirn mit der Demanten Glanz, Die jenes kalten Tiers Gestaltung zeigen, Das t?dlich sticht mit seinem gift?gen Schwanz. Zwei Schritte hatte, wo ich war, im Steigen Die Nacht getan, um sich beim dritten jetzt Mit ihren Fittichen herabzuneigen, Als meine Sinne, da ich herversetzt Mit Adams Erbschaft war, dem Schlaf erlagen Und ich ins Gras sank, wo wir uns gesetzt. Zur Stunde war es, wo mit bangen Klagen, Wenn sich der Morgen naht, die Schwalbe girrt, Vielleicht gedenkend ihrer ersten Plagen, Und wo der Geist, vom Leibe nicht verwirrt, Frei und entledigt von den Sorgen allen, Im Traumgesicht beinahe g?ttlich wird. Da sah ich, tr?umend, an des Himmels Hallen Mit goldenem Gefieder einen Aar, Gespreizt die Fl?gel, um herabzufallen. Mir schien?s der Ort, wo Ganymedes war, Als er, indem die Seinen ihn umfingen, Entr?ckt ward zu der ew?gen G?tter Schar. "Er pflegt vielleicht sich hier herabzuschwingen", So dacht? ich, "und verschm?ht, von anderm Ort In seinen Klauen uns emporzubringen." Ein wenig kreist? er erst im Bogen dort, Dann schoss er, schrecklich, wie ein Blitz, hernieder Und riss mich bis zum Feuer aufw?rts fort. Mir schien, ich brenn?, auch brenne sein Gefieder, Und ganz ergl?ht von dem ertr?umten Brand, Erwacht? ich j?h aus meinem Schlummer wieder. So fuhr Achill empor im fremden Land Und drehte dann die wachen Blick? im Kreise, Weil er nicht wusste, wo er sich befand, Als Thetis ihn im Schlaf dem Chiron leise Entf?hrt und ihn nach Skyros hingebracht, Von wo Ulyss ihn rief zur grossen Reise; Wie ich emporfuhr, da ich aufgewacht; Doch f?hlt? ich Frost sich ?ber mich verbreiten, Gleich einem, den der Schreck erstarren macht. Mein treuer Hort allein war mir zur Seiten-- Zwei Stunden aufw?rts stieg die Sonne schon Und vor mir lagen frei des Meeres Weiten. Da sprach mein Herr: "Nicht f?rchte dich, mein Sohn. Mut, denn uns ist das Schwerste nun gelungen, Drum halte fest die Kraft, die fast entfloh?n. Zum Fegefeuer bist du nun gedrungen. Den Felsen sieh, der?s einschliesst--sieh das Tor Dort, wo, wie?s scheint, der Stein entzweigesprungen, Noch gl?nzt? Aurora nicht dem Tage vor, Du aber lagst, den Geist vom Schlaf befangen, Im Tale dort auf jenem Blumenflor, Da kam ein Himmelsweib dahergegangen. ?Lucien seh--den Schl?fer nehm? ich fort, Und leichter soll er so zum Ziel gelangen.? Sordell blieb mit den andern Seelen dort; Sie fasste dich, und als der Tag begonnen, Stieg sie empor mit dir an diesen Ort. Ich folgt? ihr; und als mir ihr Blick voll Wonnen Das Tor gewiesen, legte sie dich hin Und ging, und mit ihr war dein Schlaf entronnen." Gleichwie wir, wenn uns offenen Gewinn Die Wahrheit zeigte. Sorg? und Furcht verjagen, Von Mut und Lust erf?llt den freien Sinn, So ich--und da mich frei von Angst und Zagen Mein Meister sah, so schritt er zu den H?h?n, Und ich auch stand nicht an, den Gang zu wagen. Sieh, Leser, hier sich meinen Stoff erh?h?n, Drum staune nicht, wenn gr?ssre Kunst die Worte, Dem Stoff gem?ss, sich aussucht, hoch und sch?n. Wir gingen fort und nahten einem Orte, Der erst als Felsenspalt? erschien; doch nah Erkannt? ich in der ?ffnung eine Pforte. Drei Stufen von verschiednen Farben sah Ich unter ihr, um zu ihr aufzusteigen; Dann auch erkannt? ich einen Pf?rtner da, Der auf der h?chsten sass in tiefem Schweigen, Doch wie ich auf sein Antlitz hingewandt Mein Auge hatte, musst? ich?s wieder neigen. Er hatt? ein nacktes Schwert in seiner Hand, Und wollt? ich auf dies Schwert die Blicke kehren, So blitzt? es her der Sonne Glanz und Brand. "Von dorten sprecht: Was m?gt ihr hier begehren?" Sprach er. "Wer bracht? euch bis zu mir empor? Habt acht, sonst wird das Kommen euch beschweren." Mein Meister drauf: "Uns sagte kurz zuvor Ein Weib, vom Himmel selbst dazu berufen: ?Kehrt dorthin euren Schritt, dort ist das Tor!? Da h?rt? ich gleich den edlen Pf?rtner rufen: "So m?gt ihr denn durch sie zum Heile ziehen; Kommt, schreitet weiter vor zu unsern Stufen!" Wir kamen hin--die erste Stufe schien Von Marmor, weiss, von h?chster Gl?tt? und Reine, Drin spiegelt? ich mich ab, wie ich erschien. Die zweite schien mir