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Words: 8771 in 2 pages

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llen Kampf zu beobachten. Nasr suchte mich auf jede Weise zu schikanieren; dabei war er doch unter allen Umst?nden der Reingefallene, denn sein Trinkgeld wurde nur immer schm?ler.

Wir zogen eine lange, ?usserst steinige, mit Baumreihen eingefasste Landstrasse entlang. Die H?user sind hier schon mit Nummern bezeichnet und ab und zu sieht man russische Firmenschilder und Annoncen. Es war dr?ckend heiss, und bei der entsetzlichen M?digkeit der Tiere, die nichts Ordentliches zu fressen bekommen hatten, wurde der Weg geradezu zur Qual.

Im chinesischen Turkestan sind Pferde sehr viel billiger, als im russischen Turkestan; daher pflegen die Leute, die mit Karawanen ?ber das Gebirge gehen, in Russland ihre s?mtlichen Tiere zu verkaufen. Dass sie in den letzten Tagen die Tiere nicht mehr ordentlich f?ttern, ist bei der Herzlosigkeit der T?rken gegen ihre Tiere begreiflich. Ich glaube, dass mein Karawan-Baschi die ganze Reise ?ber nicht drei Rubel f?r Futter ausgegeben hat. Er liess die Tiere stets nur grasen, und ich musste hinterher das Trinkgeld an die Kirgisen bezahlen.

Auf dem weiteren Wege begegneten wir mehrfach russischen Damen in Troikas; sie sahen sich erstaunt nach mir um. Gegen 11 Uhr, nach 22 Kilometer Marsch, rastete ich in einem Nest mit Basar, es war dringend n?tig f?r die ?berm?deten Tiere; ich musste wieder f?r mein Geld Futter kaufen. Die Karren hierzulande sind merkw?rdig: sie laufen auf zwei R?dern mit einer Art fester, sich nach vorn verj?ngender Plane; bespannt sind sie mit einem in der Schere gehenden Pony. Dieser tr?gt einen Sattel, auf dem der Kutscher mit hoch angehockten Knien und auf die Scherendeichsel gestellten F?ssen sitzt. Vom Karren selbst aus sah ich nicht fahren. Die Frauen gehen s?mtlich verschleiert. Nach einer Stunde Rast, w?hrend der ich mich an Aprikosen, ?pfeln sowie jungen Gurken delektiert hatte, ging es weiter.

Wir kreuzten noch zwei H?gelreihen und n?herten uns allm?hlich Andischan, das sich durch mehr und mehr vom letzten Erdbeben zerst?rte Ortschaften ank?ndigte. Es sah trostlos aus in diesen D?rfern; die Einwohner wohnten in Strohh?tten, in Jurten, und wo sich immer nur ein gesch?tztes St?ckchen Erde bot. Gegen 3 Uhr hatten wir Andischan erreicht. Einige in Tr?mmern liegende Villen und eine Menge provisorischer Baracken gemahnten mich an die erste Zeit meines Tientsiner Aufenthaltes; es sah hier ganz ?hnlich aus. Wie die sch?nste Opernmelodie t?nte mir von weitem der Pfiff und das Stampfen der Lokomotive in das Ohr, ein sehr lange entbehrter Genuss. Kein Mensch konnte uns Auskunft geben, wo Unterkunft zu finden sei. "Sie m?ssen eben suchen", war die stereotype Antwort, "wir wohnen draussen, es ist alles zerst?rt." So zogen wir eine ungef?hr 300 Meter breite, von hohen Pappeln eingefasste Strasse entlang zum Basar. Auch hier riesiges Gewimmel von kleinen Holzh?uschen, Buden, aber nirgends ein freier Platz. In Zelten war ein Lazarett aufgeschlagen. Alle Gewerbe waren hier eifrig bei der Arbeit, einige Gasth?user waren schon wieder aufgebaut, und in denselben, hockte auf Filzteppichen, wie ?berall, die rauchende Nichtstuergesellschaft. Eine Gruppe h?bscher J?dinnen, jedenfalls bucharischer Herkunft, konnte mir in keiner der mir gel?ufigen Sprachen Antwort geben. Schliesslich fragte ich nach den Soldatenbaracken; man wies uns in der Richtung nach dem Bahnhof zur?ck. In der N?he des letzteren gelangten wir auf eine Art russischen Basars, auf dem eine Menge russischer und armenischer Kaufleute handelte, zwischen denen viele Soldaten mit ihren weissen, sehr sauberen Uniformen herumspazierten. Ich liess in einem Teehause abpacken, um mich selbst nach Quartier auf die Suche zu begeben, und fand bald inmitten einer grossen Menschenmenge s?mtliche Offiziere des hier garnisonierenden Bataillons mit ihren Damen um einen Tisch versammelt, an dem Waren aus einem gerade zusammengest?rzten Magazin ?ffentlich verkauft wurden.

Ich ging heran und stellte mich dem ?ltesten Offizier auf franz?sisch vor; er verstand mich jedoch nicht. Die neben ihm sitzende Dame aber sprach franz?sisch, und gleich darauf, als ich erkl?rte, dass ich deutscher Offizier sei, sagte der eine der Offiziere neben mir: "Ich spreche deutsch." Es war der Distrikts-Chef Baron Stackelberg. Ich hatte Gl?ck, denn auf meine Bitte, mir zu einem Quartier behilflich zu sein, dr?ngte sich ein junger Mensch durch die neugierige Menge und sagte: "Ich bin Deutscher, ich werde den Herrn f?hren." Ich bedankte mich nun bei den Offizieren und liess mich nach einem Hotel bringen. Dieses war in Barackenstil neu aufgebaut, machte einen sauberen Eindruck und wurde von einem Armenier gehalten. Das Zimmer kostete pro Tag einen Rubel. Ich liess sofort meine Sachen hierher bringen, packte aus und f?hlte mich wieder als Mensch.

