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Words: 39434 in 20 pages
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Edition: 10
Angela Borgia
Conrad Ferdinand Meyer
Erstes Kapitel
Als die Angetraute des Erben von Ferrara, welche die Tochter des Papstes und Donna Lukrezia genannt war, von ihrem Gatten, Don Alfonso von Este, im Triumph nach ihrer neuen Residenz geholt wurde, ritt sie, w?hrend er den gl?nzenden Zug anf?hrte, in der Mitte desselben auf einem schneeweissen Zelter unter einem purpurnen Thronhimmel, den ihr die Professoren der Universit?t zu H?upten hielten.
Die w?rdigen M?nner schritten feierlich je vier an einer Seite des Baldachins, neben welchen andere acht gingen, um sie an den vergoldeten Stangen abzul?sen und ihrerseits des Dienstes und der Ehre teilhaftig zu werden. Hin und wieder erhob der eine und der andere den sinnenden Blick auf die zartgef?rbte, lichte Erscheinung im wehenden Goldhaar. Der Professor der Naturgeschichte erforschte und bedachte die seltene Farbe ihrer hellen Augen und fand sie unbestimmbar, w?hrend der Professor der Moralwissenschaften, ein Greis mit unbestechlichen Falten, sich ernstlich fragte, ob auf dem unheimlichen, mit Schlangen gef?llten Hintergrunde einer solchen Vergangenheit ein so frohes und sorgenloses Gesch?pf eine menschliche M?glichkeit w?re, oder ob Donna Lukrezia nicht eher ein unbekannten Gesetzen gehorchendes, d?monisches Zwitterding sei. Der dritte, ein Mathematiker und Astrolog, hielt die F?rstin f?r ein nat?rliches Weib, das nur, durch masslose Verh?ltnisse und den Einfluss seltsamer Konstellationen aus der Bahn getrieben, unter ver?nderten Sternen und in neuer Umgebung den Lauf gew?hnlicher Weiblichkeit einhalten werde.
Der vierte, ein J?ngling mit krausem Haar und k?hnen Z?gen, verzehrte die ganze schwebende Gestalt vom Nacken bis zur Ferse mit der Flamme seines Blickes. Das war Herkules Strozzi, Professor der Rechte, und trotz seiner Jugend zugleich der oberste Richter in Ferrara. W?re es nicht seine F?rstin gewesen, er h?tte sie als florentinischer Republikaner vor sein Tribunal geschleppt, aber gerade dieser strahlende rechtlose Triumph ?ber Gesetz und Sitte nach so schm?hlichen Taten und Leiden riss ihn zu bewunderndem Erstaunen hin.
Unangefochten von diesem Gedankengefolge, aber es leicht erratend, klar und klug, wie sie war, verbreitete die junge Triumphatorin Licht und Gl?ck ?ber den Festzug mit ihrem L?cheln. Doch auch sie hing unter ihrer lieblichen Maske ernsten Betrachtungen nach, denn sie erwog die Entscheidung dieser sie nach Ferrara f?hrenden Stunde, welche die Br?cke zwischen ihr und ihrer gr?sslichen Vergangenheit zerst?rte. Diese w?rde noch hinter ihr drohen und die Furienhaare sch?tteln, aber durfte nicht nach ihr greifen, wenn sie selbst sich nicht schaudernd umwandte und zur?cksah, und solche Kraft traute sie sich zu.