von verbranntem Steine, Rauh, lang und quer geborsten und zerschlitzt, Und ihre Farbe schw?rzlichdunkle Br?une. Die dritte h?chste Stuf erschien mir itzt Wie Porphyr, flammend, gleich des Blutes Quelle, Die frisch und warm aus einer Ader spritzt. Dem Pf?rtner diente sie zur Ruhestelle F?r seine Fuss?, und h?her sass er dann Auf der durchsicht?gen diamantnen Schwelle. Gern folgt? ich meinem F?hrer dorthinan, Der sprach: "Jetzt geh, ihn flehend zu begr?ssen, Denn er ist?s, der das Schloss dir ?ffnen kann." Dem?tig sank ich zu des Engels F?ssen, Schlug dreimal erst auf meinen Busen mich Und bat ihn, aus Erbarmen aufzuschliessen. Mit seines Schwertes scharfer Spitze strich Er sieben P auf meine Stirn und machte Sie wund und sprach: "Dort drinnen wasche dich." Noch, wenn ich Asch? und Erdenstaub betrachte, Seh? ich des Kleides Farb?, aus welchem er Mit seiner Hand hervor zwei Schl?ssel brachte. Von Gold war dieser und von Silber der. Den weissen sah ich ihn, den gelben drehen, Und sieh, verschlossen war das Tor nicht mehr. Er sprach darauf: "Trifft einer von den zween Im Schloss beim Umdreh?n irgend Widerstand, So bleibt die T?re fest verschlossen stehen. Mehr Wert hat der von Gold, doch mehr Verstand Und Kunst wird jener, eh? er schliesst, bed?rfen, Denn er nur l?st das vielverschlungne Band. Beim ?ffnen sollt? ich eher irren d?rfen, Sprach Petrus, der sie gab, als beim Verschluss, Wenn nur, die k?men, erst sich niederw?rfen." Er stiess ans heil?ge Tor und sprach zum Schluss: "So geht denn ein, doch dass euch?s nie entfalle, Dass, wer r?ckblickt, nach aussen kehren muss." Beim ?ffnen drehte mit so lautem Schalle Die heil?ge Pfort? in ihren Angeln sich, Gemacht von starkem, klingendem Metalle, Dass es dem Knarren jenes Tores glich, Vom Schloss Tarpeja, dessen Riegel sprangen, Als der Gewalt Metell, sein W?chter, wich. Ich horcht? aufmerksam hin, denn Stimmen sangen, Und ein Tedeum schien mir, was man sang, Zu welchem volle s?sse T?n? erklangen. Denn das, was jetzt zu meinen Ohren drang, War, wie wenn zu Ges?ngen Orgeln gehen, Und wir vor ihrem vollen hellen Klang Die Worte halb verstehn, bald nicht verstehen.

Zehnter Gesang

Kaum war ich innerhalb der T?r der Gnade, Die selten aufgeht durch den schlechten Hang, Der g?rad? erscheinen l?sst die krummen Pfade, Da h?rt? ich, wie sie beim Verschliessen klang. Wie ward?s auch wohl entschuldigt, wie verziehen, Wenn nach ihr umzuschau?n mich Neugier zwang? Wir mussten durch gespaltnen Felsen ziehen, Der vor- und r?ckw?rts sprang vor unsrer Bahn, Wie Wogen sich anw?lzen erst, dann fliehen. "Jetzt gilt es", also fing mein F?hrer an, "Wohl etwas Kunst, um hier und dort den Seiten, Da, wo sie r?ckw?rts weichen, uns zu nah?n." Wir durften drum nur Iangsam vorw?rts schreiten, Und schon war Lunas Rand dem Meer genaht, Schon sah ich sie hinab ins Bette gleiten, Eh? wir zur?ckgelegt den engen Pfad; Doch blieben wir an seinem offnen Rande, Da, wo der Berg etwas zur?cke trat, Ich matt, und fremd wir beid? in diesem Lande, In Zweifeln stehn auf einem ebnen Ort, Der ?d war wie ein Berg in Lybiens Sande. Von wo sein Rand ans Leere grenzt, bis dort Zum Fuss der Felsen, die sich jenseits heben, Ging ebner Raum drei Menschenl?ngen fort. Soweit g?rad?aus der Blicke Fl?gel schweben, schien solch ein Raum zur recht? und linken Hand Den Berg, gleich einem Kranze, zu umgeben. Wie ich dort still mit meinem F?hrer stand, Erkannt? ich, dass der Felsrand, uns entgegen, Der steil sich hob, gleich einer schroffen Wand, Von weissem Marmor war und allerwegen Voll Bildnerei, um Polyklet zur Scham, Ja die Natur zum Neide zu erregen. Der mit dem Friedensfchluss, den l?ngst in Gram Die Welt ersehnt, aufs irdische Gefilde, Den lang verschlossnen Himmel ?ffnend, kam, Der Engel war dort eingehau?n, und Milde Und Liebe tat so wahr sein Wesen kund, Dass niemand glaubt?, es sei ein stumm Gebilde. Man schwor, ein Ave schweb? auf seinem Mund, Denn sie war dort, durch die des Himmels Riegel Der H?chste l?st? im neuen Liebesbund. Es zeigte der Geb?rde reiner Spiegel Das Wort: Sieh Gottes Magd, so ausgepr?gt, Wie sich im Wachs auspr?gt das sch?ne Siegel. "Was schaust du", sprach Virgil, "so unbewegt, Als ob nur diesem Bild dein Blick geb?hrte?"