Mein neuer F?hrer nannte sich Modrow, war f?nf Jahre russischer Soldat gewesen und augenblicklich hier als Fleischer t?tig. Er erwies sich sofort als sehr n?tzlich, nebenbei war ich mit einem Schlage von dem ganz kleinlaut gewordenen Nasr, der mir bisher als Dolmetscher gedient und sich f?r unentbehrlich gehalten hatte, ganz unabh?ngig. Wir wanderten in die Stadt, um Eink?ufe zu machen: W?sche, Stiefel, ein Fass zur Verpackung meiner Sachen, Photographien zum Andenken; es gab alles, aber nat?rlich zu entsprechenden Preisen. Ich sah ein St?ck der Stadt, die im grossen Stil, mit breiten langen Strassenlinien und sehr vielen G?rten angelegt ist. Beim Erdbeben sind nur die Kapelle und die einem Deutschen geh?rige Bierbrauerei stehen geblieben; letztere machte nat?rlich jetzt gl?nzende Gesch?fte und verkaufte ein recht angenehmes Bier, f?r mich seit sechs Monaten wieder das erste. Wir assen in einer provisorischen Kneipe gut und billig.

Die russische Milit?rverwaltung hielt alles unter sch?rfster Kontrolle, und ?berall herrschte musterhafte Ordnung. Die reichlich vorhandenen Polizeisoldaten mit aufgepflanztem Bajonett sahen auch nicht so aus, als ob sie mit sich spassen liessen. S?mtliche Preise, sowohl was die Zimmermiete, als auch was den Nahrungsmittel- und Alkoholverkauf anbetraf, standen unter Kontrolle. Viele Wirtschaften durften ?berhaupt weder Bier noch Schnaps versch?nken; gestohlen soll hier so gut wie gar nicht werden, und auch unmittelbar nach der Katastrophe soll, dank dem sofort reichlich hergesandten Milit?r, keinerlei Unordnung eingerissen sein.

Ich sah noch einen h?bschen, grossen, ?ffentlichen Park, in dem abends die Milit?rkapelle frei konzertierte, als Er?ffnungsst?ck die Marseillaise spielend. In meinem Gasthause wohnte eine ganze Menge zweifelhafter Personen weiblichen Geschlechts. Der Wirt jedoch ?bte strenge Aufsicht und so lange die Lampen brannten, war keine Ann?herung erlaubt. Was nachher geschah, daf?r schien er sich weniger verantwortlich zu f?hlen, denn er verschwand gegen 10 Uhr.

Am 29. Juni morgens schickte ich meinen Pass zur Polizei, die dann selbst in Gestalt eines Offiziers erschien und meine Angelegenheiten als geordnet bezeichnete. Bis dahin hatte mir mein Wirt nicht recht ?ber den Weg getraut. Zwar hatte mir der "Baron" auf offenem Markte die Hand gegeben, auch hatte von mir in der hiesigen "Gazetta" gestanden, aber bis die Polizei nicht ihr endg?ltiges Urteil abgegeben hatte, schien ihm die Sache doch nicht geheuer. Ich veranstaltete eine Generalrevision meiner Sachen; aus allen, nicht zum Mitnehmen bestimmten wurde ein grosses B?ndel gemacht, mit dem Modrow zum ?ffentlichen Verkauf auf den Basar ging. Unterdessen schrieb ich Briefe und Tagebuch, ass zu Mittag bescheiden in einem Garten und brachte dann bei der in einem Eisenbahnwaggon untergebrachten Post meine Briefe unter. Am Nachmittag packten wir Kisten und um 4 Uhr ging ich zum Obersten und zum Distrikts-Chef, um meine Besuche zu machen. Ich wurde liebensw?rdig aufgenommen und meist im mangelhaften Franz?sisch von den zugeh?rigen Damen ?ber meine Reise ausgefragt.

Modrow benutzte den Abend, um sich einen t?chtigen Rausch zu holen; noch am 30. Juni fr?h war er vollkommen betrunken, ausserdem hatte er sich ein blaues, verschwollenes Auge von einer Pr?gelei mitgebracht. Ich hatte am vorhergehenden Abende ?brigens Gelegenheit, mich von der ziemlich laxen Moral des niedrigen Volkes zu ?berzeugen. Die Zust?nde grenzen in dieser Beziehung allerdings nahe an das Unm?gliche.

Ein Tischler schloss meine Kisten und wir brachten sie zu einem Speditionsgesch?ft zum Versenden nach Deutschland. Das Erledigen der Formalit?ten dauerte dort so lange, dass ich den einzigen am Tage fahrenden Zug verpasste und noch einen Tag bleiben musste. Ich benutzte diesen, um mir die deutsche Brauerei anzusehen und wurde vom derzeitigen Manager, einem Herrn Kilb, sofort sehr freundlich aufgenommen. Die liebensw?rdige Familie hielt mich bis zum sp?ten Abend fest, worauf mich der Besitzer in seinem eigenen Fuhrwerk zum Hotel zur?ckschickte.


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