Eine zarte Pflanze, aufwachsend in einem Treibhause der S?nde, eine feine Gestalt in den schamlosen S?len des Vatikans, den ersten Gatten durch Meineid absch?ttelnd, einen anderen von ihrer Brust weg in das Schwert des furchtbaren und geliebteren Bruders treibend, hatte Lukrezia M?he gehabt, in den Kreuzg?ngen der Kl?ster, wohin sie sich mitunter nach der Sitte zu mechanischer Busse zur?ckzog, die einfachsten sittlichen Begriffe wie die Laute einer fremden Sprache sich anzulernen; denn sie waren, ihrer Seele fremd. H?chstens geschah es, dass ihr einmal ein Busse predigender M?nch, den dann der Heilige Vater zur Strafe in den Tiber werfen liess, eine pl?tzliche R?te in die Wangen oder einen Schauder ins Gebein jagte. Mit der von ihrem unglaublichen Vater ererbten Verj?ngungsgabe erhob sie sich jeden Morgen als eine Neue vom Lager, wie nach einem Bade v?lligen Vergessens. Dergestalt verwand sie ohne M?he, was eine gerechte Seele mit den schwersten Bussen zu s?hnen f?r unm?glich erachtet, was sie zur Selbstvernichtung getrieben h?tte. Und wenn sie nach einer unerh?rten Tat verfolgende Stimmen und Tritte der Geisterwelt hinter sich vernahm, so verschloss sie die Ohren und gewann den Geistern den Vorsprung ab auf ihren jungen F?ssen.
Nur ihr Verstand, und der war gross, ?berzeugte sie durch die Vergleichung der r?mischen Dinge mit den Begriffen der ganzen ?brigen, der lebenden und der vergangenen Welt, oder durch ein irgendwo geh?rtes m?nnliches Urteil, oder durch das von ihr wahrgenommene Erschrecken eines Unschuldigen bei ihrem Anblick--ihr Verstand allein ?berf?hrte sie nach und nach von der nicht empfundenen Verdammnis ihres Daseins, aber allm?hlich so gr?ndlich und unwidersprechlich, dass sie mit, Sehnsucht, und jeden Tag sehnlicher, ein neues zu beginnen und Rom wie einen b?sen Traum hinter sich zu lassen verlangte.
Ihr Begehren, dessen Heftigkeit sie verbarg, erf?llte ihr dritter Gemahl, der Erbe von Ferrara.. Beim Anblick dieser ruhigen, geschlossenen Miene hatte sie sich gesagt: Jetzt ist es erreicht. Mit diesem bin ich gerettet. Sicherlich kennt er meine Vergangenheit und t?uscht sich dar?ber, so reizend ich bin, keinen Augenblick. Es kostet ihn ?berwindung, mit mir den Ring zu wechseln bei dem Geschrei, in dem ich stehe, und bei seiner b?rgerlichen Ehrsamkeit; wenn er sich nun aber entschlossen hat, mich zum Weibe zu nehmen zur Wohlfahrt seines Staates und um mit vollen H?nden aus dem Schatze des heiligen Petrus zu sch?pfen--aus welchem Grunde es sei, so wird der Mann, wie er ist, einen mutigen Strich durch meine Vergangenheit ziehen und mir dieselbe niemals vorhalten, fall' ich nicht in neue Schuld... davor aber werde ich mich wahren. Und er wird meine Gaben kennenlernen, meine Regentenkunst bewundern--Donna Lukrezia hatte schon F?rstent?mer und w?hrend der Abwesenheit des Vaters selbst die apostolische Kirche verwaltet--, meine unverwirrbare Geistesgegenwart, meine Billigkeit, meine Leutseligkeit... Niemals werde ich ihm den Schatten eines Anlasses geben, Treue oder Gehorsam seines Weibes zu beargw?hnen... wenn nicht, ausser wenn--eine Furche senkte sich zwischen die fr?hlichen Brauen, und sie schauderte--ausser wenn der Vater befiehlt; aber der sitzt in Rom--oder der Bruder ruft; aber der liegt in seinem spanischen Kerker.
Sie l?chelte das Volk an, um die Schmach ihrer Abh?ngigkeit tief zu verstecken, kraft deren sie mit Vater und Bruder zu einer h?llischen Figur verbunden war. Dann nahm sie ihre ganze Kraft zusammen, und mit einem kr?ftigen Ruck entschlug sie sich der Sache.
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