-- Ich ging zur Seit? ihm, wo das Herz uns schl?gt, Daher sich jetzt dorthin mein Auge r?hrte; Und hinter der Maria war der Stein, Zur andern Seite dessen, der mich f?hrte, Geschm?ckt mit andern sch?nen Schilderei?n. Drum trat ich, vor Virgil vorbeigeschritten, Ihm n?her, um zum Schau?n bequem zu sein. Der Wagen war, in Marmor eingeshnitten, Die stierbespannte Bundeslade da, Drob ungeheischtes Dienen Straf erlitten. Das Volk voraus, in sieben Ch?ren, sah Ich jubelnd zieh?n und sagt? ich: Ob sie singen? So sagt? ein Sinn mir nein, der andre ja! Sah Weihrauchduft sich in die L?fte schwingen, Und auch bei diesem Bilde liessen schwer Geruch sich und Gesicht zum Einklang bringen. Im Tanze vor der heil?gen Lade her, Sah ich erh?ht in Demut den Psalmisten, Der minder hier, als K?nig, war, und mehr, Und, wie erf?llt von R?nken und von Listen, Am Fenster des Palasts mit schn?dem Wort sp?ttisch bewundernd sich die Michal br?sten. Darauf bewegt? ich mich von meinem Ort, Um weiterhin ein andres Bild zu schauen, Und sah den edlen R?merherrscher dort Zu hohem Ruhm in Marmor eingehauen, Ihn, der zum grossen Siege den Gregor Beseelt mit Kraft und gl?ubigem Vertrauen. Trajan, den Imperator, stellt? es vor, Und eine Witw?, ihm in die Z?gel fallend, Die, schmerzerf?llt, mit Flehen ihn beschwor. Rings Reiterei gedr?ngt. Trompeten schallend, --so schien?s dem Aug?--im goldenen Panier Die Adler dr?berhin im Winde wallend. Die Arme schrie mit Macht, so schien es mir: "Verweile, Herr, mir ward der Sohn erschlagen, Du r?che mich, die Rache ziemet dir."-- So warte, bis ich kehre!" Dies zu sagen schien er, und sie darauf: "Und wenn du nun" "Nicht wiederkehrst?"--So wird?s mein Folger tun!" "Vertraust du, was dir obliegt, fremden Armen, Mag auch indes die Pflicht vergessen ruh?n?"-- "So tr?ste dich," entgegnet? er der Armen, "Bevor ich ziehe, l?s? ich meine Pflicht, Gerechtigkeit gebeut?s, mich h?lt Erbarmen!"-- Sichtbar macht? er die Red?, er, des Gesicht Von Ewigkeit nichts Neues noch gesehen, Doch uns ist?s neu, weil uns die Kunst gebricht. Indes ich mich erg?tzte, hinzusp?hen Nach solcher Demut Bildern, deren Wert Noch er erh?ht, durch welchen sie entstehen, Da lispelte Virgil, mir zugekehrt: Sieh jene dort, die langsam, langsam schreiten, Von diesen wird uns wohl der Weg gelehrt." Ich liess, da immer hier nach Neuigkeiten Mein ganzes Streben war, voll Ungeduld Nach dieser Seite hin die Blicke gleiten, Vernimmst du, Leser, wie sich Gott die Schuld Bezahlen l?sst, nicht denke drum zu weichen Vom guten Pfad und trau? auf seine Huld. Mag diese Qual auch der der H?lle gleichen, Denk? an die Folg?--im schlimmsten Falle wird Nur bis zum grossen Spruch die Marter reichen. Ich sprach: "Nur unklar seh? ich und verwirrt, Was dort sich naht. Sind?s menschliche Gestalten, Was unstet itzt vor meinem Auge flirrt?"-- "Kaum seh? ich selbst ihr Bild sich klar entfalten," Entgegnet? er, "weil erdw?rts tiefgeb?ckt Vor schwerer Last sie Haupt und Schultern halten. Sieh, was dort unter Steinen n?her r?ckt, Sieh scharf, und du entwirrst gequ?lte Schatten Und siehst genau, was jeden niederdr?ckt."-- Stolze Christen, o ihr Armen, Matten! Der Fuss schl?pft r?ckw?rts, doch, an Geiste blind, Glaubt ihr, vortrefflich geh eu?r Lauf vonstatten. Bemerkt ihr nicht, dass wir nur W?rmer sind, Bestimmt zu jenes Schmetterlings Entfaltung, Des Flug nie der Gerechtigkeit entrinnt. Was tragt ihr hoch das Haupt in stolzer Haltung? Gew?rm, das ?fters, wenn?s der Pupp? entflieht, Verkr?ppelt ist zu schn?der Missgestaltung; Wie man zuweilen wohl Gestalten sieht, Anstatt des Simses tragend Dach und Decken, Gekr?mmt, dass sich das Knie zum Busen zieht, Die im Beschauer wahres Leid erwecken Durch falschen Schmerz--so k?nnt? ich jetzo klar Bei sch?rferm Hinschau?n jene dort entdecken, Den mehr, den minder tiefgebogen zwar, Als ob die Last hier mehr, dort minder wiege, Doch der auch, der am meisten duldsam war, Schien tr?nenvoll zu sagen: Ich erliege!

