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Words: 57861 in 22 pages
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: Im grünen Tann by Achleitner Arthur - Short stories; Villages Fiction; Germany History Black Forest insurgencies 18th and 19th century Fiction; Germany Social life and customs 19th century Fiction; Black Forest (Germany) Fiction DE Prosa
Im gr?nen Tann
Schwarzwaldnovellen
von Arthur Achleitner
Berlin
Verein der B?cherfreunde
Schall & Grund
Inhalt
Die Herzogskerze Giftkl?rle Der Pelagier
Die Herzogskerze
?ber den ,,toten B?hl", einen Teil der Hochebene im s?dlichen Schwarzwald Badens, braust der Herbstwind in langen St?ssen; es seufzt der Tann in den niederen Lagen, oben aber auf der kahlen H?he ?chzen die wenigen alten knorrigen Buchen und am einsam ragenden Kruzifix bebt die Holzfigur des Heilandes, nachdem Regen und Wind die Holzn?gel gelockert und die Befestigung m?rbe gemacht haben. ?d und rauh, unwirtlich ist dieser Strich badischen Schwarzwaldlandes, den der Volksmund selbst bezeichnend den ,,toten B?hl" nennt, weil die H?gelreihe wahrhaftig an den Tod der Natur gemahnt, heimgesucht von scharfem Westwind und h?ufigem starken Schneefall, der schon auf die alten Strohd?cher der Waldd?rfer f?llt, wenn dr?ben am glitzernden Rhein, im sonnigen Garten des badischen Unterlandes Wiesen und Matten noch im sp?tsommerlichen Glanze prangen. Einzelne Gemarkungsnamen verraten nur zu deutlich die Selbstkritik der W?ldler ?ber ihre engste, selten verlassene Heimat; hier heisst ein Wiesengrund das ,,elende L?chle", dort eine felsendurchsetzte, von Bergf?hren umwucherte Fl?che das ,,?de Land". Und verschlossen, rauh wie seine Heimat ist auch der Hauensteiner in dieser alten Gemarkung mit seiner z?hen Anh?nglichkeit an die alten Zeiten, an die sagenhaften alten ,,Handfesten und Privilegy" des Grafen Hans, an sie Einung und mittelalterliche Reichsunmittelbarkeit mit ihren schweren K?mpfen gegen Obrigkeit und neues Recht. ,,Hotzen" heissen die Bewohner des Hauensteiner Waldgrundes nach ihrer k?nstlich gef?lteten Pluderhose, die oft zehn bis zw?lf Ellen Tuch beansprucht, wenn die nach Geschmack und Brauch der st?mmigen alemannischen W?ldler sein soll. Der ?ber die unwirtlichen H?hen brausende Wind erz?hlt den W?ldlern manches von goldener Freiheit, die auf den her?berblinkenden Schweizer Bergen herrscht, er singt in kraftvoller Weise von Unabh?ngigkeit, wie sie in den Urkantonen des Nachbarlandes gedeiht; nichts aber dringt herein in den Tannichtschatten und in das Waldesweben von neuer, anderer Zeit, und unber?hrt bleibt der Hauensteiner vom Getriebe einer fremden Welt.
Immer sch?rfer bl?st der Wind aus West; schwarzgrau verhangen ist das Firmament, schon wirbeln einzelne Flocken ?ber den ,,toten B?hl" als Vorboten des fr?hen Winters mit seiner unerbittlich strengen Herrschaft, so er sich einmal eingenistet hat im ?den Waldstrich, der hochgelegenen Heide und in den wuchtigen Steinfeldern. Immer dringlicher r?ttelt der Wind an den m?chtigen moosumwucherten Strohd?chern des einsam im ,,toten B?hl" liegenden D?rfchens Hochsch?r, als will er der Bedachung St?cke entreissen und fort in die L?fte f?hren, den armen W?ldlern zum Trutz. Besonders w?tet die Windsbraut um das einsam seitw?rts dem D?rflein stehende Wirtshaus, dessen vergilbtes Schild kaum noch erkennen l?sst, dass einst die drei K?nige aus dem Morgenland Schutzpatrone f?r zechende Hotzen gewesen sind. Die Hochsch?rer haben denn auch v?llig auf die morgenl?ndischen Wirtshausk?nige vergessen und lieber dem daneben stehenden abgeworbenen Lindenbaum zu Ehren die weltverlassene Rastst?tte zum ,,d?rren Ast" benamset, wo ein S?uerling verabreicht wird, der selbst grimmig verrissene Schuhe wieder zusammen zu ziehen in der Lage ist. Das sturmumtoste Wirtshaus ist geflickt, wo man es nur betrachtet; geflickt durch eingef?gte Strohb?scheln das uralte verwitterte Dach, geflickt die eingedr?ckten Fensterscheiben durch Papierverklebung; die Th?ren zeigen g?hnende L?cher, durch welche der H?henwind wohl luftig pfeift und den Qualm des Herdfeuers vergn?glich durch den Flur jagt bis hinter zum Tenn und durch das wackelige Scheuerthor hinaus auf die ,,Einfahr". Grimmig gr?hlt und r?ttelt der Sturmwind am Hausger?t im ,,Schild", im freien