Elfter Gesang

"Oh Vater unser, in den Himmeln wohnend, Du, nimmer zwar von ihrer Schrank? umkreist, Doch lieber bei den ersten Werken thronend, Es preis deinen Namen, deinen Geist, Was lebt, weil deinem s?ssen Hauch hienieden Der Mensch nur w?rdig dankt, wenn er ihn preist. Zu uns, Herr, komme deines Reiches Frieden, Den keiner je durch eigne Kraft errang, Und der zu uns nur kommt, von dir beschieden. Gleichwie die Engel beim Hosiannasang Ihr Wollen auf das Deine nur beschr?nken, So opfre dir der Mensch des Herzens Hang. Wollt unser t?glich Manna heut uns schenken; Zur?ckgeh?n ohne dies auf rauher Bahn Die, so am meisten vorzuschreiten denken. Wie wir, was andre B?ses uns getan, Verzeih?n, oh so verzeih uns du in Hulden Und sieh nicht das, was wir verdienen, an. Nicht lass die schwanke Kraft Versuchung dulden Vom alten Feinde, sondern mache los Von ihm, des Arglist reizt zu S?nd? und Schulden. F?r uns nicht, teurer Herr, f?r jene bloss Geschieht, tut not die letzte dieser Bitten, Die dort noch sind in unentschiednem Los." So f?r sich selbst, f?r uns auch betend, schritten Die Schatten langsam unter schwerer Last, Wie man im Traum oft ihren Druck erlitten, Im ersten Kreise, der den Berg umfasst; Sie l?utern sich vom Erdenqualm und tragen Ungleiche B?rden, matt, doch ohne Rast. Wenn stets f?r uns dort jene Gutes sagen, Was kann f?r sie von solchen hier gescheh?n, Die Wurzeln schon im bessern Sein geschlagen? Sie unterst?tze treulich unser Fleh?n, Dass sie der Erdenschuld sich bald entringen Und leicht und rein die Sternenkreise sehn. "Euch m?ge Recht und Huld Erleicht?rung bringen, Um zu dem Ziel, dass euch die Sehnsucht zeigt, Mit freien Fl?geln bald euch aufzuschwingen. Ihr aber zeigt uns, wo man aufw?rts steigt, Weist uns den Weg, und gibt es mehr als einen, So lehrt uns den, der minder steil sich neigt. Denn dieser hier, mit Fleisch und mit Gebeinen Von Adam her bekleidet und beschwert, Muss wider Willen tr?g im Steigen scheinen." So sprach mein F?hrer, jenen zugekehrt, Und diese Rede ward darauf vernommen, Doch wusst? ich nicht, von wem ich sie geh?rt. "Ihr k?nnt mit uns zur rechten Seite kommen, Dort ist ein Pass, nicht steiler, als der Fuss Des Lebenden schon anderw?rts erklommen. Und dr?ckte nicht der Stein nach Gottes Schluss Den stolzen Nacken jetzt der Erd? entgegen, So dass ich stets zu Boden blicken muss, So w?rd? ich nach ihm hin den Blick bewegen, Zu sehn, ob ich ihn, der sich nicht genannt, Erkenn?, und um sein Mitleid zu erregen. Wilhelm Aldobrandeschi, der dem Land, Das ihn geboren, Ruhm und Ehre brachte, Erzeugte mich, und ist euch wohl bekannt. Das alte Blut, der Ruhm der Ahnen machte So ?berm?tig mich und stolz und roh, Dass ich nicht mehr der Mutter aller dachte. Und ich verachtete die Menschen so, Dass ich drum starb, wie die Sanesen wissen Und jedes Kind in Campagnatico. Omberto bin ich; nicht nur mein Gewissen Befleckt der Stolz, er hat auch alle schier Von meinem Stamm ins Elend fortgerissen. Bis ich dem Herrn genugtat, ruht auf mir Die schwere Last, und was ich dort im Leben Nicht tat, dass tu? ich bei den Toten hier." Ich horcht? und ging gesenkten Blicks daneben, Ein andrer aber, unterm Steine, fing sich an zu winden, um den Blick zu heben. Er sah, erkannt? und nannte mich und hing, Kaum f?hig, doch den Blick vom Grund zu trennen, An mir, der ganz geb?ckt mit ihnen ging, "Du Odrisl" rief ich, froh, ihn zu erkennen, Scheinst Gubbios Ruhm, der Ruhm der Kunst zu sein, Die Miniaturkunst die Pariser nennen." "Ach, Bruder, heitrer sind die Schilderei?n," Versetzte jener, "Franks, des Bolognesen, Sein ist der Ruhm nun ganz, zum Teil nur mein. So edel war? ich, lebend, nicht gewesen, Dies zu gestehn, denn ach! vor Ruhmgier schwoll Damals mein stolzes Herz, mein ganzes Wesen. F?rs solchen Stolz bezahlt man hier den Zoll. Wo ich, weil ich bereute, durch Beschwerden Von seinem finstern Dampf mich l?utern soll. O eitler Ruhm des K?nnens auf der Erden! Wie wenig dauert deines Gipfels Gr?n, Wenn roher nicht darauf die Zeiten werden. Als Maler sah man Cimabue bl?h?n, Jetzt sieht man ?ber ihn den Giotto ragen, Und jenes Glanz in tr?ber Nacht ergl?h?n. Den Ruhm der Sprache nahm in diesen Tagen Ein Guid? dem andern, und ein andrer lauscht Vielleicht versteckt, auch ihn vom Nest zu jagen. Ein Windstoss nur ist Erdenruhm. Er rauscht Von hier, von dort, um schleunig zu verhallen, Indem er Seit? und Namen nur vertauscht. Wird lauter wohl dereinst dein Ruhm erschallen, Wenn du als Greis vom Leib geschieden bist, Als wenn du stirbst beim ersten Kinderlallen, Eh? tausend Jahr? entflieh?n?--wohl k?rzre Frist Zur Ewigkeit, als zu dem tr?gsten Kreise Des Himmels deines Auges Blinken ist. Ganz Tuscien scholl einst laut von dessen Preise, Der dort vor mir so tr?g und langsam schleicht, Jetzt fl?stert?s kaum von ihm in Siena leise. Dort herrscht? er, als, von dem Geschick erreicht, Fiorenzas Wut erlag, der stolzen, k?hnen, Der Stadt, die jetzt der feilen Hure gleicht. Dem Grase gleicht der Menschenruhm, dem Gr?nen, Das kommt und geht, und durch die Glut verdorrt, Die erst es mild hervorrief, zu ergr?nen." Und ich: "Mir d?mpft den Stolz dein wahres Wort Und weiss mir trefflich Demut einzupr?gen; Doch sprich: Wer geht so schwer belastet dort?" Silvani," sprach er, "ist es, hier deswegen, Weil sich so weit sein toller Stolz vergass, Dem freien Siena Ketten anzulegen. Drum ging er so und geht ohn? Unterlass, Seitdem er starb--der Zoll wird hier erhoben Von jedem, der sich dort zu hoch vermass." Und ich: "Weilt jeder, welcher aufgeschoben Bis zu dem Rand des Lebens Reu? und Leid. Dort unten erst und dringet nicht nach oben, Wenn ihm nicht Hilfe gl?ubig Fleh?n verleiht, Bis so viel Jahr?, als er gelebt, vergangen, Wie kam denn er herauf in k?rzrer Zeit?"-- Und er: "Er ist auf Sienas Markt gegangen Zur Zeit, da er den h?chsten Ruhm erstrebt, Hat dort gestanden, nicht von Scham befangen, Und, weil sein Freund in Carlos Haft gelebt, Um Hilf ihm und Befreiung zu gew?hren, Als Bettler dort an jedem Puls gebebt. Ich red? unklar, doch wird?s nicht lange w?hren, So handelt also deine Nachbarschaft, Dass du vermagst, dir alles zu erkl?ren-- Die Tat hat jene Schrank? ihm weggeschafft."