Raum, der noch vom vorgehenden Dach ?berw?lbt ist; doch mag es hier knattern und krachen, ?chzen und poltern, das Get?se lockt weder den Wirt zum ,,d?rren Ast", noch sonst einen Inwohner aus dem Hause hervor, und das Streulaub kann im tollsten Getriebe um das Haus wirbeln, niemand wird den Hausen etwa mit Tannicht biegen oder mit Steinen beschweren, um einer Entf?hrung vorzubeugen. Streitpeterle, der Wirt zum ,,d?rren Ast" hat wichtigere Dinge im Kopf, als sich um solche geringf?gige Sachen zu k?mmern; er hockt drinnen in seiner Stube und br?tet nach ?ber eine Angelegenheit, die sein Sohn ihm heute morgen br?hwarm aus Waldshut hinterbrachte, so eine vertrakte Neuerung, wie sie in letzter Zeit mehrfach die W?ldler ?berraschten und zum sinnieren veranlagten. Mit Amt und um eine Sache ,,uszuprobyre" auch mit dem Hofgericht zu Freiburg zu prozessieren, ist f?r den alten Peter eine Kleinigkeit und ob seiner Prozesslust, die sein Hab und Gut allm?hlich aufgesaugt, hat der ,,d?rre Ast"-Wirt auch den Vulg?rnamen ,,Streitpeterle" wegbekommen, was ihn diesmal stumm und nachdenklich macht ist die Botschaft, dass die Regierung eine Feuerschauordnung verf?gt und angeordnet haben solle, dass durch bestellte Schornsteinfeger die Kamine selbst in den Waldd?rfern und Ein?dh?fen untersucht und gekehrt werden m?ssen. Peterle hatte anfangs seinen flachshaarigen Buben, den zwanzigj?hrigen Jak?ble mit weit ausgerufenen Augen und offenem Mund angestarrt, ohne ein Wort aus dem Schlund zu bringen. F?r ihn war die Neuigkeit so ?berw?ltigend, als wenn Jobbeli etwa gemeldet h?tte, der ,,Salpeterhannes" sei wieder lebendig geworden und habe die Einung zu den Waffen gegen die vorder?sterreichische Regierung gerufen, wiewohl Haus Albiez schon an die achtig Jahre im Grabe ruht.
In einem Schwarzwaldhaus, in einem Einungsgeh?ft die Esse kehren! Und noch dazu bei Peter Gottstein, der sich aufs Protestieren und Prozessieren besser versteht als all' die gelahrten Herren von Freiburg bis Mannheim! Aber es wird nichts daraus! Hat der alte Gaugraf Hans von Hauenstein keinen Rauchfangkehrer gehabt, so kann der Streitpeterle solchen um vier Jahrhunderte sp?ter auch entbehren, zumal auch erst ausprobyret werden muss, ob die Appenzeller und Graub?ndener ihre Kamine fegen lassen oder ob sothane Verf?gung ein uralte Rechte verletzender Eingriff der Regierung sei, welch' letztere den Hotzen nichts zu befehlen habe. Also sinniert Peterle vor sich hin und schiebt von Zeit zu Zeit die schwielige Rechte in sein buschiges Grauhaar, wie wenn er seinen Gedanken oben an der Sch?deldecke Luft machen wollte. Und zeitweilig knurrt er und beisst die Zahnstumpen aufeinander. Dann springt er auf, schreitet auf ein Regal aus Tannenholz zu, in dem sich feins?uberlich geordnet dicke Aktenst?sse befinden und tr?gt nun Fascikel um Fascikel auf den rohgef?gten Tisch, um nachzuschlagen, ob sich darinnen etwas vorfinde, worein man sich zu einem kr?ftigen Protest einh?ngen k?nne. Aber soviel Peter auch bl?ttert in den Schriften, Nummer um Nummer durchnimmt, es findet sich nichts von Schlotfegerei. Gerichtsbeschl?sse, alte Hofentscheide von Grossvaterszeiten her, unangenehme Sachen mit ihren Erinnerungen an die ungl?cklich verlaufenen Salpetererkriege und Prozessakten, kostspielige Schriftst?cke, die Peters sch?nste K?he und ?cker verschlungen und ihn schier arm gemacht haben. Und nach Durchsicht seiner Registratur kommt Peterle folgerichtig in seinem Gedankengang zu dem Schluss: ,,Enthalten seine wohlgeordneten Akten nichts von einer Feuerbeschau und Schlotfegerei, so k?nne sothane Verordnung unm?glich Rechtens sein." Und daher nimmt Peter einen Bogen Kanzleipapier, taucht die verstaubte Feder in die halb eingetrocknete Tinte und kritzelt mit dem knisternden G?nsekiel nieder: ,,Beschluss! Von einer Verpflichtung, meinen Kamin durch ein fremdes Organ fegen zu lassen, findet sich in den Akten seit Grossvaters Zeit her nichts vor, war auch niemals Brauch im Hauensteinschen Land. Daher wird sothaner Neuerung die Zustimmung verweigert und jeder fremde Schlotfeger hinausgeworfen, so er sich heraufwagt. Auch wird ihm Atzung und Trunk in der Gaststube nicht verabreicht. Gegeben am Evaristustage Anno 1805. Peter Gottstein."
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