Zw?lfter Gesang

Gleichm?ssig, wie zwei Stier? im Joche zieh?n, Ging ich dem schwerbeladnen Geist zur Seiten, Solang es gut dem s?ssen Lehrer schien. Doch als er sprach: "Lass ihn, um vorzuschreiten, Hier gilt?s. soviel man immer kann, den Kahn Mit Segeln und mit Rudern fortzuleiten!" Da richtet? ich mich auf zur weitern Bahn Mit meinem Leib, obwohl gebeugt und bange Des Geistes Blicke noch zu Boden sahn, Und folgte meinem Hort im regen Drange Der Wissbegier, und beide zeigten wir, Wie leicht wir waren, schon im raschen Gange; Bis dass er sprach: "Zu Boden blicke hier, Um, was dein Fuss beschreitet, zu gewahren, Denn zu des Weges K?rzung frommt es dir." Wie, um der Freund? Erinnrung zu bewahren, Auf ird?schen Gr?bern dargestellt erscheint, Was, die drin ruhen, einst im Leben waren, So dass bei diesem Anblick jeder weint, Gereizt vom Schmerz der aufgerissnen Wunde, Der?s gut und fromm mit ihnen einst gemeint; So wies der Vorsprung mir, der in der Runde, Den Pfad dort bildend, jenen Berg umschloss, Manch Bild, doch trefflicher, auf seinem Grunde Ihn, edler, als was je der Erd? entspross, Erschaffen, sah ich, welcher mit der Eile Des Blitzes hier vom Himmel niederschoss. Dort aber auf des Weges anderm Teile, In starrem Todesfrost und tr?g und schwer, Lag Briareus, durchbohrt vom Himmelspfeile. Mars, Ph?bus, Pallas standen hoch und hehr, Auf die zerstreuten Riesenglieder sehend, Bewaffnet noch, um ihren Vater her. Am Fuss des grossen Werks den Nimrod stehend, Erblickt? ich dann, und wie verwirrt und toll Nach den Genossen seiner Arbeit sp?hend. Dich Niobe, dich sah ich jammervoll, Hier sieben Kinder tot, dort andre sieben; Wie jedem Aug? ein Tr?nenstrom entquoll. Saul, du schienst, ins eigne Schwert getrieben, Tot, wie auf Gilboa, das seit der Zeit Von Tau und Regen unbenetzt geblieben. Arachne, T?rin, einst voll Eitelkeit, Halb Spinn? itzt, auf den Fetzen vom Gewebe, Das du, o Arme, wobst zu deinem Leid. Rehabeam--es schien, als ob er bebe, Als ob er, statt wie immer sonst, zu droh?n, Im Wagen fl?chtig, unverjagt, entschwebe. Man sah Eriphylen und ihren Lohn, Wie teuer das unselige Geschmeide Ihr hier bezahlt ward von dem eignen Sohn: Den Sanherib, den seine S?hne beide Im Tempel t?teten voll Frevelmut Und liegen liessen in dem letzten Leide. Des Cyrus Tod und der Tomyris Wut-- Sie schien zum abgeschnittnen Haupt zu sagen: Dein Durst war Blut, nun f?ll? ich dich mit Blut. Dann der Assyrer Heer--es floh, geschlagen, Nach Holofernes? Tod, und hinterdrein Sah man mit grimmer Wut die Feinde jagen. O Ilion, wie niedrig und wie klein! Wohl standest du auf Trojas Fluren dreister Als hier, in Asch? und Schutt, auf dem Gestein! Wer war des Griffels und des Pinsels Meister, Der Formen und Geb?rden ausgedr?ckt Selbst zur Bewunderung der feinsten Geister? Mir schien, wie ich dahinging, tiefgeb?ckt, Was tot war, tot, was lebend war, zu leben, Nicht besser hat?s, wer?s wirklich sah, erblickt. Stolziert nur hin, fahrt fort, das Haupt zu heben, Senkt nicht den Blick, ihr, Evens S?hn?, er weist Euch sonst den schlechten Weg, das eitle Streben!-- Schon hatten wir vom Berge mehr umkreist, Schon war die Sonne weiter fortgegangen, Als ich bemerkt mit dem befangnen Geist; Als er, des Fuss und Seele vorw?rts drangen, Begann: "Blick? auf, erhebe Haupt und Sinn! Nicht ist?s mehr Zeit, den Bildern anzuhangen. Ein Engel naht--drum blick? empor, dorthin! Schon kehrt, von schnellen Fittichen getragen, Zur?ck des Tages sechste Dienerin. Schm?ck? itzt mit Ehrfurcht Antlitz und Betragen, Dann f?hrt er wohl mit Freuden uns empor. Denk?, nie wird dieser Tag dir wieder tagen." Und da er mich ermahnt schon oft zuvor, Die Zeit zu nutzen, kam es, dass ich nimmer Den Sinn, den solch ein Wort verschloss, verlor. Das sch?ne Wesen naht?--ein weisser Schimmer War sein Gewand; dem Stern des Morgens war Sein Antlitz gleich an zitterndem Geflimmer. Die Arm? erschloss er, dann das Fl?gelpaar, Und sprach: "Kommt jetzt, denn nahe sind die Stufen Und leicht erklimmt ihr sie und ohne Fahr. Nur wen?ge nah?n von vielen, die berufen. O Mensch, du f?llst bei jedes Windes Weh?n, Du, den zum Aufflug Gottes H?nd? erschufen." Bald liess er uns des Felsen ?ffnung sehn. Dort schlug er meine Stirn mit seinem Fl?gel Und hiess mich dann gesichert weitergehn. Wie ob der Stadt, die ihrer Herrschaft Z?gel So wohl zu f?hren weiss wie Recht und Pflicht, Am Weg zur Kirche, rechts am steilen H?gel, Den k?hnen Schwung des Bergs die Treppe bricht, Die man gebaut in jenen guten Zeiten, Wo sicher war das Mass und das Gewicht; So war der Fels, durch Stufen zu beschreiten, Obwohl er j?h sich senkt als steile Wand, Doch streift man das Gestein von beiden Seiten. Laut klang?s, indem ich dort mich aufw?rts wand, "Den geistlich Armen Heil!"--mit einem Sange, Wie ich so s?ss noch keinen je empfand. Wie anders war es hier, als bei dem Gange Ins H?llenreich! Bei Liedern klomm ich auf, Und dort hinab bei wildem Jammerklange. Die heil?gen Stiegen klommen wir hinauf, Und leichter schien mir?s hier, emporzukommen, Als erst auf ebner Bahn der leichtste Lauf. Sprich, Meister, welche Last ist mir entnommen," So rief ich, da ich dies bemerkt, zuletzt, "Dass ich fast m?helos emporgeklommen?" Und er: sind diese P, die zwar noch jetzt Dein Antlitz tr?gt, doch die schon halb verschwunden, Erst, wie das eine, v?llig ausgewetzt, Dann wird den Fuss dein Streben ?berwinden, So dass ihm Klimmen keine M?he macht, Ja, Wonne wird er dann im Steigen finden." Da tat ich jenen gleich, die, sonder Acht, Etwas mit sich am Haupte tragend, gehen, Bis sie bemerkt, dass man sich winkt und lacht; Drum sie die Hand gebrauchen, um zu sp?hen, Mit dieser suchen, finden und damit Zuletzt erschau?n, was nicht die Augen sehen. Denn mit den ausgespreizten Fingern glitt Ich an der Stirne hin, und sieh, vergangen War eins der Zeichen, das der Engel schnitt. Da schwebt? ein L?cheln um des Meisters Wangen.

Dreizehnter Gesang

Wir waren auf dem Gipfel jener Stiegen, Wo sich des Berges zweiter Abschnitt zeigt, Des Bergs, der l?utert, die hinaufgestiegen. Hier, wo man auf den zweiten Vorsprung steigt, Der, gleich dem ersten, rings die H?h? umwindet, Nur dass ein Bogen noch sich schneller beugt, Hier ist kein Bild, und jedes Zeichen schwindet, Daher man glatt den Weg und das Gestad Von des Gesteins schwarzgelber Farbe findet. "Dafern wir harrten, bis der F?hrer naht," So sprach Virgil darauf, "hier s?umig stehend, So w?hlten wir zu sp?t wohl unsern Pfad." Dann macht? er, festen Blicks zur Sonne sehend, F?r die Bewegung seinen rechten Fuss Zum Mittelpunkt, sich mit dem linken drehend. "O s?sses Licht, du fl?ssest den Entschluss Zum neuen Weg mir ein, du f?hr? uns weiter," Begann er, "wie ein treuer F?hrer muss. Du w?rmst die Welt, du machst sie hell und heiter; Nie wandle man, wenn sich dein Glanz verhehlt, Dr?ngt nicht die Not, und er sei unser Leiter." Soviel man hier auf eine Miglie z?hlt, So weit schon gingen wir auf jenen Pfaden In wenig Zeit, vom regen Trieb beseelt. Ein Geisterzug flog l?ngs den Felsgestaden, Geh?rt, doch nicht gesehn, herbei und schien Zum Tisch der Lieb? uns freundlich einzuladen. Der erste Geist rief im Vor?berflieh?n: Sie haben keinen Wein! Die Worte klangen Dann nochmals hinter uns im Weiterzieh?n. Und eh? sie, sich entfernend, ganz verklangen, Da rief: Ich bin Orest!--ein zweiter Geist, Und war im schnellen Flug vorbeigegangen. "O", sprach ich, "Vater, sage, was dies heisst?" Da klang die dritte Stimm? in meine Frage Und rief: Liebt den, der B?ses euch erweist. Und er: "Du findest hier des Neides Plage! Gegeisselt wird er hier, doch Liebe schwingt Der strengen Geissel Schnur zu jedem Schlage. Doch wisse, dass der Z?gel anders klingt. Du wirst ihn h?ren, eh? im Weitergehen Dein Fuss zum Passe der Verzeihung dringt. Versuch? es jetzo, scharf dorthin zu sp?hen, Und vor uns wirst du Leute, langgereiht, An dieser Wand des Felsens sitzen sehen. Da ?ffnet? ich sogleich die Augen weit Und sah die Schatten an der Felsenhalle, An Farbe dem Gesteine gleich ihr Kleid. Und n?her h?rt? ich sie mit lautem Schalle "Bitte f?r uns, Maria!" br?nstig schrei?n, "Michael und Petrus und ihr Heil?gen alle!" M?cht? einer noch so hart und grausam sein, Vor Mitleid w?re doch sein Herz entglommen, H?lt? er, wie ich, gesehn der Armen Pein. Denn als ich nun so nahe hingekommen, Dass ich Geb?rd? und Angesicht erkannt, Da ward mein Herz durchs Auge schwer beklommen. Ihr Anzug war ein schlechtes Bussgewand; Sie lehnten sich an sich und ihren R?cken Sie allesamt an jene Felsenwand; Den Blinden gleich, die Not und Hunger dr?cken, Und die an Ablasstagen bettelnd stehn, Und, Kopf an Kopf gedr?ngt, sich kl?glich b?cken, Indem sie, um das Mitleid zu erh?h?n, Nicht minder mit den j?mmerlichen Mienen, Als mit den lauten Jammerworten fleh?n. Und, gleich den armen Blinden, war auch ihnen Den bangen Schatten, welchen ich genaht, Der Glanz des Himmelslichts umsonst erschienen. Gebohrt war durch die Augenlider Draht, Ihr Auge, wie des Sperbers, ganz vern?hen; Der, wild, nicht nach des J?gers Willen tat. Mir aber schien es unrecht, dass ich sehend, Doch ungesehn dort ging, drum wandt? ich mich Zum weisen Rat, nach seiner Meinung sp?hend. Er, der sogleich erriet, weswegen ich Noch stumm, auf ihn die Blicke fragend lenkte, Sprach: "Rede jetzt, doch kurz und sinnig sprich." An jener Seite, wo der Fels sich senkte, Ging mir Virgil, wo leicht zu fallen war, Weil kein Gel?nder dort den Rand verschr?nkte; Zur andern Seite sass die fromme Schar, Und durch die grause Naht gepresste Z?hren, Die ihre Wangen netzten, nahm ich wahr. "Ihr, sicher, euch im Lichte zu verkl?ren," Begann ich nun, "das einzig euer Traum, Das einzig euer Wunsch ist und Begehren, Die Gnade l?s? euch des Gewissens Schaum Und mache drin auf reinem lauterm Grunde Der Seele klaren Fluss zum Str?men Raum. Doch bitt? ich euch, gebt mir gef?llig Kunde: Ist eine Seel? aus Latium hier?--Ich bin F?r sie vielleicht dann hier zur guten Stunde." "O Bruder, jede Seel? ist B?rgerin Von einer wahren Stadt--doch willst du fragen, Ob ein? in Welschland lebt als Pilgerin." So schien?s, von mir noch etwas fern, zu sagen, Daher ich, weil ich fast das Wort verlor, Sogleich beschloss, mich weiter vor zu wagen. Und eine wartete, so kam mir?s vor, Auf Antwort, und, um?s deutlicher zu zeigen, Hob sie, dem Blinden gleich, das Kinn empor. "Du," sprach ich, "die sich beugt, um aufzusteigen, Warst du?s, die Antwort gab, so magst du mir Jetzt deinen Ort und Namen nicht verschweigen." "Ich war von Siena, und mit diesen hier", So sprach sie, "l?utr? ich mich vom Lasterleben, Und weinend fleh?n um Gottes Gnade wir. Sapia hiess ich, ob ich gleich ergeben Der Torheit war, denn mir schien andrer Leid Weit gr?ssre Lust, als eignes Gl?ck zu geben. Doch zweifelst du an meinem tollen Neid, So h?re nur!--Die Jugend war verflossen, Und abw?rts ging der Bogen meiner Zeit, Als nah bei Colle meine Landsgenossen Den kampfbereiten starken Feind erreicht; Da bat ich Gott um das, was er beschlossen. Drauf wird ihr Heer geschlagen und entweicht, Und ich, erblickend, wie der Feind es jage, F?hl? eine Lust, der keine weiter gleicht, So dass ich k?hn den Blick gen Himmel schlage Und rufe: Gott, nicht f?rcht? ich mehr dich jetzt! Der Amsel gleich am ersten warmen Tage. Nach Gottes Frieden sehnt? ich mich zuletzt Am Rand des Lebens, aber meine Schulden, Durch Reue w?ren sie nicht ausgewetzt, Wenn Pettinagno meiner nicht in Hulden Gedacht in seinem heiligen Gebet; Noch m?sst? ich vor dem Tore harrend dulden. Doch wer bist du, der offnen Auges geht, So scheint?s, um unsern Zustand zu erkunden, Und dessen Atem noch beim Sprechen weht?"-- "Mit Draht wird einst mein Auge hier durchwunden," So sprach ich, "doch ich hoffe kurze Frist, Weil man?s nur selten scheel vor Neid gefunden. Mehr als das Leid, ob des du traurig bist, Hat Sorge mir die untre Qual bereitet. Schon f?hl? ich, wie die B?rde dr?ckend ist." Und sie: "Wer also hat dich hergeleitet, Dass du, um r?ckzukehren, hier erscheinst?" "Er, der dort schweigend steht, hat mich begleitet. Ich leb?, erw?hlter Geist, und wenn ich einst Jenseits als Sterblicher f?r dich bewegen Die F?sse soll, so fordre, was du meinst." "So Neues sagtest du," sprach sie dagegen, "Dass es dir sicher Gottes Huld bew?hrt. Verwende drum dein Fleh?n zu meinem Segen. Ich bitte dich, bei allem, was dir wert, Wirst du dich je im Tuscierland befinden, So sei zum Bessern dort mein Ruf gekehrt. Beim eiteln Volk wirst du die Meinen finden, Das Talamon verlockt zum Hoffnungswahn; Und wie bei Dianas Quelle wird er schwinden, Doch setzen mehr die Admirale dran."

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